Far Cry 3: Blood Dragon im Test - Ein Herz für Drachen

Das Standalone-Addon Far Cry 3: Blood Dragon im Test: Ein Mark-IV-Cyber-Commando, ein größenwahnsinniger Bösewicht, Cyber-Drachen mit Laseraugen, ganz viele Herzen in der Hosentasche und an jeder Ecke eine überdrehte Anspielung, fertig ist Ubisofts unterhaltsame Satire auf Film-Ikonen unserer Jugend – und auf aktuelle Spiele.

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Wie wäre es mit dem allergrundlegendsten Shooter-Leitsatz: »Feinde in Waffenreichweite können erschossen werden.« Oder: »Sehen Sie sich um, um sich umzusehen.« Nicht witzig? Na gut, jeder Jeck ist anders, aber wer nicht spätestens beim markig aus der Kehle gepressten »Rex, wenn ich das nicht überlebe, sag ihnen, ich bin für mein Land gestorben.« - »Das sagst du ihnen selbst, okay!?« in sich hineingrinsen muss, der sollte das Standalone-Addon Far Cry 3: Blood Dragon zu Ubisofts Inselabenteuer Far Cry 3 lieber großräumig umzirkeln.

Universal Star Terminator

Wir könnten diesen Artikel ausschließlich mit Zitaten füllen, und trotzdem hätte wahrscheinlich jeder am Ende ein ziemlich genaues Bild davon, worum es in Far Cry 3: Blood Dragon geht. Das Spiel hat's nicht mit ernstem Shooter-Business, es setzt auf Trash und ist sich dabei nicht mal zu schade, grundlegende Shooter-Mechanismen auf peinlich überzogene Art auf die Schippe zu nehmen. Lachen ist Programm, den entsprechenden Humor und popkulturgeschichtlichen Hintergrund vorausgesetzt.

Eingebettet wird die Ballerei nämlich in eine Quatsch-Geschichte, die man getrost als satirisches Destillat aus Filmen der späten 70er, der 80er und frühen 90er bezeichnen kann. Nicht aus erzählerischen Schwergewichten wie Der Letzte Kaiser oder Jenseits von Afrika oder Bernhard und Bianca im Känguruland, sondern aus Dingern wie Hirn-aus-Action à la Red Scorpion oder Universal Soldier sowie ikonischen Abenteuern der Marke Stirb langsam, Star Wars oder Terminator. Also aus all dem Unterhaltungskram, den wir uns ab und zu noch mal anschauen (außer Red Scorpion und Universal Soldier), um die Jugend wiederaufleben zu lassen, und der uns mit so vielen erinnerungswürdigen Momenten versorgt hat, dass wir nahezu jede überzogene Anspielung in Blood Dragon sofort zuordnen können. Und wenn wir's mal nicht können, dann verstehen wir trotzdem, warum's witzig oder zumindest witzig gemeint ist, je nach Humorveranlagung.

In einigen Missionen müssen wir die Cyber-Drachen aktiv bekämpfen. Der Bauch der Viecher ist dabei am leichtesten zu verwunden. In einigen Missionen müssen wir die Cyber-Drachen aktiv bekämpfen. Der Bauch der Viecher ist dabei am leichtesten zu verwunden.

Blood Dragon ist albernster Science-Fiction-Action-Unsinn und spielt im Jahre 2007. Die Frage, wie Science Fiction und 2007 mit der Gegenwart von 2013 vereinbar sein sollen, lässt sich leicht erklären: Es handelt sich um ein 2007, wie es sich Drehbuchautoren in den 80ern ausgedacht haben könnten. Nur als Verdeutlichung: Die Klapperschlange von 1981 spielt im Jahr 1997, wieder 1997 zündelt Skynet im ersten Terminator mit Atombomben und in Running Man von 1987 wird die Menschenjagd in einem 1999 von einem Erdbeben zerstörten Los Angeles ausgetragen. Viele Filme aus den 80ern -sahen uns knapp jenseits der Jahrtausendwende in Schutt und Asche oder zumindest in befremdlichem Hightech leben.

Rex Power Colt vs. Colonel Sloan

Der Anfang des Spiels, musikalisch und inhaltlich auf Terminator gebürstet, spricht von einem Atomkrieg Ende des 20. Jahrhunderts, aus dessen Asche sich eine neue Art von Soldat erhoben hat: die Mark-IV-Cyber-Commandos. Einer davon ist unser Held Rex Power Colt. Ja, der Mann heißt wirklich so. Das Intro wird uns passenderweise als stümperhaft hässliches 8-Bit-Einzelbild-Filmchen präsentiert. Wie auch alle anderen Zwischensequenzen. Das beschwört zwar den Geist der 80er, passt aber dann doch irgendwie nicht so recht zum Rest des Spiels, der in Far Cry 3-Optik, also in schniekem 3D daherkommt. Immerhin hat Ubisoft das Inselgrün mächtig runterreguliert und Blood Dragon unter einen dunklen, rot-schwarzen Himmel gepackt, der vom Schauplatz eines üppigen Tropeneilands nur wenig Preis gibt.

Auf der Tropeninsel hat sich die hochgezüchtete Kampfmaschine Colonel Ike Sloane mit seinen Omega-Force-Soldaten niedergelassen, um von dort … ja, was hat der Typ eigentlich vor? Jedenfalls hat es was mit Raketen, Zombies und dem Blut von auf dem Eiland lebenden Cyber-Drachen zu tun, ist durch und durch böse, bedroht die Menschheit und muss gestoppt werden. Mehr braucht Rex Power Colt nicht zu wissen, mehr gibt es nicht zu wissen. Die Handlung dient sowieso lediglich dazu, bekloppteste Sätze aneinanderzuflanschen.

Kitsch Dr. Darling und Rex im Sonnenuntergang.

Sex Rex und Dr. Darling bei der Kippe danach im Bett.

Action Colonel Sloan zeigt Rex, was für ein echter ... erm, Bösewicht ist.

Drama Rex und sein bester (bald vielleicht toter?) Kumpel Spider.

Sätze, wie sie ähnlich auch in den genannten Filmen hätten vorkommen können, voll mit pseudo-wissenschaftlichen oder schlicht hemmungslos erfundenen Wörtern und bedeutungslosen Zahlen, alles, um beim Zuschauer den Eindruck von Wichtigkeit und Bedrohung entstehen zu lassen. Blood Dragon übertreibt's aber dermaßen, dass einen die Satire förmlich anspringt. Dazwischen dann Hurra-Patriotismus in dermaßen geschwollen markige Sätze verpackt, dass sich selbst Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme und Chuck Norris peinlich berührt abwenden würden. Okay, Dolph Lundgren vielleicht nicht.

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