Alan Wake 2 im Test: Ein wunderschöner Albtraum, den wir auf PS5 und Xbox Series abwerten müssen

Alan Wake 2 will auf PS5, Xbox Series X/S und PC eine der packendsten Geschichten fortführen, die wir mit einem Controller in der Hand je erlebt haben – und lässt unsere kühnsten Träume wahr werden.

Alan Wake 2 im GamePro-Test. Alan Wake 2 im GamePro-Test.

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Finales Test-Urteil vom 30. Oktober:

Mittlerweile konnten wir Alan Wake 2 nach gut 25 Spielstunden abschließen und haben sowohl positive Neuigkeiten für euch, als auch einen unschönen Dämpfer.

Die guten Neuigkeiten zuerst: Was die so besondere Mystery-Geschichte anbelangt, könnten wir kaum lobendere Worte finden. Bis Spielende hat uns die Story samt packender Atmosphäre und besonderen Momenten durchweg fasziniert und wir sind felsenfest überzeugt, dass wir das Erlebte so schnell nicht vergessen werden. Sicher wird die verwobene, teils skurrile Erzählweise aber nicht allen gefallen. Seid ihr aber Fan von dem, was Remedy hier an Kreativität und Eigenständigkeit nur so um sich feuert, führt kein Weg an Alan Wake 2 vorbei.

In spielerischer Hinsicht wurden wir im weiteren Verlauf weder positiv noch negativ überrascht. Während uns die Detektivarbeit bei Laune gehalten hat, bleibt das actionreiche Survival-Gameplay auf solidem Niveau. Die geringe Gegnervielfalt ist jedoch mit Blick auf die lange Spielzeit hart an der Grenze.

Die schlechten Neuigkeiten: Wir kommen um eine deutliche technische Abwertung sowohl auf PS5 als auch auf Xbox Series X/S nicht drumherum. Während Probleme mit der deutschen Synchro, Kantenflimmern und eine teils niedrige Auflösung noch am ehesten zu verschmerzen sind, sind vermehrte Quest-Bugs ein unschönes und zudem überaus nerviges Übel. Vermehrt mussten wir speziell gegen Ende des Spiels vom letzten Speicherpunkt aus neu starten, da essenzielle Triggerpunkte nicht angezeigt wurden. Diese Bugs sind übrigens nicht reproduzierbar und kamen je nach Testperson mal mehr, mal weniger vor.

Hier muss Remedy mit Patches schnellstmöglich nachbessern, um Alan Wake 2 zu dem zu machen, was es im Kern für uns ist: ein weiteres Meisterwerk in einem starken Spielejahr 2023.

Das ausführliche Zwischenfazit nach gut 15 Spielstunden

Vor gut fünf Jahren haben wir Remedy auf einem E3-Termin zu Control eine Frage aus tiefstem Fan-Herz gestellt: “Sagt mal, besteht auch nur die geringste Chance, dass ihr Alan Wake doch irgendwann zurückbringt?” Die damalige Antwort des finnischen Max Payne-Entwicklers war zugleich aufbauend und ziemlich niederschmetternd. Nichts würden sie lieber tun und das Konzept sei sogar fix.

Doch die Entscheidung lag aufgrund der Rechtelage nicht ihren Händen, sondern jenen von Microsoft – zumindest bis Juli 2019, als man sich die Rechte schnappte und dem unter Mystery-Fans so heiß erwarteten Nachfolger nichts mehr im Weg stand.

Seit Sonntag können wir Alan Wake 2 nun endlich auf PS5 spielen – die Xbox-Version liegt uns leider noch nicht vor. Allerdings reichte diese Zeit nicht für ein endgültiges Fazit, da das Spiel zu groß ist, um es schnell mal durchzuspielen.

Um es nach gut 15 gespielten Stunden auf den Punkt zu bringen: Wir sind bislang vom düsteren Horror-Adventure aus der Third-Person hin und weg! Alan Wake 2 ist bisher genau das Story- und Atmosphäre-Highlight, auf das wir 13 Jahre lang sehnlichst gewartet haben. Grund zur Kritik gibt’s dennoch, jedoch auf sehr hohem Niveau. 

Nur ein Zwischenfazit, was war los?

Um Alan Wake 2 als immens Story-lastiges Spiel final bewerten zu können, müssen wir das Ende erleben und zudem einen Tag das Erlebte verdauen. Da uns die Keys allerdings erst am späten Sonntagabend erreicht haben, blieben nur zwei Testtage bis zum Schreiben des Artikels übrig. Zu wenig Zeit für einen 25 Stunden Brocken, der es auf die doppelte Spielzeit wie der Vorgänger bringt.

Damit ihr aber zum Release am Freitag wisst, was auf euch zukommt, haben wir uns für ein Zwischenfazit samt Wertungstendenz entschieden. Anfang kommender Woche, so der Plan, folgt unser finales Urteil samt spoilerfreier Einschätzung, ob das Ganze auch zu Ende gedacht wurde.      

Muss ich hier mit Spoilern rechnen? Ein klares “Nein”! Alan Wake 2 lebt von seinen Wendungen und besonderen Momenten, die wir euch natürlich nicht vorwegnehmen wollen. 

Story und Atmo: Ein doppelter (Alb-)Traum

Kommen wir ohne Umschweife zur größten Stärke von Alan Wake 2, der aus der Sicht von Schriftsteller Alan und FBI-Agentin Saga erzählten mystischen Horrorgeschichte. Im Vergleich zu Teil 1, den ihr vorab UNBEDINGT zum klaren Verständnis gespielt haben solltet, gibt’s also gleich zwei Hauptfiguren.

Bislang spielen wir die größtenteils linearen Kapitel, die in den abwechslungsreichen Arealen aber auch zur Erkundung einladen, mal mit Alan, mal mit Saga. Wer will oder mal feststeckt, kann jedoch in speziellen Speicherräumen die Perspektive wechseln und so zwischen den Geschichten der beiden hin und her springen.

Worum geht’s grob? Alan Wake 2 setzt 13 Jahre nach Verschwinden des Schriftstellers an und handelt, auf seinen Kern heruntergebrochen, von mysteriösen Kultistenmorden nahe des US-amerikanischen Kleinstädtchens Bright Falls – das Fans von Teil 1 bestens bekannt sein dürfte. Unser Job ist es, die Morde aufzuklären, was sich bereits nach wenigen Minuten und dem plötzlichen Auftauchen des verschollenen Alan weit komplizierter gestaltet.  

Bright Falls, da werden Erinnerungen wach. Teil 1 solltet ihr zum Verständnis der Geschichte gespielt haben. Bright Falls, da werden Erinnerungen wach. Teil 1 solltet ihr zum Verständnis der Geschichte gespielt haben.

Was wir bislang erleben durften, hat uns regelrecht an den Bildschirm gefesselt. Ihr bekommt hier keine leicht verdauliche und banale 08/15-Story. Alan Wake 2 regt uns gleich dem Detektiv-Gameplay, zu dem wir später noch kommen, zum Mitdenken an.

Was ist real, was Fiktion? Wie könnten die Ereignisse und Figuren ins Gesamtbild passen? Die Art von verwobenen, teils bizarren und surrealem Storytelling, das uns immer wieder mit Neuem überrascht, muss man natürlich klar mögen und taugt sicher nicht jedem. Doch hat euch Teil 1 fasziniert, werdet ihr auch Part 2 lieben. Es sei denn …

Info zu Barrierefreiheitsoptionen

Mit folgenden Einstellungen könnt ihr euch das Spiel zugänglicher machen:

  • drei Schwierigkeitsgrade
  • freie Tastenbelegung
  • Motion Blur und Filmkörnung lassen sich deaktivieren
  • Hyperakusis-Filter
  • Untertitel-Größe anpassen
  • Gehen/Rennen optional via einmaligem Knopfdruck

Survival-Horror vom Feinsten!    

Es sei denn, ihr könnt mit expliziter Darstellung von Gewalt und Horror wenig anfangen. Denn das als kleine Warnung, beziehungsweise Appetizer für Genre-Fans: Alan Wake 2 ist beklemmender Horror pur und ihr werdet bei manch Jumpscare oder manch subtiler Gruselpassage mächtig ins Schwitzen geraten. 

Auch deshalb, weil das Third Person-Adventure ein Atmosphäre-Monster durch und durch ist. Wenn wir mit vorgestreckter Taschenlampe durch einen düsteren Wald stapfen und das Mondlicht blass die Umgebung erhellt oder wir uns in einem verlassen, mit schummrigem Licht ausgeleuchteten U-Bahn-Tunnel den Weg voran bahnen, dann könnte das stimmiger kaum sein.

Zudem kommt das Spiel auch immer wieder mit Lachern und skurrilen Remedy-Charakteren um die Ecke – wir erinnern an Hausmeister Ahti aus Control – und fängt so das besondere Twin Peaks-Gefühl erneut perfekt ein. Zusammen mit den hochgelobten Remakes von Resident Evil ist Alan Wake 2 das Beste, was aktuelle Horrorspiele in Sachen Atmo zu bieten haben.

Hier werden Erinnerungen an Silent Hill wach. Alan Wake kann subtilen, aber auch sehr expliziten Horror. Hier werden Erinnerungen an Silent Hill wach. Alan Wake kann subtilen, aber auch sehr expliziten Horror.

Unser bisheriges Zwischenfazit, was die vielschichtigen und interessanten Figuren sowie die Story anbelangt, könnte daher kaum positiver sein. Bei einem Kapitel gehen wir sogar so weit und sagen: Das geht in die Hall of Fame der besten Abschnitte in Adventures ein und wird euch die Kinnlade bis zum Boden krachen lassen! 

Ein Grafikkracher mit technischen Abstrichen 

Viel zur Atmo trägt natürlich auch bei, wie toll Alan Wake 2 auf PS5 aussieht. Egal ob im 4K-Qualitätsmodus oder im 60fps-Leistungsmodus, ihr bekommt hier mit kleinen Makeln ein verdammt hübsches Spiel. 

Bei den technischen Makeln der Hinweis, dass wir Alan Wake 2 auf der aktuellen Version auf PS5 und Xbox Series X/S gezockt haben.

  • gelegentlich stärkeres Kantenflimmern
  • Lippenbewegungen leicht asynchron zur Stimme
  • ab und an nerviger Wechsel zur englischen Synchro
  • wenige Grafik- und Animations-Glitches
  • Auflösung wird ab und an deutlich runterskaliert
  • unregelmäßig auftretende Quest-Bugs

Was die Framerate in beiden Modi anbelangt, so gab es zwar hin und wieder kleine Ruckler, den Spielspaß haben sie aber nicht gedrückt.

Sound und Synchro: Was taugen die schönste Lichtspielerei und die packendste Geschichte, wenn die akustische Untermalung nicht passt? Was den Soundtrack und das Sound Design anbelangt, gibt’s die volle Punktzahl.

Während die englische Synchro ebenfalls ganz fantastisch ist, haben wir bei der deutschen Vertonung einen großen Kritikpunkt. Die Stimme von Saga reicht bei Weitem nicht an ihr englischsprachiges Pendant heran und wirkt arg deplatziert. Bei einer Hauptfigur in einem AAA-Blockbuster ein unschöner Makel.  

Info zu New Game Plus und Fotomodus

Beide Features findet ihr zum Release am 27. Oktober zwar nicht im Spiel, laut Remedy werden sie jedoch zeitnah ergänzt. 

Der New Game Plus-Modus folgt ca. einen Monat nach Erscheinen und soll euch folgendes bieten: Neuer Schwierigkeitsgrad, weitere Manuskriptseiten und TV-Videos und nicht näher benannte Überraschungen. Gesammelte Waffen, Amulette und Machtwörter aus eurem ersten Durchgang behaltet ihr.

Einen Fotomodus will Remedy nach Launch entwickeln. Wann er erscheint, ist derweil noch unklar. 

Die Maps aus Alan Wake 2 sind übrigens spitze und im Gegensatz zur Karte aus Control sehr übersichtlich. Die Maps aus Alan Wake 2 sind übrigens spitze und im Gegensatz zur Karte aus Control sehr übersichtlich.

Das Gameplay: Zwischen cooler Detektivarbeit und gewohnten Schwächen

Was Story, Atmo und Technik anbelangt, seid ihr im Bilde. Doch kommen wir mal zum Spielerischen. Hier hat uns in den ersten Stunden ein Mix aus Umgebungsrätsel-lastiger und spannender Detektivarbeit gepaart mit der aus Teil 1 bekannten Taschenlampen-Ballerei erwartet. 

Das vorweg: Wenn ihr ein Horror-Adventure mit Schwerpunkt auf cooler Action sucht, ist Alan Wake 2 bei Weitem nicht die beste Anlaufstelle. Hier können Resident Evil 4 oder The Evil Within weit mehr punkten.

Knobelei im Gedankenraum 

In Alan Wake 2 gilt es nicht nur Kultistenmorde aufzuklären, sondern auch hinter das Mysterium zu kommen, das den berühmten Autor seit seiner Ankunft vor 13 Jahren in Bright Falls plagt.

In den recht linearen Kapiteln, die samt übersichtlichen Maps (DANKE, REMEDY!) für Häuser, dreckig-verregneten Großstadt-Gassen und gar Kleinstädten zur Erkundung einladen, wird Detektiv gespielt. Wir sammeln Indizien und Buchseiten, um in unserer Gedankenwelt daraus ein stimmiges Bild zu basteln. Das Ganze geschieht im sogenannten Gedankenraum, den ihr euch als frei begehbares Polizeibüro vorstellen könnt. 

Gedankenraum In Sagas Gedankenraum könnt ihr euch frei bewegen und Detektiv spielen.

Fallakten Indizien müssen an der Wand korrekt angeordnet werden.

Hier verknüpfen wir unter anderem an einer Wand Bilder und Indizien und kommen so Stück für Stück des Rätsels Lösung auf die Spur. Das Ganze ist eine sehr, sehr coole Idee und führt dazu, dass wir uns wie ein echter Detektiv fühlen. Einzig die Bedienung der Fallakten via Controller ist recht fummelig. Das geht besser.    

Von den Umgebungsrätseln als zweitem Knobelpart sind wir bislang ebenfalls angetan. Bei der Sucherei nach beispielsweise Tresorkombinationen oder beim Finden spezieller Missionsgegenstände müssen wir uns mit der Spielwelt beschäftigen. Dadurch fällt einmal mehr auf, wie viel Liebe fürs Detail Remedy in Alan Wake 2 gesteckt hat, und auch, wie stark wir dadurch in die Spielwelt gesogen werden. Stichwort erstklassiges Worldbuilding. 

Die Taschenlampen-Ballerei

Ihr erinnert euch an die hakeligen Ballereien aus dem Vorgänger, in denen wir auf uns zu torkelnde Schattenmonster zunächst mit der Taschenlampe schwächen mussten? Zwar sind die Schusswechsel in Alan Wake 2 weit wuchtiger und je nachdem wie gut wir uns im Spiel umschauen, kommt ein nettes Arsenal von der Armbrust bis zur Leuchtpistole zusammen, aber so richtig gut sind die Action-Abschnitte nicht. 
Noch immer wirkt das Ganze recht hölzern und gleichförmig und was uns bislang an Gegnern entgegengestellt wurde, war vom Eisenrohr schwingenden Bauarbeiter bis zum Axt werfenden Holzfäller auch recht gleichförmig. Größtes Highlight an der Front sind bislang die cool inszenierten, gelegentlichen Bosskämpfe, die rein spielerisch allerdings ebenfalls nicht viel hergeben. 

Action Erst leuchten, dann schießen. Die Action ist wahrlich kein Highlight, doch im Vergleich zum Vorgänger verbessert.

Worte der Macht Alans "Worte der Macht" verleihen ihm Boni und laden immer wieder zum Erkunden ein.

Um an der Stelle etwas Positives zu sagen: Sehr motiviert hat uns das Finden von Alans “Worten der Macht”, die uns im Gedankenraum beispielsweise Boni für Leben oder bessere Schusskraft geben. Schauen wir uns in den Kapiteln sehr gut um, finden wir neongrün leuchtende Schriftkreise. Strahlen wir die an, wandert ein Machtwort in unseren Besitz. Eine coole Idee, die noch mehr zur Erkundung beiträgt. 

Unser Zwischenfazit zum Gameplay dürfte euch als Alan Wake-Fans wenig wundern. Auch Teil 1 hatte bei der Action seine größte Schwäche und obwohl das Niveau hier höher ist, ist sie das noch immer. Knobeleien top, Ballerei kein Flop, aber auch kein Highlight des Spiels. 

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