Death Stranding 2 im Test: Die PS5 hat ein neues Open World-Meisterwerk

Sam "Porter" Bridges zweites Abenteuer ist ein Paradebeispiel für eine direkte Fortsetzung, die an nahezu jeder Ecke eine Schippe Spielspaß obendrauf packt.

Death Stranding 2 im GamePro-Test Death Stranding 2 im GamePro-Test

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Death Stranding war zum Release Ende 2019 alles, nur kein gewöhnliches Open World-Spiel. Im ersten Abenteuer von Sam und Bridge Baby Lou war vielmehr der oft einsame Weg das Ziel und der nächste Fußtritt in der US-Postapokalypse weit nervenaufreibender als so manches Feuergefecht. Hat euch dieses entschleunigte Spielprinzip damals gefallen, dann haben wir eine fantastische Nachricht. 

Hideo Kojima und sein Team von Kojima Productions erfinden das Rad in Death Stranding 2: On the Beach zum Glück nicht (nochmal) neu. Vielmehr bekommt ihr bei Botengängen und bei Feindkontakt vor allem mehr Optionen an die Hand und zudem eine spannende Geschichte, die uns bis zum Abspann mit interessanten und humorvollen Dialogen bestens unterhalten hat.  

Muss ich Teil 1 gespielt haben? Death Stranding 2 ist eine direkte Fortsetzung und setzt sehr viel Wissen über das Universum und seine Charaktere voraus, weshalb wir euch raten, zunächst Sams erstes Abenteuer zu spielen. 

Wollt ihr ohne Vorkenntnisse einsteigen oder braucht eine kleine Auffrischungskur, könnt ihr euch im Hauptmenü eine kurze Story-Zusammenfassung anschauen, die wichtige Ereignisse und Charaktere recht trocken anhand einer Slideshow rekapituliert. Weit hilfreicher ist der neue, spielinterne Kodex, in dem Begriffe, sobald sie im Spiel vorkommen, verständlich erklärt werden. Wollt ihr nachholen, was BBs, BTs, der Q-pid oder beispielsweise Dooms-Merkmale sind, findet ihr hier die Antwort.

Eine weit ausführlichere und bessere Zusammenfassung der Story von Death Stranding in deutscher Sprache findet ihr unter dem Link. Warum es das Video nicht anstelle der Slideshow ins Spiel geschafft hat, ist fraglich.

Triggerwarnung: Der folgende Absatz enthält leichte Spoiler

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Death Stranding 2 behandelt unter anderem sensible Themen und Ereignisse wie Fehlgeburten, den Tod von Kleinkindern und posttraumatische Belastungsstörungen.

Death Stranding 2 - Unser Testvideo zu neuem Open-World-Hit für PS5 Video starten 21:20 Death Stranding 2 - Unser Testvideo zu neuem Open-World-Hit für PS5

Raus aus den USA!

Da wir bei Death Stranding 2 schnell Gefahr laufen, wichtige Ereignisse vorwegzunehmen, fassen wir uns in puncto Story kurz und sagen vielmehr, wie gut uns die Geschichte gefallen hat. 

Grob zusammengefasst, darum geht’s: 11 Monate sind vergangen. Nach Ausbau des chiralen US-Netzwerks, haben sich Sam und Lou heimlich nach Mexiko abgesetzt und die Ereignisse rund um Bridges und Amelie scheinbar hinter sich gelassen.

Nachdem mysteriöse Unbekannte den Bunker der beiden angreifen, ist das “Vater-Tochter”-Idyll jedoch recht schnell beendet und für Sam hat fortan nur eine Aufgabe oberste Priorität: Er muss mehr über die Vergangenheit von BB-28 (Lou) und den “Gestrandeten Tod” herausfinden. 

Antworten auf seine Fragen findet er jedoch nur, wenn er weitere Regionen der Erde mit dem chiralen Netzwerk verbindet. Zunächst Mexiko, das ihr im gut dreistündigen Prolog durchwandert und später Australien, der neue große Hauptschauplatz von Death Stranding 2.

Erwartet jedoch keine realitätsgetreue Kopie von Down Under. Vielmehr haben sich Kojima Productions nur grob an Fauna, Flora und der australischen Topografie orientiert. 

Um die wichtigste Testfrage zu beantworten: Ja, ihr könnt Kängurus und Schnabeltiere fangen und transportieren. 

In Death Stranding 2 geht es durch Down Under, gerne auch mal mit dem Truck. In Death Stranding 2 geht es durch Down Under, gerne auch mal mit dem Truck.

Eine wichtige und tolle Neuerung, da sie eng mit der Geschichte verwoben ist, ist ein Transportschiff, mit dem Sam an bereits besuchte Orte schnellreisen kann. Die sogenannte DHV Magellan könnt ihr euch als Hub von Death Stranding 2 vorstellen, an dem sich im Verlauf der Reise immer mehr Nebenfiguren tummeln.

Das Prinzip weckt wohlige Erinnerungen an die Normandy aus Mass Effect 2, wenngleich ihr euch auf der Magellan abseits der Laderampe nicht frei bewegen könnt. Vielmehr findet ihr hier einen weiteren privaten Raum von Sam, in dem sich der Kurier ausruhen und auf die nächste Mission vorbereiten kann.

Von sprechenden Puppen und Regentänzerinnen

Nebencharaktere wie Rainy, die aufgrund eines umweltbedingten Phänomens seit Jahren im siebten Monat schwanger ist, haben wir aufgrund ihrer lebensbejahenden und fröhlichen Art direkt ins Herz geschlossen. Ihr Name stammt von heilendem Regen, der in ihrer Nähe auf den trockenen Boden prasselt und die Erde aufblühen lässt und sogar Timefall-Schäden rückgängig macht. 

Ob unsere Regentänzerin oder die kleine sprechende Puppe Dollmann, die auf Reisen stets an Sams Hüfte hängt – alle Nebenfiguren in Death Stranding 2 erzählen ihre eigene spannende Geschichte. Voraussetzung ist jedoch einmal mehr, dass ihr Gefallen am typischen Mix aus überaus ernsten Themen und Kojimas Humor habt. 

Rainy (links, Shioli Kutsuna) und Tomorrow (rechts, Elle Fanning) sind zwei interessante neue Nebencharaktere. Rainy (links, Shioli Kutsuna) und Tomorrow (rechts, Elle Fanning) sind zwei interessante neue Nebencharaktere.

Geht es im einen Moment beispielsweise noch um das Thema Kindstod, sprechen wir im nächsten Moment an einem Bunker mit einer VTuberin, die sich uns als Anime-Charakter zeigt und über ihre gerade gelieferte Pizza redet.

Death Stranding 2 ist herrlich anders und daher auch so erfrischend. Die Charaktere und die Hauptgeschichte sind zudem so gut geschrieben, dass wir stets wissen wollten, wie es weitergeht und welches ungewöhnliche Ereignis in der nächsten Spielstunde auf uns wartet.

Wunderschön, filmreif inszeniert und atmosphärisch

Wie bereits im Vorgänger, wird die Geschichte größtenteils in cinematischen und sogar komplett auf Deutsch vertonten Cutscenes präsentiert. Bei einigen Charakteren, wie DHV Magellan-Kapitän Tarman, wurde das Aussehen von berühmten Persönlichkeiten wie dem australischen Mad Max-Regisseur George Miller übernommen.

Schauspielerin Elle Fanning hingegen, die ihr vielleicht aus dem Film Maleficent kennt, stand sogar für Motion Capturing-Aufnahmen vor der Kamera und hat Figur Tomorrow ihre Stimme geliehen.   

Auch Australien als Schauplatz sieht mit seinen rötlichen Gesteinsformationen und Sanddünen fantastisch aus und steht der Island-artigen Optik aus dem Vorgänger in nichts nach.

Death Stranding 2 sieht fantastisch aus. Die drögen Hologramm-Dialoge sind daher Meckern auf sehr hohem Niveau. Death Stranding 2 sieht fantastisch aus. Die drögen Hologramm-Dialoge sind daher Meckern auf sehr hohem Niveau.

Ein weiteres Highlight ist der Soundtrack von Death Stranding 2. Musikgeschmack ist bekanntlich überaus subjektiv und was Songs in einem bewegen, ist oft schwer in Worten zu beschreiben. Aber stellt euch vor, ihr stapft im leichten Nieselregen gemütlich über einen Bergkamm und aus den Lautsprechern ertönt der bekannte 1969er-Popsong Raindrops Keep Falling On My Head von B.J. Thomas. 

Nicht euer Song? Dann holt doch einfach Sams neuen Musikspieler hervor, stellt selbst eine Playlist aus im Spiel gesammelten Liedern zusammen und wandert beispielsweise mit den Songs von Low Roar zum nächsten Ziel. Das neue Gadget ist eine fantastische Ergänzung, die viel zur ohnehin schon grandiosen Atmosphäre von Death Stranding 2 beiträgt. 

Seid ihr über Probleme mit der Technik gestolpert? Wir haben Death Stranding 2 im Performance-Modus auf PS5 und PS5 Pro gespielt und haben ein durchweg flüssiges Spielerlebnis bei 60 fps vorgefunden. Probleme mit Bugs gab es erfreulicherweise keine. 

Abzüge bei der Präsentation gibt es von uns lediglich bei den Personen, die wir ausschließlich in Bunkern oder Verteilerzentren treffen und die erneut nur als Hologramm dargestellt werden. Gerade weil Death Stranding 2 mit seinen hervorragend inszenierten Cutscenes so brilliert, stechen solche eher dröge dargestellten Dialoge hervor. Am generell überaus positiven Gesamteindruck ändert der Punkt jedoch nur wenig.

Ein verbesserter Lieferdienst

Kommen wir zum Gameplay, bei dem sich Death Stranding 2 treu bleibt und das grob aus zwei Säulen besteht:

  • Nach wie vor müsst ihr mit Sam Fracht ausliefern, dadurch die Gunst von Orten in Australien gewinnen und so das chirale Netzwerk erweitern.
  • Hin und wieder kommt es in Lagern zu Kämpfen mit Aufständigen oder ihr werdet auf euren Wegen mit den geisterhaften BTs (Beached Things) konfrontiert.

Beim Ausliefern der Fracht bedient sich Death Stranding 2 an den Gadgets und Transportmitteln des Vorgängers und erweitert sie sinnvoll. Ihr könnt also weiterhin Leitern über Flüsse legen, um nicht vom reißenden Strom mitgerissen zu werden oder schwere Lasten in einem Truck verstauen. So weit, so bekannt.  

Monorail Mit Monorails und Frachtcontainern kann Sam jetzt besonders große Lieferungen ausführen.

APAS-Verbesserungen Durch abgeschlossene Aufträge erhöht sich Sams APAS-Speicher, mit dem er sich Verbesserungen für seine Gadgets kaufen kann.

Neu sind unter anderem Monorails, die ihr beispielsweise zwischen Minen und Verteilerzentren errichtet und die in Containern enorm große Lasten befördern können. 

Neu ist auch, dass verschiedene Umwelteinflüsse das Durchqueren von Lieferrouten erschweren. Das Wasser in Flüssen kann durch anhaltenden Starkregen plötzlich ansteigen, ein Torbeben kann über euch eine Gesteinslawine auslösen oder Buschbrände erschweren euch den Weg von A nach B.

Damit ihr solche wetterbedingten Ereignisse in eure Routenplanung einbeziehen und bestenfalls umgehen könnt, schaltet ihr im Verlauf der Story praktischerweise eine Wetter-App frei.

Ein Hinweis zum Multiplayer: Spielt ihr Death Stranding 2 online, könnt ihr wie bereits im Vorgänger die Gadgets und Bauten anderer Spieler*innen nutzen und mit ihnen zusammen durch den Einsatz von Ressourcen feste Lieferwege wie Straßen ausbauen. 

Hier sei allerdings angemerkt, dass euch die Multiplayer-Komponente auch enorm viel “Arbeit” erspart und wir während unserer Testphase nicht selten komplett ausgebaute Routen mit perfekt platzierten Kletterseilen und Brücken vorgefunden haben. Während wir diese besondere Art von Koop weiterhin sehr cool finden, hätte das Spiel bei den angezeigten Like-Einblendungen und Hinweisschildern gerne etwas auf die Bremse treten können. 

Mit dem Sarg-Surfbrett gehts über eine Brücke, die freundlicherweise ein Spieler für uns gebaut hat. Mit dem Sarg-Surfbrett geht's über eine Brücke, die freundlicherweise ein Spieler für uns gebaut hat.

Vollgepackt mit tollen Sachen, die die Kämpfe abwechslungsreicher machen, hinein ins Death Stranding 2-Feeling

Kommen wir zu guter Letzt noch zum für viele wohl größten Kritikpunkt aus Death Stranding: die Kämpfe. Ob gegen Menschen oder BTs, so richtig rund haben sich die Scharmützel im Vorgänger nicht gespielt. 

Kojima Productions haben sich der Kritik angenommen und das Kampfsystem weit abwechslungsreicher und damit auch spaßiger gestaltet. Ob ihr an allen Gegnern mit angehaltenem Atem vorbei schleicht, auf dem Weg wie Solid Snake fleißig Takedowns von hinten ausführt oder wie Rambo mit gezücktem Granatwerfer durch feindliche Linien marschiert, ist komplett euch überlassen. 

Wer wie wir Stealth-Fan ist, wirft zunächst zur Erkundung Puppe Dollman in die Luft und scannt von hoch oben das feindliche Lager – der Adler aus Assassin’s Creed lässt grüßen. Anschließend wird sich mit dem passenden Tarnanzug und besonders leisen Tretern ungesehen dem Ziel genähert. Stehen Feinde doch mal ungünstig, wird eine Störgranate geworfen, die Feinde durch akustische Signale ablenkt. 

Überaus praktisch ist, dass wir Sams teils turmhohen Rucksack vor solchen Passagen jetzt auch abstellen können. 

Optionen für mehr Barrierefreiheit: Im Optionsmenü könnt ihr in erster Linie die Controller- und Kameraeinstellungen feinjustieren und das HUD individuell anpassen. Zudem sorgen folgende Einstellungen für einen erhöhten Zugang:

  • 4 Schwierigkeitsgrade, inklusive Story-Modus
  • deutsche Sprachausgabe
  • Textsprache kann auf Wunsch von Audiosprache abweichen  
  • stufenweise einstellbare Zielhilfe
  • die Eingabe kann von Gedrückthalten der Taste auf Aktivieren/Deaktivieren gestellt werden

Das geht besser! Beim Schleichen solltet ihr Sams Rucksack abstellen, damit euch Feinde schlechter sehen. Das geht besser! Beim Schleichen solltet ihr Sams Rucksack abstellen, damit euch Feinde schlechter sehen.

Habt ihr keine Lust aufs Schleichen, schnappt ihr euch eben das Scharfschützengewehr, rennt frontal mit der Schrotflinte in Feinde oder werft ihnen einen (Blut-)Bumerang an den Kopf. Sogar portable Maschinengewehre könnt ihr platzieren. 

All das sind Neuerungen, die es euch ermöglichen, Death Stranding 2 so zu spielen, wie ihr mögt. Ganz ohne Kritik kommen wir aber nicht aus.

Ausweichrolle, wir vermissen dich!

Gerade die spektakulär (!) inszenierten Bosskämpfe gegen gigantische BTs sind weiterhin spielerisch wenig spaßig, da Sam noch immer behäbig durch den Teer stapft und ungelenk von Geröll zu Geröll hopst. Hier haben wir eine Ausweichrolle für mehr Kontrolle vermisst. 

Zudem müssen wir zumindest anmerken, dass Death Stranding 2 auf dem normalen Schwierigkeitsgrad speziell bei einem actionreichem Vorgehen keine wirkliche Herausforderung ist und uns die Gegner-KI das Leben sehr leicht macht. Wer schleicht, macht das im Prinzip “nur”, weil es Spaß macht und nicht für das effizientere Vorgehen. 

Da wir euch die BTs nicht spoilern wollen, hier ein Blick auf die fantastische Map. Da wir euch die BTs nicht spoilern wollen, hier ein Blick auf die fantastische Map.

Würden wir einen solchen Punkt in vielen Spielen mehr kritisieren, müssen wir im Fall von Death Stranding 2 eingestehen, dass wir über den Mangel an kämpferischer Herausforderung nicht traurig sind. Die Kämpfe lockern das Spielprinzip auf, der Kern des Gameplays und der für uns große Spaßfaktor sind aber weiterhin die komplexen Lieferungen. 

In Ruhe seine Routen auf der übersichtlichen Karte markieren, am Lieferterminal die passende Ausrüstung wählen und dann gemütlich und bedacht mit toller Musik auf den Ohren zum Ziel zu schlendern, um dann mit einer weiteren spannenden Cutscene belohnt zu werden, das ist für uns Death Stranding 2. 

Habt ihr darauf Lust, werdet ihr über mindestens 30-35 Stunden allein für den Abschluss der Hauptstory bestens unterhalten und bekommt womöglich genau die Fortsetzung, die ihr euch gewünscht habt.  



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