Seite 3: Alice: Madness Returns im Test - Wunderland für Erwachsene

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Wunderland der Minispiele

Darf im Wunderland natürlich nicht fehlen: die Cheshire Katze, wegen ihres markanten Lächelns auch als Grinsekatze bekannt. [PS3] Darf im Wunderland natürlich nicht fehlen: die Cheshire Katze, wegen ihres markanten Lächelns auch als Grinsekatze bekannt. [PS3]

Das Spielkonzept von Alice: Madness Returns bietet nicht viel Abwechslung. Ausgedehnte Sprungpassagen wechseln sich mit kurzen Kämpfen ab. Ein wenig aufgelockert wird diese Monotonie durch die langen Rutschen in jedem Level und gelegentliche Minispiele. Die passen mal mehr, mal weniger ins Gesamtbild. Der aufgesetzte Unterwasser-Horizontal-Shooter fügt sich beispielsweise nicht so recht ins Wunderland-Szenario ein. Auch auf die kurzen Musik-Minispiele, in denen Tastendrückerei in Guitar Hero-Manier angesagt ist, hätte man durchaus verzichten können. Dem gegenüber stehen ein 2D-Jump&Run in wunderschöner Papier-Optik und die Schachrätsel im Reich der Herzkönigin, die eure grauen Zellen fordern: Mit einer begrenzten Zahl an Zügen müsst ihr zwei Bauern ins Ziel bringen. Der Clou dabei: Die beiden Figuren bewegen sich spiegelbildlich zueinander. Zwar ist die Idee auch nicht ganz neu, passt dafür aber hervorragend in die Spielwelt. Die Schiebepuzzles, auf die Alice an mehreren Stellen ihres Abenteuers trifft, sind hingegen zu einfach. Eher lustig als herausfordernd sind die gewitzten Rätsel der Cheshire Katze. Alice bekommt hier Fragen gestellt, wie etwa: »Was haben die Herzkönigin und ein Taifun gemein?«, und kann zwischen den Antworten »beide sind grausam«, »beide sind wahllos und zerstörerisch«, »beide sind gewalttätig« und »das alles -- nur meint es der Tornado nicht so«, wählen.

Du musst verrückt sein, sonst wärst du nicht hier

Das reale viktorianische London steht in krassem Kontrast zu dem verrückten Wunderland in Alice' Fantasie. [PS3] Das reale viktorianische London steht in krassem Kontrast zu dem verrückten Wunderland in Alice' Fantasie. [PS3]

Wenn man schon das Wunderland besucht, dann will man natürlich auch die skurrilen Charaktere treffen. Fans der Vorlage kommen hier voll auf ihre Kosten. Beinahe alle wichtigen Figuren aus »Alice im Wunderland« und »Alice hinter den Spiegeln« haben ihren Weg ins Spiel gefunden. Die Cheshire Katze gibt kryptische Hinweise und bissige Kommentare zum Spielgeschehen ab, die falsche Suppenschildkröte ist gewohnt melancholisch, Zimmermann und Walross locken wieder Austern in die Falle, und der Hutmacher wurde in eine Maschine verwandelt, ist deshalb aber nicht weniger verrückt. Zwischendurch kehrt Alice immer wieder in die Realität zurück. Das viktorianische London ist atmosphärisch sehr schön, mehr als herumlaufen, mit Leuten reden und Gegenstände betrachten könnt ihr in diesen kurzen Abschnitten aber nicht. Hier fällt auch deutlich auf, dass die Grafik von Madness Returns nicht mehr auf dem neuesten Stand ist und selbst vor fünf Jahren nicht sonderlich beeindruckend gewesen wäre. Im Wunderland gibt es dafür trotz mauer Technik teilweise wunderschöne Welten zu sehen. »Teilweise«, weil das Leveldesign doch etwas durchwachsen ist. Während der verwunschene Wald, die fliegende Festung des Hutmachers und der verfallene Thronsaal im Schloss der Herzkönigin optisch beeindruckend ausfallen, durchquert Alice auch viele langweilige Abschnitte wie eine graue Fabrik, eine kahle Eistundra und den sparsam texturierten Keller eines Puppenhauses. Ob grafisch schön oder nicht, ist dennoch fast allen Levels die ungewöhnliche Szenerie gemein. Oder seid ihr schon mal durch einen Canyon voller Teekannen gewandert, habt auf fliegenden Spielkarten luftige Höhen durchquert oder seid auf einer riesigen chinesischen Schriftrolle brennenden Symbolen ausgewichen? Auch die erwachsene Handlung motiviert zum stetigen Weiterspielen und greift gerade zum Ende eine für Videospiele ungewöhnlich ernste Thematik auf. Für manchen mag das genug sein, über die eine oder andere Schwäche hinwegzusehen, und sich Kopfüber ins düstere Wunderland zu stürzen, andere vergnügen sich jedoch lieber mit spielerisch hochwertigeren Titeln, auch wenn sie dafür eventuell ein konventionelleres Szenario in Kauf nehmen müssen.

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