Call of Duty: Infinite Warfare im Test - Besser als sein Ruf

Vorverurteilungen sind selten fair. Und auch Call of Duty: Infinite Warfare hat im Test mehr auf dem Shooter-Kasten, als ihm viele wahrscheinlich zugetraut hätten.

Call of Duty: Infinite Warfare - Testvideo: So gut funktioniert die Call-of-Duty-Formel im Weltall Video starten 10:53 Call of Duty: Infinite Warfare - Testvideo: So gut funktioniert die Call-of-Duty-Formel im Weltall

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Wer das Internet nach Meinungen zu Call of Duty: Infinite Warfare durchforstet, der dürfte es schwer haben, wirklich viele positive oder zumindest neutrale Kommentare zu dem Spiel zu finden. Schon seit seiner Ankündigung im Mai 2016 schlägt dem Titel eine extreme Welle der Ablehnung entgegen, der Reveal-Trailer gehört zu den schlechtbewerteten Youtube-Videos aller Zeiten, auch die Multiplayer-Beta vor ein paar Wochen wurde sehr kritisch beurteilt.

Man könnte fast meinen, mit Infinite Warfare erwarte uns der Teufel in Spielgestalt. Den Verkaufszahlen wird das vermutlich trotzdem keinen Abbruch tun, auch 2016 dürfte Call of Duty wieder millionenfach über die Ladentheke wandern, Gewohnheit eben. Aber wie gut ist das fertige Spiel denn jetzt eigentlich? Wir sind in diesem Test der Meinung: Besser als sein Ruf!

Chaos in Genf

Die Hintergrundgeschichte von Infinite Warfare ist schnell erzählt: In der Zukunft sind die natürlichen Ressourcen der Erde erschöpft und die raumfahrende Menschheit muss sich von fernen Planeten oder Asteroiden wichtige Rohstoffe zusammensammeln. Doch die verschiedenen Stützpunkte und Kolonien im gesamten Sonnensystem ziehen auch Störenfriede an.

Die Settlement Defence Front (SDF) unter Führung von Admiral Salen Kotch (verkörpert von Kit Harington aus Game of Thrones) piesackt die menschlichen Verbände immer wieder, greift Spähtrupps mit brutaler Härte an und bringt das Fass schließlich zum Überlaufen, als ihre Verbände die Erdflotte bei der feierlichen »Fleet Week« in Genf attackieren.

Nick Reyes wird nach dem Angriff auf Genf zum Kapitän der Retribution befördert. Nick Reyes wird nach dem Angriff auf Genf zum Kapitän der Retribution befördert.

Als Corporal Nick Reyes sind wir mitten drin im Chaos, bekämpfen die SDF-Truppen in den brennenden Straßen der Stadt und schalten schließlich ihren Angriffstrupp im Orbit aus. Zurück auf dem Kampfschiff Retribution bekommen wir den Kapitänsposten zugeteilt und werden damit beauftragt, mit unserer Crew gegen die SDF zu Felde zu ziehen - und herauszufinden, was es mit deren Geheimprojekt »Codename Riah« auf sich hat.

Blasser Bösewicht

Infnity Ward wagt keine Story-Experimente wie Treyarch im letzten Jahr mit Black Ops 3, sondern erzählt in Infinite Warfare eine klassische Gut-Gegen-Böse-Geschichte ohne großartige Überraschungen. Das gelingt allerdings überaus solide, filmreife Rendersequenzen bringen uns Reyes und seine Crew näher. Charaktere wie Private Kashima, Nora Salter oder Corporal Brooks wachsen uns dabei zwar nicht unbedingt ans Herz, sorgen in den Missionen aber dennoch für ein gutes Gemeinschaftsgefühl. Unser heimlicher Favorit ist dabei Roboter Ethan der mit einigen augenzwinkernden Kommentaren als eine Art Sidekick immer wieder für gute Laune sorgt.

Salen Kotch ist zu Beginn des Spiels unglaublich böse, verschwindet dann aber ziemlich in der Versenkung. Salen Kotch ist zu Beginn des Spiels unglaublich böse, verschwindet dann aber ziemlich in der Versenkung.

Eine herbe Enttäuschung ist dagegen trotz Hollywood-Starpower der blasse Bösewicht Kotch. Nach dem Prolog, in dem er kaltblütig einen seiner eigenen Männer erschießt und auch bei unserem Spähtrupp keine Gnade walten lässt, schaltet er sich später nur noch per Bildeinblendung hinzu, beendet seine Tiraden meist mit dem SDF-Schlachtruf »Mars aeternum« und tritt am Ende für CoD-Verhältnisse ziemlich unspektakulär ab. Dass Infinity Ward das deutlich besser kann, haben sie in der Modern-Warfare-Serie mit Vladimir Makarov bewiesen.

Call of Duty: Infinite Warfare - Ersteindruck: So gut ist die Solo-Kampagne Video starten 10:30 Call of Duty: Infinite Warfare - Ersteindruck: So gut ist die Solo-Kampagne

Call of Duty Modern Warfare: Remastered
Es ist wohl der coolste Zusatz, den Activision bislang für eine Special Edition eines Call of Duty angeboten hat. Wer eine der Varianten Digital Deluxe (ca. 100 Euro), Digital Legacy (ca. 90 Euro), Legacy (ca. 75 Euro) oder Legacy Pro (ca. 120 Euro) von Infinite Warfare kauft, bekommt Call of Duty: Modern Warfare Remastered dazu, eine aufgehübschte Version des Klassikers von 2007. Dabei stehen sowohl die Kampagne als auch der Multiplayer zur Verfügung, letzterer vorerst nur mit 10 Karten. Die restlichen Maps erscheinen bis Ende des Jahres.

Dass der Zusatz von Modern Warfare Remastered nicht in unsere Wertungmit einfließt liegt daran, dass MWR nur den höherpreisigen Versionen beiliegt.

Die Call-of-Duty-Fahrradtour

Natürlich bleiben wir als Kapitän Reyes nicht faul auf der Brücke der Retribution, sondern stürzen uns in der knapp sechsstündigen Kampagne auch selbst in die Schlacht, die sich quer durch das gesamte Sonnensystem zieht. Neben dem Genf-Abschnitt verschlägt es uns unter anderem auf eine Mondbasis, den Saturnmond Titan, eine Minenkolonie auf einem Asteroiden in Sonnennähe und den Mars.

Das ist optisch ziemlich abwechslungsreich, spielerisch bewegt sich Infinite Warfare dagegen - und das ist keine Überraschung - in bekannten Call-of-Duty-Trampelpfaden. Wir bewegen uns durch die meist schlauchigen, selten etwas offeneren Gebiete und pusten mit allerlei futuristischen Projektil- und Energiewummen in bester Schießbuden-Manier ganze Hundertschaften über den Haufen. Das spielt sich nach wie vor exzellent, die Steuerung ist präzise, das automatische Aufschalten auf nahe Gegner klappt hervorragend. Call-of-Duty-Spielen ist und bleibt wie Fahrradfahren - einmal gekonnt, nie mehr verlernt.

Manche Visiere markieren Gegner selbst hinter Deckungen. Manche Visiere markieren Gegner selbst hinter Deckungen.

Die Gegnerhorden setzen sich aus menschlichen Feinden und Roboterwesen zusammen und sind nicht besonders helle, auch wenn sie fleißig in Deckung gehen. Wir haben zum Beispiel mehrfach beobachtet, dass Feinde stumpf gegen Wände liefen oder sich auf der falschen Seite einer Kiste verschanzten. Gefährlich wird es dennoch, wenn man nicht selbst regelmäßig in Deckung geht - im SDF-Kugelhagel verendet man nämlich bereits auf dem Schwierigkeitsgrad »normal« nach einigen Treffern. Die Checkpoints sind bis auf ein paar Ausnahmen fair gesetzt, nervig fielen uns allerdings ein paar Stellen auf, in denen Gegner plötzlich hinter uns spawnten und wir kaum Gelegenheit hatten, zu reagieren.

Für etwas Abwechslung sorgen spezielle Gegnertypen wie Schildroboter, die wir flankieren müssen oder gewaltige Mechs, die wir erst aus der Distanz schwächen, um ihnen dann in einem spektakulären Quick-Time-Event-Nahkampfangriffeine ihrer eigenen Raketen zu fressen geben, bevor wir sie dann in Zeitlupe in ihrem Metallmaul zerschießen.

Behutsame Anpassungen

Die Waffen- und Gadget-Auswahl von Infinite Warfare ebenso erschlagend wie spaßig. Vor einem Einsatz können wir ähnlich wie in Black Ops 3 unser Loadout aus Haupt- und Seitenwaffe, Granaten sowie anderen Hilfsmittel zusammenstellen - was angesichts überall herumliegender Gegnerwaffen allerdings nahezu obsolet ist - und eine ganze Reihe von neuen Gadgets einsetzen.

Mit der Selbstzerstörungsfunktion eines gegnerischen Roboters lassen sich ganze Gegnergruppen erledigen. Mit der Selbstzerstörungsfunktion eines gegnerischen Roboters lassen sich ganze Gegnergruppen erledigen.

Und die meisten davon sind wirklich cool und auch spielerisch wirkungsvoll. Die Spinnengranate beispielsweise krabbelt flink auf einen Gegner zu, beißt sich an ihm fest und kann bei der anschließenden Detonation ganze Gruppen auslöschen. Die Anti-Graviations-Granate hebt die Feinde ähnlich wie im Spiel Inversion in die Luft, wo wir die hilflos zappelnden Wichte dann bequem ausknipsen können. Und mit der praktischen Hacking-Funktion übernehmen wir aus der Distanz gegnerische Roboter und lichten die gegnerischen Reihen, in dem wir den Selbstzerstörungsknopf drücken.

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