Nintendo hat so einige Reihen, die seit Jahren brach liegen und wovon sich viele eine Rückkehr wünschen. F-Zero zum Beispiel, aber auch Metroid Prime und Kirby Air Ride. Umso schöner ist es, dass Samus und der Fun-Racer rund um den rosa Knubbel jetzt ihr Comeback feiern.
Ich konnte mir bereits Kirby Air Riders für die Switch 2 schnappen und habe eine fantastische Nachricht für euch. Für mich als großer Fan des mittlerweile 22 Jahre alten Originals wurden nämlich mehr Träume erfüllt, als ich mir je erträumt hatte.
Doch was ist Kirby Air Riders überhaupt?
Kirby Air Riders spielt sich grundsätzlich komplett anders, als ihr es von Rennspielen gewohnt seid. Ihr müsst gar nicht selbst Gas geben, sondern das Beschleunigen funktioniert automatisch. Mit dem Analogstick bewegt ihr die Figur nach links oder rechts, in schneller Abfolge der beiden Richtungen wird ein Wirbelangriff ausgeführt und beim Abspringen von einer Kante gleitet ihr nach oben und unten durch die Luft.
Euch wird das Spielprinzip auch hier ausgiebig von Chef-Entwickler Masahiro Sakurai erklärt:
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Ansonsten gibt es nur zwei weitere Knöpfe: Mit der A-Taste wird ein Boost aufgeladen, mit dem ihr durch das gleichzeitige Bewegen des Analogsticks in die Kurve driftet. Mit der Boost-Taste saugt ihr zusätzlich auch Gegner in der Nähe ein, um typische Kirby-Fähigkeiten wie Feuerbälle, Bomben, Bumerang-Geschosse und mehr zu erhalten.
Durch das Aufsaugen der Gegner und das Abschießen der anderen Rivalen füllt sich zudem langsam eine Spezialleiste. Mit der Y-Taste führt ihr dann je nach Charakter einen Spezialangriff aus, der euch meist schneller macht oder einen starken, Bildschirm füllenden Angriff auslöst.
Hier kommt dann auch schon eine wichtige, sehr taktische Komponente ins Spiel. Denn jeder der 20 Fahrer, die alle aus dem Kirby-Universum stammen, hat unterschiedliche Werte, Wirbel- und Spezialangriffe. Dazu kommen 22 Fahrzeuge (im Spiel Maschinen genannt), die sich ebenfalls bei den Werten und der Steuerung unterscheiden.
So sind manche der Flitzer mehr auf das Fahren am Boden spezialisiert, andere Kisten entpuppen sich als Könige in der Luft, während wieder einige der Boliden vor allem für Kämpfe gemacht sind. Es gibt auch ganz wilde Maschinen, die grundlegende Mechaniken verändern, wie das Boosten oder die Steuerung.
Trotz der simplen Steuerung fährt es sich in Kirby Air Riders etwas unpräzise. Vor allem im späteren Verlauf, wenn ich Geschwindigkeiten über 100 km/h erreiche, knalle ich meist wie eine Flipperkugel von einer Bande zur nächsten und habe manchmal mehr Erfolg, wenn ich einfach gar nichts drücke.
Und doch gibt es in diesem ganzen Chaos dank der unterschiedlichen Fahrer/Maschinen-Kombos eine sehr tiefe, taktische Komponente. Je nach Spielmodus, Strecke und Gegner-Konstellation ergibt sich für mich immer wieder ein anderes Spielerlebnis und ich muss auf vieles vorbereitet sein.
Dadurch verhält sich die Auswahl der Spielfigur ähnlich zu einem Super Smash Bros., bei dem ich ebenfalls auf viele verschiedene Situationen Antworten brauche. Der große Unterschied zum Nintendo-Prügler: Ihr benötigt für Air Riders bei Weitem nicht so viel Skill am Pad, wodurch auch Neulinge schon recht fix Erfolgserlebnisse beim Brettern über die Kurse und in den verschiedenen Modi erzielen.
Ein guter Start für mehr Accessibility bei Nintendo: In der Vergangenheit hat Nintendo eher selten mit Accessibility-Optionen geglänzt. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass uns Kirby Air Riders die Chance bietet, mit diesen Einstellungen den Zugang zum Spiel für mehr Menschen zu ermöglichen:
- Steuerung
- Frei belegbare Knöpfe
- Linker und rechter Analogstick lässt sich tauschen
- Steuerung lässt sich invertieren
- Kamera
- Field of View
- Kameradistanz
- Motion Sickness-Raster
- Fadenkreuz als Fokuspunk
- Tempo-Effekte
- Wackeln und Neigen der Kamera
- Splitscreen horizontal oder vertikal
- Individuelle Steuerungs- und Kameraprofile, auch für den Splitscreen-Modus
- Farbfilter
- Schrift- und Anzeigengröße
- Einzeln einstellbare HUD-Elemente
- Umrisse bei Figuren
- Einzeln einstellbare Sprache für Text und Stimmen
- Einstellbare Schwierigkeitsgrade
Abwechslungsreiche Modi, die aufeinander aufbauen
Auch wenn das Spiel an und für sich simpel gestaltet ist, gibt es trotzdem ein ausführliches Tutorial, in dem alle Mechaniken, die unterschiedlichen Maschinen und auch Profi-Techniken anschaulich erklärt werden.
Das ermöglicht einen viel klareren Einstieg, als es noch beim Vorgänger der Fall war, wo ich nach einem kurzen Video mit mehr Fragezeichen über dem Kopf komplett alleine gelassen wurde.
Ist das Tutorial abgeschlossen, kann ich mich in einen der vier sehr unterschiedlichen Modi stürzen:
- Air Ride ist das klassische Rundenrennen auf einer von 16 abwechslungsreichen Strecken, wie ihr sie beispielsweise aus Mario Kart kennt
- In Top Ride wird das Geschehen auf 9 exklusiven Rundkursen aus der isometrischen Sicht dargestellt und erinnert stark an Spiele wie Micro Machines.
- City Trial ist eine Art Battle Royale/Rogue-lite bei dem ich in einer offenen Map mit 15 anderen Spieler*innen innerhalb von 3-7 Minuten neue Maschinen finde und meine Werte mit Items erhöhe. Am Ende wird in einem von insgesamt 16 Wettbewerben mit mehreren Varianten, wie Rennen oder einer Kampfarena, ein Sieger ausgemacht.
- Der Story-Modus (Road Trip) lässt mich an Events wie Rennen, Minispielen, Bosskämpfen und mehr in vielen abwechslungsreichen Variationen teilnehmen. Als Belohnung gibt’s Items und neue Maschinen, um nach jedem Ereignis stärker zu werden.
Während Air Ride und Top Ride durchaus im Multiplayer Spaß machen, sind die Herzstücke von Kirby Air Riders ganz klar City Trial sowie Road Trip.
Was macht City Trial so besonders? Der Modus war schon in Kirby Air Ride auf dem GameCube vorhanden und ist der Grund, warum ich auch 22 Jahre später immer wieder zum Original zurückgekehrt bin. Auch im Nachfolger erwische ich mich dabei, wie ich gleich mehrere Runden hintereinander City Trial spiele und es mich einfach nicht loslässt.
Denn auch hier gibt es ordentlich Taktik. Ich kann für mich spielen und still und heimlich meine Werte pushen oder ich gehe komplett auf Angriff, um die anderen daran zu hindern, sich selbst aufzuleveln.
Dank unterschiedlicher Wettbewerbe sowie Events, die direkt auf der Map passieren, spielt sich jede Runde komplett anders. So tauchen beispielsweise Minibosse auf oder ein dichter Nebel verringert die Sicht auf das Geschehen.
Was macht Road Trip so besonders? Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es jetzt endlich einen Story-Modus und der war auch bitter nötig. Die Geschichte rund um kosmische Wesen, die den Planeten Pop bedrohen, wie es bei Kirby-Spielen so üblich ist, wird in gut animierten und vertonten Cutscenes präsentiert.
Die Story ist zwar für rund fünf Stunden eine nette Auflockerung, aber am Ende nicht der Grund, warum ich nach dem Durchspielen direkt einen zweiten Durchlauf gestartet habe.
Denn die Singleplayer-Kampagne ist so abwechslungsreich, wie bei kaum einem anderen Rennspiel. Denn in Road Trip entscheidet ihr euch immer für eins von drei Events, die auf den anderen drei Spielmodi basieren.
So spielt ihr zum Beispiel mal einen Wettbewerb aus City Trial, dann eine Runde auf einem Air Ride-Kurs und danach müsst ihr gegen einen Boss kämpfen. Damit das aber nicht langweilig wird, ist jedes Event einzigartig und hat noch zusätzliche Modifikationen. So startet ihr zum Beispiel mit der Feuer-Fähigkeit, oder mit einem Item, das verhindert, dass ihr den Boost einsetzen könnt.
Am Ende von jeder der insgesamt elf Stages, die aus bis zu zwölf solcher Events bestehen, könnt ihr euch entscheiden, wohin ihr als nächstes geht. Dort erwarten euch dann freischaltbare Maschinen, exklusive Belohnungen und mehr.
Ich habe dadurch zwei Durchläufe gebraucht, um zumindest einmal alle Fahrzeuge freizuschalten. Um wirklich jede Abzweigung einmal zu sehen, braucht ihr mindestens vier Durchläufe.
Was motiviert mich, Kirby Air Riders immer wieder zu spielen?
Die Antwort auf die oben gestellte Frage ist so simpel, wie genial. Denn jeder Spielmodus (sowie eine optionale Liste für den Online-Modus) bietet eine Checkliste mit je 150 Aufgaben, die von schnell erledigt bis zur haareraufenden Herausforderung alles bieten.
Wirklich tolle Belohnungen: Mit dem Erledigen der Aufgaben schalte ich neue Strecken in Air Ride und Top Ride, Wettbewerbe für City Trial, Fahrer, Maschinen und auch komplett überraschende Funktionen frei, die ich an dieser Stelle noch nicht verraten darf.
Zudem gibt es noch ganz viele Maschinenteile und Verzierungen, um die Fahr- und Flugzeuge individuell zu gestalten. Eine nette Spielerei, aber die Hauptmotivation kommt von den Belohnungen, die direkten Einfluss auf das Gameplay haben und alle vier Modi mit einer riesigen Auswahl an Neuerungen frisch halten.
Starte ich beispielsweise in City Trial auf einem neuen Spielstand eine Runde, dann habe ich gerade einmal eine Handvoll unterschiedlicher Maschinen auf der Karte zur Wahl, die Events sind eingeschränkter und es gibt nur wenige Fahrer. Spiele ich aber den Modus und auch die anderen Modi mehr, dann schalte ich immer weitere Funktionen frei und das Spiel eröffnet sich mir immer mehr.
Selbst nach über 20 Stunden Spielzeit habe ich noch nicht alles gesehen und bin kurz davor alle Road Trip-Aufgaben abgeschlossen zu haben. Für diejenigen unter euch, die keine Lust auf den Multiplayer haben, gibt’s ebenfalls eine tolle Info: Die Online-Herausforderungen müsst ihr nicht abschließen, wenn ihr das nicht wollt. Als exklusive Belohnungen winken hier nämlich nur kosmetische Items.
Technische Abstriche gibt’s aktuell nur im Splitscreen-Modus: Größtenteils läuft Kirby Air Riders sehr gut in meist 60 fps. Gerade im Singleplayer gab es nur in sehr wuseligen Szenen mal kleinere Ruckler. Das Gleiche lässt sich leider nicht über den lokalen Splitscreen-Modus behaupten. Hier wechselt das Spiel hin zu einer freigeschalteten Framerate und springt gerade in City Trial zwischen 30 und 60 fps hin und her – in anderen Modi drücken die Ruckler weit weniger auf den Spielspaß.
Hinzu kommt, was bei Spielen auf der Nintendo Switch 2 leider keine Seltenheit ist: eine nicht ganz saubere HDR-Konvertierung, wodurch Farben in hellen Umgebungen leicht verwaschen wirken. Immerhin lässt sich das HDR im Spiel noch leicht feinjustieren, womit sich die gröbsten Fehler etwas ausbessern lassen.
Kirby Air Riders ist eher keine Empfehlung für euch, wenn…
… ihr auf der Suche nach dem nächsten Fun-Racer seid, um ein paar Runden mit euren Freund*innen zu drehen. Dafür ist das Spiel zu chaotisch, fährt sich trotz der simplen Steuerung unpräziser als andere Genre-Vertreter wie beispielsweise Mario Kart World und braucht etwas, bis es Fahrt aufnimmt.
Ihr müsst euch schon ein wenig in die Systeme einarbeiten, um den meisten Spaß herauszuholen. Jedoch ist Air Riders dank dem Story-Modus und dem interaktiven Tutorial deutlich zugänglicher gestaltet, als noch der Vorgänger.
So könnt ihr im Multiplayer spielen: Alle Modi bis auf Road Trip können in Kirby Air Riders gemeinsam gespielt werden. Um zusammen zu spielen, könnt ihr euch auf vier Arten miteinander verbinden:
- Lokal im Splitscreen: 2-4 Spieler*innen
- Lokale Verbindung auf der Switch: 2-8 Spieler*innen (jeder braucht eine eigene Switch 2 + Spiel)
- LAN-Spiel über das gleiche Netzwerk: 2-16 Spieler*innen (jeder braucht eine eigene Switch 2 + Spiel)
- Online: bis zu 16 Spieler*innen (Nintendo Switch Online-Abo benötigt)
Das einzige, was nicht unterstützt wird, ist Game Share. Ihr könnt also nicht über den Voice Chat oder lokal das Spiel mit anderen Switch 2-Geräten teilen und zusammen spielen, obwohl diese Kirby Air Riders nicht besitzen.]
Ich kann euch Kirby Air Riders nur wärmstens ans Herz legen, wenn…
… ihr das Spiel mehr als ein Super Smash Bros. als ein klassisches Mario Kart betrachtet. Air Riders bietet durch die Fahrer/Maschinen-Kombination enorm viel Spieltiefe, dass man daraus eine eigene kleine Wissenschaft machen kann.
Gepaart mit variantenreichen Modi, motivierenden Aufgaben, einem absoluten Haufen an freischaltbaren Funktionen und Gegenständen, lässt euch das Spiel so schnell nicht mehr los. Vorausgesetzt natürlich, ihr habt euch einmal auf den ungewöhnlichen Fun-Racer eingelassen.
Hattet ihr wie ich bereits Spaß am Gamecube-Original, gibt es auf jeden Fall großen Grund zur Freude. 22 lange Jahre des Wartens haben sich aber sowas von gelohnt und für mich geht’s nach dem Schreiben wieder direkt in meinen schicken Flitzer, um noch ein paar neue Charaktere freizuschalten.
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