Entschuldige bitte, liebes Mario Kart World. Nach den ersten Videos und Previews hatte ich dich nämlich in eine Schublade gesteckt, in die du ganz und gar nicht gehörst. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich so daneben lag.
Manchmal muss man sich eingestehen, dass man eine Situation völlig falsch eingeschätzt hat. Etwa so wie Bowser am Ende jedes Mario-Spiels, nachdem er mal wieder zu siegessicher war.
Der vermeintlich "perfekte" Kartracer: Mario Kart 8 Deluxe
Doch der Reihe nach. Bis vor Kurzem gehörte ich zu den Leuten, die der Meinung waren, dass Mario Kart 8 Deluxe quasi der "perfekte Kartracer“ ist. Durch den Booster-Streckenpass hatte Nintendo den Umfang im Vergleich zum Launch-Zustand mal eben verdoppelt, und das Gameplay schien die optimale Balance aus Zugänglichkeit und Tiefe zu bieten. Ein Meisterwerk, das nur schwer zu toppen sein würde.
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Die Nintendo Switch 2 ist da und wir drehen unsere ersten 37 Minuten in Mario Kart World
Der Titel hatte aber eben auch schon einige Jahre auf dem Buckel, die Fans wollten etwas Neues, und Nintendo brauchte ein Spiel, um die neue und im Vergleich zur ersten Switch deutlich teurere Konsole zu verkaufen.
Meine Annahme deshalb: Nintendo würde das Videospiel-Äquivalent der „Komm aus dem Gefängnis frei“-Karte aus Monopoly nutzen, der Serie eine Open World mit nutzlosem Sammelkram verpassen und dem Gameplay ein paar Zusätze spendieren, die dann am Ende doch niemand nutzt. Ich erwartete einen simpler gestrickten, noch zugänglicheren Titel, der komplett auf Nummer sicher geht.
Mein erster Eindruck: Alles wie erwartet
Beim ersten Anspielen schien sich diese Annahme dann auch zu bestätigen. Beim Abschluss Grand Prixs nutzte ich die neuen Wallrides, Grinds oder aufgeladenen Sprünge kaum. – schnell war ich trotzdem. Meine Befürchtung, das Gameplay würde mit breiten Highways und Rails simplifiziert und aufgeweicht, schien sich zu bewahrheiten.
Doch dann habe ich mich intensiver mit den neuen Strecken beschäftigt und nicht zuletzt auf Social Media gesehen, welche Möglichkeiten die neuen Mechaniken tatsächlich bieten. Und ich konnte quasi hören, wie es bei mir “Klick” machte.
Die Offenbarung: Ein unerwartet tiefes Rennerlebnis
Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr stellte sich heraus, dass die Rennen in Wahrheit viel tiefer und herausfordernder sind als zuvor. Die neuen Mechaniken heben den sogenannten “Skill-Ceiling“, also gewissermaßen die Obergrenze dessen, was möglich ist, ungemein an.
So gibt es Abkürzungen und Rails, die man nur zu sehen bekommt, wenn man teilweise drei, vier oder mehr Tricks aneinanderreiht. Das erhöht für mich den Wiederspielwert ungemein. Es besteht nahezu jederzeit die Chance, ein verloren geglaubtes Rennen mit einer total abgedrehten Aktion in letzter Sekunde noch zu drehen. Oder man geht in Führung liegend ein besonderes Risiko ein, um den Rest des Feldes weit hinter sich zu lassen.
Das Internet ist schon jetzt voll mit Videos, in denen die wildesten Situationen und Rennausgänge zu bestaunen sind. Schaut euch zum Beispiel mal dieses kurze Video an:
Es schmilzt zumindest mir jedenfalls fast das Hirn, wenn man sieht, wie Wallrides, Grinds und Sprünge so kombiniert werden, dass man kaum hinterherkommt. Und es ist unglaublich befriedigend, diese komplexen Manöver zu meistern und zu sehen, wie die Community immer wieder neue Wege findet, noch ein paar Millisekunden besser zu sein.
Für Gelegenheitsspieler mögen diese komplexen Manöver auf den ersten Blick überfordernd wirken, aber das Schöne ist: Man kann nahezu komplett darauf verzichten und trotzdem riesigen Spaß haben. Wer jedoch in die Tiefen abtauchen will, wird mit einem für Mario Kart-Verhältnisse selten dagewesenen Spielgefühl belohnt. Und das wiederum war etwas, das ich vor meinen persönlichen Testrunden nie für möglich gehalten hätte. Wie gesagt, entschuldige bitte, liebes Mario Kart World!
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