Welt der Wunder
Japanische Produktionen haben es oft so an sich, dass zwar den Charakteren und der Handlung viel Aufmerksamkeit zukommt, die Spielwelt dagegen aber vernachlässigt wird. Nicht so bei Dragon Quest 11! Es bietet eine Liebe zum Detail, wie man sie seit dem in dieser Hinsicht grandiosen Ni no Kuni nicht mehr erlebt hat. Die weitläufige Welt ist liebevoll gestaltet, strotzt nur so vor kleinen Feinheiten und spart auch nicht an atemberaubenden Panoramen. Außerdem wirkt die Welt lebendig. Die Monster laufen nicht einfach nur tumb durch die Gegend, sondern spielen, reden oder schlafen, so dass man sich fast schon zu schuldig fühlt, wenn man sie angreift.
Denn die serientypisch oft enorm witzigen Kreaturen sprühen nur so vor Leben: Manch ein Monster verfolgt uns sogar mit seinen Blicken, wenn ihr im Kampf umherlauft. Einige Kreaturen nutzen wir auch als Reittiere, so haben wir die Möglichkeit, zuvor unerreichbare Areale auf der Karte zu entdecken oder uns auf überraschende Weise in den Dungeons fortzubewegen - für ein knochiges Reitgerippe ist manch eine steile Wand auf einmal kein Problem mehr. Und wer hat sich noch nicht gewünscht, in einem eiförmgen Roboter durch die Gegend zu hopsen?
Auch in den Städten und Siedlungen, von denen es mehr als 20 gibt, ist jede Menge los. Überall brummt das Leben und kleine, aber sehr charmante Animationen verleihen der ganzen Welt eine spürbare Lebensfreude. Jede Stadt unterscheidet sich zudem von der nächsten, angefangen von klassisch-westlicher Architektur über malerische japanische Dörfern bis hin zu einigen sehr überraschenden Orten.
Dragon Quest 11 erscheint auch in einer 3DS-Version. 
Dragon Quest auf 3DS
Auch wenn es auf diesen vier Seiten in erster Linie um die PS4-Fassung von Dragon Quest 11 geht, so ist gerade in Japan die gleichzeitig erschienene Version für den 3DS bisher sogar die populärere Version des Abenteuers! Während alleine in den ersten zwei Tagen laut Fachmagazin Famitsu 950,338 Exemplare auf PS4 durchverkauft wurden, ging die 3DS-Fassung 1,130,468mal über den Ladentisch. Warum? Nun, zum einen ist der 3DS in Japan schlichtweg weitaus populärer als die PS4.
Vor allem aber bietet die Handheld-Fassung ein Feature, das insbesondere in Fernost sehr gut ankommt:Dragon Quest 11 spielt ihr auf 3DS wahlweise in typischem 3DS-3D, oder aber im ganz klassischen Look der 16-Bit-Episoden. Dadurch hat Dragon Quest 11 ganze drei Präsentationsvarianten. Bleibt natürlich die Frage, ob 2018 auf die 3DS-Fassung nach Europa kommt… aber da sie inhaltlich mit dem PS4-Abenteuer identisch ist und die letzten Episoden ebenfalls auf 3DS veröffentlicht wurden, spricht jedoch vieles dafür.
Sieben Helden müsst ihr sein
Genau so viel Detailliebe wie in der Landschaft steckt auch in den Hauptfiguren. Da ist zunächst der Held selbst. Der ist ein freundlicher und hilfsbereiter, aber serientypisch stummer junger Mann, dessen Persönlichkeit allerdings sehr gut durch seine Handlungen vermittelt wird. Sein erster Begleiter Camus ist ein cleverer Dieb, mit dem wir so manche brenzlige Situation überstehen. Dazu kommen zwei magische Schwestern, die vorlaute und explosive Zauberin Veronica und die sanfte Heilerin Senya.
Für Unterhaltung und negative Statusveränderungen bei Gegnern ist Vielkönner Sylvia, ein Zirkuskünstler zuständig. Und dann sind da noch die beiden Reisenden Row und Martina, die mit Kampfkunst, Eisenkrallen und Magie für ganz schön Rumms sorgen. Dieses Team ist enorm sympathisch und harmoniert perfekt mit dem für Dragon Quest typischen Humor, funktioniert aber auch in den ernsten Momenten des Spiels.
Mal möchte ein schmieriger Opa im Rahmen einer Nebenaufgabe unbedingt unsere brünette Kampfkünstlerin im Hasenkostüm sehen, mal trifft die Truppe auf einen feigen Prinzen, der den Helden als Doppelgänger engagiert. Gleichzeitig kann Dragon Quest 11 manchmal sehr emotional werden: Unglückliche Romanzen und unerwartete Schicksalswendungen treffen Helden und Spieler härter als erwartet.
Wie hoch ist die Sprachbarriere?
Wir haben die japanische PS4-Fassung von Dragon Quest 11 importiert. Aber solltet ihr das auch tun? Tendenziell eher nicht. Zwar sind die Menüs für Spieler mit Serienerfahrung schnell durchschaut, aber manch ein zentraler Punkt, wie beispielsweise die Deaktivierung der künstlichen Intelligenz eurer Mitstreiter, ist recht tief in den Textmenüs versteckt. Auch auf die Marker auf der Karte könnt ihr euch nicht verlassen, denn die zeigen lediglich Nebenaufgaben oder Passanten mit wichtigen Informationen an. Zwar könnt ihr euch mit Geduld und Aufmerksamkeit schon ganz gut durchbeißen, aber wir raten dazu, noch ein paar Monate auf die lokalisierte Fassung zu warten - nicht zuletzt, weil wir da auch mit etwas Mehrwert in Sachen Musik und Sprachausgabe rechnen.
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