Seite 2: Horizon Forbidden West im Test: Mächtig gutes Gameplay, aber die Story-Magie fehlt

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Ein visuelles Meisterwerk

Erneut überzeugt die Open World durch einen malerischen Mix aus wilder Natur und den Überresten der alten Zivilisation. Erneut überzeugt die Open World durch einen malerischen Mix aus wilder Natur und den Überresten der alten Zivilisation.

Trotzdem macht es dank Aloys neuer Erkundungs-Gadgets weitaus mehr Spaß, die Welt abseits des Hauptpfades zu erkunden als im Vorgänger. Zumal die Open World noch einmal deutlich abwechslungsreicher gestaltet ist als die von Horizon Zero Dawn. 

Während unseres Abenteuers im Verbotenen Westen streifen wir durch verschneite Tundren und Gebirgsketten, wandern in den Ruinen von Las Vegas durch den staubigen Wüstensand, schlagen uns durch einen dichten Dschungel und erkunden die malerische Küste, die sich vor den Überresten San Franciscos erstreckt.

All das sieht dank etlicher Details, knalliger Farben und atmosphärischen Lichteffekten sowohl auf der PS5 als auch auf der PS4 nicht nur unverschämt gut aus, sondern wirkt dank sich bewegender Gräser und herumlaufender (oder fliegender) Wildtiere richtig lebendig. Die fantastisch designten und animierten Maschinenmonster sorgen schließlich für einen einzigartigen Kontrast zur wilden post-postapokalyptischen Natur und machen die Open World von Forbidden West zu etwas ganz Besonderem. 

Im äußersten Westen der Karte erwarten uns dichte Dschungel voller Wasserfälle und Sümpfe. Im äußersten Westen der Karte erwarten uns dichte Dschungel voller Wasserfälle und Sümpfe.

Und nicht nur das: Die Charaktere, allen voran Aloy strotzen nur so voll Details. Auf der PS5 erkennen wir sogar einzelne Härchen in ihrem Gesicht (was zuvor für eine fragwürdige Diskussion im Netz über ihr Äußeres gesorgt hat).

Sogar die NPCs sehen jetzt deutlich besser und weniger austauschbar aus. Trafen wir im Erstling noch auf größtenteils gesichtslose Kulissenschmücker, erkennen wir nun weitaus mehr Details in Gesichtern und auf der Kleidung. Auch wenn NPCs dabei natürlich nicht mit den Hauptfiguren mithalten können.

Ein Blick auf die Missionen

Beim Erkunden der Welt erfreuen wir uns aber nicht nur an der Optik, sondern können natürlich erneut zahlreiche Nebenmissionen abseits des Hauptpfades annehmen. Viele davon erzählen sogar emotionale kleine Geschichten, die uns näher mit unseren Gefährten zusammenbringen.

Unser Begleiter Kotallo verliert beispielsweise zu Beginn der Geschichte seinen Arm in einer Schlacht gegen Rebellen. Später in der Story helfen wir ihm dabei, die nötigen Teile für eine mächtige Kampfprothese aus einer Untergrundanlage aus der alten Welt zu bergen, und es geht uns richtig ans Herz, wie sich der stoische Tenakth-Krieger später über seine wiedergewonnene Kampfkraft freut.

Zusätzlich dazu absolvieren wir etliche neue Arten von Aktivitäten, darunter unter anderem:

  • Relikt-Ruinen: Spezielle Orte zum Erkunden, die kleinere Rätsel für uns bereithalten
  • Arena: Hier treten wir auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen gegen Maschinen an und sammeln Arenapunkte, die wir gegen seltene Outfits und weitere Items eintauschen können
  • Nahkampfarena: Hier werden unsere Melee-Fähigkeiten auf die Probe gestellt

Außerdem können wir wie im Vorgänger Banditenlager erobern, an Maschinenrennen teilnehmen, besonders aggressive Maschinen in Brutstätten besiegen, und natürlich kehren die Langhälse wieder zurück. Die gigantischen, an den Brachiosaurus angelehnten Monster dienen erneut als Aussichtstürme und decken Symbole auf der Map auf, wenn wir sie erklimmen.

Die Langhälse aus dem Vorgänger kehren zurück! Diesmal erwarten uns abwechslungsreichere Rätsel, die wir lösen müssen, bevor wir einen Giganten erklimmen können. Die Langhälse aus dem Vorgänger kehren zurück! Diesmal erwarten uns abwechslungsreichere Rätsel, die wir lösen müssen, bevor wir einen Giganten erklimmen können.

Für jeden Langhals hat sich Guerrilla jetzt sogar ausgefallenere Rätsel einfallen lassen. Ein Exemplar müssen wir beispielsweise erst mit einer Balliste zu Fall bringen, viel mehr wollen wir euch aber gar nicht vorwegnehmen.

Die Eroberung der Langhälse ist definitiv eine der aufregendsten Nebenaktivitäten in  Forbidden West, andere Aufgaben wie die Maschinenrennen oder die unzähligen Banditenlager hätten wir aber nicht unbedingt gebraucht, weil sie eher wie zusätzliche Zeitfresser wirken, uns aber kaum fordern. Sie sind zwar alle ohnehin optional, sorgen aber dafür, dass wir uns allein von der schieren Anzahl an unerledigten Aufgaben zuweilen überfordert fühlen.

Wer Lust hat, sich im Verbotenen Westen zu verlieren, bekommt hier aber natürlich eine fast schon meditative Open World-Beschäftigungstherapie geboten. Bis zum Ende der Story benötigen wir rund 35 Spielstunden. Wollen wir aber alle Nebenmissionen und Aktivitäten abschließen, dürften gut 80 bis 100 Stunden vergehen. Forbidden West hat also noch einmal deutlich mehr Umfang als Zero Dawn.

SciFi ohne Magie

Und die Hauptstory? Ja, da kommen wir zum großen Elefanten – oder eher gesagt – Bebenzahn im Raum. Die Geschichte kommt nämlich nicht einmal ansatzweise an die des ersten Teils heran.

Auf ihrer Weltrettungsmission begibt sich Aloy im Verbotenen Westen zunächst auf die Suche nach GAIA. Das ist die hochtechnologische KI, die im ersten Teil “Projekt Zero Dawn” umsetzen sollte und dafür einen Wiederaufbau der zerstörten Welt gestartet hat. Um den durch die geheimnisvolle Seuche gestörten Neustart wieder in die Wege zu leiten, begibt sich Aloy auf die Suche nach GAIAs KI-Unterfunktionen Demeter, Poseidon, Aether und Hephaistos, die GAIA wieder komplett funktionstüchtig machen sollen. 

Aloy und unsere Begleiter wie der Krieger Varl und die Grabessängerin Zo sind zwar allesamt sympathisch, erzählerisch kann Forbidden West aber nicht mit Zero Dawn mithalten. Aloy und unsere Begleiter wie der Krieger Varl und die Grabessängerin Zo sind zwar allesamt sympathisch, erzählerisch kann Forbidden West aber nicht mit Zero Dawn mithalten.

So lautet zumindest die Kurzform der recht komplizierten SciFi-Rahmengeschichte von Forbidden West. Wer das alles komplett verstehen will, sollte sich vorher unbedingt noch einmal eine ausführliche Zusammenfassung der Geschehnisse aus Zero Dawn ansehen, ansonsten würde das hier aufgrund der reichhaltigen Lore und den vielen Charakteren schnell zu weit führen. Zu Beginn des Spiels gibt es zwar eine Zusammenfassung der Ereignisse, doch die ist sehr knapp gehalten.

Einige erzählerische Überraschungen hält die Story zwar parat, kann uns aber diesmal insgesamt nicht begeistern. Das größte “Problem” dabei ist Horizon Zero Dawn selbst. Wir erinnern uns: Im Vorgänger versuchten wir nicht nur das Geheimnis rund um Aloys Herkunft herauszufinden, sondern auch, warum die Welt überhaupt untergegangen ist und woher die Maschinen kommen. Diese Magie des Unbekannten zog uns sofort in ihren Bann. 

Im Nachfolger kennen wir natürlich jetzt (fast) alle Antworten auf die Fragen, die uns im ersten Teil so gefesselt haben. Neue große Mysterien und Erleuchtungsmomente fehlen nun spürbar. Vielmehr verliert sich die Story von Forbidden West oftmals nur in unnötig kompliziertem Sci-Fi-Blabla und kann deshalb kaum Spannung aufbauen.

Trotzdem erleben wir während des Abenteuers einige unvergessliche emotionale Momente, zumal insbesondere Aloy und ihre Gefährten Erend, Varl, Kotallo und Co. allesamt wirklich sympathisch sind. 

Der Fotomodus ist ebenfalls wieder mit dabei und funktioniert genauso wie im Vorgänger. Aloys Gesichtsausdrücke und Posen sind daran natürlich das absolute Highlight. Der Fotomodus ist ebenfalls wieder mit dabei und funktioniert genauso wie im Vorgänger. Aloys Gesichtsausdrücke und Posen sind daran natürlich das absolute Highlight.

Trotzdem eines der besten aktuellen Open World-Spiele

Rein spielerisch überzeugen die Storymissionen allerdings durch die Bank weg. Der abwechslungsreiche Mix aus spektakulären Kämpfen gegen die Maschinen, Schleichpassagen, Klettereinlagen und kleineren Rätselaufgaben kommt in den Hauptquests am besten zur Geltung und sorgt für viele unvergessliche Gameplay-Momente. 

Mal müssen wir ein ganzes Tenakth-Bollwerk in den Bergen zum Einsturz bringen, indem wir es mit der Kanone eines Bebenzahns beschießen, den wir zuvor natürlich erst besiegen müssen. Mal erkunden wir die Unterwasserruinen des teils versunkenen Las Vegas, lösen dort simple Schalterrätsel und schlagen uns mit schwimmenden Maschinen wie den krokodilähnlichen Schnappmäulern herum. Viel mehr wollen wir euch aber gar nicht vorwegnehmen.

Mehr Eindrücke gibt's her übrigens im Gameplay-Trailer:

Horizon Forbidden West: Das erste PS5-Gameplay sieht umwerfend aus Video starten 19:10 Horizon Forbidden West: Das erste PS5-Gameplay sieht umwerfend aus

Trotz der schwachen Story und kleineren Problemen wie den fummeligen Kletterpassagen kommen wir aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Horizon Forbidden West ist unterm Strich ein großartiger Nachfolger eines fantastischen Open World-Spiels. Zero Dawn erweist sich aufgrund der spannenderen Geschichte im direkten Vergleich zwar als bessere Gesamtkomposition, doch gerade das verfeinerte Kampfsystem und die neuen Maschinen machen die Fortsetzung immerhin auf Gameplay-Ebene zum besseren Spiel.

Und wer generell gerne durch offene Welten streift, bekommt hier sogar einen der besten aktuellen Open World-Titel überhaupt.

2 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (675)

Kommentare(625)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.