Seite 2: Brütal Legend im Test - Test für Xbox 360 und PlayStation 3

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Brütal Legend: Als Intro gibt es ein kurzes, verrücktes Filmchen mit Jack Black zu bestaunen. Brütal Legend: Als Intro gibt es ein kurzes, verrücktes Filmchen mit Jack Black zu bestaunen.

Das zweite wichtige Spielelement in Brütal Legend sind die Taktik-Sequenzen, die sogenannten »Stage Battles«. Sie lösen nach wenigen Spielstunden das Action-Geschehen ab. Prinzipiell laufen die Battles immer gleich ab: Eure »Basis« ist eine überdimensionale Bühne. Die müsst ihr auf jeden Fall vor euren Gegnern verteidigen, ansonsten habt ihr die Mission verloren. Zusätzlich findet ihr in den fest abgesteckten Arealen so genannte Fan-Geysire. Die lassen sich per Gitarrensolo aktivieren und zu einem Merchandising-Stand aufblasen. Diese Stände liefern Fan-Energie, mit der ihr wiederum bei der Bühne neue Einheiten anfordert. So ruft ihr zum Beispiel Motorradrocker auf den Plan, die flink über das komplette Areal rasen, Metal-Heads, die sich locker durch feindliche Einheiten prügeln oder Amazonen, die mit Gewehren auch weiter entfernte Gegner erwischen.

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Je mehr Geysire ihr aktiviert, desto mehr Einheiten holt ihr auf die Matte, desto leichter habt ihr es, die feindliche Bühne dem Erdboden gleich zu machen. Mit simplen Tastenkommandos schickt ihr eure Truppe an die feindlichen Merch-Stände, lasst sie angreifen oder rottet sie wieder zusammen. Damit ihr in den teils weitläufigen Arealen nicht den Überblick verliert und immer ein Auge auf alle Brennpunkte habt, haben die Entwickler Eddie riesige Flügel verpasst, mit denen ihr durch das Areal schwebt.

Hier wird es allerdings etwas problematisch: Die »Stage Battles« verlangen von euch, sowohl aus der Luft die Befehle zu erteilen, als auch gleichzeitig am Boden mitzuknüppeln. Anfangs ist das noch machbar, nach kurzer Zeit wird es aber einfach zu unübersichtlich: Wenn ihr auf dem Boden prügelt, entgeht euch vielleicht eine feindliche Einheit, die gerade einen Merch-Stand platt oder sich an eurer Hauptbühne zu schaffen macht. Wenn ihr allerdings nur den Befehlshaber aus der Luft markiert, werden eure Truppen von manchem übermächtigem Gegner einfach zerrissen. Obendrein wirkt die Balance zwischen den einzelnen Einheiten unausgegoren.

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Manche Feinde machen im Handumdrehen ganze Truppen eurer Rocker platt. Im Kuddelmuddel eines Kampfes fällt es zudem schwer, die einzelnen Gruppen aufzuteilen und gezielt einzusetzen. Die Massenschlachten arten auch schnell in unübersichtliches Gemetzel aus, bei dem ihr eure einzelnen Einheiten nur schwer ausmacht. Kurz: Der Strategie-Teil von Brütal Legend ist ein großer Schwachpunkt des Spiels. Zum einen fügt er sich trotz der abgefahrenen Idee mit den Bühnen und Klamotten-Ständen nicht wirklich in den Rest des Abenteuers ein, zum anderen wird es hier zu oft hektisch und unübersichtlich. Wer mit den Bühnengefechten nichts anfangen kann, für den ist eigentlich auch gleich der Multiplayer-Modus von Brütal Legend gestorben, der ausschließlich aus solchen Schlachten besteht.

Meine Lady, mein Wagen und ich

Brütal Legend: Die Gitarren-Soli haben unterschiedliche Wirkungen. Brütal Legend: Die Gitarren-Soli haben unterschiedliche Wirkungen.

Während die Strategie- und Action-Sequenzen über die Hälfte des Spiels einnehmen, findet knapp ein Drittel von Brütal Legend auf vier Rädern statt. Hauptsächlich dient euer fahrbarer Untersatz -- ein tierisch aufgemotzter Hotrod mit reichlich Chrom und Poser-Faktor -- als Fortbewegungsmittel in der riesigen Welt. Ihr wählt auf der Karte einen Zielpunkt aus, den dann in der Welt eine gigantische Lichtsäule markiert. In diese Richtung brettert ihr dann durch die Friedhofsgegenden, Wüsten, Schneelandschaften und Höllenabschnitte, zündet vor Sprüngen den Nitro und überfahrt Feinde, die dort ihr Unwesen treiben. Dann gibt es aber auch Missionen, die ihr nur per Gefährt absolvieren könnt: So müsst ihr zum Beispiel Wildschweine einfangen, für einen Geschützturm Ziele markieren oder einfach nur ein Wettrennen gegen einen arroganten Crossover-Fan gewinnen. Auch ein Zwischenbosskampf steht hier auf dem Programm, mit gezielten Rammattacken fahrt ihr einem Dämon die Hacken zu Brei.

An den Fahrzeugmissionen gibt es nichts auszusetzen -- auch wenn die Kamera bei engen Kurven häufig nicht schnell genug reagiert und ihr erst einmal gegen eine Wand rast.
Richtig spaßig wird es, wenn ihr euer Fahrzeug zu Ozzy Osbourne in die Tuning-Hölle gebracht habt: Mit jeder bestandenen Mission erntet ihr Feuer-Punkte, die ihr in neue Angriffe für Eddie vor allem in neue Accessoires des Mobils investiert. So schraubt euch der Drogen-erfahrene Rocker Gatling-Guns auf die Motorhaube, spendiert einen längeren Boost, lackiert fesche Bräute auf die Karosserie oder steigert die Gesamtgeschwindigkeit. Bei Ozzy erwerbt ihr mit euren Feuer-Punkten auch Songs, die wie bei GTA IV im Autoradio laufen. Und hier wird es richtig fetzig: Passend zum Spielgeschehen findet sich hier die Heavy-Metal-Elite ein, um euch die Trommelfelle zu massieren. Judas Priest, Slayer, Ozzy Osbourne, Motörhead, Lita Ford und viele weitere spielen ordentlich auf.

Keine Pause für Rocker

Abseits der Hauptmissionen warten zahlreiche Nebenaufgaben auf euch, in denen ihr Feuer-Punkte einheimst. Hier werden allerdings oft Aufgaben der Story-Missionen abgewandelt, zusätzlich gibt es noch einige neue Prüfungen: So müsst ihr unter anderem ein feindliches Lager platt machen oder Kollegen bei einem Angriff der Hair-Metaller unter die Arme greifen. Doof: Nach relativ kurzer Zeit ähneln sich die Missionen zu sehr, gerade bei den Variationen der Story-Aufgaben stellt sich schnell ein Deja vu-Effekt ein.

Brütal Legend: Der Guardian of Metal: Rocklegende Ozzy Osbourne Brütal Legend: Der Guardian of Metal: Rocklegende Ozzy Osbourne

Nimmt man die einzelnen Bestandteile von Brütal Legend auseinander, tut man dem Spiel keinen Gefallen. Weder die Action-, Taktik-, oder Fahrzeugsequenzen sind eigenständig und neuartig genug, um euch längerfristig vor die Glotze zu fesseln. Dafür lässt euch die gnadenlos gute künstlerische Gestaltung nicht mehr los: Angefangen vom brillanten Charakter-Design über die durch geknallten Ideen rund um Heavy Metal mit all seinen Klischees bis hin zur abgefahrenen Story wirkt hier alles wie aus einem Guss, jede Figur scheint hier ihren Platz zu haben. Abgesehen von den zahlreichen Gaststar-Auftritten ist es vor allem der Roadie Eddie selbst, der das Spiel trägt. Perfekt gesprochen von Jack Black stellt dieser einer der besten und liebenswertesten Charaktere dar, die es seit langer Zeit gegeben hat. Um allerdings in den vollen Genuss von Eddie Riggs zu kommen, solltet ihr Brütal Legend unbedingt im Original-Ton spielen (der befindet sich bei beiden Versionen mit auf der Disc) -- Untertitel lassen sich natürlich zuschalten. Die deutsche Synchronisation ist zwar gelungen, fällt aber im Vergleich zur englischen Spur deutlich ab.

Grafisch hinterlässt das Spiel einen zwiespältigen Eindruck: Zum einen bekommt ihr es neben den fantastischen Animationen und eindrucksvollen Details (realistisch wabernder Nebel auf einem Master-of-Puppets-Friedhof) zu tun, zu anderen müsst ihr aber auch mit vielen kargen Texturen (gerade in der Oberwelt!) leben. Zusätzlich geht gerade bei Massenkämpfen oder Strategie-Sequenzen aus der Luft häufig die Bildrate ins Knie. Aber auch hier: Der Stil macht die Musik und entschädigt für die technischen Unzulänglichkeiten. Gerade in Zeiten von Teenie-Retorten-Bands, Billig-Musik und zwanghafter Vermarktung ist Brütal Legend ein beneidenswert anarchisches Stück Videospielgeschichte, das allein durch seinen Mut, den konsequenten Stil und die liebevolle Verbeugung vor einer ganzen Epoche mit guten Verkäufen belohnt werden sollte.

Die deutsche Version

Brütal Legend erscheint ungeschnitten in Deutschland. Die Gewalt ist zwar explizit, allerdings hält sich die Brutalität aufgrund des Comic-Stils in Grenzen. Wahlweise lassen sich alle »Gore«-Effekte (und Flüche!) im Hauptmenü deaktivieren – dem Spielspaß tut das keinen Abbruch.

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