Die PS1 ist die beste Konsole, die ich niemals hatte

Tobi verbindet einige seiner allerbesten Videospielerinnerungen mit Sonys erster Konsole. Und mit einem alten Schulfreund, der ihm den Eintritt in deren Welten ermöglichte.

Sönke. Es mag seltsam klingen, aber wenn ich an Sonys erste PlayStation denke, habe ich immer automatisch auch genau diesen Namen im Kopf. Sönke war einer meiner besten Schulfreunde und besaß damals – Ende der Neunziger – eben jene PlayStation. Anders als ich, denn es war eine Zeit, in der das eigene finanzielle Budget nur für eine einzige eigene Konsole ausreichte.

Ich hatte schon recht früh den Nintendo-Weg eingeschlagen, von meinen Eltern einen SNES geschenkt bekommen und mir später vom mühsam angesparten Geld ein Nintendo N64 gekauft. Mein Blick ging aber schon damals regelmäßig über den Plattform-Tellerrand, etwa zum Sega Saturn meines Nachbarn. Und eben auch zur PlayStation, deren Welten ich dank Sönke glücklicherweise regelmäßig betreten konnte.

Ich war sehr schnell fasziniert von dem klobigen grauen Kasten, der irgendwie ein ganz anderes Flair verströmte als meine Nintendo-Konsolen. Woran das liegt, kann ich heute nicht mehr genau sagen, es waren aber vermutlich mehrere Gründe. Der markante Sound direkt nach dem Einschalten, der mich immer noch an ein vorbeifliegendes Raumschiff erinnert, dürfte vermutlich dazu beigetragen haben. Oder die Tatsache, dass Spiele auf CDs kamen, was ich von meinen Modul-Systemen bis dato überhaupt nicht gewohnt war.

Tobias Veltin
Tobias Veltin

Tobi hat den Austausch über Spiele vor allem in Schulzeiten zu schätzen gelernt. Das gemeinsame Hobby sorgte schon damals für angeregte Gespräche und neckische Frotzeleien, die natürlich bei gemeinsamen Sessions intensiviert wurden. Und einige der intensivsten gab es für ihn auf der PS1.

Dauergast zu Metal Gear Solid-Zeiten

Und an Spielen mangelte es Sönke wahrlich nicht. Sein Vater arbeitete in einem Großmarkt, der auch Videospiele führte. Dementsprechend reichhaltig war der Nachschub an neuen Titeln, zu denen natürlich zwangsläufig auch einige absolute Klassiker zählten. Natürlich hüpften wir zum Beispiel durch die kunterbunten Schlauchlevel von Crash Bandicoot. Ich weiß aber auch noch genau, wie wir uns fast in die Hosen machten, wenn das Radio im ersten Silent Hill knarzte und wie wir ob der schieren Wucht des ersten Metal Gear Solid überwältigt waren.

Über mehrere Wochen warteten wir jeden Tag sehnsüchtig darauf, dass der Schulgong die letzte Stunde beendete, nur um danach wie die Berserker zu ihm zu radeln und uns weiter in das packende Abenteuer von Solid Snake auf Shadow Moses zu stürzen. Damals war ich Dauergast bei Sönke und gemeinsam sinnierten wir unter anderem darüber, wie zum Teufel wir diesen verdammten Psycho Mantis besiegen konnten, der doch stets all unsere Schritte vorausahnen konnte – ihr wisst schon, Controller-Port 2 und so.

Genau dieser Psycho Mantis, der für uns damals einfach unerfindlich schlau war. Genau dieser Psycho Mantis, der für uns damals einfach unerfindlich schlau war.

Viele dieser genialen Videospielmomente habe ich in dieser Zeit und mit der PlayStation erlebt, allerdings nicht nur in “großen” Spielen. Mir sind nämlich auch viele Titel in Erinnerung geblieben, die man heute vielleicht nicht mehr direkt auf dem Schirm hat, wenn man an die PS1-Ära denkt. Monstertruck Madness war beispielsweise eines, von dem ich nicht ansatzweise gedacht hätte, dass es mir derart gut gefällt. 

Oder auch Vergessene Welt: Jurassic Park, an dessen stellenweise knüppelharten Levels wir uns tagelang die Zähne ausbissen. Ich werde nie vergessen, wie wir wie blöde Cheat-Codes ausprobierten, bis eines Tages mal einer (!) funktionierte und wir direkt in die Raptoren-Level springen konnten. Wir freuten uns wie die kleinen Kinder, weswegen dieser Moment zu meinen besten Videospielerinnerungen überhaupt zählt. 

Warum ich nie eine eigene PlayStation brauchte

Dadurch, dass ich so viel Zeit bei Sönke und seiner PlayStation verbrachte, kam in mir aber auch nie der Wunsch auf, selbst eine dieser Sony-Spielemaschinen zu besitzen. Denn auf meiner eigenen Konsole hätte ich vermutlich nicht auf ansatzweise so viele Spiele Zugriff gehabt, außerdem war ein großer Teil meiner damaligen PlayStation-Faszination eben dieses Miteinander, das gemeinsame Eintauchen in diese vielen unterschiedlichen Spiele – auch wenn oft nur einer von uns zocken konnte und der jeweils andere zuschaute. Zuhause hatte ich meine Nintendo-Systeme, beim Kumpel gab es die PlayStation – das war für mich eine völlig ausreichende Aufteilung, die sich so auch nicht mehr änderte.

Übrigens auch später nicht mehr, denn ich überlegte in den letzten Jahren mehrere Male, ob ich mir aus Nostalgiegründen nicht doch noch mal eine PS1 hätte zulegen sollen. Auch bei der durchwachsenen PlayStation Mini schwebte mein Finger lange über dem “Kaufen”-Knopf. Doch es blieb dabei, eine PS1 wanderte nicht in meinen Besitz, obwohl sie in meiner persönlichen Empfindung in einigen Punkten (Spielevielfalt, Audioqualität, Blockbuster-Dichte) sogar die beste Konsole überhaupt war. 

Viele der großartigen Momente dieser legendären Ära durfte ich miterleben, sie haben sich regelrecht in mein Gedächtnis eingefräst. Und diese Tatsache wird auch weiterhin dafür sorgen, dass “PlayStation” und “Sönke” zukünftig für mich untrennbar miteinander verbunden sein werden. 

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