GameStop - Mitarbeiter wollen Kunden nicht belügen, fürchten aber um ihre Jobs

Ein GameStop-Programm soll Mitarbeiter dazu drängen, ihre Kunden zu belügen. Der Konzern wiegelt ab. Doch viele Mitarbeiter berichten nun vom Druck, den die Circle of Life-Strategie auf sie ausübe.

Gamestop - Das Circle of Life-Programm soll Mitarbeiter massiv unter Druck setzen und dazu verleiten, Kunden zu belügen. Gamestop - Das Circle of Life-Programm soll Mitarbeiter massiv unter Druck setzen und dazu verleiten, Kunden zu belügen.

"Warst du in den letzten paar Monaten mal bei GameStop und wolltest ein neues Spiel kaufen? Haben sie dir gesagt, dass es nicht vorrätig sei? Sie könnten dich schlicht belogen haben. Denn es gibt ein neues Verkaufsprogramm, das GameStop-Mitarbeiter dazu antreibt, keine ungeöffneten Versionen von Spielen mehr zu verkaufen."

Mit diesen Worten begann Kotaku vor knapp einer Woche einen Artikel, der seitdem heftige Diskussionen entfacht hat. Die englischsprachige Gaming-Website beschreibt darin eine Unternehmenstrategie namens Circle of Life. Seit mehreren Jahren will GameStop dadurch sicherstellen, dass Kunden gebrauchte Spiele bei ihnen kaufen, später wieder eintauschen und dabei noch in andere Titel investieren. Denn die Gewinnmarge fällt bei gebrauchten Spielen höher als bei neuen aus.

So weit, so nachvollziehbar. Schließlich hat GameStop ein Interesse daran, die eigenen Gewinne zu erhöhen. Allerdings soll der Konzern dabei fragwürdige Mittel einsetzen. So sei das Circle of Life-Programm vor einigen Monaten überarbeitet worden. Jeder Mitarbeiter erhalte nun einen Circle of Life-Score, der sinke, wenn er zum Beispiel keine gebrauchten Spiele verkauft. Und dies führe letztlich dazu, dass GameStop seine Kunden belüge.

GameStop-COO Tony Bartel wies die Vorwürfe in einem internen Memo zurück. Dass das Circle of Life-Programm Druck auf Angestellte ausübe, könne nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein, hieß es da unter anderem.

Inzwischen reichte Kotaku aber einen neuen Artikel nach. Darin finden sich die Stimmen von mehr als 20 aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern, die größtenteils kritische Töne anschlagen. Insgesamt soll Kotaku sogar mit rund 100 Personen gesprochen haben. Hier einige ihrer Beiträge in gekürzter Form:

Assistant Manager bei GameStop

"Deine Quellen haben vollkommen recht, wenn sie erzählen, dass Kunden belogen werden. Niemand will es tun, aber wir haben Angst um unsere Jobs. […] Ich will nicht auf die Tränendrüse drücken, meine Situation ist der Normalfall. Ich kenne mehrere GameStop-Mitarbeiter mit einer Vollzeitstelle, und jedes Mal, wenn sie eine neue Konsole verkaufen, oder an einem Tag wie dem 24. Januar, an dem mehrere neue Titel erscheinen, bangen sie, ob sie ihre Quote erfüllen oder nicht."

Ehemaliger Store Manager bei GameStop

"Ich habe mehr als zwölf Jahre lang bei GameStop gearbeitet und war die letzten acht als Store Manager tätig. Die Betonung hier liegt auf "war". Aufgrund genau dieses Programms wurde ich vor zwei Wochen gefeuert. Während der Weihnachtszeit fürchteten meine Mitarbeiter, sie könnten gefeuert werden. Also schrieb ich meine Transaktionen auf sie um, damit sich ihr Circle of Life-Score verbessert, gleichzeitig nahm ich die Transaktionen, die ihren Score runtergezogen hätten, auf meine Kappe."

Aktueller GameStop-Mitarbeiter

"Ich arbeite jetzt seit über sieben Jahren bei GameStop. Die Beiträge, die ihr erhalten habt, und das kann ich euch so gut wie versichern, sind Einzelfälle."

Ehemaliger Store Manager

"Zuerst möchte ich klarstellen, dass nicht jeder GameStop-Mitarbeiter unehrliche Praktiken anwendet. Aber ich kenne viele, die es doch tun. Ich habe in zwei verschiedenen Läden (sowohl in Management- als auch nicht-Management-Position) gearbeitet und dabei Leute gesehen, die offen darüber gelogen, welche Features in Spielen sein würden, nur um Leute dazu zu bewegen, es vorzubestellen."

Aktuell SGA bei GameStop

"Euer Artikel hat, um ehrlich zu sein, ziemlich genau erklärt, wie Circle of Life funktioniert. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir als Angestellte - obwohl es manchmal gerechtfertigt ist - in einem schlechten Licht dastehen. Natürlich kann ich nicht im Namen aller Läden sprechen, aber in meinem Bezirk kann ich mich darüber glücklich schätzen, Vorgesetzte zu haben, die nett und verständnisvoll sind. Wir nehmen COL genauso ernst wie die anderen, aber die Strafen sind weniger schlimm. Noch nie hat hier jemand seinen Job aufgrund seiner COL-Leistung verloren. "

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