Ghost of Tsushima - Yuna, Tomoe & Co.: Die wahre Geschichte der Kriegerinnen

In Ghost of Tsushima, dreht sich alles um Samurai Jin Sakai. Doch es gab im feudalen Japan nicht nur Männer auf dem Schlachtfeld, sondern auch Kämpferinnen.

Jin bekommt oft Unterstützung von weiblichen Kriegern wie Yuna - doch wie sah es im feudalen Japan aus? Jin bekommt oft Unterstützung von weiblichen Kriegern wie Yuna - doch wie sah es im feudalen Japan aus?

Im Rahmen der Story von Ghost of Tsushima lernen wir in der Rolle von Jin nicht nur einige tapfere Krieger, sondern mindestens ebenso versierte Kriegerinnen kennen. Zu diesen zählen beispielsweise Diebin Yuna, Fürstin Masako oder auch die Bogenschützin Tomoe. Obwohl sie keine Samurai sind, gab es im mittelalterlichen Japan tatsächlich viele weibliche Krieger, die ihren männlichen Kollegen in Nichts nachstanden.

Auf genau diese Kriegerinnen wollen wir nachfolgend einen genaueren Blick werfen, doch zunächst soll es erst einmal um die Rolle der Frau im feudalen Japan gehen.

Die Frau sollte vor allem für den Haushalt verantwortlich sein

Frauen besaßen im feudalen Japan zwar durchaus einen Satz an Grundrechten, doch ihr Ansehen war einzig vom Status ihres Mannes abhängig. Sie hatten Anrecht auf eigenen Besitz, auf Bewegungsfreiheit, auf ein Erbe sowie ein Recht auf Scheidung. Der Haken an der ganzen Sache: Im Laufe der Jahre schwankten die Ausmaße dieser Rechte für Frauen immer wieder.

Des Weiteren wurden junge Frauen im feudalen Japan, genauso wie im mittelalterlichen Europa, als Instrumente missbraucht. Sie sollten in einflussreiche Familien einheiraten, um auf diese Weise ebenfalls das Ansehen ihrer eigenen Familie zu steigern. Durch eine Heirat sollten zudem ebenso die Bündnisse zwischen den Familien gestärkt werden.

Lady Masako verliert in Ghost of Tsushima nicht nur ihren Clan, sondern ihre gesamte Familie. Lady Masako verliert in Ghost of Tsushima nicht nur ihren Clan, sondern ihre gesamte Familie.

Vor allem in den zahlreichen Nebengeschichten von Ghost of Tsushima bekommen wir kleinere Einblicke in die Lebensumstände der weiblichen Figuren geboten. So übergaben die männlichen Bewohner eines Dorfes in einer Mission beispielsweise ihre Frauen an die Mongolen, um so ihr Zuhause zu schützen. Ein Umstand, den sich die Frauen nicht länger gefallen lassen wollen, weshalb sie nach ihrer Rettung durch Jin, ihr Dorf verlassen und auch die Blutrache durch den Spieler einfordern. Sie nehmen ihre Rechte war und nutzen diese auch.

Doch am Beispiel der eingangs erwähnten Charaktere sehen wir in Ghost of Tshushima natürlich auch, dass sich viele der weiblichen Bewohner der Insel problemlos selbst verteidigen konnten. Obwohl ihre gesellschaftliche Stellung zwar in den meisten Fällen über ihre Tätigkeit als Hausfrau und Mutter definiert wurde, legen einige Studien nahe, dass Frauen regelmäßig in Schlachten kämpften.

Eine besondere Gruppe dieser Kriegerinnen wurde als "Onna-Bugeisha" bezeichnet, was übersetzt in etwa "Frauen-Krieger" bedeutet.

Frauen konnten keine Samurai sein

Die Onna-Bugeisha genossen eine Ausbildung, die durchaus mit jener der Samurai vergleichbar ist. Auch die Kriegerinnen wurden in den Kampfkünsten unterwiesen und studierten Strategien der Kriegsführung. Sie kämpften regelmäßig Seite an Seite mit den Samurai und genossen, wie diese, ein hohes Ansehen innerhalb der Gesellschaft. Da sie ebenfalls Mitglieder des Krieger-Standes waren, zählten sie ebenso zur Elite Japans. Dies sehen wir im Spiel beispielsweise anhand von Fürstin Masako, die ihrerseits, wie unser Geist von Tsushima, eine Kriegerin ist.

Einen bedeutenden Unterschied zwischen diesen Kriegerinnen und Kämpfern wie Jin gab es dann allerdings doch: Frauen war es nicht möglich, zu Samurai zu werden. Dieser Stand war einzig und allein Männern vorbehalten. Ein Umstand, der so übrigens auch im Bushido, dem Ehrenkodex der Samurai, ersichtlich wird. In einem Kapitel des Werkes schreibt der Autor zum Beispiel, Bushido richte sich klar an Männer. Allerdings stellt er zugleich klar, Frauen käme durchaus eine aktive Rolle zu. Sie seien für die Erziehung der Kinder verantwortlich und müssten diesen beibringen, wie sie sich verteidigen könnten.

Die Jagd auf Tomoe, die sich oft hinter einer Maske versteckt, nimmt gleich mehrere Missionen in Anspruch. Die Jagd auf Tomoe, die sich oft hinter einer Maske versteckt, nimmt gleich mehrere Missionen in Anspruch.

Wie sich Frauen selbst verteidigen konnten, wurde übrigens in speziellen Schulen gelehrt. Die bevorzugte Waffe der Onna-Bugeisha war die Naginata, die wir so auch in Ghost of Tsushima sehen: es ist die bevorzugte Waffe von Jins Freund Norio, einem Kriegsmönch. Bei einer Naginata handelt es sich um eine lange, Stab-ähnliche Waffe, an deren vorderem Ende eine Klinge befestigt ist.

Die Onna-Bugeisha können allerdings auf eine deutlich längere Geschichte als die Samurai zurückblicken. Während deren gesellschaftlicher Aufstieg erst mit der Einführung des Shogunats begann, die sich zur Zeit von Ghost of Tsushima auf ihrem Höhepunkt befand, gibt es die Klasse der "Frauen-Krieger" bereits seit dem 3. Jahrhundert. Seitdem genossen sie einen äußerst guten Ruf in Japan.

Eine der bekanntesten Onna-Bugeisha hieß übrigens Tomoe, die in einer berühmten Erzählung unter anderem als herausragende Bogenschützin beschrieben wird. Ob sich Sucker Punch von dieser historischen Figur für ihre Tomoe wohl inspirieren ließen?

Wie eng verknüpft die Position der Onna-Bugeisha mit der der Samurai war, zeigte sich übrigens deutlich im späteren Verlauf der Geschichte. Nach dem Untergang des Shogunats im Jahre 1867 änderte sich die Rolle der Frau innerhalb der japanischen Gesellschaft wieder: Sie wurden fortan nicht mehr im Militär benötigt und deshalb, wie später auch die Samurai, aussortiert.

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