Papo & Yo im Test - Eine verspielte Kindheit

Papo & Yo ist eine starke Parabel über Kindheitstraumata und Alkoholismus. Aber taugt diese Thematik auch als Videospiel? Im Test gehen wir dieser Frage nach.

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Es gibt Videospiele, die sind thematisch recht überschaubar und harmlos gestrickt. Wie oft schon haben wir etwa die US of A, das Universum oder die süße Prinzessin gerettet. Und es gibt Videospiele wie Papo & Yo, eine Parabel über Alkoholmissbrauch, Gewalt gegen Kinder und wie ein kleiner Junge diese für ihn viel zu großen und schlimmen Probleme in seiner Fantasie verarbeitet. Das ist harter Tobak und eine ungewöhnlich ernste Thematik für ein Videospiel. Passt das zum Medium? Und wenn ja, steckt hinter der deftigen Botschaft auch ein passables Spiel? Wir gehen diesen Fragen im Test nach.

Papo + Yo - Trailer zum Launch ansehen Video starten 4:12 Papo & Yo - Trailer zum Launch ansehen

Mit den Augen eines Kindes

Magisch: Versetzt ihr die Boxen, verschieben sich auch die Häuser im Hintergrund. Magisch: Versetzt ihr die Boxen, verschieben sich auch die Häuser im Hintergrund.

Ihr schlüpft in die Haut des Jungen Quico, der vor einem grollenden Monster in eine Fantasiewelt flüchtet. Dort wartet eine farbenfrohe Version einer südamerikanischen Stadt mit den typischen Favela-Bauten und bunten Graffitis an den Wänden. Zu Beginn ist dieser Ort der Schauplatz für eine heitere Hüpferei mit vielen Rätseleinlagen. Drückt ihr leuchtende Kreidezeichnungen an den Wänden, passieren allerlei magische Dinge. Aus Mauern wachsen Treppen, Häuser bekommen kleine Beinchen und laufen umher oder biegen sich in den irrsinnigsten Winkeln.

Papo & Yo hat viele wunderbare Ideen, wie sich die Welt im Kopf eines Kindes darstellt. Solche Momente saugen euch anfangs ins Spiel. Es ist immer wieder eine schöne Überraschung, wenn ihr einen Schalter drückt und irgendetwas Unerwartetes und Kreatives passiert. Doch kommen wir zurück zur eigentlichen Thematik. Recht früh trefft ihr auf das angesprochene Monster, das Quico in seine Vorstellung gefolgt ist. Meistens ist das Vieh friedfertig. So benutzt ihr seinen Bauch als Trampolin oder lockt den Riesen mit Früchten auf leuchtende Schalter, damit sich ein weiterer Weg öffnet.

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Die Bestie im Monster

Monster hat ein schweres Froschproblem. Quico hilft ihm, seine Sucht los zu werden. Monster hat ein schweres Froschproblem. Quico hilft ihm, seine Sucht los zu werden.

Aber wehe, wenn das Monster einen der herum hüpfenden Frösche verspeist. Dann wird es nämlich zur tobenden Bestie, die auch vor dem hilflosen Quico nicht Halt macht, handgreiflich wird und den armen, schreienden Jungen durch die Gegend schleudert. Die Allegorie so schnell verständlich wie hart: Das Monster hat ein Suchtproblem (die Früchte sind eine Metapher für Alkohol) und sich im Rausch nicht mehr unter Kontrolle. Für Quico beginnt nun die Suche nach einem Heilmittel für Monster. Und für euch beginnt eine herzzerreißende, schonungslose und ehrliche Parabel auf die Schattenseiten einer Kindheit, die von allzu erwachsenen Problemen geprägt wurde.

Für die Geschichte und vor allem das treffende Ende (verraten wir natürlich nicht) des vierstündigen Hüpf- und Knobel-Abenteuers geben wir beide Daumen nach oben. Jedoch folgt nun die Kehrseite der Medaille. So gut Papo & Yo als Märchen für Erwachsene funktioniert, so sehr versagt es als eigentliches Spiel. Die Rätsel sind nicht mehr als eine mühsame Übung im Trial-and-Error.

Ihr kommt in ein neues Gebiet und probiert alle Interaktionsmöglichkeiten durch bis ihr den Ausgang erreicht. Das war’s auch schon in punkto Denkarbeit und solltet ihr einmal nicht mehr weiterwissen, steht in der Nähe garantiert eine Hilfe-Box, die euch prompt die Lösung für die nächste Aufgabe verrät. Besonders im Mittelteil des Spiels passiert in der Story eher wenig, weshalb uns dabei die gewisse Herausforderung gefehlt hat.

Spiel vs. Story

Die wundersamen Kreidezeichnungen lösen magische Veränderungen aus. Die wundersamen Kreidezeichnungen lösen magische Veränderungen aus.

Das einzig schwierige an Papo & Yo ist die Steuerung eures kindlichen Helden, denn der Bursche springt derart ungenau und schwammig, dass beinah jede Hüpfpassage zum Frustfaktor wird. An anderer Stelle wiederum steht die Spielmechanik gar der Erzählweise im Weg. Monsters Wutausbrüche nach dem Froschgenuss sollten eigentlich eine besondere Bedrohung suggerieren, doch hat es keine Konsequenzen, wenn ihr von dem tobenden Antagonisten erwischt werdet. Außer, dass ihr dem armen Quico beim Leiden zusehen müsst, was auf Dauer einfach nur an den Nerven zehrt.

Zählt noch eine instabile Bildrate und kleinere Bugs (uns ist zumindest einer untergekommen) hinzu und es bleibt hinter der großartigen Geschichte nur ein mittelmäßig-designtes Spiel zurück. Um Papo & Yo genießen zu können, müsst ihr großzügig über all diese Mängel hinwegsehen.

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