Das kennen vermutlich viele von euch: Ihr habt eine fantastische Idee, bereits im Kopf den Großteil der Umsetzung ausgearbeitet und bei der Vorstellung wird alles über den Haufen geworfen. So oder so ähnlich muss es Game Director Takeshi Yamazaki ergangen sein, als er den Auftrag bekam, eine neue Phoenix-Wright-Spielreihe zu machen
Im Interview, dass wir mit ihm auf der Connichi 2025 geführt haben, erzählt er uns, wie die Fanliebe zu einem besonderen Charakter seine ursprünglichen Pläne über den Haufen warfen und vor welche absurden Fragen die Entscheidung ihn und sein Team stellten.
Die ursprüngliche Idee
Die Anforderung seitens des Spieleentwicklers Capcom war: Mach ein Spiel, was nicht im Gerichtssaal stattfindet. Denn bis zu diesem Zeitpunkt drehte sich die Haupthandlung der Spiele rund um Verteidiger Phoenix Wright und Apollo Justice meistens im und um den Gerichtssaal. Yamazaki hatte dann eine erste Idee:
Da dachte ich mir dann: Rückst du vielleicht den Tatort mehr ins Rampenlicht. Und dort gab es ja mit Ema Skye jemanden, der forensisch sehr aktiv ist und die sehr passend als Protagonistin gewesen wäre.
Ema Skye spielte bereits eine tragende Rolle in den vorherigen Spielen. Als Forensikerin machte sie die Verteidiger mit diversen forensischen Arbeitsmethoden vertraut, die in Form von Minispielen in die jeweiligen Vorgänger eingebaut waren. Eine smarte Idee für eine Protagonistin. Doch es kam anders, wie Yamazaki weiter erzählt:
Diese Idee habe ich dann sehr stolz [dem Team ] vorgestellt, aber als Antwort kam: “Miles Edgeworth ist von allen am beliebtesten, nehmen wir ihn als Hauptcharakter”. Ich dachte mir so “wie soll das denn funktionieren? Der Protagonist ist ein Staatsanwalt, aber das Spiel soll nicht vor Gericht stattfinden.
Staatsanwalt statt Forensikerin
Der Staatsanwalt Miles Edgeworth ist nicht nur wegen seines schneidigen Aussehens, sondern auch wegen seiner trockenen Art und seines kühlen Image seit dem ersten Spiel zum absoluten Fan-Liebling aufgestiegen. Kein Wunder also, dass man sich bei Capcom dachte, dass ein Spiel mit Miles für viele Fans der Reihe funktionieren würde.
Die Kür war nun für den Game Director einen Weg zu finden, den Staatsanwalt außerhalb des Gerichts plausibel einzubinden.
Dann hab ich mir wirklich viele Gedanken gemacht und überlegt, was Miles für einen Charakter hat. Er ist sehr schlau und denkt sehr logisch. Warum soll er die Schlussfolgerungen, die er vor Gericht zieht, nicht auch direkt am Tatort ziehen können. Und so habe ich einen Ansatzpunkt gefunden, wie die Spiele mit Miles als Protagonist funktionieren können.
So weit, so gut. Mit dem Wechsel zu einem ganz anderen Typen, als die beiden Protagonisten zuvor traten aber noch eine ganze Ecke weiterer Probleme auf. Etwa ist die Spielreihe äußerst bekannt für ihren Humor, was mit einem so trockenen Staatsanwalt nicht ganz einfach ist. Also fing Yamazaki an, mit den Figuren um ihn herumzuarbeiten. Durch das Wechselspiel mit Miles entstand dann die Situationskomik, die für viele den Kern und Reiz der Spiele ausmacht.
Das absurdeste Problem war für Yamazaki aber wohl dieses hier:
Bei [der neuen Spielreihe] war die erste Frage “Darf Miles eigentlich rennen”? Weil wenn man die Hauptspiele kennt, kann man sich nicht vorstellen, dass der Mann so viel herumrennt. Aber eigentlich ist er auch nur ein Mensch, er müsste rennen können. Aber ob das so zu ihm passt, mussten wir diskutieren. Das war gar nicht so einfach.
Wer die Spiele kennt und gespielt hat, weiß: In der fertigen Version darf der Staatsanwalt tatsächlich die Beine in die Hand nehmen.
Der Plan geht auf
Obwohl Capcoms Entscheidung angesichts der Ideen des Game Directors erst einmal komisch klang, geht der Plan des Entwicklers komplett auf. Während Ace Attorney Investigations 1 noch keine Charts stürmte, eroberte Teil 2 der Duologie 2011 in Japan die Charts und wird bis heute für seine absolut herausragende Story gelobt.
Das einzige Problem: 13 Jahre lang war dieser von den Kritikern und Fans hochgelobte zweite Teil nicht im Westen verfügbar. Während Teil 1 noch übersetzt wurde, im Westen sich aber schlechter verkaufte, gab es für den zweiten Teil lange nur Fanübersetzungen.
Seit 2024 erschien nun aber im Zuge der Ace Attorney Investigations Collection auch das zweite Spiel rund um Miles Edgeworth ganz offiziell in Nordamerika und Europa in aufgehübschter Form.
Übrigens: Wir haben den Game Director außerdem gefragt, ob er sich nicht auch ein Spiel mit dem ewigen Taugenichts Larry vorstellen kann. Obwohl Larry nicht so cool wie Edgeworth ist, wird er von vielen Fans der Reihe gemocht und ist ein gern(?) gesehener Gast im Gerichtssaal.
Und auch hier hatte Yamazaki direkt eine Idee zu einem Spiel, in dem man Larrys Missetaten verschleiern muss. Zwar arbeitet er aktuell nicht mehr für Capcom, hat sich dieses Jahr aber selbstständig gemacht. Wer weiß, vielleicht finden er und der Entwickler noch einmal zusammen und wir bekommen genau so ein Spiel. Sollte es wirklich dazu kommen, könnt ihr uns später danken!
Habt ihr die Ace-Attorney-Investigation-Spiele schon ausprobiert? Und was sagt ihr zu unserer Larry-Idee? Schreibt es uns doch gern in die Kommentare.
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