Farming-Sims wie Stardew Valley oder Harvest Moon gelten gerne als entspannter Zeitvertreib für zwischendurch. Wer diese Spiele aber in all ihrer Tiefe spielt, fällt schnell in einen gehetzten Min-Maxing-Rhythmus bei dem keine Sekunde verschenkt wird.
Es gibt einfach zu viel zu tun. Spätestens im ersten Stardew-Valley Sommer verbringt man die erste Tageshälfte mit Pflanzen-Pflege. Jedes einzelne Feld will beackert und gegossen werden und wehe, man ist zu spät beim Laden, um neue Samen zu kaufen.
All das ist in Rune Factory Guardians of Azuma entschleunigt. Der Mix aus Farming-Sim und JRPG setzt weniger auf Mikromanagement und mehr auf einen Rundumschlag aus allem, was Rune Factory so beliebt macht.
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Rune Factory: Guardians of Azuma zeigt die neue Japan-Welt und Releasedatum im Gameplay-Trailer
Ein bisschen Genshin Impact
Die Story, sowie Look und Feel erinnern stark an das beliebte Actionspiel Genshin Impact. Unsere Hauptheldin oder unser Hauptheld (hier können wir uns entscheiden) leidet an Gedächtnisverlust und muss die Welt vor ihrem Untergang retten.
Das tun wir, indem wir dem Land unter unseren Füßen die Lebenskraft - auch Runen genannt - wiedergeben. Warum wir das können, warum man uns Erdtänzer nennt und warum uns das Frühlingsdorf einfach freundlich aufnimmt, nachdem wir aus dem Himmel durchs Tempeldach fallen, wird erstmal nicht erklärt. Auch Vorwissen aus den älteren Teilen hilft euch hier nicht weiter.
Dafür lernen wir relativ schnell viele der wirklich liebenswerten Charaktere kennen. Neben der netten Teehausbesitzerin Iroha oder dem unnahbar wirkenden Murasame, schließen wir schnell mit dem Honigkuchenpferd Mauro oder dem weisen Dorfvorsteher Freundschaft.
Zu insgesamt 16 Figuren können wir eine Beziehung aufbauen und diese intensivieren. Neben persönlichen Quests und kleinen Zwischensequenzen können wir viele der Gefährten auch mit auf unsere Reise nehmen, sodass sie an unserer Seite kämpfen.
Wimmelbild war gestern
Zwar spielen sich viele Ereignisse und Quests in den jeweiligen Dörfern ab, immer wieder zieht es uns aber auch in die weite Welt hinaus, wo Monster, Bosse und der ein oder andere Sammelgegenstand auf uns warten.
Etwa können wir Rezepte freischalten, indem wir Froschstatuen finden. Die sind zwar, ähnlich wie bei anderen JRPGs, gerne mal irgendwo in der letzten Ecke versteckt, werden uns aber permanent auf der Karte angezeigt. So müssen wir nicht jedes Gebiet zwanzigmal absuchen, um auch die letzte Statue zu finden. Das ist gerade bei der Größe und Anzahl der einzelnen Gebiete eine echte Wohltat.
Ganz frei von Backtracking sind wir aber nicht, denn immer wieder gibt es auch Orte, die wir erst im späteren Verlauf der Story freischalten können, wenn wir eine neue Fähigkeit erlernt haben. Und hier schließt sich der Kreis zum Kampfsystem.
Ausgeklügeltes Kampfsystem
Neben unseren Gefährten, die uns durch Schaden, Heilung oder Tank-Skills im Kampf unterstützen, können wir unsere Erdtänzer-Fähigkeiten nicht nur zur Wiederherstellung des Landes, sondern auch im Kampf einsetzen. Je nach ausgewählter Fähigkeit machen wir damit ordentlich Schaden oder heilen unsere Gruppe.
Zusätzlich zu unseren Erdtänzer-Fähigkeiten können wir verschiedene Waffentypen wie Lang- und Kurzschwerter oder Bögen ausrüsten, die wiederum an Schmieden verbessert oder komplett neu gecrafted werden. Jede nach Gegner sind wir auch angehalten zumindest zwischen Nah- und Fernkampf sowie den unterschiedlichen Erdtänzerfähigkeiten zu wechseln.
Zusammen mit dem Fähigkeiten-System und der Ausweich- und Parriermechanik wird das Kämpfen in Rune Factory zu einem komplexen System, was viel Raum für Spielereien lässt, ohne dass es einem zu Kopf steigt oder im Finger-Twister ausartet. Wem die Kämpfe doch irgendwann zu schwer oder zu leicht sind, kann zwischen drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen.
Bockschwere Taktikämpfe solltet ihr aber auch auf der höchsten Stufe nicht erwarten.
Landrat statt Bürgermeister
Das Prügeln mit Monstern und Erkunden der Welt zielt vor allem auf eines ab: Unsere Dörfer sollen schöner werden. Und ja, die Rede ist hier tatsächlich von der Mehrzahl. Denn während wir in vorherigen Rune-Factory-Teilen oder auch anderen Farming-Sims meist nur eine Farm oder ein Dorf verwalten, werden wir in Guardians of Azuma zu einer Art Landrat befördert.
Nachdem wir nämlich dem Frühlingsdorf wieder etwas auf die Füße geholfen haben, schickt uns die Story weiter ins Sommerdorf und irgendwann auch ins Herbst- und Winterdorf. Jedes einzelne dieser Dörfer will von uns früher oder später verwaltet werden.
Was erstmal wie eine Mammutaufgabe mit Mikromanagement aus der Hölle klingt, wird dank einiger cleverer Systeme zur entspannten Nebenbeschäftigung:
- Wir können nicht das ganze Dorf anpassen, sondern lediglich einen dafür vorgesehenen Bereich. Dort können wir entweder über die gewohnte 3rd-Person-Perspektive oder über eine Top-Down-Sicht Gegenstände wie Häuser, Felder, Saatgut und Deko platzieren. Auf der Switch 2 geht das übrigens auch per Maus-Feature.
- Über die Top-Down-Ansicht können auch Felder gegossen und bepflanzt werden. Das spart unglaublich viel Zeit.
- Vorbei sind die Zeiten, in denen wir manuell zwischen Axt und Spitzhacke und Gießkanne wechseln müssen. Das passiert jetzt alles automatisch.
- Je weiter wir spielen, desto mehr Menschen kommen in unser Dorf. Denen können wir Aufgaben zuweisen. Etwa, dass sie Holz oder Steine und Erz sammeln sollen, auf den Feldern helfen oder Läden besetzen.
- Jeder NPC hat Eigenschaften, durch die sie sich für bestimmte Aufgaben besser eignen.
- Damit unsere Bewohner glücklich bleiben, brauchen sie ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Letzteres wird in Geld umgerechnet. Wir müssen also mehr einnehmen, als uns vom Kopf gefressen wird.
Durch das Bewohner-System wird uns viel Arbeit bei der Verwaltung des Dorfes abgenommen. Vor allem Bewohner auf den Feldern und im Laden tragen massiv zu unserem Einkommen bei, wodurch sie sich sozusagen selbst finanzieren.
Das lässt uns genug Zeit, uns auf die Story und das Kämpfen zu konzentrieren.
Von allem ein bisschen, von nichts zu viel
Alles in allem ist Rune Factory Guardians of Azuma der perfekte Mix aus JRPG und Farming-Sim, wenn euch andere Vertreter dieser Genre zu stressig sind.
Durch das vielschichtige Kampfsystem und die wirklich liebenswerten Charaktere kommen Fans von japanischen Rollenspielen auf ihre Kosten, ohne viel Grinden zu müssen, während Farming-Sim-Fans sich weniger um Probleme wie Mikromanagement oder Zeitprobleme kümmern müssen und stattdessen mehr Luft für die Beziehungen und das Erkunden der Welt haben.
Gleichzeitig heißt so eine Vereinfachung natürlich auch, dass sich keines der Systeme so tief und durchdacht anfühlt, wie es sein könnte. Wer die Herausforderung sucht, könnte hier enttäuscht werden. Ihr solltet also weniger mit dem Anspruch an ein ausgeklügeltes Managementspiel und mehr mit dem Wunsch nach einer netten Story und etwas Farming-Spaß zum Entspannen an das neuste Rune Factory herangehen.
Was denkt ihr: Gefällt euch das neue Rune Factory oder hättet ihr euch von der Reihe lieber andere Features gewünscht?
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