Stray Gods im Test: Einfach göttlich und nicht nur für Musical-Fans

Stray Gods kombiniert Götter, Mord, Romanzen und Musicals mit einer interaktiven Story. Eine ungewöhnliche Mischung, die meist außergewöhnlich gut funktioniert.

Stray Gods: The Roleplaying Musical im GamePro-Test. Stray Gods: The Roleplaying Musical im GamePro-Test.

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Stray Gods ist das neue Spiel aus der Feder von Dragon Age-Autor David Gaider und bezeichnet sich selbst als “Rollenspiel-Musical”: Wir trällern also nicht nur fröhlich Lieder, sondern treffen dabei auch Entscheidungen, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen.

Obwohl der Begriff RPG hier fast schon irreführend ist – Stray Gods ist nämlich sehr viel eher ein Graphic Novel-Abenteuer. Mit tiefen Gameplay-Mechaniken braucht ihr hier also nicht zu rechnen, dafür bietet das Spiel aber eine interessante Story mit großartigen Charakteren und emotionalem Tiefgang.

Content-Warnung: Stray Gods behandelt einige sensible Themen. Wollt ihr wissen, worauf ihr euch einstellen müsst, haben wir sie euch unten aufgezählt. Aber Achtung, es lassen sich vage Spoiler für die Story herauslesen:

  • Alkohol-Konsum
  • Gewaltdarstellung und Blut
  • Ein Charakter spricht über PTSD/PTBS durch Folter und Gefangenschaft
  • Charakter-Tode und suizid-nahe Thematiken werden behandelt

Eine alte Story mit neuen Überraschungen

Wir schlüpfen in Stray Gods in die Haut der Musikerin Grace, die sich nach ihrem College-Abbruch etwas verloren im Leben fühlt. Das ändert sich jedoch drastisch, als eines Tages die mysteriöse Kalliope schwer verletzt vor ihrer Tür auftaucht und kurz darauf in ihren Armen stirbt – aber nicht, bevor sie ihr “Eidolon” an Grace weitergibt. Diese göttliche Essenz macht Grace zur letzten Muse und damit einer Göttin.

Grace wird unerwartet in das Leben der griechischen Götter hineingezogen, als sie die letzte Muse Kalliope trifft. Grace wird unerwartet in das Leben der griechischen Götter hineingezogen, als sie die letzte Muse Kalliope trifft.

Grace muss nun nicht nur erkennen, dass die letzten griechischen Götter verborgen unter uns leben, sondern ihnen auch klar machen, dass sie Kalliope nicht getötet hat. Gelingt ihr das nicht, droht ihr in einer Woche die Hinrichtung.

Um ihre Unschuld zu beweisen, muss Grace auf ihre neuen Kräfte als Muse vertrauen. Damit kann sie nämlich nicht nur Leute zum Singen bringen, sondern auch dazu, ihre innersten Gefühle zu offenbaren.

Bei ihren Nachforschungen trifft sie dabei auf allerhand mythologische Figuren, die ihr entweder helfen oder auch gefährlich werden können: Vom undurchschaubaren Satyr Pan über den deprimierten Sonnengott Apollo bis zur menschenfressenden Medusa.

Wenn Grace dem Chor der griechischen Götter (bestehend aus Persephone, Apollo, Athene und Aphrodite) nicht ihre Unschuld beweisen kann, wird sie zum Tod verurteilt. Wenn Grace dem Chor der griechischen Götter (bestehend aus Persephone, Apollo, Athene und Aphrodite) nicht ihre Unschuld beweisen kann, wird sie zum Tod verurteilt.

Wenig RPG, viel Visual Novel

Das Gameplay ist dabei denkbar einfach. Wir interagieren nur über Entscheidungsoptionen mit der Welt, steuern Grace also nicht selbst.

Zu Beginn wählen wir noch aus einer von drei möglichen Charaktereigenschaften, die uns im Spielverlauf manchmal eine zusätzliche Antwortmöglichkeit gibt: So kann Grace willensstark sein und sich nicht einschüchtern lassen, Mitgefühl zeigen oder durch Überlegung auf kluge Schlussfolgerungen kommen.

Anfangs wählen wir für Grace eine von drei Eigenschaften, die ihr manche Gesprächsoptionen eröffnet. Gen Ende steht uns auch noch eine zweite offen. Anfangs wählen wir für Grace eine von drei Eigenschaften, die ihr manche Gesprächsoptionen eröffnet. Gen Ende steht uns auch noch eine zweite offen.

Ähnlich ist es auch bei den Songs. Spontan selbst anstimmen können wir die Lieder übrigens nicht – sie werden stattdessen von festgelegten Momenten in der Story ausgelöst. Dafür können wir aber ihren Verlauf beeinflussen, indem wir auch hier zwischen den Strophen aus drei Antwortmöglichkeiten wählen. 

Entscheiden wir uns nicht innerhalb der vorgegebenen Zeit, sucht sich Grace eine zufällige Antwort – wir können das Spiel aber auch jederzeit pausieren oder den Timer in den Einstellungen ausschalten.

Durch unsere Wahl ändern wir dann Text, Stimmung und manchmal sogar das Genre: Von Balladen über Pop bis Rock und Folk ist einiges dabei. Ob euch die Musik hier gefällt oder nicht, ist natürlich reine Geschmackssache. Wir fanden die Songs durchweg unterhaltsam, so richtig herausstechen können aber nur wenige.

Der Trailer gibt euch einen guten Eindruck, was euch erwartet:

Stray Gods - Die Mischung aus Rollenspiel und Musical hat jetzt ein Releasedatum Video starten 2:03 Stray Gods - Die Mischung aus Rollenspiel und Musical hat jetzt ein Releasedatum

Wie wir bei den Liedern wählen, ist ganz uns überlassen. Der Verlauf der Songs hat nämlich überhaupt keinen Einfluss auf die Story – lediglich unsere letzte Auswahl bestimmt, wie es weitergeht.

Komplexe Rollenspiel-Elemente, mit denen wir uns etwa mit dem richtigen Dialogpfad durch Konfrontationen navigieren müssen, brauchen wir hier also nicht zu erwarten. Und auch sonst bleibt das Gameplay ziemlich seicht. 

Während der Songs muss Grace sich etwa entscheiden, wie sie antwortet oder welche Charaktere als nächstes singen sollen. Während der Songs muss Grace sich etwa entscheiden, wie sie antwortet oder welche Charaktere als nächstes singen sollen.

Das ist aber gar nicht so schlimm, denn die Stärke von Stray Gods liegt ohnehin eher bei den Charakteren und wie wir sie mit unseren Handlungen beeinflussen. 

Großartige Charaktere

Treffen wir nämlich mal eine Entscheidung, hat das oft weitreichende Auswirkungen. So etwa als wir noch recht früh im Spiel in einen Streit zwischen Apollo und Persephone geraten – auf wessen Seite wir uns hier schlagen, bestimmt, wer von beiden uns den Rest des Spiels zur Seite steht. Es lohnt sich also, Stray Gods mehr als einmal zu spielen, um andere Perspektiven zu erleben.

Auch auf die persönlichen Schicksale vieler Charaktere haben wir Einfluss, können bei einigen sogar über Leben und Tod entscheiden. Aus Spoilergründen müssen wir hier vage bleiben, aber soviel sei gesagt: Auch innerhalb der Redaktion haben wir über die ein oder andere Entscheidung diskutiert. 

Klassisch richtig und falsch gibt es hier nicht. Wir müssen einfach nach bestem Wissen und Gewissen wählen und das ist selten einfach. Das Spiel greift dabei auch sensible Themen wie Tod, Suizid und PTSD/PTBS auf, mit denen es stets respektvoll umgeht.

In Stray Gods müssen wir einige emotionale Entscheidungen mit weitreichenden Folgen treffen. In Stray Gods müssen wir einige emotionale Entscheidungen mit weitreichenden Folgen treffen.

Selbst Charaktere, die uns anfangs unsympathisch waren, sind uns so im Verlauf ans Herz gewachsen und hier und da mussten wir uns auch mal eine Träne verdrücken. Stray Gods schafft es wunderbar, vielschichtige Charaktere zu präsentieren, über die wir einfach mehr erfahren wollen.

Die hervorragende Vertonung unterstützt das nur noch – kein Wunder bei einem Cast an Synchronsprecher-Größen wie Laura Bailey (Fiona aus Tales from the Borderlands), Troy Baker (Joel aus The Last of Us) oder Ashley Johnson (Ellie aus TLoU). Die Performances geben den Charakteren und der Story die nötige emotionale Tiefe, die durch die hübschen, aber statischen Bilder sonst etwas fehlen würde. Nur eine deutsche Synchro fehlt leider.

Ein kleines Manko hier: Uns ist bei Spielen häufig aufgefallen, dass die Lautstärke von Charakter zu Charakter stark schwankt. Hier will das Entwicklerteam bis zum Release aber noch mit einem Patch ausbessern.

Performance und Bugs: Abseits der Lautstärke hatten wir bei unserem ersten Spieldurchlauf keine Probleme. Beim zweiten Mal (nach dem letzten Patch) sind wir aber auf einige Bugs gestoßen, die hoffentlich ebenfalls noch zeitnah behoben werden.

So wurde etwa eine Szene mit Pan zweimal hintereinander an verschiedenen Orten ausgelöst und an einer Stelle wurden die Voicelines der Charaktere nicht abgespielt.

Mit einigen der Charaktere können wir außerdem auch Romanzen eingehen. Dafür müssen wir in Gesprächen einfach stets die Flirt-Option auswählen und bekommen dann am Ende des Spiels eine besondere Cutscene. 

Allzu komplex wird es also auch hier nicht. Nur bei einer der vier möglichen Romanzen (Apollo, Persephone, Pan und Freddy) hatten unsere Entscheidungen in der Story einen Einfluss.

Wir können übrigens nur mit einem Charakter gleichzeitig eine Romanze haben. Zwar können wir mit allen flirten, aber ab einem bestimmten Punkt steht eine Entscheidung an. Wir können übrigens nur mit einem Charakter gleichzeitig eine Romanze haben. Zwar können wir mit allen flirten, aber ab einem bestimmten Punkt steht eine Entscheidung an.

Fazit

Stray Gods verspricht uns Götter, Romanzen, Mord und Musik – und liefert all das auch, verpackt in einem spannenden Mystery-Plot mit großartigen Charakteren und gelungener Vertonung.

Nur bei den Spiel-Mechaniken bleibt Stray Gods eher oberflächlich – wiegt das aber immerhin mit bedeutsamen Story-Entscheidungen samt komplexen, persönlichen Geschichten wieder auf.

Auch wir haben nach dem Ende der rund 5-stündigen Story direkt einen neuen Durchlauf angeschmissen und es nicht bereut. Wollt ihr vom Spiel einfach eine toll erzählte Story mit interessanten Charakteren und der ein oder anderen Musical-Einlage, ist Stray Gods eine volle Empfehlung. Nur am minimalistischen Gameplay-Aspekt solltet ihr euch nicht stören.

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