Die The Last of Us-Serie wagt mit den Pilzranken etwas Neues, aber mir fehlt die Gänsehaut

In der Serienadaption zu The Last of Us gibt es, anders als im Original, keine extrem gefährlichen Pilzsporen. Das ist schade, wie Samara findet.

In Folge 2 werden die Ranken eingeführt, die die Sporen aus dem Spiel ersetzen. In Folge 2 werden die Ranken eingeführt, die die Sporen aus dem Spiel ersetzen.

The Last of Us zeigt uns die Menschheit am Abgrund. Die ständig spürbare Gefahr, also die Ahnung, dass mit nur einem falschen Schritt alles vorbei sein könnte, ist das Fundament, auf dem die ganze Story aufbaut. Und ja: In den ersten beiden Serienfolgen mussten Ellie und Joel sich bereits brenzligen Situationen stellen. Ein wichtiger Spannungsfaktor aus dem Original fehlt mir aber in Folge 2 der Adaption, nämlich die fiesen, nahezu unsichtbaren Pilzsporen, die beim Einatmen zu einer Infektion führen können. Die Serie ersetzt sie zwar durch Ranken, aber bisher geht das für mich noch nicht auf.

Spoiler-Warnung: Dieser Artikel enthält Spoiler zu den ersten beiden Episoden der The Last of Us-Serie und zum allgemeinen Worldbuilding im Spiel. Wir verzichten auf Spoiler zur weiteren Handlung.

Die Herausforderungen bei der Serienumsetzung

Was Adaptionen bekannter Storys angeht, bin ich keinesfalls eine Puristin. Eine neue Umsetzung wird für mich gerade durch andere Akzente und Blickwinkel spannend. Außerdem muss der Stoff auf das Medium angepasst werden. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Serie sich dieser Herausforderung stellt, sind die Szenen mit Sarah in der Pilotfolge.

Im Spiel sind wir Joels Tochter schon dadurch “nahe”, dass wir sie steuern. Da wir in der Serie dagegen passiv bleiben, lässt uns die Adaption tiefer in ihren Alltag eintauchen, bevor sie getötet wird. Das sorgt dafür, dass wir, wie im Spiel, eine Bindung zu ihr aufbauen können. Um die Videospielgeschichte in eine TV-Show zu verwandeln, mussten viele weitere Komponenten überdacht werden und eine davon war die Sache mit den Pilzsporen. 

In der Welt des Videospiels können Infizierte, besonders in hohen Stadien der Infektion, Sporen freisetzen; auch, wenn sie bereits tot sind. Überlebende laufen also Gefahr, ganz einfach infiziert zu werden, indem sie diese einatmen. Das gilt insbesondere in geschlossenen Räumen, in denen viele tote und mit der Umgebung verwachsene Infizierte ihre letzte Ruhe gefunden haben. 

In der Serie muss Joel die Gasmaske nicht auspacken. In der Serie muss Joel die Gasmaske nicht auspacken.

In der Originalstory müssen die Überlebenden in diesen Bereichen Gasmasken aufsetzen, um sich zu schützen. Das macht die Bedrohung für mich perfekt greifbar und baut Spannung sowie eine düstere Stimmung auf. Die Serieschöpfer*innen haben allerdings bewusst auf die Sporen und Masken verzichtet.

Samara Summer
Samara Summer

Autorenkasten: Samara hat The Last of Us damals, als das Spiel für die PS4 erschienen ist, gleich mehrmals durchgespielt. Es fiel ihr schwer, sich wieder von Joels und Ellies fesselnder Geschichte zu lösen. Lange Zeit stand der Titel sogar auf Platz 1 ihrer persönlichen Spieletopliste. Inzwischen wurde er zwar von anderen Spielen überholt, aber die ganz besondere Endzeitgeschichte bedeutet ihr immer noch viel.

Wo bleibt da die Bedrohung?

Beim ersten Hören klang das für mich nach einer sinnvollen Neuerung. Schließlich transportieren die Gesichter der Darsteller*innen ihre Emotionen. Liegt in Joels Miene die blanke Panik, kann das ziemlich ansteckend wirken. Das könnte schnell verloren gehen, wenn die Gesichter der Darsteller*innen halb durch Masken verdeckt sind. Aber das Problem ist, dass sich die Alternative - Ranken, die Infizierte verbinden - für mich nicht halb so bedrohlich anfühlt.

Die Sorge hatte ich bereits, als ich von der Änderung gelesen habe. Als Ellie, Joel und Tess dann in Folge 2 in Boston unterwegs waren, und Letztere die Gefahr, die von den Trieben ausgeht, erklärte, hatte ich kurz Hoffnung, dass das Ganze doch spannender wird als gedacht. Sie mahnt nämlich davor, auf die Stränge zu treten, weil das durch ihre Verknüpfung Dutzende Infizierte wecken könnte, die dann in Massen angerannt kommen. In dem Moment hatte ich das Bild vor Augen, wie die drei (“Der Heiße Draht”-mäßig) in einem komplett überwucherten Gebäude herumbalancieren und letztendlich doch eine der Ranken berühren. 

Während Tess, Joel und Ellie in Boston unterwegs sind, werden die Ranken thematisiert. Während Tess, Joel und Ellie in Boston unterwegs sind, werden die Ranken thematisiert.

Eine derartige Szene stellte ich mir vielversprechender vor als das, was in Folge 2 tatsächlich gezeigt wurde. Das Trio stößt nämlich zunächst lediglich auf Ranken, die bereits vertrocknet und somit ungefährlich sind. Ganz am Ende der Episode spielt die Verbindung zwischen den Infizierten dann doch noch mal eine Rolle, indem einer erschossen wird, was andere anlockt. Diese Szene reizt die Möglichkeiten, die sich durch die Ranken und eine kollektive Verbindung ergeben hätten, meiner Meinung nach aber nicht gerade aus. Sie unterscheidet sich kaum von Momenten in anderen Zombiegeschichten, in denen Infizierte vom lauten Knall eines Schusses angelockt werden können.

Daher finde ich sowohl die Entscheidung, auf die Pilzsporen zu verzichten, als auch die Art, wie die neue Komponente in Folge 2 eingeführt wurde, etwas enttäuschend. Die Gasmasken hätten mich dagegen vermutlich nicht gestört, wenn sie nur in ganz bestimmten Szenen zum Einsatz gekommen wären. Auch im Spiel können ihr Anblick und die Atemgeräusche alleine bei mir schon ein unheilvolles Kribbeln auslösen.

Trotzdem bin ich bereits gespannt, was kommende Episoden bringen und ob die Ranken künftig noch auf eine Art zum Einsatz kommen, die mich doch noch überzeugt.

Was haltet ihr von der Änderung?

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