Seite 3: Thimbleweed Park im Test - Benutze Köpfchen mit Spiel

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DoppelBiep!

Ähnliches, nur nicht ganz so schlimm, gilt für den Clown: Der flucht nämlich dauernd, was durch ein »Biep!« zensiert wird. Spätestens nach dem zehnten Biep wollten wir den Biepkerl am liebsten aufbiepen, zerbiepen und genüsslich umbiepen, zum Biepnochmal!

Aber genug geschimpft: Die übrigen englischen Sprecher machen einen guten Job, die Stimmen sind gut ausgewählt. Bei den deutschen Bildschirmtexten gab's in unserer Testversion einige Flüchtigkeitsfehler wie fehlende Worte, aber auch klassische Schlampereien: Da werden »1,7 Miles« eins zu eins »1,7 Kilometer« übersetzt, statt »Loser« heißt es »Looser«, und aus einer Metallbox an der Wand wird eine Schachtel. Da haben wir aber echt schon Schlimmeres erlebt.

Was hat es mit den Taubenbrüder-Klempnern auf sich, die eigentlich Schwestern sind? Was hat es mit den Taubenbrüder-Klempnern auf sich, die eigentlich Schwestern sind?

Ganz großartig sind dafür die vielen Anspielungen auf Spiele im Allgemeinen und Adventures im Besonderen sowie auf die Achtzigerjahre und ihre Technologien. Da ist ein Verkäufer ganz stolz auf seinen Betamax-Videorecorder (»Wir wollen nicht auf der Sackgassen-Technologie sitzenbleiben, wenn VHS demnächst ins Gras beißt«) und erwähnt seinen Cousin Bernard, der ein Stipendium am MIT hat – gemeint ist Held Bernard aus Day of the Tentacle.

Thimbleweed Park - Gamescom-Trailer des Adventures Video starten 0:34 Thimbleweed Park - Gamescom-Trailer des Adventures

Als die angehende Spieleprogrammiererin Delores eine zerbrochene Flasche Ketchup aus dem Kühlschrank fischt, kommentiert sie die scharfen Scherben mit »In einem Sierra-Adventure wäre ich jetzt tot.« Die Sierra-Adventures aus der PC-Gründerzeit waren berühmt für ihre schnellen und unvorhersehbaren Heldentode. Und die beginnende Leichenstarre des Ermordeten erkennen die beiden Agenten an der »einsetzenden Verpixelung am Hals und Nacken«.

Doppelklick!

Thimbleweed Park lässt sich in zwei Schwierigkeitsstufen spielen, die man zu Beginn des Adventures festlegt – ein Wechsel ist später nicht mehr möglich. Der »gemütliche Modus« lässt komplette Rätsel weg oder vereinfacht sie, im empfehlenswerten schwierigen Modus dürft ihr entsprechend knobeln.

Ein Beispiel: Als Delores etwas ausdrucken will, ist die Druckertinte alle. Im gemütlichen Modus finden wir eine gefüllte Tintenflasche, die wir mit dem Druckerfarbband benutzen. Das war's! Im schwierigen Modus müssen wir uns die Tinte hingegen selber fertigen, indem wir zloH ni nenie nimaK negel, tim refrahcs eßoS reueF nekcups dnu os sad zloH nednüzna. nnaD tim menie salG ressaW redeiw nehcsöl, ned ßuR nlemmasfua dnu ni eid ehcsalfnetniT nellüf. niznebnegäsnetteK neßeigfuard, gitref

Aber gemütlich hin oder her – wir sind uns sehr sicher, dass sich 99 Prozent der Spieler auf den »Echte Kerle«-Modus stürzen werden, schließlich spielen wir ein Adventure und keine Rumlauf-Simulation. Apropos Rumlaufen: Weil die Schauplätze teils weit auseinanderliegen und Gebiete außerhalb der Stadt recht weitläufig sind, gibt's hier so neumodische Komfortfunktionen wie Doppelklick = schnelleres Laufen.

Hier geht’s nicht weiter: Ray stößt an ihre Stadtgrenzen. Hier geht’s nicht weiter: Ray stößt an ihre Stadtgrenzen.

Dialogtexte können wir mit dem »B«-Button schnell abbrechen (was wir beim Sheriff-arino und dem Gerichtsmediziner-alinoam liebsten dauernd gemacht hätten, aber die Texte sind ja wichtig). Und das jeweils logischste Verb wird netterweise automatisch hervorgehoben, bei einer Tür etwa »öffne«. Mit dem »X«-Button wird der Befehl dann ausgeführt. Das heißt aber nicht, dass das vorgeschlagene Verb auch die Lösung eines Rätsels ist!

Tja, und dann gibt's da noch eine Sache, an der sich die Geister scheiden werden: In Thimbleweed Park lassen sich benutzbare Objekte nicht per Knopfdruck hervorheben. Aber ruft jetzt nicht gleich: »Richtig so! Gab's damals auch nicht - das hat uns nur härter gemacht!« Im Endeffekt scannen wir nämlich nun mit dem Fadenkreuz stur den ganzen Bildschirm ab, denn manche Objekte sind echt arg winzig, ja sogar staubkorngroß. Ist das wirklich so toll oder doch nur eine stumpfe Fleißaufgabe?

Immerhin ist auf der Xbox One die Bedienung ansonsten intelligent gelöst. Das Interface sieht zwar genau so aus wie auf dem PC, hat aber ein paar Feinheiten. So bewegt zum Beispiel der linke Analogstick das Fadenkreuz schnell, der rechte ganz langsam – eigentlich ideal zum pixelgenauen Absuchen des Bildschirms. Mit dem D-Pad schalten wir blitzschnell zwischen den Dialogwörtern oder dem Inventarinhalt um.

Hier hätten wir uns zumindest eine Option gewünscht, mit der man das Hotspot-Highlighting ein- oder ausschalten kann. Dafür gibt's aber eine andere praktische Funktion: Unsere spielbaren Figuren haben ein Notizbuch, in der gesammelte Informationen sowie offene und gelöste Aufgaben automatisch eingetragen werden. Das hilft vor allem, wenn man mal ein paar Tage am Stück nicht spielt und wieder reinfinden muss. Und ja, früher hätten wir harten Typen das alles selber auf Papier geschrieben.

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