Ich muss ein Geständnis ablegen. Ich bin ein Cheater. Ein dreckiger, kleiner Schummler, der für eine einzige Trophäe alles getan hat, um den Ehrenmodus von Baldur's Gate 3 irgendwie zu überlisten. Ich kann meine Schandtat zwar nicht leugnen, aber zumindest erklären – und jedem ans Herz legen, es nicht wie ich zu machen.
Ehrlos, ehrloser, Eleen: So habe ich mich durch den Ehrenmodus in BG3 geschummelt
Beim Ehrenmodus in Baldur’s Gate 3 ist der Name Programm: Wir haben nur einen einzigen Spielstand und müssen entsprechend mit unseren Fehlern leben. Das bedeutet dann auch, dass ein Game Over bedeutet, dass wir auf diesem Savegame endgültig gescheitert sind.
Zwar lässt sich der Spielstand dann noch im Custom Mode weiterspielen (also einem der regulären Schwierigkeitsgrade) – aber wer den Honour Mode wirklich schlagen will, muss noch mal komplett von vorn anfangen.
Es gibt aber ein paar Methoden, mit denen sich der Ehrenmodus deutlich leichter machen lässt. Der erste Teil meiner Strategie war dabei der am wenigsten verwerfliche: Ich habe schlicht meine Kenntnisse des Spiels genutzt.
Immerhin hatte ich vor dem Start des Honour Modes nicht nur hunderte Spielstunden im Kasten und die Platin-Trophäe verdient, sondern auch zahlreiche Tricks aus der Community verinnerlicht.
So hatte ich stets einen Barden dabei, der mit seinem absurd hohen Charisma die meisten Wortduelle für mich gewinnt und so selbst manchen Bosskampf umgeht – jede feindselige Begegnung, bei der ich nicht kämpfen muss, ist ein potenzielles Game Over weniger.
Andere Feind*innen habe ich mit möglichst dreckigen Taktiken beseitigt. Goblinanführerin Minthara hat ein unglückliches Ende auf einer einstürzenden Brücke gefunden, bevor es zu einem offenen Kampf kam, Grym aus der Adamantschmiede musste traurig feststellen, dass er keinen einzigen Fernkampfangriff beherrschte und ich ihn gemütlich mit meiner Truppe von oben herab befeuern konnte.
Bei allen Gegner*innen, die ich nicht cheesen konnte, habe ich auf starke Builds für mein Team gesetzt. So etwa auf den Mönch-Dieb-Multiclass (über den ich neulich schon geschrieben habe) oder indem ich meine Gegenüber erst mit Wasser beworfen und dann mit Elektrizität doppelten Schaden bei ihnen angerichtet hab.
All das macht den Ehrenmodus deutlich leichter und ist auch ziemlich spaßig. Trotzdem gehört noch immer eine ordentliche Portion Glück dazu. Immerhin kann ein einziger Würfelwurf den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten und auch einige Bugs haben so manchen Run der Community bereits frühzeitig beendet.
Erst mit dem frisch erschienenen Patch 8 wurde beispielsweise das Problem behoben, dass die Charaktere manchmal von einer sich bewegenden Plattform aus ins Nichts gestürzt und gestorben sind.
Um so ein frustrierendes Ende zu vermeiden, habe ich mich also extra abgesichert und zu richtig dreckigen Mitteln gegriffen. Ich habe nämlich das Speichersystem der PS5 ausgenutzt.
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Baldur's Gate 3 stellt vier weitere neue Unterklassen vor, darunter ein betrunkener Mönch
Stelle ich das automatische Speichern in Baldur’s Gate 3 aus, speichert der Ehrenmodus normalerweise, wenn ich das Spiel verlasse oder sterbe. Das lässt sich auf zwei Arten umgehen:
- Beende ich das Spiel über die Taskleiste der PS5 statt über das Ingame-Menü, speichert das Spiel nicht extra fürs Schließen.
- Besitze ich ein PS Plus-Abo, kann ich meine Speicherstände zudem hochladen. Stelle ich dabei das automatische Hochladen aus, kann ich stattdessen manuell wählen, wann ich einen Spielstand hochlade. Lade ich ihn dann runter, wird der Speicherstand auf meiner Konsole überschrieben.
Will ich das Spiel also speichern, beende ich es über das Ingame-Menü. Komme ich stattdessen mal in eine missliche Lage, schließe ich es stattdessen über die Taskleiste der PS5 und kehre so zu meinem letzten Save zurück.
Der hochgeladene PS Plus-Speicherstand dient als Absicherung, falls das Spiel es doch einmal schaffen sollte, in einer für mich misslichen Lage automatisch zu speichern. Nur ein einzelner Speicherstand? Das ist was für Leute mit Ehe! Ich save-scumme, was das Zeug hält und habe mich so möglichst sicher durchgeschummelt.
Aber warum überhaupt die ganze Schummelei?
Für alle, die sich nicht schon verächtlich von mir abgewandt haben, sondern noch nach dem Guten in mir suchen: Ich kann mich erklären! Zumindest ein bisschen.
Der Honour Mode brachte nämlich auch eine neue Trophäe mit sich, die ich nur bekomme, wenn ich ihn erfolgreich abschließe. Ich bin eigentlich keine große Trophäenjägerin, aber die Platin in Baldur’s Gate 3 hatte ich mir aus reiner Liebe zum Spiel schon kurz nach Release erarbeitet. Der 100% Fortschritt auf der Startseite des Spiels war quasi mein Beweis in absoluten Zahlen, wie viel mir BG3 bedeutet.
Nur hat Patch 5 das mit dem Honour Mode und seiner neuen Trophäe eiskalt zerstört und statt der 100% starrten mich plötzlich nur noch spottende 91% an. Diese paar Prozente haben mir einfach keine Ruhe gelassen. Hinfort war das befriedigende Gefühl, Baldur’s Gate 3 wirklich beendet und so gewürdigt zu haben, wie das Spiel es verdient. Ich musste daran also etwas ändern.
Das Problem dabei: Der Ehrenmodus ist eigentlich überhaupt nichts für mich. Von Permadeath-Modi halte ich mich aus dem gleichen Grund fern, aus dem ich keine Roguelikes spiele und bis heute keinen Führerschein habe: Wenn meine Aufmerksamkeit dank meines ADHS nach ein paar Stunden unweigerlich flöten geht, mache ich schnell dumme Fehler.
Deshalb dutzende oder hunderte Spielstunden zu verlieren, würde bei mir nur für Frust sorgen und im schlimmsten Fall sogar meine Liebe zu einem der besten Spiele aller Zeiten schmälern. Auch das wollte ich nicht.
Wozu dieses Dilemma geführt hat, tja, das wisst ihr bereits.
War es das wert?
Bin ich am Ende glücklich mit meiner Entscheidung? Jein. Einerseits habe ich nun natürlich die Befriedigung, dass bei den Trophäen endlich wieder die runden 100% stehen. Andererseits war der Ehrenmodus am Ende auch der Durchlauf, bei dem ich am wenigsten Spaß hatte. Durch das ständige Absichern und Neustarten war es letztlich mehr Arbeit als ein cooles Spielerlebnis.
Genau aus diesem Grund würde ich auch so gut wie niemandem empfehlen, so zu spielen wie ich. Wenn ihr grundsätzlich an der Herausforderung und dem Nervenkitzel des Permadeath-Modus Spaß habt, solltet ihr ihn ohne solche zusätzlichen Absicherungen spielen. Nur so bekommt ihr das komplette, intendierte Erlebnis.
Ich muss aber auch zugeben: Zumindest bei den knackigen Kämpfen habe ich doch Blut geleckt und würde sie gerne noch einmal erleben, ohne ständig aus Angst zwischendrin zu save-scummen. Vielleicht wage ich in Zukunft also noch einmal einen Custom Mode-Run mit der gleichen Schwierigkeit wie im Honour Modus – dann aber ohne Permadeath!
Baldur's Gate 3-Themenwoche
Zur Feier des letzten großen Patches geht's bei uns sieben Tage lang in der BG3-Themenwoche tagtäglich nach Faerun. Wir haben Guides und Umfragen für euch oder erzählen persönliche Geschichten. Schaut also regelmäßig vorbei.
Hand auf's Herz: Würdet ihr in Singleplayer-Spielen so schummeln oder findet ihr es komplett ehrlos?
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