Dragon's Dogma 2 im Test: Wir lieben das Fantasy-RPG, trotz seiner Macken

Dragon’s Dogma 2 ist ein fantastisches Rollenspiel. Doch um die volle Magie auf PS5 und Xbox Series X/S erleben zu können, mussten wir erst ein paar Hürden nehmen.

Dragons Dogma 2 im großen GamePro-Test. Dragon's Dogma 2 im großen GamePro-Test.

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Mit Dragon’s Dogma 2 wird am 22. März eines der besten Action-RPGs der vergangenen fünfzehn Jahre fortgesetzt – Vorkenntnisse des Vorgängers braucht ihr aber keine. Capcom setzt hier aber auch eine recht unkonventionelle Reihe fort, die aufgrund ihrer Eigenarten, wie dem eher gemächlichen Erkunden der Spielwelt, wahrlich nicht jedem RPG-Fan taugte. 

Wie es um die Fortsetzung bestellt ist und ob uns möglicherweise ein Kandidat für das beste Rollenspiel des Jahres bevorsteht, konnten wir jetzt in über 50 Stunden auf PS5 und Xbox Series X selbst herausfinden. In der Zeit haben wir nicht nur die wirklich interessante Story durchgespielt, sondern uns auch nach dem Abspann mit reichlich imposanten Ungetümen wie Drachen, Golems und majestätischen Greifen gekabbelt. 

Und ihr Lieben, Dragon’s Dogma 2 ist richtig klasse! Nehmt ihr euch beim Spielen die nötige Zeit, erkundet und experimentiert, versinkt ihr immer mehr in der riesigen, mittelalterlich-angehauchten Spielwelt. Zusammen mit bis zu drei NPC-Begleitern werdet ihr auch nach dutzenden Stunden noch magische Momente erleben. 

Doch Capcom hat hier erneut kein Spiel entwickelt, das bei jedem Fan von Open World-RPGs klicken wird. Auf den Konsolen müssen wir zudem über ein eher unschönes Thema reden, nämlich die Technik.

Kontroverse um DLCs in Dragon's Dogma 2: Rund um den Release gibt es große Kritik an Capcom, die das Action-RPG ohne klare Ankündigung vorab mit Mikrotransaktionen veröffentlicht haben. Welche Bezahlinhalte im Spiel sind und wie sie zu werten sind, erfahrt ihr in folgendem Artikel:

Eine Geschichte, die uns gepackt hat

Der fängt nämlich bereits im absolut fantastischen Charakter-Editor an. Egal ob ihr euch zu Spielbeginn einen Menschen oder einen Vertreter aus dem Volk der Bestien bastelt, ihr könnt eurer Kreativität freien Lauf lassen – was das Internet übrigens schon eindrucksvoll bewiesen hat. Den Charakter-Editor könnt ihr euch übrigens schon kostenlos herunterladen und damit herumexperimentieren. 

Keine Lust zu lesen (frech!) - Hier geht's zum Test-Video von Dragon's Dogma 2:

Dragons Dogma 2 ist ein absolutes Open World-Highlight Video starten 16:20 Dragon's Dogma 2 ist ein absolutes Open World-Highlight

Zu Beginn habt ihr übrigens die Wahl aus Kämpfer, Dieb, Magier oder Bogenschütze. Sechs weitere Vocations, also Berufe, wie sie in Dragon’s Dogma 2 heißen, schalten wir im Verlauf des Spiels durch Questreihen frei – die sogar ab und an recht gut versteckt sind. Was es aber generell mit den Spielstilen auf sich hat, dazu kommen wir gleich. 

Zuvor noch ein paar Worte zur Geschichte, deren Grundgerüst 1 zu 1 vom Vorgänger übernommen wurde. Zu Spielbeginn wird unserem sogenannten Erweckten von einem Drachen fein säuberlich das Herz aus der Brust gerissen. Das bringt unsere Hauptfigur allerdings nicht unter die Erde, sondern beschert ihr eine starke Verbindung zur mächtigen Flugechse. 

Eine Welt im ewigen Kreislauf

Die Welt von Dragon’s Dogma basiert nämlich auf einem ewigen Kreislauf, in dem der Erweckte nach seinem operativen Eingriff zum Herrscher aufsteigt, stärker wird und das große Übel wieder aus der Welt vertreibt. Immer mit der Hilfe von Vasallen, die als NPC-Begleiter an seiner Seite kämpfen. Selbst steuern könnt ihr diese zwar nicht, ihnen aber Befehle wie “Los” oder “Zu mir” erteilen. Was übrigens deutlich besser klappt als noch im Vorgänger. 

Das Vasallen-System kurz erklärt

Neben einem selbst erstellten Hauptvasallen, der im Spiel euer ständiger Begleiter ist, könnt ihr euch bis zu zwei weitere NPC-Begleiter an die Seite holen.  Hierbei handelt es sich um die Hauptvasallen anderer Spieler*innen, die ihr an einem sogenannten Riftstein in eure Welt transferiert. Wollt ihr diese Online-Komponente nicht, könnt ihr auch auf die Begleiter von Capcom zurückgreifen. 

Im Verlauf des Abenteuers könnt bzw. müsst ihr die fremden Vasallen zudem immer mal wieder austauschen. Im Gegensatz zu eurem Hauptvasallen leveln die nämlich nicht mit. Der Tausch bringt aber nicht nur stärkere Begleiter. Cool ist, dass die fremden Vasallen ihre Erfahrung aus dem Abenteuer eines anderen Spielers in eure Welt mitbringen, euch zum Beispiel zu Schatztruhen oder den Zielort einer Quest führen.  Eure Hauptvasallen können natürlich auch "ausgeliehen" werden, bleiben aber stets Teil eurer Party.

An Riftsteinen können wir Begleiter rekrutieren. Stirbt unser Hauptvasall, wird er hier wiederbelebt. An Riftsteinen können wir Begleiter rekrutieren. Stirbt unser Hauptvasall, wird er hier wiederbelebt.

Generell hat uns die Hauptgeschichte rund um verbotene Schwarze Magie, Intrigen und einem Konflikt zwischen dem Biestvolk aus Battahl und den Menschen aus Vermund ca. 40 Stunden gut bei Laune gehalten. Zwar gibt es durchaus richtig coole Cutscenes, ein von vorne bis hinten imposant inszeniertes Story-Meisterwerk solltet ihr aber nicht erwarten. 

Dragon’s Dogma 2 lebt vor allem von seinen kleinen Nebengeschichten und seiner immens dichten Spielwelt, in der unsere Entscheidungen und Taten von großer Bedeutung sind. 

In Dragon's Dogma 2 zählen eure Taten

Hier ein Beispiel: Bei einer Quest in Battahl bekommen wir den Auftrag, die Kaiserin vor einem Attentäter zu beschützen. Wo viele Spiele nur einen Ausgang der Quest einplanen, ist das in Dragon’s Dogma 2 offen gestaltet. Während Kollege Stephan die Gute beschützt hat und ihre Story weiter verfolgen konnte, ist sie bei uns… Nun, vielleicht waren wir bei der Suche nach dem Schurken etwas unaufmerksam. Kaiserin tot, Quest gescheitert.

Und das ist wahrlich kein Einzelfall. Seid ihr kreativ, könnt ihr so manche Situation unterschiedlich angehen und in Bereiche vordringen, die auf den ersten Blick nicht zugänglich erscheinen. Das herauszufinden macht richtig Laune. Es befriedigt zudem enorm, wenn Entscheidungen wie im Beispiel oben eine unmittelbare Auswirkung auf die Spielwelt haben. 

In der Bilderstrecke geben wir euch ein kleines Beispiel, wie wir kreativ durchs Spiel kommen (Vorsicht, kleiner SPOILER!!!)

Dazu gehört aber auch, dass bei wenigen Quests Frustmomente entstehen. Und zwar immer dann, wenn die Spielführung einen Hauch zu ungenau ist – oder wir schlicht zu unaufmerksam waren. 

Verpassen wir beispielsweise im Gespräch mit dem Hauptmann den Hinweis, dass er nur nachts in der Bar anzutreffen ist, kann uns das viel Zeit kosten. Zeit, in der wir den Soldaten tagsüber oder an einem falschen Ort ansprechen, nichts passiert und sich der Gedanke an einen Bug manifestiert. Hier hätte ein kleiner Hinweis im Questlog bereits ausgereicht. 

Spielt ihr Dragon’s Dogma 2, können wir euch also nur raten, sehr aufmerksam zu sein, einige Gewohnheiten aus anderen Open-World-Spielen abzustreifen und Dinge zu tun, wo ihr denkt “das klappt doch nie im Leben”.

Eine riesige Spielwelt, in der ihr jede Reise gut planen solltet

Wo wir gerade schon bei den Eigenarten von Dragon’s Dogma 2 sind, kommen wir gleich mal zur Spielwelt und dem eingeschränkten Schnellreisesystem. 

Zwar können wir mit einem Ochsenkarren für etwas Bares zwischen Städten pendeln und mit der Zeit auch wenige Schnellreisepunkte freischalten. Permanent und vor allem schnell von A nach B reisen, das geht jedoch nicht. Das liegt zum einen daran, dass benötigte Items für die Schnellreise rar und teuer sind. Zum anderen ist auch die Fahrt mit den Ochsenkarren wahrlich kein flottes Unterfangen. 

Auf den meisten Transporten werden wir im besten Fall von wenigen Goblins überfallen. Im schlimmsten Fall stürzt sich ein Oger oder ein Greif auf den Karren, die wir zunächst beseitigen müssen. Erst nach getaner Arbeit geht die Reise weiter.

Ochsenkarren Mit Ochsenkarren pendeln wir für ein wenig Gold zwischen Dörfern. Die Reisen verlaufen aber kaum reibungslos.

Schnellreise Zu solchen Kristallen können wir schnellreisen. Das benötige Item ist jedoch rar und teuer.

Capcom hätte ruhig noch ein paar mehr Schnellreisepunkte platzieren können und die vorhersehbaren Überfälle nutzen sich mit der Zeit etwas ab. Die langsame und gut überlegte Art, die Spielwelt zu bereisen, hat uns jedoch gefallen. 

Wir haben uns so viel mehr mit unserem Abenteuer sowie den kommenden Aufgaben beschäftigt und konnten die Spielwelt besser aufsaugen. Aber klar, das ist ein durchaus streitbarer Punkt und wir können jeden verstehen, dem all das viel zu träge und langatmig ist. Bei uns hat die Entschleunigung jedoch dazu beigetragen, dass wir jeden Winkel erkunden wollten. Wer weiß, wann wir das nächste Mal hier sind. Also besser genau umschauen. Und glaubt uns, hier gibts eine Menge Winkel zu erkunden. 

Wer durch Dragon’s Dogma 2 rast, verpasst das Beste. Verpasst coole Bosse, verpasst sogar ganze Völker, verpasst den einen tödlichen Pfeil, der sogar Obermoppel direkt ausschaltet.

Einstellungen zur Barrierefreiheit:

An dieser Stelle würden wir euch gerne die vorhandenen Accessibility-Optionen aufführen, die wir in Dragon’s Dogma 2 allerdings vergeblich gesucht haben. Folgende Einstellungen sind dennoch eine Erwähnung wert:

  • individuelle Tastenbelegung
  • FOV-Slider
  • Rennen (Taste halten/einmal drücken)
  • deutsche Untertitel

Frei einstellbare Schwierigkeitsgrade gibt’s in Dragons Dogma 2 übrigens nicht. Unbesiegbar ist hier aber keiner: Gegner leveln nämlich nicht mit, wodurch ihr Charakter-Stufen “grinden” könnt. Dragon’s Dogma 2 gibt euch zudem reichlich Möglichkeiten eure Power-Fantasie auszuleben, wenn ihr nicht wie wild durchs Spiel huscht. 

Wer wagt, gewinnt – oder stirbt!

Dank eines Tag-Nacht-Wechsels bekommt das Spiel aber trotzdem eine Art Hard-Mode, der euch ordentlich auf Trab hält. Wenn sich nachts eine Schar Untoter erhebt und euch ein fliegender Geisteronkel seine Zauber entgegen schmettert, dann seid ihr hoffentlich gut vorbereitet.  

In der tiefen Dunkelheit, in der wir zwingend unsere Lampe einschalten müssen,  können wir nämlich nicht nur Feinde viel später sehen, auch lauern Nachts weit stärkere Monster auf uns. Die aber natürlich auch guten Loot wie wichtige Crafting-Materialien für Rezepte oder das Verbessern unserer superschicken Rüstungen und Schwerter fallen lassen. Ihr könnt das Ganze wie ein Risk-Reward-System betrachten. Habt ihr so gar keine Lust, im Dunkeln umher zu wandern, wird an einer der vielen in der Spielwelt zu findenden Feuerstellen bis zum Morgengrauen gecampt oder im gekauften Haus beziehungsweise im Inn für Bares übernachtet.  

Ohne eingeschaltete Lampe kommen wir nachts keinen Meter weit. Es ist stockfinster! Ohne eingeschaltete Lampe kommen wir nachts keinen Meter weit. Es ist stockfinster!

Crafting? Och nö!

Falls ihr beim Lesen des Begriffs leicht die Miene verzogen habt, hier eine kurze Einordnung: 

Gecraftet werden nach dem Aufsammeln von Pflanzen und Lebensmitteln zahlreiche Heilmittel, Gegengifte oder beispielsweise Stärketränke, die ihr aber auch in der Spielwelt aufsammeln könnt. Mit Materialien von Monstern könnt ihr zudem bei Schmieden eure Waffen und Rüstungen verbessern. Selbst wir, als bekennende Crafting-Muffel, hatten unsere Freude am zugänglichen und motivierenden System – das auch nicht so omnipräsent ist, wie beispielsweise beim Capcom-Kollegen Monster Hunter World. 

An dieser Stelle wollen wir übrigens mit einer kleinen Mär aufräumen, die seit den Previews durchs Netz geistert. Nämlich, dass ihr ohne Questmarkierungen immer darauf angewiesen seid, euch alles selbst zusammenzusuchen. Beispielsweise indem ihr mit zig NPCs redet oder die Umgebung minutiös absucht. 

Zwar bekommt ihr in Dragon’s Dogma 2 wie eingangs beschrieben wahrlich nicht alles vorgekaut und müsst auch mal über das Gelesene und Gesagte nachdenken, um beispielsweise den Weg zu einer vermissten Person zu finden. In den meisten Fällen wird auf der Map jedoch mit einer Markierung angezeigt, wohin die Reise grob gehen wird.

Sorge vor Zeitdruck-Quests?

Und wo wir schon bei Quests sind, eine kleine Entwarnung für alle, die sich beim Erledigen der Quests nicht hetzen wollen. Ja, es gibt erneut Missionen, die nach einer gewissen Zeit ablaufen. Lasst ihr euch also bei der Rettung des Hauptmanns in Nöten zehn Stunden Zeit, dann weilt der Gute nicht mehr unter uns – Tote könnt ihr übrigens im Tausch gegen Bares erneut in der Grabkammer zurück ins Leben rufen. 

Allerdings ist das Zeitfenster sehr, sehr großzügig gewählt und wir kamen uns dadurch nie gehetzt vor. Das würde auch einfach nicht zur eher gemächlichen Art des Action-RPGs passen. 

Einen Kritikpunkt müssen wir in Sachen Spielwelt aber noch ansprechen. Die Gegnervielfalt auf den Hauptpfaden durchs Spiel ist zu gering. Goblins, Echsen und Harpyien konnten wir irgendwann nicht mehr sehen. Auch stärkere Formen haben daran nichts geändert. Das ist zwar kein Beinbruch, da einfach genug coole Monster im Spiel stecken und wir zudem einfach an ihnen vorbeirennen können. Hier hätte mehr Abwechslung aber sicher nicht geschadet. 

Auf den Hauptpfaden hätte die Gegnervielfalt ruhig etwas höher ausfallen können. Auf den Hauptpfaden hätte die Gegnervielfalt ruhig etwas höher ausfallen können.

Also, halten wir nochmal fest. Ihr bekommt hier eine stimmige und mitunter abwechslungsreiche Open World. Eine, die zum Erkunden einlädt. Aber auch eine, die durch eine entschleunigte Erkundung sicher nicht jedem taugt.

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