Forspoken lädt Schwarze Protagonistin mit Klischees auf und kassiert viel Kritik

Forspoken hat eine Schwarze Protagonistin, aber stolpert dabei offenbar über Schwierigkeiten mit Stereotypen und dem Umgang mit der Repräsentation: Nach einem Event gibt es viel Kritik.

Forspokens Heldin Frey wird von Ella Balinska verkörpert, könnte aber leider ziemlich austauschbar werden. Forspokens Heldin Frey wird von Ella Balinska verkörpert, könnte aber leider ziemlich austauschbar werden.

Forspoken setzt auf die Schwarze Protagonistin Fey. Weil weibliche sowie Schwarze Held*innen bisher immer noch in der Unterzahl sind, dürfte diese Form der Repräsentation vor allem Women of Colour freuen. Aber ein Preview-Event deutet jetzt darauf hin, dass es sonst nicht allzu weit her sein könnte mit der wohl eher oberflächlichen Diversität.

Stattdessen scheint die Figur vor allem durch rassistische Stereotype geprägt zu sein, und im Team der Autor*innen gibt es wohl keinen einzigen Menschen, der nicht weiß ist. Zu allem Übel wurde Schauspielerin Ella Balinska während der Motion Capture-Aufnahmen außerdem dazu angewiesen, Frey einen "hip-hoppigen" Gang zu verleihen. Dementsprechend laut wird jetzt Kritik geäußert.

Forspokens Umgang mit Stereotypen und Repräsentation hinterlässt viele Fragezeichen

Darum geht's genau: Forspokens Hauptfigur ist die Schwarze New Yorkerin Frey. Sie wird auf mysteriöse Art und Weise in die Fantasy-Welt Athia katapultiert und muss sich dort mit allerlei Fabelwesen, einer mächtigen Antagonistin und auch noch mit Magie auseinandersetzen. Mittlerweile gibt es aber viel Kritik am Umgang mit der Hauptfigur. Die soll eigentlich dazu dienen, das diverse Publikum widerzuspiegeln und als Projektionsfläche herhalten, damit sich viele Menschen mit ihr identifizieren können.

Warum wir hier das Adjektiv Schwarze groß und weiße kursiv schreiben oder was PoC (Person of Colour) bedeutet, könnt ihr zum Beispiel im Glossar für diskriminierungssensible Sprache von Amnesty International oder beim ZDF-Kinderformat logo! nachlesen.

Was ist das Problem? Frey wird als "sehr wütend" beschrieben. Sie sei "durch die Risse der Gesellschaft gefallen" und stehe quasi mit einem Bein im Gefängnis. Obwohl Square Enix sagt, das Team habe eng mit mehreren Berater*innen aus BIPoC-Hintergründen zusammengearbeitet, klingt diese Geschichte der Protagonistin nicht besonders einfallsreich, sondern lässt bei vielen BIPoC eher die Alarmglocken schrillen.

Rassistische Stereotype: Das liegt vor allem daran, dass Schwarze Menschen leider immer noch sehr oft mit derartigen Vorurteilen und Stereotypen konfrontiert und beschrieben werden: Laut, wütend, aufgeregt, kriminell, am Rande der Gesellschaft und sowieso fast schon im Gefängnis.

Rein weißes Autor*innen-Team: Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Menschen, die Frey diese Background-Story verpasst haben, wohl allesamt weiß sind. Beziehungsweise kann das vielleicht auch teilweise den Umstand erklären, wieso das passieren konnte, ohne dass es bei Square Enix jemandem aufgefallen ist. Bei einem Preview-Event, an dem auch GamePro teilnahm, wurden sämtliche Präsentationen zu Forspoken dann auch von weißen Sprecher*innen übernommen.

Sowohl Kotaku als auch Fanbyte berichten außerdem, dass Motion Capturing- und Voice Over-Director Tom Keegan erklärt habe, Schauspielerin Ella Balinska soll Frey einen "hip-hoppigen" Gang verleihen. Auf eine Nachfrage dazu, was das genau bedeuten soll, wurde dann aber leider nicht eingegangen.

Ist Forspokens Frey austauschbar? Noch dazu wirkt die Wahl einer Schwarzen Protagonistin einigermaßen austauschbar, wenn ihr Background in der Spielwelt keinerlei Auswirkungen hat. In der Fantasy-Welt von Forspoken sieht es auf den ersten Blick tatsächlich so aus, als wäre es egal, ob Frey Schwarz oder weiß ist. Das verstärkt den Eindruck, dass wir es hier mit einer Art Feigenblatt und nur sehr oberflächlicher Repräsentation zu tun haben.

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Das sagen die Kritiker*innen über mögliche Probleme mit Forspoken

Im Zuge der Berichte und als Reaktion darauf hagelt es jetzt viel Kritik von BIPoC an Forspoken, dem Preview-Event und allem, was dazu gehört. Isaiah Colbert schreibt bei Kotaku, das Schwarze Autor*innen oder Berater*innen in prominenten Funktionen bei der Präsentation sowie "Menschen mit Melanin" in bedeutungsvollen Positionen Wunder gewirkt hätten.

"Während ich zwar nicht bezweifle, dass Luminous Productions Schwarze Leute dafür konsultiert haben, wie sie Frey erschaffen sollen, hat es auf mich als Spieler, der sich nach Schwarzer Repräsentation in Spielen sowohl on-screen als auch beim Erstellen der Narrative verzehrt, nicht vorteilhaft gewirkt, nur von weißen Autor*innen begrüßt zu werden und nur aus zweiter Hand von dieser Beratung zu hören."

"Wenn wir Diskussionen über Repräsentation und Veränderungen bei der Spiele-Entwicklung führen, fühlt es sich oft an, als bliebe es nur bei oberflächlichen Veränderungen, wie das Gesicht auf einem Spiele-Cover oder ein beinahe austauschbarer Protagonist."

Subnautica Below Zero- und Naughty Dog-Autorin Zaire Lanier schreibt:

Das ist es, was wir meinen, wenn wir sagen, dass es nicht genug ist, inklusive Charaktere zu haben, wenn das Team hinter ihnen nicht die Arbeit leistet, es auch bedeutsam zu machen. Den Charakter zu erstellen ist einfach. Alles andere ist schwierig, Vom Schreiben bis hin dazu, wer für sie spricht. Das ist wichtig. [...] Diversität und Inklusivität fangen nicht beim Charaktermodell an und hören dort auch nicht auf.

Wir verdienen es, Charaktere mit komplett konzeptualisiertem Innenleben zu haben, die nicht stereotypisiert sind. Es sollte in Art Direction, Dialogen, World-Building und so weiter sein. Miles Morales ist nicht einfach nur ein Peter Parker-Reskin.

Miles Morales hat eine voll realisierte Abweichung von Peter Parker in vielerlei Hinsicht. Sie sind beide Spider-Man, aber das war's. Von der Familienkultur über wo sie leben und die Leute, mit denen sie rumhängen bis hin zu Miles' Interessen. Es ist alles bedeutsam.

Frey verdient mehr als einen "hip-hoppigen Gang".

(via: Zaire Lanier auf Twitter)

Auch Chandana Ekanayake sieht das sehr ähnlich: Es reiche eben nicht, Repräsentation auf dem Bildschirm zu haben.

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Mehr zu Forspoken:

Bis zum Release von Forspoken kann natürlich noch einiges passieren. Das Action-Adventure mit Open World soll erst am 24. Mai 2022 erscheinen. Es kommt dann erst einmal nur für PS5 und den PC auf den Markt, aber eine spätere Xbox-Version ist nicht ausgeschlossen.

Was sagt ihr zu der Kritik? Wie würdet ihr als Entwicklerstudio Themen wie Diversität und Repräsentation angehen?

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