Ich mag Harry Potter. Ich habe alle Teile gelesen und obwohl mich der Hype relativ spät erwischt hat (ich habe angefangen zu lesen, da war der vierte Teil schon erschienen), habe ich die Reihe verschlungen und den Filmen erwartungsfroh entgegengefiebert.
Da wir das geklärt haben: Ich liebe Fantasy und es gibt viele Bücher, die mir lieber sind als die Story um den Jungen mit der Narbe. Deshalb kommen hier meine sehr subjektiven fünf Bücherreihen, die ich besser finde als Harry Potter. Falls euch ein Spoiler erwartet, warne ich euch rechtzeitig.
Alex Verus, oder: Was wäre, wenn Harry Potter bei Voldemort gelernt hätte?
Alex Verus' Geschichte beginnt, wo Harrys endet. Er ist ein ausgelernter, unabhängiger Magier, der in London einen kleinen Laden für magische Gegenstände hat. Wir wissen zu Beginn nicht viel über ihn, aber schnell wird klar, dass Alex als Schwarzmagier ausgebildet wurde und das sorgt für reichlich Probleme.
Alex ist ein Wahrsager. Das ist eine starke Gabe, die nützlich ist in Gesprächen, Verhandlungen aber auch im Kampf. Allerdings ist Alex keine Ein-Mann-Armee, sondern so verletzlich wie jeder andere. Wenn also ein Feuermagier vorhat, ihn in einem Inferno zu grillen, kann Alex wenig tun außer weglaufen. Und das tut er, nur um aus den Schatten zurückzuschlagen. Alex wäre ein Slytherin.
Genau das macht die Reihe so spannend. Alex ist fast immer nominell einer der schwächsten Magier, wenn es ums reine Kämpfen geht. Durch Geschick und seine Magie schafft er es aber immer wieder, kreative Lösungen für fast alle Probleme zu finden und deutlich stärkere Gegner zu bezwingen. Und häufig genug scheitert er nicht an einem magischen Blitz, sondern an der Bürokratie der Weißmagier.
Alex Verus ist ein bodenständiger Magier, der U-Bahn fährt und Miete zahlt
Die Reihe ist sehr geerdet. Magier nutzen die Öffis und Smartphones. Wenn ein Magier eine Kugel abbekommt, blutet und stirbt er, falls er nicht rechtzeitig geheilt wird. Ein Feuerball ist ein echtes Problem und wenn dein Gegenüber deine Gedanken lesen kann, hast du besser einen Kopf voller Unsinn drin.
Ich mag das Magiesystem sehr, denn die Welt ist in sich "logisch aufgebaut", wenn man das von einem Fantasy-Universum behaupten kann. Es gibt Weißmagier, Schwarzmagier und so ziemlich alles dazwischen. Aber wie so oft, ist nicht alles Gold, was glänzt und meistens bewegen sich die Figuren in den Grautönen zwischen den Extremen.
Spoiler:
Was mir mit am besten gefällt, sind die Antagonisten. Besonders Richard Drakh, Alex' ehemaliger Meister. Der spielt zu Beginn nur eine kleine Rolle, mausert sich aber im Lauf der Handlung zu einem der wichtigsten Gegner und er ist einfach toll geschrieben. Er will nicht einfach nur alle Guten besiegen, sondern er ist ein Mensch mit Stärken, Schwächen und eigenen Zielen.
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Benedict Jacka und Alex Verus: Der Fluch der Wiederholung
Benedict Jacka, der Autor, wiederholt sich besonders in den ersten Teilen sehr oft. Es macht den Eindruck als würde er jedes neue Buch so eröffnen, dass auch Leserinnen und Leser, die zwischen den einzelnen Teilen Jahre vergehen lassen, sofort wissen, was los ist.
Das führt dazu, dass ich mindesten 20 Mal genau erklärt bekomme, wie die Divination, Alex' Wahrsagerei, funktioniert. Das ist spannend und sehr gut durchdacht, aber spätestens beim achten Mal würde ich am liebsten auf Vorspulen drücken.
Ein weiterer Kritikpunkt, den ich nicht ganz nachvollziehen kann, sind ein paar der Nebenfiguren. Klar sind die mal super, mal ein bisschen nervig, wie es Nebenfiguren nun einmal sind. Ich finde sie alle größtenteils sehr gelungen, nehme diesen Kritikpunkt aber auf, weil er bei Besprechungen der Bücher oft genannt wurde.
Was hat das alles mit Harry Potter zu tun?
Sowohl Alex als auch Harry sind Magier/Zauberer. Beide haben eine besondere Beziehung zu einem mächtigen Schwarzmagier, die ihr ganzes Leben prägt. Beide verlassen sich auf die Hilfe ihrer Freunde, um Herausforderungen zu meistern und beide sind relativ jung, leben in Großbritannien und hatten als Kinder keine Ahnung, was mit ihnen nicht stimmt.
Alex Verus ist deutlich erwachsener, düsterer und konsequenter. Hier sterben Menschen. Wenn es mal schlecht läuft, kommen auch keine Adler und fliegen Alex aus Mordor raus. Wenn er es so richtig verbockt, und das tut er, dann muss er die Konsequenzen seines Handelns ausbaden. Das finde ich stark in einer Welt, in der Magie vermeintlich alles mit einem Fingerschnippen lösen kann.
Alex VerusKommen wir zu einer deutlich bekannteren Reihe mit einem etwas weniger düsteren Protagonisten: Kvothe.
Eine unglaubliche Geschichte ohne Ende?
2007 irgendwo in den USA. Der Name des Windes erscheint und schlägt ein wie ein Komet. Preise, jubilierende Kritiker, Fans, die das Buch nur so aus den Regalen reißen. Der Autor Patrick Rothfuss ist der neue Stern am Fantasy-Himmel vielleicht zusammen mit Brandon Sanderson.
2011 erscheint der zweite Teil der Königsmörder-Chroniken: Die Furcht des Weisen. Wieder ein Spektakel, ein unglaubliches Buch. Dann lange nichts. Die ganze Geschichte könnt ihr auf verschiedenen Seiten nachlesen, deshalb hier kurz gesagt: Patrick Rothfuss verfällt in eine Schaffenskrise und seit nunmehr fast 15 Jahren warten Fans auf den dritten Teil. Ob der jemals erscheint, ist unklar und deshalb kann ich die ersten beiden Bücher nur eingeschränkt empfehlen. Für sich betrachtet sind sie aber unglaublich gut, auch ohne echtes Ende.
Die Königsmörder-Chroniken: Was wäre, wenn Harry so klug wie Hermine wäre?
Unser Protagonist heißt Kvothe. Wir lernen ihn kennen als Gastwirt, der einfach seine Ruhe haben möchte, den die Vergangenheit jedoch nicht loslässt. Ein Schreiber, der "Chronist," macht ihn ausfindig und bringt Kvothe dazu, in drei Nächten die Geschichte seines Lebens zu erzählen. Jede Nacht steht für ein Buch.
Der junge Kvothe ist ein Wunderkind. Extrem schlau, magisch begabt und aufgrund unglücklicher Umstände arm wie eine Kirchenmaus. Er kommt an eine magische Universität und lernt dort die Grundlagen der Magie. Soweit die Parallelen zu Hogwarts. Kvothe wäre wohl irgendetwas zwischen einem Gryffindor und Ravenclaw.
Der Name des Windes und die Furcht des Weisen sind toll geschriebene Bücher mit starken Charakteren, einer spannenden Handlung und einem erfrischend neuen Ansatz, sich klassischer High-Fantasy anzunähern. Auch hier geht es um eine große Bedrohung, die die ganze Welt in Atem hält, aber man fiebert mindestens genauso sehr mit, wenn Kvothe alles in sein Lautenspiel legt, um das Geld fürs nächste Semester zusammenzubekommen.
Was macht die Geschichte von Kvothe, dem Königsmörder gut und was schlecht?
Die Bücher kann ich beim besten Willen nicht kritisieren, sie zählen zu den besten, die ich je gelesen habe. Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass die tolle Geschichte niemals einen Abschluss bekommt, würde ich sie uneingeschränkt empfehlen. So muss euch klar sein, dass ihr vielleicht nie wissen werdet, wie es ausgeht.
Trotzdem werdet ihr unglaublich viel Spaß mit dem haben, was schon da ist und vielleicht geschieht ja ein kleines Wunder und "The Doors of Stone" wird doch noch verlegt. Dann muss ich dringend meinen alten Schulfreund Jerome anrufen, mit dem ich Jahre nicht gesprochen habe. Wir haben die Reihe damals zusammen entdeckt und uns fest vorgenommen, den dritten Teil nebeneinander her zu lesen. Das war 2012.
Der Name des WindesNicht Teil dieses Artikels ist eine ganz anderer Roman, der sich von der Potter-Fanfiction zum Welterfolg gemausert hat. Mehr erfahrt ihr von Mary:
Auf Seite zwei folgen drei weitere echte Alternativen zu Harry Potter.
