Harry Dresden: DIE Urban-Fantasy-Reihe des neuen Jahrtausends
Harry Dresden ermittelt mittlerweile seit 25 Jahren und es ist kein Ende in Sicht. Ich warte schon lange auf Teil 18 und hoffe, dass er 2026 endlich erscheint! Warum? Weil keinem Privatermittler jemals abgefahrenere Dinge passiert sind als Harry.
Ist das mit dem Vornamen nicht ein bisschen zu einfach?
Klar, die offensichtliche Ähnlichkeit zu Harry Potter liegt im Vornamen, aber da ist noch mehr. Tatsächlich möchte ich aber erst die Parallele zu Alex Verus ziehen. Manche behaupten, Verus sei von Dresden inspiriert und nun, da ich beide Reihen gelesen habe, kann ich das nachvollziehen. Beide sind Außenseiter mit dunkler Vergangenheit, beide haben ein Talent dafür, in Schwierigkeiten zu geraten und beide verlassen sich wie Harry Potter auf ihre Freunde.
Anders als bei Verus oder Potter, hat Dresden keine Verbindung zu einer Schule oder Universität. Er ist Chicagos einziger Berufsmagier und beginnt mit kleineren Fällen. Und mit klein meine ich wirklich klein. So wie Harry Potter nicht sofort in Teil 1 gegen Voldemort in seiner vollen Stärke kämpft, lernen wir Dresden bei Untersuchungen kennen, die erstmal unspektakulär wirken. Doch das wird sich ändern.
Harry Dresden spielt die Vorteile einer Reihe sehr gut aus
Da es schon 17 Bände gibt, bleibt viel Zeit, um wirklich alles über Dresden zu erfahren und vor allem, um zu sehen, wie er sich entwickelt. In vielen Büchern mutiert die Heldin oder der Held innerhalb von 100 Seiten zum unbesiegbaren Giganten. Bei Dresden geht das viel langsamer und das macht es so richtig gut.
Wenn er in einem der späteren Bände den Bösen, vor denen er ein paar Bände zuvor noch fliehen musste, so richtig einheizt, dann fühlt sich das gut an. Fast so als würde man endlich den Endboss fällen, der einen tagelang genervt hat. Der Autor Jim Butcher nimmt sich Zeit, seine Charaktere zu entwickeln.
Die Nebencharaktere und Handlung in Harry Dresden sind allererste Sahne
Es gibt zu viele, um sie alle zu nennen, aber die zähe Polizistin Karrin Murphy, Mafia-Bos Jonny Marcone oder die Winterkönigin Mab sind vielschichtig, tiefgründig und absolut umwerfend. Ähnlich wie Harry machen viele von ihnen eine Wandlung durch und wir sind bei jedem Schritt dabei. Mein Favorit ist Bob, der Geist, der in einem Totenschädel wohnt und eine Schwäche für Schmuddelhefte hat.
Die Handlungsstränge sind vielfältig, aber der Autor verliert den roten Faden nie aus den Augen und deshalb ist es umso cooler, dass
leichter Spoiler
er es schafft, die Handlung immer weiter voranzutreiben und trotzdem einzubinden, wie Harry Dresden auf dem Rücken eines Zombie-T-Rex-Skeletts durch Chicago reitet und alles platt macht.
Wie immer sind mir auch die Antagonisten sehr wichtig und auch hier habe ich wenig auszusetzen. Viele kommen immer wieder vor und man lernt sie schätzen wie alte Bekannte. Von Vampiren über Magier bis hin zu Bürokraten (iiiiih) ist wirklich alles dabei! Mit dem einzigartigen Vorteil, ihnen nie gegenüber stehen zu müssen, denn dafür gibt es ja Harry Dresden.
Welchem Haus Dresden in Hogwarts angehören würde? Schwer zu sagen. Wir lernen ihn im Verlauf der 17 Bücher wirklich gut kennen und neben vielen heroischen Taten, macht er auch ein paar wirklich dumme und wenige echt schlimme Dinge. Im Herzen ist er aber so etwas wie ein zynischer Gryffindor, falls es so etwas gibt.
Die dunklen Fälle des Harry DresdenDer Hit aus diesem Jahr - The will of the many
The will of the many ist der erste Band der Hierarchy-Reihe und hat mich im Sturm erobert. Eine Republik, die sehr an das Römisches Reich in der Endphase erinnert (nicht das Heilige Römische Reich, sondern das mit den Sandalen), eine magische Schule und ein wirklich spannendes und kreatives Magiesystem sind die Zutaten für einen richtig tollen Fantasy-Cocktail.
Der Protagonist Vis Telimus ist einer der letzten Überlebenden eines gefallenen Reichs, das von der Catenischen Republik erobert wurde. Jetzt lebt er am Rande der Gesellschaft und versucht, unter dem Radar zu bleiben. Das gelingt ihm nicht für lange und er bricht zu einer Mischung aus Rachefeldzug und Heldenreise auf, an deren vorläufigem Ende der Besuch einer Schule für Magier steht. Gäbe es auf dieser Schule den sprechenden Hut, hätte er bei Vis vermutlich: "Gryffindor" geschrien.
Das Magiesystem in The will of the many ist der Hammer
Die catenische Gesellschaft basiert auf einem klar hierarchischem System. Die meisten Menschen stehen ganz unten und geben einen Teil ihrer Willenskraft an die Menschen über ihnen ab. Das setzt sich nach oben immer weiter fort und versorgt die Mächtigen mit unglaublichen Kräften.
Das Buch behandelt Themen wie gesellschaftliche Strukturen, soziale Ungerechtigkeit, den freien Willen und vieles mehr in einem Fantasy-Setting. Das ist nicht neu, aber sehr gut umgesetzt und erklärt. Zusammen mit der glaubwürdigen Welt ergibt das einen äußerst interessanten Unterbau für die Handlung.
Zu viele Ähnlichkeiten zu Harry Potter sind hier das Haar in der Suppe
Ausgerechnet die Dinge, die sich ähneln, stören mich hier am meisten. Vis ist jung und ein guter Teil der Handlung ist eine klassische Heldenreise/Coming-of-Age-Story in einem Fantasy-Setting. Das ist nicht per se schlecht, gefällt mir aber nicht mehr so gut wie es mir vor 20 Jahren gefallen hätte.
Außerdem wird Vis sehr schnell sehr mächtig. Sehr sehr schnell. Das, was mir an Harry Dresden gut gefällt, mag ich hier gar nicht. Obwohl das Buch über 900 Seiten hat, gehen mir manche Dinge einfach zu flott. Das könnte aber auch daran liegen, dass die Reihe nicht mit 15 Bänden enden wird, sondern nach drei. Falls ihr aber trotzdem oder genau deswegen interessiert seid: Der zweite Teil erscheint am 2. Dezember 2025.
The will of the manyDas Rad der Zeit: Von Amazon gecancelt, bevor es richtig losging
Das Rad der Zeit mit Harry Potter zu vergleichen ist ein Stretch, je nachdem, worauf man sein Augenmerk legt. Junge Leute erleben eine unglaubliche Reise und werden auf einer magischen Schule ausgebildet - das passt zu Harry Potter und zumindest zu Nynaeve und Egwene.
Ein Großteil der restlichen Handlung dagegen nicht, weshalb ich den Vergleich hier auch sein lasse. Das Rad der Zeit ist eines der epischsten Werke der Fantasy und umfasst in der deutschen Ausgabe ursprünglich über 30, in der Neuauflage "nur" noch zwölf Bände, genauso in der Originalausgabe. Den letzten finalen Band hat Brandon Sanderson nach dem Tod von Robert Jordan geschrieben und sich dabei auf dessen Notizen und die Unterstützung von Jordans Witwe Harriet McDougal verlassen.
Das Rad der Zeit bietet eine unglaublich vielschichtige Story
Allein der schiere Umfang der Reihe bietet unendlich viel Platz für Haupt- und Nebencharaktere, Schauplätze, Entwicklungen und immer wieder neue Fäden, die ähnlich wie im Trailer der Amazon-Serie zu einem Gesamtbild verwoben werden. Viele von euch werden über die Amazon-Serie mit den Büchern in Berührung gekommen sein und ich kann nur empfehlen, weiterzulesen.
Rand al'Thor ist wahrscheinlich am ehesten als Protagonist zu bezeichnen, wobei auch Egwene, Nynaeve, Mat, Perrin und Moraine viele hundert Seiten bekommen. Das macht das Rad der Zeit so besonders. Es nimmt sich so viel Zeit für verschiedene Charaktere wir sonst vielleicht nur noch das Spiel der Götter von Steve Erikson, ohne auch nur annähernd so kompliziert sein. Manchen ist das aber zu viel. Falls ihr nur Rands Geschichte erleben wollt, müsst ihr euch durch viele Seiten lesen, in denen er nicht vorkommt.
Das Worldbuilding ist gut, aber nichts, was man nicht schonmal gelesen hat. Das Magiesystem, das nur Frauen gefahrlos Magie wirken lässt und männliche Machtwirker verrückt macht, ist eine schöne Abwechslung. Die Antagonisten sind durch die Bank spannend beschrieben und teils sehr detailliert, besonders die mysteriösen und unglaublich mächtigen Verlorenen, haben es mir angetan. Nicht alle ihre Handlungen sind immer sofort nachvollziehbar, aber oft genug hatte ich ein paar hundert Seiten später einen befriedigenden Aha-Moment.
Die Faszination kommt für mich vor allem durch den schieren Umfang. Etwas so Gewaltiges zu lesen, hat mich anders mitgenommen als die übliche Trilogie. Uneingeschränkt empfehlen würde ich das Rad der Zeit aber nur echten Fantasy-Fans. Alle anderen werden nicht lange genug durchhalten, um wirklich Spaß daran zu haben.
Das Rad der ZeitDas gilt genauso für Harry Dresden und Alex Verus. Der Einstieg ist immer etwas zäh, alles dauert ein bisschen länger. Dafür werdet ihr später belohnt.
