Man mag kaum glauben, wie lang Hideo Kojima eigentlich schon Videospiele entwickelt. Ganze 35 Jahre sind seit seinem Erstling, dem Schleichspiel Metal Gear vergangen. Die Serie, die 1987 auf dem MSX-Heimcomputer begann, ist heutzutage kaum noch aus der Videospiellandschaft wegzudenken.
Mit Metal Gear Solid für die PlayStation 1 hat Hideo Kojima eine ganze Generation entscheidend beeinflusst. Zu dieser halten wir momentan eine ganze Themenwoche ab:
Kojima kann auf zahlreiche Meilensteine der Videospielgeschichte zurückblicken, auf die frühen Tage wirft er aber kein gutes Licht. In einem Tweet erklärt er, dass Videospiele nicht mehr als Wegwerfartikel gewesen seien, bloße "Spielzeuge":
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Kein Vergleich zur Filmindustrie
Kojima hoffte dennoch, in dieser Umgebung Spiele zu kreieren, die auch in 50 Jahren relevant sein würden. Er zieht dabei Parallelen zur Filmindustrie, die sich stets um den Erhalt von Klassikern gekümmert hat und diese in Ehren hält. Spiele und Hardware-Plattformen verfügen jedoch nur über eine geringe Halbwertszeit, viele Klassiker erhielten nie eine Neuauflage.
Schaut man sich zum Beispiel das Lineup von PlayStation Plus Premium oder dem PlayStation Classic an, entspricht die Anzahl an verfügbaren Spielen lediglich einem Bruchteil des gesamten PS1-Katalogs. Hunderte Titel sind jedoch an alte Hardware gebunden, die nicht mehr hergestellt wird.
Ebenso wenig, wie die Spiele an sich. Auch das ist zumindest bei populären Filmen gänzlich anders. Über Jahrzehnte hinweg erscheinen immer wieder Neuveröffentlichungen, sei es nun auf DVD, Blu-Ray oder damals auf Videokassette. Eine Generation, die ohne die originale Star Wars-Trilogie aufwächst? Undenkbar.
Kojimas eigene Historie ist ebenso davon betroffen
Viele Spiele, die Hideo Kojima produzierte, sind weiterhin auf ihre ursprünglichen Veröffentlichungsplattformen beschränkt. So erschien das Remake von Metal Gear Solid 1 mit dem Untertitel "The Twin Snakes" bislang lediglich für den Nintendo Gamecube, Metal Gear Solid 4 war über viele Jahre hinweg nur auf der PS3 erhältlich. Von einem 3DS-Spiel wie Lunar Knights oder der Demo zum eingestellten Silent Hills ganz zu schweigen.
Einzig den Erhalt der Botschaft eines Spiels hebt Kojima hervor, wenn auch nicht in Gänze:
"Auch wenn Bilder und Themen der Spiele überleben, sie können nicht mehr gespielt werden. Aber immerhin überleben sie als MEME."
Das meint Kojima mit dem Verbleib als Meme: In Metal Gear Solid stecken denkwürdige Spielelemente, die später unzählige Male kopiert wurden und die man sogar kennt, wenn man nie Metal Gear Solid gespielt hat beziehungsweise gar nicht die Gelegenheit dazu hatte. Dazu zählen die ikonische Codec-Ansicht, also das Funkgerät, mit dem Spezialagent Snake unterwegs ist, sowie der legendäre Sound samt Ausrufezeichen über dem Kopf, wenn man von einer Wache entdeckt wurde.
Damit steht Kojimas Reihe aber noch recht gut da, viele beliebte Konsolenspiele sind über die Jahre hinweg gänzlich in der Versenkung verschwunden. Etwa das von Horror-Fans heißgeliebte Eternal Darkness, das einst für den Gamecube erschien, oder die ursprüngliche Killzone-Trilogie, die es nicht über die PS3 hinaus geschafft hat.
Lizenzen sind ein gigantisches Problem
Immer wieder verschwinden Spiele aus den Online-Stores von Microsoft, Sony und Nintendo, bei denen Konflikte mit Lizenzen auftreten. Häufig hängt das mit dem verwendeten Soundtrack zusammen, in einigen Fällen kann der Grund aber auch anderer Natur sein. Etwa bei Rennspielen wie Race Driver: Grid oder – ganz prominent – der Forza-Reihe, bei denen Verträge für die verwendeten Fahrzeuge und Strecken schon nach wenigen Jahren auslaufen.
Ab und an kann sogar das Gesicht eines Schauspielers den Grund für einen Verkaufsstopp liefern, wie etwa beim John-Woo-Ballerspiel Stranglehold oder der Riddick-Umsetzung Assault on Dark Athena, in der Vin Diesel den grummeligen Hauptcharakter mimt.
Meine Meinung dazu
So geht es besser
Microsoft begann schon vor der Veröffentlichung der Xbox 360 damit, an einem performanten Emulator für Xbox Classic-Spiele zu werkeln. Mit der Xbox One hat sich das Unternehmen dann aber selbst übertroffen. Nicht nur stellte man einen Emulator vor, der zu hunderten Xbox 360- und Xbox Classic-Spielen perfekt kompatibel ist, die emulierten Titel laufen sogar mit zahlreichen grafischen Verbesserungen wie einer höheren Auflösung oder schärferen Texturen.
Embracer und Sony haben Teams zur Speicherung gegründet: In jüngster Zeit ist die Embracer Group vor allem mit Akquisen zahlreicher Studios und Publisher wie Eidos aufgefallen. Die Muttergesellschaft von THQ Nordic betreibt aber auch ein Archiv mit über 50.000 historischen Spielen, die für akademische Zwecks aufbewahrt, zum Teil aber auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.
Ähnliches hat Sony mit dem "Preservation Team" vor. Über alle PlayStation-Generationen hinweg soll ein umfangreiches Archiv an Spielen erstellt werden. Ob diese dann neu vertrieben werden und zur Entwicklung eines Emulators beitragen, steht allerdings in den Sternen. Ich hoffe jedenfalls, dass es dazu kommt. Schließlich bin ich gern bereit, für legale, komfortabel bedienbare Emulation zu zahlen. Ein Ende als reines Meme wünsche ich nämlich keinem Spiel.
Was haltet ihr von Hideo Kojimas Aussage? Würdet ihr euch ebenfalls wünschen, dass sich die Spieleindustrie ein Beispiel am Erhalt von Klassikern in der Filmbranche nimmt?
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