Nachdem Cronos: The New Dawn und Silent Hill f die diesjährige Gruselsaison vorzüglich eingeleitet haben, geht es am 10. Oktober auf PS4, PS5, Switch 1 und 2, Xbox-Konsolen und PC mit Little Nightmares 3 weiter.
Der mittlerweile dritte Teil der 2D-Rätsel-Platformer-Reihe kommt dabei mit zwei durchaus spannenden Neuerungen daher: Erstmals könnt ihr die Albträume nicht nur alleine, sondern auch zu zweit im Online-Koop erleben. Hinzu kommt, dass sich mit Supermassive Games (Until Dawn) ein neuer Entwickler für das Spiel verantwortlich zeichnet, was wiederum Fragen hinsichtlich der gewohnten Qualität aufwirft.
Dem Spielspaß hat das Ausscheiden des bisherigen Entwicklers Tarsier Studios jedoch keinen Abbruch getan – im Gegenteil. Little Nightmares 3 schnappt sich die comichafte Schaueroptik und kurzweilige Knobelei der Vorgänger, erlaubt sich beim gemeinsamen Spielen keinen Fehltritt und wird so zum bislang spaßigsten Spiel der Reihe.
Wichtige Infos zum Koop:
- Es gibt lediglich Online-Koop. Lokales gemeinsames Spielen ist nicht möglich.
- Dank einer Freundespass-Funktion müsst ihr Little Nightmares 3 nur einmal kaufen.
- Der Koop funktioniert nur, wenn beide Personen die gleiche Konsole besitzen. Crossplay gibt es nicht.
- Für Story-Fortschritt muss stets das Spiel des Hosts geladen werden.
Little Nightmares? Hol mich eben ab
Da ihr den dritten Ableger ohne jegliche Kenntnisse der beiden Vorgänger zocken könnt, zunächst einmal für all die Neulinge unter euch kurz zusammengefasst, was Little Nightmares 3 ausmacht.
Im Sidescroller seid ihr hauptsächlich damit beschäftigt, euch von einem Raum in den nächsten zu rätseln, gelegentliche Platforming-Passagen zu meistern, vor den albtraumhaften Schrecken im Vollsprint davonzulaufen oder euch still und leise an ihnen vorbeizuschleichen.
All das könnt ihr auch schaffen, ohne wahre Meister am Pad zu sein oder den The Witness-Award in kniffliger Knobelei gewonnen zu haben. Little Nightmares richtet sich auch an alle, die nur gelegentlich zocken – und das losgelöst von Schwierigkeitsgraden, die es hier gar nicht erst gibt.
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Little Nightmares 3 - Der erste Trailer zum neuen Horror-Adventure
Little Nightmares 3 bleibt dem Kern der Reihe treu und besticht erneut mit einer einzigartigen Gruseloptik, die dank hervorragender Lichteffekte so gut aussieht wie nie zuvor. Auch die Soundkulisse ist mit Effekten wie dem leichten Knarzen von Bodendielen oder dem Geräusch wegflatternder Krähen erstklassig und trägt zur schaurig-schönen Atmosphäre des Spiels bei.
So steht’s um die Technik: Beim Test auf der PS5 bin ich über keine größeren Probleme gestolpert und musste lediglich einmal am letzten Speicherpunkt neu starten, da sich meine KI-Begleiterin nicht mehr bewegt hatte. Dank sehr fair platzierter Rücksetzpunkte war das jedoch nichts, was mir auch nur im Ansatz störend aufgefallen ist.
Neue Albträume, neue Figuren und eine neue "Story"
In Little Nightmares 3 schlüpft ihr in die Rollen der beiden Geschwisterkinder Low und Alone und gruselt euch in insgesamt vier zusammenhängenden Kapiteln durch ihre Albträume. Kommt ihr einigermaßen gut durch, könnt ihr bis zum Abspann grob 7 Stunden einplanen.
Wer Lust hat, kann nach einmaligem Durchspielen noch 25 kleine Puppen in den Arealen suchen, die teils richtig gut versteckt sind. Ich bin wahrlich nicht der größte Fan von schlichten Sammel-Nebenaufgaben, muss aber gestehen, dass mich die überschaubare Anzahl und der Knobelfaktor beim Entdecken der Figuren richtig gut unterhalten hat.
Was die Geschichte der beiden Kids anbelangt, solltet ihr nicht viel mehr erwarten als eine sehr grobe Rahmenhandlung. So wird zu Spielbeginn lediglich gezeigt, dass der kleine Junge mit der Rabenmaske und das Mädchen mit den abstehenden roten Haaren und der Fliegerbrille einen Ort suchen, der auf ein Stück Papier gemalt wurde.
In gewohnter Little Nightmares-Manier führt euch das Spiel beispielsweise durch einen gruseligen Jahrmarkt, auf dem fiese Bauchredner-Puppen Jagd auf euch machen. Oder ihr schleicht durch eine Lolli-Fabrik, in der die Hygienevorschriften nicht ganz so ernst genommen werden. Für welche Ängste und Albträume die Kulissen stehen, ist dabei ganz eurer Interpretation überlassen.
Zwar funktioniert das Environmental Storytelling durchaus, eine Geschichte mit zumindest etwas mehr Fleisch auf den Rippen hätte aber wahrlich nicht geschadet. So wirkt das Ganze etwas beliebig und hätte mir jemand vorgegaukelt, hier ein Addon des Vorgängers mit neuen Skins zu spielen, hätte ich es ohne zu zögern geglaubt.
Einstellungen für mehr Barrierefreiheit: Supermassive haben eine sinnvolle Auswahl von Accessibility-Optionen eingebaut. Folgende Hilfen könnt ihr aus dem Hauptmenü heraus aktivieren:
- freie Tastenbelegung
- Farbfehlsichtigkeit-Modi
- Legasthenie-Schrift
- Halten/Umschalten
- Schrift vergrößern
- Kamerawackeln deaktivieren
- Spielfiguren/Feinde farblich hervorheben
Mit Schraubenschlüssel und Bogen gegen Monster
Aber sind wir ehrlich. Ein Little Nightmares bockt für zwei Abende, weil es super ausschaut und weil die seichte Knobelei Laune macht. Und hier stehen die Albträume von Low und Alone denen von Six und Mono aus dem Vorgänger in nichts nach.
Zu Spielbeginn wählt ihr eine der beiden Figuren. Die jeweils andere übernimmt entweder die clevere KI oder eine befreundete Person. Beide Charaktere kommen mit einem eigenen Gadget daher. Während Low mit Pfeil und Bogen höher gelegene Schalter aktiviert oder Gegnern den Puppenkopf vom Torso schießt, hat Alone einen überdimensional großen Schraubenschlüssel dabei, um beispielsweise brüchige Wände einzuschlagen.
Für einige Passagen bekommt ihr zudem neue Items an die Hand. Darunter einen Regenschirm aus Rabenfedern, der euch durch Luftströme auf höher gelegene Plattformen befördert oder eine Taschenlampe, mit der ihr zumindest etwas Licht ins Dunkel bringen könnt.
Erwarten solltet ihr jedoch kein Spiel, das wie zuletzt Split Fiction permanent neue Fähigkeiten oder kreative Gameplay-Twists einführt. Hier und da sorgen mal ein Kampf oder eine Fluchtpassage für Abwechslung, im Kern schlendert ihr jedoch durch die albtraumhaften Abschnitte und versucht, recht klassische Umgebungsrätsel zu lösen.
Dabei ist Kollegin Samara und mir aufgefallen, dass die Knobelei im Koop doch ein ganzes Stück kniffliger wird. Das liegt vor allem daran, dass die KI-Begleitung genau weiß, welchen Schritt sie zu erledigen hat.
Drehe ich beispielsweise an einer Kurbel, die ein Licht zum Flackern bringt, steigt die KI daraufhin auf das richtige Holzregal und springt auf eine Lampe, die wiederum einen Geheimgang öffnet. Im Koop mussten wir zu zweit erst einmal knobeln, welcher Schritt folgt, was das Glücksgefühl beim Lösen des Rätsels allerdings auch noch etwas gesteigert hat.
Zum Preis von Little Nightmares 3: Nicht unerwähnt bleiben soll zum Schluss noch der Preis von 39,99 Euro, den ihr euch im Koop dank der Freundespass-Funktion jedoch teilen könnt. Einen solchen Preis für ein siebenstündiges Spiel zu bezahlen, wenn manch umfangreicher Game of the Year-Kandidat wie Silksong nur die Hälfte kostet oder für Clair Obscur nur zehn Euro mehr fällig werden, wird zumindest manch Solo-Spieler*in verständlicherweise ins Grübeln bringen – erst recht, da der vom Umfang her nahezu identische Vorgänger zum Release einen Zehner günstiger war.
Holt ihr euch die Deluxe Edition für 59,99 Euro, ist darin unter anderem der Expansion Pass enthalten, der im kommenden Jahr zwei neue Kapitel bringt.
Little Nightmares 3 macht zwar auch solo viel Spaß, wenn ihr aber die Möglichkeit habt, solltet ihr unbedingt zusammen mit einer anderen Person spielen. Wenn man im Koop-Modus minutenlang gemeinsam auf dem Schlauch steht, dann urplötzlich zufällig den richtigen Schalter umlegt und dann so tut, als sei man endlich auf die Lösung gekommen, was gibt es Schöneres?
Eine klare Empfehlung für Horror- und Rätsel-Fans – vor allem im Koop
Unterm Strich setzt Supermassive nahtlos fort, was bereits in den Vorgängern von Tarsier so gut funktioniert hat. Ihr bekommt ein super atmosphärisches Horrorspiel mit motivierenden Rätsel-Abschnitten und einer gelegentlichen Prise Action.
Zwar sind auch einige kleine Macken aus den Vorgängern zurück, dank Koop-Modus und einer fantastischen Präsentation hat der dritte Teil im direkten Vergleich dennoch leicht die Nase vorn.
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