Platin auf Tastendruck: Dieses Spiel macht deutlich, wie wertlos Trophäen mittlerweile sind

Der PSN Store ist voll von Spielen, die sich nur darüber verkaufen, schnelle Platin-Trophäe freizuschalten. 'Press X for Trophies' legt nun den Finger in die Wunde.

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"Shovelware" diente einst als Begriff für mangelhafte Spiele, mit denen man in der Hoffnung zugeschüttet wurde, eines zu kaufen. Heutzutage wird man auf eine andere Art zugeschaufelt: Mit Trophäen.

Billig produzierte Titel erhalten dadurch für einige Spieler*innen einen "echten" Wert, viele wurden darüber erst bekannt. "Press X for Trophies" klagt diesen Umstand an, indem es mit der Freischaltung per Knopfdruck droht.

Zahlreiche Spiele führen das Trophäen-System der PlayStation ad absurdum

Seit einigen Jahren finden unzählige, sehr simple Spiele ihren Weg in den PlayStation Store, in denen mit wenig Aufwand eine Platin-Trophäe freigeschaltet werden kann. Zumeist konnte man diese jedoch mit einem Augenzwinkern hinnehmen.

In My Name is Mayo öffnen Spieler*innen beispielsweise ein in zahlreiche Outfits gehülltes Glas Mayonnaise. Die kleine, witzige Handlung des Spiels wird dabei in den Trophäen erzählt.

Das Mayonnaise-Glas hatte daraufhin einen kleinen Gastauftritt in der Speed-Dating-Simulation Mr. Massagy, das ebenfalls leicht auf Platin gebracht werden konnte. Das Mayonnaise-Glas hatte daraufhin einen kleinen Gastauftritt in der Speed-Dating-Simulation Mr. Massagy, das ebenfalls leicht auf Platin gebracht werden konnte.

Press X for Trophies, das von den internationalen Kolleg*innen von PushSquare entdeckt wurde, greift ebenfalls My Name is Mayo auf, zitiert dessen Inhalt sogar in seiner Beschreibung: "[Unser Spiel] ist leicht ironisch und seine Geschichte wird über das Trophäen-System erzählt."

Der Grundgedanke von Press X for Trophies sei es, darauf hinzuweisen, "wie sich die Welt des Spielens geändert habe", dass "immer häufiger die Herausforderung fehle". Wie genau das Spiel diese Vorgabe umsetzen möchte, lässt sich noch nicht sagen, ein Veröffentlichungstermin steht bislang aus. Der wenig zurückhaltende Name verrät allerdings viel darüber, woran Kritik geübt werden soll.

Press X for Trophies bringt einen nervigen Trend auf die Spitze

Ein Großteil heutiger Shovelware bemüht sich schon gar nicht mehr darum, eine humoristische Komponente einzubringen, stattdessen soll eine einfache Platin-Trophäe als Verkaufsargument dienen.

In diesem Beispiel reicht es beispielsweise aus, ein Gummiband um die Analog-Sticks des PS4- oder PS5-Controllers zu wickeln, zehn Minuten später hat man die Platin-Trophäe freigeschaltet:

Sony selbst scheint dagegen nichts mehr zu unternehmen. Es ist schon eine ganze Weile her, dass das Schiebe-Puzzle 1,000 Top-Rated aufgrund seiner Beschreibung, die sich ausdrücklich an Trophäen-Jäger richtete, aus dem PlayStation Store entfernt wurde.

Der direkte Nachfolger Slyde lässt sich sogar immer noch kaufen:

Neuere Titel mit leicht verdienten Platin-Trophäen wie Lizard Lady vs. The Cats oder die vom Christentum massiv beeinflussten Breakthrough-Spiele lassen sich ebenfalls weiterhin problemlos kaufen.

Aufgrund der Flut an Trophäen-orientierter Shovelware entstehen gleich mehrere Probleme:

  • Die Sichtbarkeit von echten Indie-Entwicklungen, in die jede Menge Leidenschaft geflossen ist, sinkt massiv, je mehr Spiele sich im Store tummeln.
  • Käufer*innen verlieren das Vertrauen in wirklich kleine Indie-Spiele, was ein großer Verlust wäre, da in dem Segment viele spannende Ideen umgesetzt werden, die für einen großen Publisher ein immenses Risiko darstellen.
  • Trophäen sowie das PlayStation-Level verlieren völlig an Wert. Spieler*innen erhalten eine feste Menge an Erfahrungspunkte für Trophäen, benötigt man für ein Spiel nur Minuten statt Stunden, fehlt jegliche Vergleichbarkeit.

Der Vorteil des bisherigen Systems ist die völlige Offenheit für Inhalte, Sony kann nicht einfach so über den Geschmack von uns Spieler*innen entscheiden. Eine gewisse Untergrenze für die Qualität eines Spiels oder dem Freischalten einer Platin-Trophäe wäre aber langsam angemessen.

Alternativ könnte man ja die Einstufung von Trophäen am Seltenheitsgrad messen – wenn eine Platin-Trophäe von 99 Prozent der Spieler*innen freigeschaltet wird, dann ist eine Abstufung auf Bronze doch gar nicht so weit hergeholt.

Habt ihr euch schon einmal ein Spiel extra für eine schnelle Platin-Trophäe gekauft?

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