Zu erfolgreich für den Westen: Dieser PS1-Handheld hat nur deshalb nie Japan verlassen, weil er Sony aus den Händen gerissen wurde

In Japan hat Sony Ende der 90er eine Mischung aus Memory Card und Handheld auf den Markt gebracht – und das Ding war so erfolgreich, dass es das Land nie verlassen hat.

Die PocketStation ist das wohl berühmteste PS1-Accessoire. Die PocketStation ist das wohl berühmteste PS1-Accessoire.

Eine Mischung aus Tamagotchi und Memory Card – so in etwa ließe sich Sonys PocketStation wohl am besten beschreiben. Mit seinen winzigen Abmessungen, dem schwarz-weißen LCD-Bildschirm und gerade einmal fünf Tasten ist der Mini-Handheld so minimalistisch, wie er nur irgendwie sein kann.

Und in Sonys Heimatland Japan war das kleine Gadget so beliebt, dass der PlayStation-Gigant kaum mit der Produktion hinterherkam...

Das ist die PocketStation

Die Funktion der Taschen-PlayStation ist schnell erklärt: Japanische PS1-Besitzer*innen konnten in kompatiblen Titeln kleine Mini-Games freischalten und auf die PocketStation laden. In Final Fantasy 8 war es somit beispielsweise möglich, über das Memory Card-Speichermenü "Chocobo World" freizuschalten.

Dabei handelte es sich um eine Tamagotchi-Version mit den gelben Reitvögeln, in denen sie trainiert werden konnten und dann Kämpfe bestritten. Außerdem konnten Waffen und Ausrüstungsgegenstände für das Hauptspiel gefunden werden.

Chocobo World war schon sehr süß. (Bildquelle: Gunblade73Fandom Wikia) Chocobo World war schon sehr süß. (Bildquelle: Gunblade73/Fandom Wikia)

Ein Großteil der Spieleauswahl beschränkte sich auf diese Tamagotchi-Klone, einige Titel waren aber auch interaktiver. Darunter etwa der Arcade-Shooter RAYCRISIS, in dem Spieler*innen auf Raumschiffjagd gingen.

RAYCRISIS als Mini-Spiel auf der PocketStation. (Bildquelle: BobDotExeYoutube) RAYCRISIS als Mini-Spiel auf der PocketStation. (Bildquelle: BobDotExe/Youtube)

In unserer Recherche konnten wir sogar eine Fan-Portierung vom allerersten DOOM entdecken, die aufgrund des gerade einmal 2 cm² kleinen 32 x 32 Pixel-Displays deutlich reduzierter daherkommt als das Original:

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Ungefähr 85 Spiele waren mir der PocketStation ihrerzeit kompatibel (via psdevwiki) – ein ordentlicher Wert, bedenken wir, dass der kleine Handheld gerade einmal etwas weniger als vier Jahre am Markt war.

Die PocketStation diente zusätzlich als Memory Card: Genau wie eine richtige Memory Card für die PS1 verfügte die PocketStation über 128 Kilobyte Speicher, auf denen Spielstände abgelegt werden konnten. Da sie sich den Platz mit den PocketStation-Mini-Games teilten, war es aber ratsamer, den freien Speicher auch für diese kleinen Spielchen zu nutzen.

Ähnliches Konzept von SEGA:
Ein Jahr vor der PocketStation brachte SEGA den Dreamcast auf den Markt. Die dort genutzte VMU (Visual Memory Unit) verfügte über ein Steuerkreuz sowie zwei Tasten, quasi wie beim GameBoy. Auch auf ihr konnten kleine Mini-Spielchen gezockt und Speicherdaten abgelegt werden.

Sie diente beim Zocken darüber hinaus aber noch als zweiter Bildschirm zum Beispiel für Gesundheitsanzeigen oder Statistiken. Die PocketStation war hingegen nicht so stark in Spiele integriert.

So erfolgreich, dass Sony nie Richtung Westen expandieren konnte

Mit einem Anschaffungspreis von damals umgerechnet 20 Dollar (inflationsbereinigt heutzutage circa 36 Dollar) war die PocketStation ziemlich günstig, was wohl bei ihrem enormen Verkaufserfolg geholfen hat:

Über 5 Millionen Einheiten hat Sony in Japan zwischen 1999 und 2002 abgesetzt.

Das mag angesichts der über 100 Millionen weltweit verkauften PS1-Konsolen nach sehr wenig aussehen, übertraf jedoch Sonys Erwartungen bei weitem. Sogar so weit, dass ein geplanter EU- und USA-Release abgesagt wurde, da der PlayStation-Hersteller kaum die Nachfrage in Japan stillen konnte.

Was wurde aus der PocketStation?

Schon 2002 war leider Schluss für die PocketStation, also zwei Jahre nach dem Japan-Release der PS2. Auch, wenn der kleine Handheld erfolgreich war, mit den Verkäufen der Konsole und Spielen für Sonys stationäre Konsole hätte er wahrscheinlich nie mithalten können.

Nur kurzzeitig feierte die PocketStation ihr Comeback: Nach dem Release im Jahr 2011 erhielt die PS Vita eine Erweiterung, mit der PocketStation-Spiele in gekauften PS1-Klassikern aktiviert werden konnten. Zumindest sofern der entsprechende PS1-Titel den Handheld-Speicherkarten-Mix auch unterstützte.

Außerdem taucht die PocketStation häufig als Easter Egg auf (beispielsweise in Astro's Playroom) und auf ihr schlawienerte auch ursprünglich das erste echte "Maskottchen" der PlayStation herum:

Ihre Spuren hat die PocketStation also zweifelsohne hinterlassen, auch wenn sie nur für kurze Zeit im Handel war. Heutzutage ist sie sogar recht schnell zu finden, auf Gebrauchtplattformen könnt ihr sie für unter 40 Euro entdecken.

Habt ihr euch jemals eine PocketStation besessen? Oder kanntet ihr sie bisher nicht?

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