Seite 2: Spring Breakers - Sex, Drugs und nackte Disney-Stars

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Der Abgrund des amerikanischen Traums

Einerseits wirkt Spring Breakers wie eine unbeschönigte Darstellung der harten Realität. Unvorteilhaft ausgeleuchtete Szenen, die dreckige, unbeschönigte Atmosphäre und wackelige Kameraführung tragen dazu bei, dass der Film zum Teil wie eine Dokumentation jugendlicher Partyexzesse wirkt. Das steht natürlich in starkem Kontrast zu der vollkommen abgehobenen Story, in der die Mädels jeglichen Bezug zur Realität hoffnungslos verlieren.

Dabei versteht es Korine, den Film so zu inszenieren, dass er perfekt in die Popkultur des neuen Milleniums passt. Viele Einstellungen wirken farblich, als kämen sie direkt aus der Instagram-App. Wenn James Franco und seine weiblichen Kumpanen am weißen Klavier sitzen und inbrünstig »Everytime« von Britney Spears singen, ist das herrlich skurril. Fast wie selbstverständlich tragen sie dabei pinke Skimasken und bereiten sich auf ihren nächsten Gewaltakt vor.

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Korine beweist durchweg ein gutes Händchen fürs Gegensätzliche. Britney Spears Teenie-Ballade über Szenen hemmungsloser Gewalt zu legen ist ausgefallen genug, um das Prädikat »künstlerisch ambitioniert« einzuhamstern.

Dealer Alien ist für die leicht zu beeindruckenden Mädels das Maß aller Dinge. Denn was will man mehr als Calvin-Klein-Parfüm, Scarface-Poster, Maschinengewehre(!) und Designer T-Shirts? Das der amerikanische Traum aus Geld, Drogen und goldenen Kugeln, mit denen man seine Widersacher aus dem Weg räumen kann, besteht, glauben die Mädels ihm nur zu gerne.

Überraschende Performance

Dass Korines abgefahrener Film schockiert und nichts für schwache Nerven ist, überrascht wohl niemanden. Was hingegen etwas unerwartet sein dürfte ist die Schauspielleistung der Darsteller. Denn die unbedarften Disney-Beauties Selena Gomez und Vanessa Hudgens schaffen es tatsächlich, ihre Figuren überzeugend zu verkörpern. Dabei sticht vor allem High School Musical-Star Hudgens hervor, die anscheinend keine Tabus scheut und sich hemmungslosen Sex- und Partyszenen hingibt.

Wenn man leichtbekleidet im Knast landet, ist der Spaß erstmal vorbei. Wenn man leichtbekleidet im Knast landet, ist der Spaß erstmal vorbei.

Justin Biebers Ex Selena Gomez wahrt sich ihr Good-Girl-Image dann doch ein bisschen mehr und spielt im Film den Moralapostel. Faith ist die einzige, die an dem exzessiven Handeln noch ein bisschen zweifelt und sich dann nach Hause abseilt, bevor das Ganze völlig aus dem Ruder läuft.

Von dort an ist es dann also an Benson, Hudgens und Harmony Korines Ehefrau Rachel Korine, leichtbekleidet durch den Film zu führen. Zusammen mit James Franco, der den Drogendealer Alien fast schon besorgniserregend gut spielt, gelingt dies auch ohne Probleme.

Fazit

Anne Facompre: Harmony Korine beweist mit Spring Breakers künstlerisches Können und ein Auge fürs Verrückte. Das Ergebnis ist eine surreale Spirale der Gewalt, die trotz des ursprünglich realistischen Ambientes schwer nachzuvollziehen ist und verstörend wirkt. Korines Figuren leben wie in Trance und symbolisieren den Widerspruch in sich. Einerseits geben sie sich Drogenexzessen und Gewaltfantasien hin, andererseits rufen sie bei ihren Müttern an und werden wieder zu unschuldigen kleinen Mädchen, die von ihrem tollen Urlaub erzählen.

Die gegensätzliche Darstellung von Unschuld und hemmungsloser Gewalt verfehlt ihr Ziel nicht. Spring Breakers schockiert und wühlt auf. Korines Inszenierung ist so außergewöhnlich und gewagt, dass man sie in Erinnerung behalten wird. Ob positiv oder negativ liegt dabei im Auge des Betrachters.

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