Starfield im Test: Um das Xbox-RPG zu lieben, müsst ihr einige Fehler verzeihen

Starfield bringt alle schmackhaften und weniger köstlichen Zutaten packender Bethesda-Rollenspiele mit, taumelt jedoch gehörig bei der einst größten Stärke der Zeitfresser.

Starfield im GamePro-Test. Starfield im GamePro-Test.

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Nach ganzen zwei Wochen mit der Xbox Series X im virtuellen Weltall haben wir wieder festen Boden unter den Füßen und ohne euch lange auf die Folter zu spannen: Was wir auf unseren Reisen zwischen den Sternen entdeckt haben, kann euch als Fans von The Elder Scrolls und Fallout dutzende, wenn nicht gar hunderte Stunden an die Konsole oder den PC fesseln. 

Allerdings war unser Ausflug in die “unendlichen Weiten” eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle und zu unserem ungeschönten Erlebnis mit Starfield gehört auch, dass wir speziell zu Spielbeginn über viele Stunden allerhand Tiefen durchwandern mussten. Welche das waren, auf was ihr euch beim Spielen des Third- oder wahlweise First-Person-Rollenspiels einstellen müsst und wie unser Fazit nach über 60 Stunden im Weltall ausfällt, dazu jetzt mehr.

Der Release-Zustand auf Xbox Series X

Starfield konnten wir auf Microsofts leistungsstärkster Konsole ohne große Probleme durchspielen. Zwar sind uns ab und an kleinere Grafikfehler und Glitches begegnet und beim Erkunden der Planeten ist das RPG wahrlich nicht frei von Pop-Ins, von großen Bugs wurden wir jedoch verschont. 

Was die Framerate anbelangt – Starfield bietet auf Series X und S lediglich einen 30 fps-Modus – können wir euch ebenfalls Entwarnung geben. Zwar kommt es in größeren Städten und in äußerst seltenen Kämpfen, in denen sich viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln, zu Einbrüchen der Bildrate, aber auch hier gilt: Am Spielspaß haben die gelegentlichen Ruckler bei uns nicht gerüttelt. 

Wie sich Starfield auf Xbox Series S präsentiert, erfahrt ihr hier.

Was hat die PC-Version auf dem Kasten? Kollege Peter von der GameStar hat für euch unter die Lupe genommen, was Starfield auf dem Rechner taugt. Hier geht's zu seinem ausführlichen Testbericht:

Unsere Starfield-Tester Dennis und Peter im Talk über ihre Wertung Video starten 1:45:14 Unsere Starfield-Tester Dennis und Peter im Talk über ihre Wertung

Starfield und das Spiel mit den Erwartungen

Bevor wir uns einzelne Punkte genauer vorknöpfen, vorab ein paar allgemeine Worte zum Kern des Microsoft-Exclusives, an das allein aufgrund der erfolgreichen Historie der Bethesda-RPGs bei vielen von euch sicher gewisse Erwartungen geknüpft sind – aber möglicherweise auch Wunschfantasien, die das Spiel nicht oder erst erfüllt, wenn ihr enorm viel Zeit in das Mammutrollenspiel investiert. 

Was Starfield ist und was nicht 

Auch wenn es selbstverständlich klingen mag, hier die finale Bestätigung: In Starfield schlummert trotz “frischer” Weltallthematik die jahrzehntealte Rollenspielformel, wie ihr sie beispielsweise aus Skyrim kennt. 

So stopfen wir uns mit aberdutzenden Items beim Erkunden der Planeten recht schnell das begrenzte Inventar voll, während uns Dialogoptionen und diverse Skillungen wiederum viel Entscheidungsfreiheit bieten. Sprechen tun wir mit altbacken animierten und oft jegliche Immersion brechenden NPCs.

Wir erleben zudem eine unterwältigende und recht dröge inszenierte Hauptgeschichte – aber auch durchaus längere, packende Questreihen von unterschiedlichen Fraktionen wie Piraten oder Weltraum-Rangern. Darüber hinaus verlieren wir uns in zufälligen Begegnungen mit Charakteren und ballern und hacken uns oft in Shooter-Manier mit einem großen Waffenarsenal aus Feuerwehräxten, Laser- und Ballistikwaffen etwas hakelig durch komplett überforderte und teils wild umherirrende humanoide Gegner und insektenartige Aliens.    

Optisch kann sich Starfield sehen lassen und speziell die Raumstationen und -schiffe sind wunderschön. Optisch kann sich Starfield sehen lassen und speziell die Raumstationen und -schiffe sind wunderschön.

Starfield ist in vielerlei Hinsicht abseits seiner schicken Sci-Fi-Optik und glaubhaft agierender NPCs – Begleiter reagieren auf gemeinsamen Missionen ab und an auf unsere Aktionen – von seiner ganzen Machart in vielerlei Hinsicht regelrecht in der Zeit stehengeblieben. Das mag äußerst negativ klingen und ist es gemessen an vielen heutigen AAA-Standards auch. 

Doch bedenkt, wie lange wir uns im Zimmer eingeschlossen haben, um mit großem Entdeckerdrang Himmelsrand und das Commonwealth zu erkunden. Starfield ist kein Spiel, mit dem wir auf die Schnelle warm wurden und sicher auch kein Spiel, das jedem Rollenspiel-Fan taugt. Macht es jedoch einmal Klick, was wie gesagt recht lange dauern kann, könnt ihr euch bis 5 Uhr morgens im All verlieren.

Ein schickes Rollenspiel mit extrem unschönen Makeln

Jetzt, wo wir Starfield im Groben für euch eingeordnet haben, schauen wir doch mal, was das Weltraum-Epos mit seinen 1.000 Planeten im Detail zu bieten hat. Los geht’s mit der Optik, die uns größtenteils richtig gut gefällt, allerdings auch einige unschöne Makel bietet.

Das ist positiv

Raumschiffe und -stationen werden sehr detailliert dargestellt und sind für die Sci-Fi-Fans unter euch ein absoluter Traum. Wenn beim Spaziergang über die karge und steinige Mondlandschaft über uns die Milchstraße funkelt, sieht das einfach toll aus. Auch viele der “von Hand gebauten” Städte und Areale, wie die Wildwest-Metropole Akila City und das von Verbrechen durchzogene dystopische Neon, sind überaus atmosphärisch. 

Neon Neon erinnert im Ansatz an Night CIty aus Cyberpunk 2077 und ist ein echtes Cyber-Moloch voller Verbrechen.

Akila City Bei Akila City kamen bei uns starke Fallout-Vibes auf. Die Stadt wird von den Rangern des Freestar Collectives beschützt.

Das ist negativ:

Im kompletten Kontrast zur generellen Optik, und daher noch auffälliger, stehen jedoch die altbacken aussehenden und nicht mehr zeitgemäß animierten NPCs von Starfield.

Die wandern in recht großer optischer Vielfalt entweder hölzern durch die Gegend oder starren uns in Dialogen mit toten Augen an. Wäre das allein in einem AAA-Spiel noch so eben verschmerzbar, sind es die komplett asynchronen Lippenbewegungen der Charaktere nicht. Oft kommt es vor, dass die Münder stillstehen, obwohl die Figur noch einen ganzen Satz vor sich hat.

Die tote Mimik der NPCs samt der deutlich asynchronen Lippenbewegungen stehen unschön im Kontrast zur ansonst so tollen Optik von Starfield. Die tote Mimik der NPCs samt der deutlich asynchronen Lippenbewegungen stehen unschön im Kontrast zur ansonst so tollen Optik von Starfield.

Irgendwann hatten wir uns zwar an die asynchronen Grimassen gewöhnt, die uns zu Spielbeginn regelrecht aus dem Rollenspiel gezogen haben, solch ein Zustand ist in einem modernen RPG allerdings überaus unschön. Der Punkt ist sogar extra schade, da die deutschen Synchronsprecher*innen – unser Held ist übrigens stumm – durch die Bank einen wahrlich fantastischen Job machen.    

In Starfield stecken tolle Geschichten, wenn ihr sie denn findet 

Doch schöne Optik, schlechte Optik hin oder her, kommen wir zu einem für uns weit wichtigeren Punkt in einem Rollenspiel: Den Geschichten, die wir erleben.

Fangen wir mit der Hauptgeschichte an, die in früheren Bethesda-RPGs wahrlich keine erzählerischen Meisterwerke waren (Sorry, Alduin!). Keine Sorge, Spoiler abseits der Ausgangslage müsst ihr hier keine fürchten.

Mit der drögen, ohne coole Cutscenes inszenierten und unfassbar repetitiven Geschichte rund um einen Minenarbeiter (m/w/d), der im Jahr 2300 das Geheimnis mysteriöser Artefakte entschlüsseln muss und dafür mit seinem Raumschiff von Planet zu Planet reist, verhält es sich nicht anders. Die zweite Hälfte der gut 25 bis 30 Stunden dauernden Handlung hält zwar ein paar interessante Wendungen parat, insgesamt waren wir jedoch stark von dem unterwältigt, was Bethesda hier bietet. 

Hinzu kommt, dass das Missionsdesign auf den Hauptpfaden abseits einer einzigen (!) richtig coolen Ausnahme jegliche Kreativität vermissen lässt. Sehr oft ballern wir uns lediglich durch Mondbasen und Kometenminen, um am Ende eines der Artefakte mit unserem Bergbau-Plasmacutter aus dem Stein zu fräsen. Das ist schwach!

Die Mitglieder der Constellation sind wie wir auf der Suche nach den Artefakten. Die Mitglieder der Constellation sind wie wir auf der Suche nach den Artefakten.

Auch der meist so tolle Einstieg in Bethesda RPGs – wir erinnern nur an den fantastischen Vault-Prolog aus Fallout 3 oder den legendären Drachenangriff aus Skyrim – fällt in Starfield verhältnismäßig mau aus und auch der erste Blick in die Spielwelt hat uns abseits der schicken Optik keinen Aha-Moment beschert.

Doch wer Bethesda-RPGs kennt, weiß, dass sich die tollen Geschichten abseits der Hauptpfade befinden – und das ist in Starfield nicht anders. 

Interessante Fraktionen, vielschichtige Begleiter

Schließen wir uns einer von vier Fraktionen an, werden wir in gut fünfstündigen Questreihen beispielsweise zum Freestar Ranger, einer Bande Weltraum-Sheriffs mit Faible für Cowboy-Klamotten, die im All für Recht und Ordnung sorgen.

Hier beschäftigen wir uns als Ordnungshüter mit einem Verrat aus den eigenen Reihen und das macht erzählerisch und auch spielerisch durch verschiedene Herangehensweisen vom Schleichen bis zur Überredung weit mehr Laune als alles, was wir zuvor in der Hauptgeschichte erlebt haben. Auch, da uns die Fraktions-Quests mehr Hintergründe zu den Planeten liefern, in die wir so viel besser abtauchen können. 

Ähnlich viel Laune machen die Questreihen unserer Begleiter, meist Mitglieder der sogenannten Constellation. Die illustre Bande samt kapitalistischem CEO, einem jungen Theologen und einer toughen Vorsitzenden, hat es sich bereits Jahre vor unserem Auftreten zur Aufgabe gemacht, das Geheimnis der Artefakte zu entschlüsseln.

Folgen wir hier beispielsweise der Geschichte von Sam und seiner kleinen Tochter in die Western-Metropole Akila City, geraten wir mitten in Familienzwistigkeiten und erfahren, was es bedeutet, als Erbe des Gründers der Stadt in große Fußstapfen zu treten.

Romanzen in Starfield

Mit mindestens vier Hauptfiguren (zwei Frauen, zwei Männern), können wir mit jedem beliebig erstellten Helden anbandeln. Hierfür wählen wir ihn oder sie auf wichtigen Missionen als Begleiter und können in Dialogen mit der Zeit ihre Gunst gewinnen. 

Das Feature kommt nicht im Ansatz an die Klasse eines Baldur’s Gate 3 heran und bleibt vom einfachen Partnerstatus über die Heirat recht simpel – falls ihr Sexszenen erwartet, müssen wir euch ebenfalls mit dem Verweis auf das Larian-RPG vertrösten. Ein Fortschritt zu Skyrim und Fallout 4 ist es jedoch, dass mit dem Partnerstatus die geselligen Gespräche zu zweit noch nicht aufhören.    

Die Questreihen rund um Fraktionen und Begleiter gehören zum absoluten Highlight von Starfield und waren für uns nach vielen Spielstunden der Türöffner, um uns tiefer ins Spiel zu buddeln und es mit all seinen teils losgelöst wirkenden Systemen vom Außenpostenbau bis hin zu Weltraumkämpfen mehr schätzen zu lernen.

Einige der Missionen schubsen uns zu unterschiedlichen spielerischen Vorgehensweisen, animieren dabei zum Schleichen oder zum Taschendiebstahl, was allen voran die Hauptgeschichte größtenteils sträflich verpasst. Allerdings gibt es auch hier Grund zu kritteln. 

Bethesda spielt speziell bei den Fraktionen sehr auf Nummer sicher, lässt dabei aber ein wenig Kreativität bei der Auswahl vermissen. Ranger, Weltraumpiraten, das technologisch hochgerüstete Militär und eine Art Cyber-Diebesgilde. Das ist auf dem Papier solide, aber nichts, was wir nicht schon mal gesehen haben.

Dabei wäre im Weltall doch so viel möglich gewesen. Wie wär’s etwa mit einer Horde wilder Space-Trucker, die ihre Raumschiffe nur auf Optik pimpen und auf Planeten sündhaft teure Teile klauen. Zugegeben, vielleicht ist es besser, dass wir das Spiel testen und nicht die Fraktionen für Starfield schreiben. 

Ganz am Ende mit den coolen Stories sind wir übrigens noch nicht. Doch um das zu verraten, müssen wir euch erst einmal die Sache mit den im Vorfeld viel diskutierten Planeten erklären. Dazu mehr auf der zweiten Seite.

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