The Last of Us-Serie: Folge 7 widmet sich einem der besten DLCs der Videospielgeschichte

Die aktuelle Episode der The Last of Us-Serie basiert nicht auf dem Hauptspiel, sondern auf einer Erweiterung, die Samaras Sichtweise auf Ellie veränderte und cooles Gameplay bietet.

Mit Riley zusammen erleben wir Ellie als normale Teenagerin. Mit Riley zusammen erleben wir Ellie als normale Teenagerin.

Folge sieben der The Last of Us-Serie zeigt uns endlich wichtige Schlüsselszenen aus Ellies Vergangenheit. Die waren damals im Originalspiel aber gar nicht enthalten, sondern stammen aus der Standalone-Erweiterung Left Behind, die erst ein Jahr nach Release erschien. Im Remake Part 1 ist der DLC allerdings enthalten und das ist auch gut so. Ohne Left Behind fehlt The Last of Us meiner Meinung nach nämlich das Herz, ohne das das Spiel gar nicht vollständig ist. 

Spoilerwarnung: Dieser Artikel enthält Spoiler zu Folge sieben der The Last of Us-Serie und zur Spielerweiterung Left Behind.

Darum ist Left Behind so wichtig für Ellies Geschichte

The Last of Us beginnt mit Joels Vorgeschichte. Zu erleben, wie der Tod seiner Tochter Sarah ihn traumatisiert, machte seine Handlungen und widersprüchlichen Gefühle Ellie gegenüber nachvollziehbar und glaubwürdig. 

Bei Ellie fehlte das: Über ihr Leben vor dem ersten Zusammentreffen mit Joel erfuhr ich im Hauptspiel fast gar nichts. Ich hörte lediglich, dass sie als Waise in der Quarantänezone aufgewachsen ist. Dass auch sie schon einiges durchgemacht hat, konnte ich nur aus Andeutungen schließen, wie beispielsweise während des Streits, der ausbricht, als Joel Ellie seinem Bruder Tommy anvertrauen will.

Das Hauptspiel liefert uns wenig Hintergründe zu Ellie. Das Hauptspiel liefert uns wenig Hintergründe zu Ellie.

In dieser Szene sagt Ellie zu Joel, dass alle, die ihr etwas bedeutet haben, entweder tot oder abgehauen sind - bis auf ihn. Eine der tragischen, aber auch schönen Geschichten, die sich hinter dieser Aussage verstecken, ist die, in der sich Ellies beste Freundin Riley infiziert; also die Story von Left Behind. 

Nachdem ich den DLC gespielt habe, habe ich Ellies Aussage auf einmal in einem ganz anderen Licht gesehen. Ob eine Person einschneidende Erlebnisse nur in einem Satz erwähnt oder ich die ganze Geschichte selbst durchleben kann, macht nämlich einen riesigen Unterschied. 

Das ist die Story des DLCs und damit punktet sie

Left Behind spielt einige Wochen vor dem Hauptspiel. Darin schleichen wir uns gemeinsam mit Ellie und Riley in eine Shopping-Mall, die eigentlich abgeriegelt hätte sein sollen. Hier erfahren wir dank einer Mischung aus leichtherzigen Momenten und ernsten Gesprächen, wie viel sich die beiden gegenseitig bedeuten.

Dass Riley kurz zuvor weggelaufen ist, weil sie von den Fireflys angeworben wurde und Ellie in Unwissenheit zurückgelassen hat, sorgt immer wieder für Anspannung. Allerdings verfliegt diese ganz schnell, wenn die beiden ihre gemeinsame Auszeit genießen, zum Beispiel beim Herumalbern auf einem Pferdekarussell.

In der Mall entkommen Riley und Ellie dem harten Alltag für ganz kurze Zeit. In der Mall entkommen Riley und Ellie dem harten Alltag für ganz kurze Zeit.

Für mich wurde nach und nach deutlich, dass zwischen den beiden gerade Gefühle aufkommen, die über Freundschaft hinausgehen. Die spürbare Anziehung zwischen ihnen gipfelt im (womöglich ersten) Kuss für die beiden Teenagerinnen. 

Dieser Moment ist extrem schön und berührend und gerade deshalb ist es so hart, dass das Abenteuer der beiden kurze Zeit später richtig schief geht und beide von Infizierten gebissen werden. Nachdem ich diese drastische Wende erlebt hatte, konnte ich mich auf einmal viel besser in Ellie hineinversetzen.

Left Behind ist einfach das fehlende Puzzleteil

In der DLC-Handlung sah ich sie als typischen Teen, der Unsinn treibt und Gefühlschaos durchmacht. Nachdem ich das böse Ende erlebt habe, habe ich auf einmal viel besser verstanden, warum Ellie so tough werden musste.

Wir können im DLC ebenfalls kurz vergessen, dass Endzeit angesagt ist. Wir können im DLC ebenfalls kurz vergessen, dass Endzeit angesagt ist.

Der Schluss der Erweiterung, bei dem impliziert wird, dass die beiden nicht den schnellen Ausweg - also Selbstmord - wählen, sondern es “aussitzen”, gehört für mich zu den besten Storymomenten in Videospielen. Ich kann die Szene gar nicht anders beschreiben, als “auf herrliche Weise unaufgeregt emotional”. 

Rileys und Ellies Worte wirkten ohne Tränenflut oder erhobene Stimme. Das liegt unter anderem auch daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon wusste, wie das Ganze ausgeht, nämlich, dass Ellie zurückgelassen (Left Behind) wird.

Auch spielerisch ist Left Behind spannend

Der DLC ist sehr kurz und knackig und bleibt dabei durchgehend kurzweilig. Ich lieferte mir in einer alten Shooping-Mall in Minispielen Gefechte mit Riley oder alberte einfach mit ihr herum. In einer Szene gab es beispielsweise eine Wasserpistolenschlacht, in einer anderen habe ich nur in einem Fotoautomaten mit Riley posiert. 

Das alleine hätte für einen spielerisch guten DLC noch nicht gereicht. Es gab da aber noch eine andere Komponente: Der Rückblick wechselt sich nämlich mit Szenen ab, in denen Ellie in der Gegenwart durch ein altes Kaufhaus streift, um Medikamente für den verletzten Joel zu sammeln. 

Sind wir nicht vorsichtig, dann ist es ganz schnell vorbei. Sind wir nicht vorsichtig, dann ist es ganz schnell vorbei.

Dieser Spielabschnitt ist wesentlich mehr auf Schleichmechaniken ausgelegt und vermittelt viel stärker den Eindruck eines Horrorspiels als das Hauptspiel. Ellie ist körperlich als Teenagerin viel schwächer als der trainierte Erwachsene Joel und somit viel verletzlicher,  und das Setting, das heruntergekommene Center mitten im Nirgendwo, schön gruselig. 

Ich musste meine Schritte vorsichtig wählen. Genau diese Mischung aus dem spielerisch simplen Teil mit Riley und den Parts, in denen Ellie ganz allein ist und extrem vorsichtig sein muss, macht den Spielspaß aus.

Samara Summer
Samara Summer

Samara hat The Last of Us damals, als das Spiel für die PS4 erschienen ist, gleich mehrmals durchgespielt. Es fiel ihr schwer, sich wieder von Joels und Ellies fesselnder Geschichte zu lösen. Lange Zeit stand der Titel sogar auf Platz 1 ihrer persönlichen Spieletopliste. Inzwischen wurde er zwar von anderen Spielen überholt, aber die ganz besondere Endzeitgeschichte bedeutet ihr immer noch viel.

Mit der Story passt das perfekt zusammen

Der DLC verknüpft zwei extrem wichtige Momente in Ellies Leben sehr stimmig miteinander und dabei gehen Gameplay und Story Hand in Hand. Die Kluft zwischen den beiden Komponenten, die im weitaus actionlastigeren Hauptspiel entsteht, wenn wir Feind um Feind abknallen, gibt es in Left Behind nicht. 

In der Serie ist die DLC-Story endlich da, wo sie sein sollte. In der Serie ist die DLC-Story endlich da, wo sie sein sollte.

In der Beziehung hat die Erweiterung ganz klar die Nase vorne. Das stimmige Gesamtpaket, das der DLC bietet, macht The Last of Us für mich noch mal ein ganzes Stück besser. Darum finde ich es schade, dass er bei Part 1 nur separat enthalten ist und nicht einfach direkt in die Story integriert wurde.

Das ist erstmals in der Serie der Fall und hat mir noch mal bewiesen, dass es viel logischer ist, diesen elementaren Bestandteil der Story nicht auszulagern. Auch für das Spiel wäre es das I-Tüpfelchen gewesen. Es hätte mich damit emotional noch mehr beim Haarschopf packen und durchschütteln können. Und das ist es schließlich, was The Last of Us wirklich will.

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