Tomb Raider - Autorin Pratchett: »Lara sollte keine männliche Figur mit Brüsten werden«

In einem Interview sprach die Autorin von Tomb Raider Rhianna Pratchett über die Weiblichkeit von Lara Croft, die Geschlechterfrage in Videospielen und darüber, warum manchmal das Gameplay über die Erzählung einer Story siegt.

Autorin Rhianna Pratchett zeichnet für das Drehbuch und die Dialoge von Tomb Raider verantwortlich. Autorin Rhianna Pratchett zeichnet für das Drehbuch und die Dialoge von Tomb Raider verantwortlich.

In einem Interview mit Kill Screen sprach Rhianna Pratchett, die Dialog- und Drehbuchautorin von Tomb Raider und einigen anderen bekannten Titeln, über Rolle von Lara Croft und die neue Bedeutung von Geschlecht und Weiblichkeit in PC- und Videospielen. Rhianna ist die Tochter des bekannten britischen Fantasyautoren Terry Pratchett.

»Es gibt einen großen Bedarf an weiblichen Protagonisten, aber auch an Figuren aus anderen Ethnien, Altersgruppen und mit anderen sexuellen Orientierungen. Das Bild unserer Charaktere ist sehr eingeengt und statisch«, sagte Pratchett. Die Autorin hat bereits einige weibliche Hauptfiguren geschrieben, darunter Nariko aus Heavenly Sword oder Faith aus Mirror's Edge. »Ich wollte weibliche Charaktere nie gezielt bekommen, sie fielen mir eher zu. Ich habe auch männliche Figuren gemacht«, so Pratchett. Es gebe viel Misstrauen und Distanziertheit gegenüber weiblichen Protagonisten - ebenso wie gegen ethnisch andere oder sexuell anders orientierte.

Sie hätte mit Lara Croft keinen »männlichen Charakter mit Brüsten« erschaffen wollen. Tomb Raider drehe sich zwar primär um eine generell menschliche Geschichte, sie wollte aber nie aus den Augen verlieren, dass Lara eine Frau ist. »Die Art, wie Lara auf die Dinge im Spiel reagiert und handelt, ist weiblich. Und damit meine ich nicht, verängstigt oder verletzlich zu sein. Es geht dabei darum, wie sie mit anderen Figuren im Spiel umgeht - und besonders um ihre Freundschaft zu Sam.« vielleicht sei es einfacher, durch weibliche Figuren Emotionen auszudrücken, so die Autorin.

Pratchett sagte, es sei sicherlich auch interessant, schwule, bisexuelle oder transsexuelle Charaktere in Videospielen zu sehen. Sie sei sich aber nicht sicher, ob man diesen Punkt bereits erreicht habe und die Industrie reif genug dafür ist. Man sei ja gerade mal am Anfang, was die Rolle der Frauen beträfe. »Ich würde gerne mehr davon sehen. Es ist schade, dass die Entwickler immer noch so distanziert sind. Das ist der Punkt, an dem die Autoren ins Spiel kommen!«

Auf die Frage, warum Lara in ihrer Rolle als Frau in Tomb Raider derart viele Menschen skrupellos tötet, sagte Pratchett: »Man merkt, dass ihr nicht gefällt, was sie tun muss. Doch sie verdrängt ihre Gefühle. Als sie den ersten Menschen tötet, hat das eine enorme Wirkung auf sie. Aber nicht jeder Kill kann der erste sein - und manchmal muss eben die Erzählung zu Gunsten des Gameplays etwas zurückstecken.«

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