Victrix Gambit Dual Core Controller im Test: Hohe Präzision kaschiert Design-Schwächen

Der Victrix Dual Core Controller richtet sich an Vielspieler*innen mit hohen Ansprüchen. Die inneren Werte überzeugen, das Design hingegen nicht.

Der Profi-Controller für die Xbox bietet viel Positives, leistet sich aber zu viele kleine Fehler. Der Profi-Controller für die Xbox bietet viel Positives, leistet sich aber zu viele kleine Fehler.

Victrix‘ erste Schritte im Segment professioneller Controller wirkt wie aus der Zeit gefallen - Verkabelung, gewöhnungsbedürftige Optik, viel Schnickschnack. Wie zu Zeiten des ersten großen Shooter-Booms auf der Xbox 360, als modifizierte Controller zum Must-Have im Hobby-eSports wurden.

Preislich orientiert sich der Gambit Dual Core an diesem Premium-Segment, knapp 100€ müssen wir berappen, um als Profis durchzustarten. Nun ja, so zumindest die Wunschvorstellung.

Lieferumfang

Dem Gambit Dual Core liegt folgendes Zubehör bei:

  • Eine stabile Tragetasche
  • Ein abnehmbares USB-C-Kabel für den leichteren Transport
  • Zwei Faceplates (Plastik in weiß, Gummi in Blau)
  • Zwei Steuerkreuze (Scheibe und simples Kreuz)
  • Back-Paddle-Konfigurationen mit zwei oder vier programmierbaren Tasten
  • Ein zusätzlicher Analogstick mit längerem Hebel für präzises Zielen
  • Ein zusätzlicher Analogstick mit äußerer Wölbung für schnelle Drehungen
  • Zwei Ringe mit jeweils acht Einkerbungen für die Analogsticks, um in Kampfspielen und Hack & Slays Kombos konsistenter ausführen zu können

Dolby Atmos liegt dem Controller bei: Victrix hat sich Turniertauglichkeit auf die Fahne geschrieben. Die lebenslange Dolby-Atmos-Lizenz, die an den Controller gekoppelt wurde, passt perfekt zu dieser Ausrichtung. Ihr müsst euch lediglich die Dolby-Access-App aus dem Store herunterladen, dort wird der Controller dann erkannt und Dolby Atmos freigeschaltet. Vergesst allerdings nicht, die entsprechende Einstellung im Systemmenü zu setzen!

Haptik

Ich habe mich anfangs für die gummierte Faceplate entschieden, da sich das Material gut anfühlte und die Farbkombination gelungen ist. Die Aufsätze halten sich mittels Magneten am Gamepad, ein kurzer Zug an einer Kante und die Faceplate löst sich. Schon nach ein paar Minuten fiel mir allerdings auf, dass sich das labbrige Gummi ständig verschob und meinem Griff wenig entgegensetzen konnte. Die Plastikvariante hält dagegen wesentlich stabiler.

Plastik-Faceplate Sitzt fest und verrutscht nicht so leicht.

Gummi-Faceplate Sieht ansprechender aus und dämpft die Geräusche der Sticks, löst sich dafür aber leicht ab.

Obwohl die Abmessungen dem originalen Xbox-Gamepad entsprechen, fand ich anfangs überhaupt nicht mehr ins Spiel. Tatsächlich aktivierten meine Hände sofort das Muskelgedächtnis für den Pro-Controller der Nintendo Switch und das auch nicht ohne Grund: Das Design der Trigger ähnelt sehr dem Nintendo-Äquivalent, die vier Aktionsknöpfe sowie das Steuerkreuz sind nahezu identisch im Hinblick auf Form und Druckpunkt.

Texturierung: Der Gambit Dual Core ist sehr kantig gestaltet und wirkt daher auch ein wenig billig. Das gilt auch für die angeraute Erhebung auf der Vorderseite, die ich als störend empfinde. Die feine Textur des aktuellen Xbox-Controllers schmiegt sich dagegen viel besser in die Handflächen und sorgt ebenfalls für guten Halt. Muster an den Schultertasten und den Back Paddles fühlen sich hingegen griffig an und helfen bei der Orientierung.

Die Textur der Schultertasten und Back Paddles besteht aus kleinen Rauten, die Systemtasten sind hingegen schraffiert. Die Textur der Schultertasten und Back Paddles besteht aus kleinen Rauten, die Systemtasten sind hingegen schraffiert.

Position der Systemtasten nervt: Sowohl die Menü- als auch die Ansichttaste sind weit oben am Controller platziert. Beide Knöpfe erreichte ich nur mit Mühe, meine Hände sind allerdings auch vergleichsweise klein.

Kein Rumble in den Triggern: Im Gegensatz zu den offiziellen Xbox-Pads von Microsoft fehlt es den Schultertasten des Gambit Dual Core an einer Vibrationsfunktion. Die Funktion wird stattdessen auf die kraftvollen Vibrationsmotoren in den Griffhörnern des Controllers übertragen.

Hohe Präzision im Spielbetrieb

Nach einer kurzen Umdenkphase fühlte ich mich in meinen liebsten Multiplayer-Spielen dann doch noch pudelwohl und stellte auch Unterschiede zum herkömmlichen Xbox-Controller fest. Schüsse mit Scharfschützengewehren schlugen genau dort ein, wo ich sie haben wollte, die Analog-Sticks sind erstklassig abgestimmt. Üblicherweise liegt meine Stärke im präzisen Distanzkampf, weshalb ich mit niedriger Empfindlichkeit auskomme, mit dem Dual Core konnte ich diese aber ein paar Stufen höher schalten, ohne dass meine Trefferquote darunter litt.

Trigger-Stops: Wie es sich für einen hochpreisigen Controller gehört, können wir den Schaltweg der Schultertasten verkürzen. In meiner Paradedisziplin Gears of War machte sich das auch sofort bemerkbar, in hektischen Schrotflintenduellen sind gezielte, schnelle Schussfolgen von unschätzbarem Wert. Der kurze Trigger-Weg nimmt außerdem Muskelspannung aus der Rückhand, was bei mechanisch anspruchsvollen Titeln äußerst willkommen ist.

Im Gears of War-Multiplayer ist es jederzeit möglich, von nur einem Gegentreffer zu sterben. Ein paar Frames Vorsprung entscheiden daher über Sieg oder Niederlage. Im Gears of War-Multiplayer ist es jederzeit möglich, von nur einem Gegentreffer zu sterben. Ein paar Frames Vorsprung entscheiden daher über Sieg oder Niederlage.

Wenig intuitive Einstellung: Laut Bedienungsanleitung lassen sich die Trigger Stops in fünf verschiedenen Stufen regulieren. Dafür müssen lediglich verschiebbare Schalter an der Rückseite gelöst und der Trigger auf die gewünschte Einrasthöhe gedrückt werden. In der Praxis konnte ich jedoch nur drei verschiedene Einstellungen durch Ausprobieren klar voneinander trennen. Ein haptischer Indikator wäre wünschenswert.

Fluch und Segen zugleich – die Back Paddles

Die Schalter an der Rückseite lassen sich simpel programmieren. Dafür muss lediglich die Funktionstaste auf der Vorderseite des Controllers gedrückt gehalten, das gewünschte Back Paddle bestätigt und daraufhin die Taste gedrückt werden, die dem hinteren Schalter zugewiesen werden soll. Der Vorgang ist innerhalb weniger Sekunden erledigt.

Mit den Back Paddles effektiv umzugehen, nimmt jedoch Einarbeitungszeit in Anspruch. Versehentliche Tastendrücke gehen zwar irgendwann zurück, aber nicht in jedem Titel. Wie ich bereits erwähnte, ist die Spannung in der Hand beim Spielen von Gears of War recht groß. Diese Spannung überträgt sich auch auf die Finger an der Rückseite, weshalb ich ständig ungewollt die rückseitigen Schalter betätigte.

Die blauen Schalter geben die Trigger Stops frei, welche sich nur sehr schwammig einstellen lassen. Der kleine Schalter ganz unten löst die Back Paddles heraus. Da sie viel Platz auf dem Griffhorn abdecken, betätigte ich sie häufig aus Versehen. Die blauen Schalter geben die Trigger Stops frei, welche sich nur sehr schwammig einstellen lassen. Der kleine Schalter ganz unten löst die Back Paddles heraus. Da sie viel Platz auf dem Griffhorn abdecken, betätigte ich sie häufig aus Versehen.

Letztendlich musste ich mir also eine Funktion heraussuchen, die keinen Einfluss auf mein Spiel nimmt, und auf beide Back Paddles legen. Gänzlich ausschalten lassen sich die rückseitigen Schalter nicht. Auch ein Einschub komplett ohne Back Paddles wäre eine Option gewesen.

In Spielen wie Splitgate oder Warzone konnte ich mir dank der Back Paddles hingegen zahlreiche Funktionen leichter zugänglich platzieren. Der Vorteil dadurch ist nicht zu verachten, im Kampf bieten sich mir viel mehr Optionen.

Beim Standard-Controller fehlte mir stets eine Taste, mit der ich Granaten flüssig in mein Splitgate-Spiel integrieren könnte. Diese Funktion übernimmt nun das linke Back Paddle. Beim Standard-Controller fehlte mir stets eine Taste, mit der ich Granaten flüssig in mein Splitgate-Spiel integrieren könnte. Diese Funktion übernimmt nun das linke Back Paddle.

Victrix Control App

Victrix bietet für den Dual Core-Controller eine eigene App an, die einen ähnlichen Funktionsumfang wie die App von Microsofts Elite-Controller bietet, wenn auch in reduzierter Form. Deadzones der Trigger und Analogsticks können festgelegt sowie Tasten frei belegt werden. Die App wäre eine ideale Möglichkeit gewesen, um die Funktion einzelner Back Paddles auszuschalten, die Möglichkeit wurde jedoch ausgelassen.

App: Home Die App von Victrix erlaubt ein paar Feinabstimmungen.

Trigger Besonders häufig verschlug es mich in das Menü für die Trigger-Deadzones, also den Bereichen, in denen kein Tastendruck registriert wird. Mit sehr kurzen Schaltwegen sind die Schultertasten irrsinnig empfindlich, weshalb ich mich für großzügige Deadzones entschieden habe.

Tastenbelegung Tasten lassen sich untereinander austauschen. Eine Änderungsbestätigung erfolgt jedoch nicht, worunter die Bedienung enorm leidet. Das Xbox-eigene Menü ist dagegen viel eingängiger.

Sticks Deadzones können ebenfalls für die Analogsticks festgelegt werden. Außerdem ist es möglich, die Funktion der Sticks zu tauschen und/oder die Y-Achse zu invertieren.

Ein erster Besuch der App war für mich zudem notwendig, da die Abstimmung der Sticks im Lieferzustand sehr hakelig ausfiel. Nach einer kurzen Kalibrierung passte diese dann aber perfekt.

Keine Profile: Über eine Profilverwaltung verfügt die Victrix Control App nicht, weshalb der Controller beim Wechsel des Spieltitels jedes Mal neu programmiert werden muss.

Chris Werian
@DrChrisRespect

Meine ersten Spielstunden mit dem Victrix Gambit Dual Core gestalteten sich als äußerst chaotisch. Ständig betätigte ich aus Versehen die hinteren Tasten, mein Hirn wollte mir ständig sagen, dass ich ein Nintendo-Gamepad in den Händen halte. Danach lernte ich den Controller aber sehr zu schätzen, sowohl in taktischen als auch dynamischen Spielsituationen konnte ich sehr präzise und zügig reagieren.

Mit den Back Paddles habe ich aber so meine Schwierigkeiten. Vor knapp zwei Dekaden habe ich mir angewöhnt, mit einem sogenannten “Klauen-Griff” zu spielen, sprich: mein Zeigefinger liegt auf den vier Aktionstasten an der Vorderseite, mein Mittelfinger ruht auf der Schultertaste. Dadurch liegt mein Ringfinger sehr fest am rechten Griffhörnchen an, eben genau dort, wo die Back Paddles positioniert sind.

In vielen Profi-Bereichen ist diese Griffvariante sehr weit verbreitet, etwa im Gears of War- und Halo-eSport oder bei Soulslike-Speedrunnern. Eine Möglichkeit zur Deaktivierung einzelner Back Paddles wäre also eine gute Alternative, um Frust wegen versehentlicher Tastendrücke zu vermeiden.

Eine Kaufempfehlung würde ich daher von euren Ambitionen und gespielten Titeln abhängig machen. Mit einem Anschaffungspreis von knapp 100€ liegt die Einstiegshürde deutlich niedriger als bei konkurrierenden Produkten mit vergleichbaren Funktionen, dafür müsst ihr aber auch Einschnitte bei der Verarbeitung und dem Design hinnehmen.

Pro
  • Sticks enorm präzise
  • Trigger Stops sehr nützlich in Shootern
  • Back Paddles helfen bei umfangreichen Tastenbelegungen
  • sehr einfache Programmierung der Back Paddles
  • viel Zubehör
  • komfortabel zu transportieren
  • inklusive Dolby-Atmos-Lizenz
  • Texturierung auf den Schultertasten und Back Paddles als Orientierungshilfe
  • Feinjustierungen in dazugehöriger App
Contra
  • verkabelt
  • System-Tasten mit kurzen Fingern kaum erreichbar
  • einzelne Back Paddles lassen sich nicht deaktivieren
  • fummelige Einstellung der Trigger Stops
  • Gummi-Faceplate verrutscht leicht
  • Texturierung auf der Plastik-Faceplate fühlt sich unangenehm an
  • billig wirkendes Design
  • App mit geringem Funktionsumfang
  • in der App lassen sich keine Profile anlegen

Fazit: Der Gambit Dual Core überzeugt mit hoher Präzision, verschenkt aber Potenzial beim Design der Back Paddles, den Trigger Stops und der App.

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