Seite 2: Biomutant im Test: Eine Open World für die Biotonne

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Die Open World: Willkommen in Fetch-Quest-Wonderland

Ganz anders schaut es jedoch in der (nach den ersten 30 Minuten) komplett frei begehbaren Spielwelt aus, die inklusive der zu erledigenden Aufgaben nahezu alles vermissen lässt, was eine gute Open-World ausmacht. Dabei sind die ersten Schritte (das Tutorial ausgeklammert) in der Postapokalypse durchaus vielversprechend und laden dank hübscher Lichtspielereien und grüner Wiesen zum Erkunden ein.

Doch das alles ist mehr Schein als Sein. Abseits dunkler Höhlen, zerstörter Städte und den verstreuten Klan-Lagern gibt es nicht viel zu sehen. Ja, der Osten der Karte ist ein wenig felsiger, während der südliche Teil mehr einer Seenlandschaft ähnelt und sich im Westen ein Ölteppich breitmacht. Wirklich aufregend ist das jedoch nicht. Hinzu kommt, dass die Welt genau wie die Charaktere komplett blass bleibt, jegliche Hintergrundinformationen fehlen. Was wir wissen: Die Menschheit ist einer selbstverschuldeten Klimakatastrophe zum Opfer gefallen, Punkt.

Ruinen In der Spielwelt treffen wir auf wenig spektakuläre Ruinen und Relikte früherer Zeiten, die allerdings kaum etwas über die Geschehnisse vor der Apokalypse erzählen.

Türme Gefühlt alle 100 Meter finden wir kleine Türme in der Spielwelt, die nützliche Ressourcen fürs Crafting bringen.

Gefahrzonen Um verseuchte, kalte oder beispielsweise extrem heiße Areale zu betreten, sollte unsere entsprechende Resistenz hoch genug sein. Betreten wir so ein Areal läuft eine Zähler auf 100. Ist der Wert erreicht, sterben wir.

Was allerdings noch weit schwerer wiegt, ist die komplette Ideenlosigkeit beim Missionsdesign der Haupt- und Nebenaufgaben. Ausnahmslos jeder Auftrag wird zur Sammelei, die uns von Punkt A nach B und wieder zurück nach A schickt.

Ein Beispiel: Um die vier Weltenfresser zu besiegen, muss zunächst jeweils ein kaputtes Fahrzeug von einem NPC repariert werden, zum Beispiel ein U-Boot. So sollen wir beim ersten Auftrag ein Brecheisen beschaffen, mit dem wir die rostige Luke des Unterwasserfahrzeugs gewaltsam aufstemmen können. Fünf Minuten über die Karte galoppiert, rein in eine Höhle, drei Gegner umgehauen, drei immer gleiche (!) und anspruchslose Schalterrätsel gelöst, nochmal drei Gegner getötet, das Brecheisen aufgehoben und wieder zurück zum NPC.

Das Brecheisen hat allerdings keinen Effekt ("Gewalt ist keine Lösung" *badumtzzz), daher muss Schmiere her. Gleiches Prozedere wie eben, zurück zum NPC. Wir müssen Tiere fangen, die als Munition dienen. Gleiches Prozedere wie eben. Zwischendurch müssen wir noch, um an einen weiteren Gegenstand zu gelangen, für einen anderen NPC zwei weitere Teile besorgen. Gleiches Prozedere wie zuvor.

Schalter Biomutant hat ganze zwei, wenig anspruchsvolle Rätselarten zu bieten. In drei Viertel der Fälle müssen wir gelbe und weiße Markierungen so drehen, dass sie passend zueinander zeigen ...

Knöpfe Beim zweiten “Rätsel” müssen wir drei Knöpfe so drücken, dass sie alle grün leuchten.

Bevor ihr jetzt beim Lesen einschlaft, brechen wir die Geschichte ab. Und falls ihr jetzt hofft, wenigstens bei den Nebenmissionen hätten die Entwickler ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Ganz im Gegenteil, eine Fetch-Quest jagt hier die nächste. Ob wir jetzt fünf Telefone (aus denen Bibub Bibub tönt) suchen, 15 Tafeln, zwei Schlammlaster, vierzehn Wrackkisten, nochmal neun Wrackkisten, acht Tresore und und und. Biomutant ist "Sammelei: Das Spiel". Es wirkt, als habe man sämtliche Aufgaben lediglich ins Spiel gepackt, um die Spielzeit zu strecken. Um den Preis von 60 Euro zu rechtfertigen, müssen schließlich Inhalte ins Paket.

Spieldauer und Wiederspielwert: Für den Abschluss der Geschichte haben wir zwölf Stunden benötigt. Wer sämtliche Nebenaufgaben erledigen möchte, ist weitere zehn Stunden beschäftigt.

Nach einmaligem Durchspielen könnt ihr ins New Game+ springen, in dem euer Equipment und der Charakterfortschritt bestehen bleibt. Das Tutorial wird hier übersprungen, ihr startet direkt unter dem Weltenbaum. Durch das Karma-System könnt ihr im zweiten Durchgang andere Entscheidungen treffen, die zu einem unterschiedlichen Ausgang der Geschichte führen. Ihr erhaltet hier also mehr oder weniger Wiederspielwert.

Für wen sich Biomutant dennoch lohnt

Zum Vollpreis von 60 Euro raten wir klar vom Kauf ab, wenngleich Biomutant kein Totalausfall ist. Schrecken euch all die Macken und losen Enden jedoch nicht ab, könntet ihr dennoch euren Spaß in einer kompakten Open-World mit asiatischem Flair haben. Einer Spielwelt, die zumindest vom Stil und seinen verrückten Waffen frisch wirkt. Oder ihr sucht einfach ein Action-RPG, in dem ihr viele Sammelaufgaben gemütlich abhaken könnt.

Euch sollte aber bewusst sein, dass hier ein Spiel auf euch wartet, das zu viel wollte und dabei an der Fülle seiner Features gescheitert ist. Wer viel verzeiht, entdeckt eventuell den Charme von Biomutant, das weniger ambitioniert und etwas linearer ein kleiner Geheimtipp hätte werden können.

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