Fast 20 Jahre lang konnte ich nichts mit Brettspielen anfangen - aber eines der schönsten Tabletops hat meine Liebe endlich wieder entfacht

Eleen war bislang ein Brettspiel-Muffel. Dass Everdell sie so sehr begeistern würde, hatte sie vorab nicht erwartet.

Everdell sieht nicht nur richtig schick aus, es macht auch wirklich Laune. Everdell sieht nicht nur richtig schick aus, es macht auch wirklich Laune.

Eigentlich sollte man meinen, dass ich als riesiger Fan von Tabletop-RPGs wie Dungeons & Dragons auch Brettspiele liebe. Aber zu oft habe ich mich beim Ausprobieren eines neuen Spiels bei den Wartezeiten bis zu meinen Zügen (Downtimes) gelangweilt oder mich über das kompetitive PvP geärgert, das ich bei Brettspielen nur selten mag.

Vor ein paar Tagen habe ich bei einem Freund dann aber zufällig und spontan Everdell ausprobiert, das er sich frisch gekauft hatte. Und ich hatte das erste Mal seit Ewigkeiten bei einem Brettspiel von der ersten bis zur letzten Minute Spaß!

Ein Augenschmaus mit taktischer Tiefe 

Seinen ersten Stein im Brett hat Everdell sich schon beim Auspacken gesichert. Es ist nämlich eines der hübschesten Brettspiele, die ich je gesehen habe. Die Gestaltung des Spielplans und der vielen Spielkarten ist nämlich liebevoll und zuckersüß, ohne kitschig zu sein. Künstler Andrew Bosley hat hier fantastische Arbeit geleistet, die sofort ins Spiel zieht.

Das grundlegende Spielprinzip von Everdell ist ziemlich simpel: Jeder Spieler und jede Spielerin baut sich eine eigene Stadt auf. Das macht ihr über Karten, die etwa putzige Tiere oder nützliche Gebäude zeigen. Einige der Karten habt ihr auf der Hand, andere liegen offen auf dem Plan aus und können von allen genommen werden.

Falls ihr euch das grobe Spielprinzip einmal anschauen wollt, hier ist es in der PC-Version zu sehen:

Video starten 0:30 Everdell: Das ebenso strategisch gereifte wie charmante Brettspiel gibt es auch auf Steam

Um die Karten ausspielen zu können, benötigt ihr aber zunächst Ressourcen wie Holz oder Beeren. Diese bekommt ihr hauptsächlich über eure Arbeiter-Figuren, die ihr auf unterschiedlichen Aktionsfeldern auf dem Plan platziert und dann die dort abgebildeten Ressourcen einsammelt. Das macht ihr über insgesamt vier Jahreszeiten hinweg.

Trotz des einfachen Ablaufs bietet Everdell aber auch genügend taktische Tiefe. So haben diverse Karten beispielsweise Synergien miteinander. Habe ich genug Ressourcen zusammen, um die ziemlich teure Burg zu kaufen, muss ich etwa nichts mehr zahlen, um den sonst ebenfalls teuren König auszuspielen – allerdings muss ich beide Karten dafür auch besitzen. Außerdem habe ich insgesamt nur 20 “Bauplätze” in meiner Stadt.

So sah die Everdell-Runde mit Kumpel Dennis aus, von dem auch das Foto stammt. So sah die Everdell-Runde mit Kumpel Dennis aus, von dem auch das Foto stammt.

Zusätzlich sind die Aktionsfelder begrenzt und auf viele kann nur eine Figur gestellt werden. Habe ich schlecht geplant oder zu lange gewartet, sind alle Felder, die mir Harz einbringen, vielleicht schon von Arbeitern meiner Mitspielenden besetzt.

Ein wenig Konkurrenz und Interaktion mit den Mitspielenden ist also auch bei Everdell dabei. Schließlich will ich am Ende auch gewinnen, indem meine Stadt auf die höchste Punktzahl kommt, die wiederum von meinen ausgespielten Karten abhängt.

Alle wichtigen Infos:

  • Autor: James A. Wilson
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Spieler*innezahl: 1 bis 4
  • Spielzeit: 40 bis 80 Minuten
  • Empfohlen ab: 10 Jahren
  • Preis: ca. 60 Euro
  • Everdell

Ein echtes Wohlfühlspiel – trotz Wartezeiten

Die meiste Zeit kann ich aber in Ruhe meine Stadt bauen und auf meine Ziele hinarbeiten. Das war auch der Punkt, an dem ich bei Everdell am meisten Spaß hatte. Mehr als einmal musste ich meinen Plan neu überdenken, weil ich etwa nicht genug Arbeiter für alle geplanten Schritte hatte oder mich entscheiden musste, welche Karte mir in einem meiner begrenzten Stadtplätze am meisten nutzt.

Ganz ohne Wartezeit kommt Everdell zwar auch nicht aus, schließlich muss ich die Züge meiner Mitspieler*innen abwarten. Aber ich konnte mir die Zeit immerhin gut mit der Planung meiner nächsten Schritte vertreiben.

Vereinzelt haben wir außerdem über die Auslegung von Regeln diskutiert (und wild auf Reddit nach Lösungen gesucht). Aber es gibt wohl kaum ein Brettspiel, in dem das nicht mindestens einmal passiert!

Eleen Reinke
Eleen Reinke

In der Kindheit hat Eleen durchaus gerne diverse Brettspiele von Mühle bis hin zu Monopoly gespielt. Über die Jahre ist sie vom Hobby aber abgekommen und findet besonders an kompetitiven Spielen nicht mehr so viel Spaß, weil sie beim Spieleabend mit Freund*innen lieber entspannen will. Everdell ist jetzt das erste Brettspiel seit langem, das sie wirklich begeistern konnte.

Ich hatte jedenfalls auch als Brettspiel-Muffel eine ganze Menge Spaß mit Everdell. Von den wunderschönen Illustrationen bis hin zu den strategischen Möglichkeiten bietet es in meinen Augen ein gelungenes Gesamtpaket, bei dem ich mich schon jetzt auf meine nächste Partie freue. Solltet ihr also selbst auf der Suche nach einem gelungenen Brettspiel sein, kann ich euch Everdell auf jeden Fall ans Herz legen. 

Was ist euer Brettspiel der Wahl über die Feiertage?


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