Diablo 4 braucht keine neue Season und kein Add-on – sondern endlich eine Vision

Diablo 4 tritt nach Jahren der Updates immer noch auf der Stelle. Für Stephan gibt es deshalb nur eine Lösung.

Was Diablo 4 aktuell fehlt ist nicht wirklich neuer Content, sondern eine Richtung. Was Diablo 4 aktuell fehlt ist nicht wirklich neuer Content, sondern eine Richtung.

Kennt ihr das Schiff von Theseus-Paradoxon? Dabei geht es um die Frage, ob ein Schiff, bei dem nach und nach jede Planke ausgetauscht wird, noch immer dasselbe Schiff ist. Diese Frage stelle ich mir seit Monaten bei Diablo 4 – und ich habe das Gefühl, Blizzard weiß selbst nicht mehr, wie das eigene Boot bzw. ARPG eigentlich aussehen soll.

Zwei Schritte nach vorn, einen zurück

Fast jede Season nehmen die Devs ein Kernsystem auseinander und bauen es völlig neu auf. Anfangs verständlich – doch inzwischen bewegt sich das Spiel rückwärts.

Bestes Beispiel: Season 11 verändert erneut das Loot-System, zum zweiten Mal in zwei Jahren. Das "Vollenden", also das Upgraden von Gegenständen beim Schmied, wird überarbeitet und erinnert jetzt wieder stark an das System vor Season 4 – also genau das, was damals abgeschafft wurde, weil es zu langweilig war.

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Auch bei den Gegenständen selbst wiederholt sich die Geschichte. So haben Items wieder ein Affix mehr, wie kritische Treffer oder mehr Leben. Das begründet Blizzard mit den Änderungen am "Härten"-System. Doch dadurch sehen alle Gegenstände wieder aus wie vor Season 4, als Blizzard die Anzahl der Affixe auf Items reduziert hat, weil das nach damaligem Stand zu komplex war.

Und trotz dieser Änderungen bleibt der Kern des Problems weiter ungelöst: Der Loot ist langweilig, und die meisten legendären Gegenstände sind den Taschenplatz nicht wert, den sie belegen.

Vollenden und Härten wurden geändert, damit eure Gegenstände nicht mehr bricken. Dafür könnt ihr das dann aber direkt mit dem neuen System der Sanctification machen, das euch dann doch wieder die Items zerschießen kann. Vollenden und Härten wurden geändert, damit eure Gegenstände nicht mehr "bricken". Dafür könnt ihr das dann aber direkt mit dem neuen System der Sanctification machen, das euch dann doch wieder die Items zerschießen kann.

Dass Blizzard nach zweieinhalb Jahren immer noch kein Konzept hat, wie Beute in einem ARPG funktionieren soll, ist bedenklich. Denn sie ist eine der zentralen Säulen des Genres.

Blizzards große Endgame-Idee: einfach mehr Qualstufen

Auch das Endgame wirkt planlos und ist der Community seit Jahren ein Dorn im Auge. Dungeons wurden mehrfach überarbeitet. Der große Raid – eigentlich ein Highlight des Add-ons – wurde einfach fallengelassen. Die Unterstadt von Kurast ist effektiv, aber öde. Weltenbosse lohnen sich kaum. Und der Rest? Auch mehrfach umgebaut, aber irgendwie doch dasselbe wie zuvor.

Laut Blizzard ist die Lösung in Zukunft: mehr Qualstufen. Also derselbe Content wie vorher – nur härter. Mehr Abwechslung? Fehlanzeige.

Azmodan ist ein neuer Worldboss in Season 11. Den könnt ihr dann genauso ignorieren, wie die anderen Weltbosse, nachdem ihr seine Kräfte abgestaubt habt. Azmodan ist ein neuer Worldboss in Season 11. Den könnt ihr dann genauso ignorieren, wie die anderen Weltbosse, nachdem ihr seine Kräfte abgestaubt habt.

Und um diese zusätzlichen Schwierigkeitsgrade überhaupt spielbar zu machen, wird sogar das gut funktionierende Resistenz-System komplett entsorgt und durch den kryptischen Wert “Zähigkeit” ersetzt, den man schon aus Diablo 3 kennt – nur funktioniert er jetzt anders. So gibt es zum Beispiel keine Obergrenzen mehr, nach denen ihr euch richten könnt und Hauptwerte wie Intelligenz erhöhen jetzt eure physische Abwehr.

Das Problem: Diablo 4 wird nicht größer. Es wird nur … anders. Es entstehen keine neuen Schichten oder Facetten, wie etwa bei Path of Exile, wo im Laufe der Zeit immer mehr neue Modi dazu kamen. Blizzard streicht Systeme, baut neue ein, streicht sie wieder und fängt von vorne an.

Stephan Zielke
Stephan Zielke

Stephan ist großer Blizzard Fan und hat bisher jede Diablo 4-Season mitgemacht. Auch bei der Konkurrenz, wie Path of Exile 2, Last Epoch oder aktuell Titan Quest 2 schaut er gerne rein. Alle diese Spiele scheinen genau zu wissen, was sie den Spieler*innen bieten möchten und erweitern ständig ihre Welt. Nur Diablo 4 ist sich selbst nach zweieinhalb Jahren immer noch nicht sicher, was es sein möchte.

Wäre Diablo 4 ein Haus, dann würde Blizzard gerade zum vierten Mal das Fundament gießen, während wir Spieler*innen im Regen stehen und auf ein Dach und neue Zimmer warten. Und nach zweieinhalb Jahren darf zumindest das Fundament dann doch endlich mal fertig sein.

Diablo macht genau denselben Fehler wie World of Warcraft

Interessant (und etwas ironisch): Diablo 4 macht denselben Fehler, den WoW jahrelang gemacht hat. Neue Systeme wurden eingeführt, wieder gestrichen, durch neue ersetzt – und nichts davon hatte Bestand. Das Spiel wuchs nicht, sondern blieb immer gleich groß und die Community ließ das MMO fallen.

Erst in den letzten Jahren hat WoW daraus gelernt: Weniger Systeme, dafür welche, die Bestand haben und langfristig wachsen können. So wie das neue Flugsystem in der Dragonflight-Erweiterung, die Heldenklassen aus The War Within oder das kommende Housing in Midnight.

Genau das bräuchte Diablo 4 jetzt auch. Eine klare Vision. Ein Fundament, das nicht durch jeden Patch neu gegossen wird. Und Schritte, die aufeinander aufbauen, statt sich gegenseitig zu zerstören. Ohne diese Basis wird selbst die nächste große Erweiterung langfristig keinen Unterschied machen.

Blizzard muss sich endlich sicher sein, was Diablo 4 sein will und einen Kurs beibehalten, damit wir uns nicht mehr fragen müssen: Ist das jetzt noch das Schiff von Theseus?

Aber wie sieht es bei euch aus? Spielt ihr Diablo 4 noch und falls nicht: Was müsste passieren, damit ihr wieder reinschaut?

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