Dying Light 2 hat Großes vor & das kann auch gefährlich sein

Storyrelevante Entscheidungen des Spielers können spaßig sein - wenn sie gut gemacht sind. Vor dieser Herausforderung steht gerade die Zombie-Action Dying Light 2.

In Dying Light 2 müssen wir oft wichtige Entscheidungen treffen. In Dying Light 2 müssen wir oft wichtige Entscheidungen treffen.

Ende August veröffentlichte Techland erstmals ausgiebiges Gameplay-Material zu Dying Light 2. Fast eine halbe Stunde lang können wir darin Hauptcharakter Aiden über die Schulter schauen und uns einen ausführlichen Eindruck von der Technik und dem Gameplay verschaffen.

Das war gleichermaßen interessant wie aufschlussreich und rückte insbesondere ein Feature stark in den Vordergrund, das die Entwickler bereits bei der erstmaligen Präsentation des Titels auf der E3 2018 hoch angepriesen haben: die mannigfaltigen Entscheidungsmöglichkeiten.

Entscheide dich endlich

Das, was die Gameplay-Demo zu Dying Light 2 in dieser Hinsicht zeigte, war durchaus beeindruckend. Bereits zu Beginn fällen wir als Spieler eine Entscheidung, die über Leben und Tod eines dem Hauptcharakter nahestehenden NPCs entscheidet - Until Dawn und Man of Medan lassen grüßen. Derartige Konsequenzen haben selbstredend Gewicht und ziehen uns Spieler tief in das Geschehen hinein.

So spielt sich Dying Light 2: 25 Minuten neues Gameplay im Trailer Video starten 26:27 So spielt sich Dying Light 2: 25 Minuten neues Gameplay im Trailer

Zukünftige Entscheidungen werden da womöglich mit äußerster Vorsicht und Nachsicht abgewogen, und wie bereits die verhältnismäßig kurze Gameplay-Demo zeigte, gibt es davon so einige.

Beispiele gefällig?

Bleiben wir bei unserem verwundeten Kameraden oder verfolgen wir diejenigen, die ein Attentat auf ihn verübt haben? Werfen wir nach dem erfolgreichen Kapern eines gegnerischen Fahrzeugs die Besatzung hinaus oder bedrohen wir sie? Verfolgen wir den vermeintlichen Bösewicht oder lassen wir ihn entkommen, um Pumpen zwecks der dringend benötigten Wasserzufuhr wieder anzustellen?

Die Konsequenzen all dieser Entscheidungen - egal ob groß oder klein - scheinen nur selten absehbar. Das macht ohne Frage einen enormen Reiz aus, kann dem Spiel aber auch zum Verhängnis werden. Denn so schön diese gewaltigen Entscheidungsmöglichkeiten an sich auch sind, bergen sie durchaus Risiken, die sich schlimmstenfalls negativ auf den Spielspaß auswirken können.

Die Macht der Entscheidungen

In der Gameplay-Demo war sehr schön zu sehen, wie wir uns mit Hauptcharakter Aiden ins Hauptquartier der Renegades (einer der Fraktionen in Dying Light 2) hinein kämpfen. Auf diesem Weg begleiten uns gut ein halbes Dutzend Entscheidungen, beginnend mit der Verfolgung der Bösewichte.

Zwar scheint es so, dass die gezeigten Entscheidungen tatsächlich spürbar spielerische Auswirkungen haben, doch es ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar, wie dramatisch und unterschiedlich die letzten Endes ausfallen werden. Ab einem gewissen Punkt in der Handlung steht außer Frage, dass das Hauptquartier der Renegades unser Hauptziel ist, ganz gleich, welche sonstigen Entscheidungen wir treffen und wie wir beim Eindringen in deren Festung vorgehen.

Generell ist das kein Problem - einen gewissen roten Faden muss es schließlich immer geben -, doch ein solches Muster kann sich sehr schnell abnutzen. Falls wir fortwährend vor Entscheidungen gestellt werden, die nur oberflächlich Einfluss auf das Geschehen nehmen, stören sie mehr als dass sie nutzen. Auch besteht die Gefahr, dass wir durch zu viele Entscheidungsmöglichkeiten regelmäßig aus der Action gerissen werden und so der Spielfluss spürbar gestört wird, getreu dem Motto: Kann ich jetzt bitte einfach weiter Zombies und bösen Buben den Garaus machen anstatt mich erneut zwischen den Optionen A und B zu entscheiden?

Und was, wenn wir uns falsch entscheiden...?

Aber auch das gegenteilige Extrem kann sich als frustfördernd erweisen, und zwar dann, wenn uns aufgrund unserer Entscheidungen manche Gebiete vollends verborgen bleiben. Ja, das mag den Wiederspielwert erhöhen und für Spannung sorgen, lässt uns womöglich nach einiger Zeit aber auch so manche Entscheidung massivst bereuen, wenn wir dafür auf ein komplettes Areal verzichten müssen.

Zumal in vielen Fällen zum Zeitpunkt einer Entscheidung noch gar nicht so recht abzusehen sein dürfte, welche Konsequenzen diese nach sich zieht; auch das hat die knapp halbstündige Gameplay-Demo von Dying Light 2 klar unter Beweis gestellt.

Die Möglichkeit, die Spielwelt maßgeblich durch mannigfaltige Entscheidungen zu beeinflussen, hat durchaus Potential und sieht nach bisherigem Stand auch vielversprechend aus. Damit dieses System aber nicht zu einem überbordenden Spaßkiller verkommt, müssen die Entscheidungsmöglichkeiten dosiert eingesetzt werden und dürfen uns nicht regelmäßig aus dem Spielfluss reißen. Auch müssen die Konsequenzen unseres Handelns zum großen Teil nachvollziehbar sein.

Dying Light 2 - Gameplay-Trailer zeigt die Konsequenzen unserer Entscheidungen Video starten 2:53 Dying Light 2 - Gameplay-Trailer zeigt die Konsequenzen unserer Entscheidungen

Ja, dramatische und unerwartete Wendungen gehören selbstredend zu einer guten Story dazu, doch wenn wir uns schon für einen bestimmten Weg entscheiden dürfen, sollten die daraus resultierenden Ereignisse auch diesem Pfad folgen. Andernfalls bleibt nur ein Gefühl der Willkür zurück, das sich im schlimmsten Fall negativ auf das gesamte restliche Gameplay des Spiels auswirkt.

Die Dosierung macht's

Versteht mich nicht falsch: Techlands Ambitionen sind groß und das bisher gezeigte macht definitiv Lust auf mehr! Doch gleichzeitig sehe ich in den verzweigten Entscheidungsmöglichkeiten von Dying Light 2 auch die größte Gefahr für das Spiel. Sind Entscheidungen mehr oder weniger irrelevant, stören sie den Spielfluss. Und führen sie zu willkürlich wirkenden Ergebnissen frustrieren sie und befördern ein ansonsten einwandfreies Gameplay spaßtechnisch in den Keller.

Techland muss hier einen Spagat zwischen gut dosierten Entscheidungen und vernünftig nachvollziehbaren Konsequenzen schaffen; und das über die gesamte Spieldauer hinweg! Das ist enorm ambitioniert und ich bleibe wohl so lange skeptisch, bis uns die finale Version des Titels vorliegt und wir uns selbst ein Bild davon machen können.

Doch wenn Techland umgekehrt tatsächlich dieser Spagat gelingt und die Entwickler eine gleichermaßen dramatische wie wendungsreiche Story erzählen, auf die wir aktiv und gut dosiert Einfluss nehmen ohne überfordert und mit wahllos herbeigeführt wirkenden Ergebnissen konfrontiert zu werden, stünde uns mit Dying Light 2 im nächsten Jahr wahrscheinlich ein wahre Action-Perle ins Haus. Ich würde Techland von Herzen einen solchen Erfolg wünschen; und uns Spielern ebenso.

Dying Light 2: Stay Human - Screenshots ansehen

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