Dank des Game Pass bekomme ich von Spielen so viel mit wie ein Goldfisch

Dennis hat in der vergangenen Woche gefühlt den ganzen Xbox Game Pass “durchgespielt” – und jetzt ein verdammt schlechtes Gewissen.

Eine Kolumne über den Game Pass, Dennis und ein Goldfisch. Eine Kolumne über den Game Pass, Dennis und ein Goldfisch.

Ich werde diesen Artikel einfach mal nutzen, um eine kleine Beichte loszuwerden und hoffe sehr, dass ihr ein paar aufbauende und verständnisvolle Worte für mich übrig habt – obwohl ich die nach der letzten Woche eigentlich so ganz und gar nicht verdient habe. Die Kurzfassung ist die, dass meine Aufmerksamkeitsspanne was neue Spiele anbelangt, mittlerweile der eines hyperaktiven Goldfischs gleicht. So ein richtiger Zappelphilipp, der im Aquarium von einem zum anderen Ende flitzt und jede Alge annagt. 

Eine Woche, dutzende Spiele, ein Problem   

Aber der Weg vom Redakteur zum Goldfisch der Reihe nach: Angefangen hat das Ganze mit ein paar freien Tagen, die genutzt werden sollten, um nach dem AAA-Frühling mal wieder im Indie-Leckerladen vorbeizuschauen und verpasste Perlen der vergangenen Monate nachzuholen. Unter anderem dank Game Pass-Abo samt gefüllter Spielebibliothek, PS Now oder etlichen Humble-Deals heutzutage ein einfaches und im Vergleich zu früheren Tagen auch recht kostengünstiges Unterfangen. 

Über den Autor: Bei Dennis stehen am Jahresende nicht selten die kleinen Spieleperlen auf seiner GotY-Liste ganz weit oben. Daher ist es für ihn ganz wunderbar, dass viele Indies mittlerweile früher oder später im Game Pass landen, so schnell zugänglich sind. Auch entdeckt er so ab und an Spiele, die er sonst vielleicht übersehen hätte. 

Also huschte ich in die “Alle Spiele”-Sektion und wählte wild alles aus, was in der hintersten Ecke meines Pile of Shames lag. Darunter Nobody Saves the World, Cities: Skylines, FAR Changing Tides, Moonglow Bay, New Super Lucky's Tale, Raji: An Ancient Epic, Telling Lies, The Hunter, Weird West und, und, und. Achja, Final Fantasy 10 und Slay the Spire wanderten auch noch auf die Festplatte Zum großen Glück, doch dazu gleich mehr. 

Das Drama geht los: Früher bin ich in den Laden gerannt und habe mir für 120 DM ein (!) Spiel gekauft, das ich dann auf Teufel komm raus bis zum bitteren Ende durchgezockt habe. Ob das dann wie zum Beispiel Black & White eher so semigeil war, war mir in den meisten Fällen vollkommen egal. Gekauftes wurde beendet, Punkt. Als jemand, der beruflich recht viele Spiele im Jahr für GamePro testet und die dann auch von vorne bis hinten durchpflügt, ist der Credit-Bildschirm also kein ungewohntes Bild. Aber in meiner Freizeit, mein lieber Herr Gesangsverein, da schaut das mit dem Beenden von Spielen mittlerweile ganz anders aus. 

Nobody Saves the World angespielt. Coole Optik, viel Humor, schöner Gameplay-Twist mit den vielen Verwandlungen. Aber so richtig wollten die Kämpfe nicht klicken. Deinstallation!

Moonglow Bay ist eines von vielen Spielen, die es leider nicht lange auf der Festplatte gehalten hat. Moonglow Bay ist eines von vielen Spielen, die es leider nicht lange auf der Festplatte gehalten hat.

Moonglow Bay gestartet. Ich liebe Voxel, welch wunderschöne und  emotionale Einleitung, tolle Charaktere, ein paar Fische angeln und gemütlich Rezepte herstellen. Aber irgendwie ist mir gerade mehr nach einem flotteren Spiel. Howlongtobeat sagt 22h Spielzeit. Ach nee, irgendwie passt das nicht. Deinstallation!

Telling Lies: Ok, mir fallen gerade keine Suchbegriffe mehr ein. Kick!. New Super Luckys Tale: In Mario-Spielen hüpft es sich irgendwie besser. Kick! The Hunter: Wo ist denn das olle Reh!? Kick! FAR Chaning Tides: Tolle Melancholie, aber wann tuckert die olle Schaluppe denn endlich mal aus dem Hafen? Kick! 

Traf ein Spiel nicht direkt in den ersten zehn Minuten einen gewissen Nerv, flog es es ohne mit der Wimper zu zucken von der Festplatte. Sogar Cities: Skylines, das wohl aktuell beste Sim City-like, wurde direkt wieder deinstalliert – obwohl ich es zu 100% toll finden würde – weil ich keine Lust auf das eher tröge Text-Tutorial und die abermillionen DLC-Hinweise hatte. 

Es tut mir so leid liebe Entwickler  

Diese minimale Aufmerksamkeitsspanne wird bei mir gefühlt in den letzten Monaten immer schlimmer und schlimmer und verkürzt sich durch das steigende “freie” Angebot an Videospielen immer weiter. Und ich bin aktuell sehr unschlüssig, ob das so eine tolle Entwicklung ist. 

Beruflich bedingt beschäftige ich mich natürlich viel mit den großen AAA-Blockbustern wie Elden Ring, meinen liebsten Genres wie Metroidvanias, Roguelikes oder Rennspielen und zocke auch zig Indie-Titel im Jahr durch. Aber ich bin mir sicher, dass ich mit diesem “Problem” nicht alleine bin, vielen von euch dürfte es ähnlich gehen (hier ist die Stelle, an der ein zustimmender Kommentar hinterlassen werden kann).

Und es ist auf der einen Seite zwar toll, dass man vieles ausprobieren und dann frei wählen kann. Auf der anderen Seite aber auch so schade, dass man einigen Perlen nicht mehr die Aufmerksamkeit schenkt, die sie sicher verdient haben. 

Final Fantasy X zählt bis heute zu meinen liebsten Spielen, die Lachszene für mich zu den besten Momenten. Final Fantasy X zählt bis heute zu meinen liebsten Spielen, die Lachszene für mich zu den besten Momenten.

Natürlich muss an dieser Stelle noch ein kleiner Einwurf sein, denn recht offensichtlich ist die Überschrift mit dem Goldfisch ein klein wenig überspitzt formuliert. Ich will hier wahrlich den Gaming-Abos keine Alleinschuld für schnell von der Platte verschwindende Spiele geben. Vorhandene Zeit, das Alter und ein mittlerweile recht gutes Wissen, welche Spiele wann für mich taugen und welche nicht, all das spielt natürlich auch eine nicht ganz unwichtige Rolle. 

Ach, und falls ihr jetzt übrigens denkt, ich habe am Ende überhaupt nichts mehr richtig gespielt, dann kann ich euch beruhigen. Raji: An Ancient Epic hat mich aufgrund seiner so besonderen und seltenen hinduistischen Thematik abgeholt und wurde durgespielt. Über das Spiel hab ich auch einen kleinen Artikel geschrieben, falls ihr mehr erfahren wollt:

Auch Weird West schlummert weiter auf der Festplatte und unterhält. Aber am Ende der Woche habe ich doch die meiste Zeit mit Vertrautem verbracht und mal wieder etliche tolle Stunden in meine All-Time-Favorites FFX und Slay the Spire gesteckt. Der Goldfisch ist am Ende der Woche also in vertraute Gefilde geschwommen und hat sich noch ein paar frische Brotkrumen fürs Abendbrot aufgehoben.    

Mich würde wirklich sehr interessieren, ob euch das heutzutage auch so geht, oder ob ihr Spielen viel länger eine Chance gebt – erst recht, wenn ihr sie aus einem Abo gefischt habt. Oder hab ich mir eine Berufskrankheit eingefangen?

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