Ganze sieben Jahre war Silksong beim australischen Entwickler Team Cherry in Entwicklung. Die ursprünglich als DLC geplante Fortsetzung zum Indie-Hit Hollow Knight wurde heiß erwartet und legte zum Release sogar sämtliche Stores lahm.
Die Erwartungen waren hoch und nach dem Durchspielen kann ich sagen: Silksong ist ein überragendes Metroidvania, das die Stärken des Vorgängers weiter ausbaut, sinnvoll erweitert und alles zu einem grandiosen Gesamtpaket verschnürt.
Ein neues Reich zum Erkunden
Die taffe Kriegerin Hornet, die Hollow Knight-Fans bereits aus dem Vorgänger kennen, wird gefangen genommen und in das weit entfernte Käferreich Pharloom verschleppt. Kurz vor dem Ziel der Reise kann sie jedoch entkommen und findet sich auf den moosigen Wegen des Startgebietes wieder, wo wir schließlich in ihre Haut schlüpfen.
Wer hat sie entführt und warum? Das alles möchte Hornet herausfinden und so begibt sie sich auf die Reise nach oben. Dort soll sich nämlich eine alles überragende Zitadelle befinden, in der Antworten warten.
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Hollow Knight Silksong verrät nach langem Warten endlich sein Releasedatum
Die Geschichte wird wesentlich klarer, als noch in Hollow Knight erzählt. Ein Questmarker zeigt auf der super übersichtlichen Map stets das nächste Hauptziel und Nebenaufgaben werden im neuen Questlog gespeichert. Dennoch ist aufmerksames Erkunden nötig, um den richtigen Weg zu finden und wer alle Aspekte der Handlung klar nachvollziehen möchte, muss mit vielen NPCs sprechen und Lore-Inschriften sowie Item-Beschreibungen lesen.
Als Belohnung winkt eine tiefgreifende Story, die nicht nur Hornets Reise in die Zitadelle, sondern auch viel aus ihrer Vergangenheit und die Geschichte Pharlooms erzählt.
Auf dem Weg durchqueren wir mit ihr das Käferreich, erkunden abwechslungsreiche Höhlen und Gebiete, wie die steinige Knochenebene oder das düster-mysteriöse Graumoor. In klassischer 2D-Metroidvania-Manier sind die Areale in einzelne kleine und große Bereiche unterteilt, die nahtlos miteinander verbunden sind.
Diese erreichen wir unter dem Einsatz unserer Bewegungsskills, wie dem Sprung oder Hornets neuer Fähigkeit, sich an Kanten hochzuziehen. Die müssen wir auch für die teilweise äußerst kniffligen, aber stets fairen Plattform-Passagen einsetzen.
Wie bei Metroidvanias üblich, schalten wir mit der Zeit weitere Fähigkeiten wie einen Doppelsprung oder einen Dash frei, die es uns ermöglichen, zuvor unerreichbare Orte zu erkunden. Ein erneuter Abstecher in bereits besuchte Areale lohnt sich sehr, denn wir entdecken neue Bereiche samt neuer Feinde, Bosse, Quests und Belohnungen, mit denen wir etwa unsere Lebenspunkte oder den Schaden unserer Waffen steigern können.
Die visuelle und spielerische Gestaltung der Welt ist dabei erneut herausragend und übertrifft alles, was wir aktuell im Genre erleben können.
Unsere Nadel ist scharf und flexibel
Natürlich wird auf der Reise auch gekämpft. Enorm viel gekämpft. Mit ihrer Nadel verteilt Hornet gegen einzelne Käfer oder andere Insekten Hiebe. Wer sehr geschickt ist, kann feindliche Attacken mit gutem Timing auch parieren und so Schaden vermeiden.
Neben den normalen Attacken können wir noch Seidenfertigkeiten - die Zauber des Spiels - einsetzen. So schießen wir etwa einen magischen Pfeil nach vorne oder hüllen einen ganzen Bereich um uns herum in tödliche Seidenpeitschen. Außerdem können wir uns bei Bedarf auch noch heilen. Wie oft wir die Zauber einsetzen können, hängt von unserem Seidenvorat ab, den wir durch Treffer gegen Feinde auffüllen.
Unterwegs entdecken wir zudem noch unzählige Werkzeuge, die wir im Kampf einsetzen können. So werfen wir etwa große Sägeblätter auf Feinde, oder beschwören mechanische Käfer, die an unserer Seite kämpfen. Dazu gesellen sich schlussendlich noch Talismane, die passive Boni bringen und beispielsweise die Reichweite unserer Schläge erhöhen oder dafür sorgen, dass wir mehr Seide generieren.
Unseren Loadout legen wir dabei in unserem Wappen fest. Davon gibt es insgesamt sechs verschiedene, die jeweils mit unterschiedlichen Slots ausgestattet sind. Das Wappen des Architekten verfügt beispielsweise über drei Werkzeug-Slots, verzichtet dafür aber gänzlich auf Zauber.
Das macht unterschiedliche Spielweisen möglich, mit denen wir Hornet etwa zur enorm flinken Nahkämpferin machen, oder sie Insekten aus sicherer Entfernung mit Gadgets beharken lassen. Allerdings kommen die Wappen nicht nur mit eigenen Loadout-Slots daher, sondern auch mit individuellen Angriffsmustern, die sich auf Reichweite, Geschwindigkeit sowie Schaden auswirken und darüber hinaus noch bestimmen, ob der Abwärtsangriff (Pogo) gerade oder diagonal nach unten ausgeführt wird.
So steht es um die Technik
Silksong läuft auf allen Plattformen und in sämtlichen Modi einwandfrei und ohne Fehler.
- Xbox Series und PlayStation 5: 4K und 60FPS
- PlayStation 5 Pro: 4K und 120FPS
- Switch 2: 4K und 60FPS oder 1440p und 120FPS (Stationär), 1080p und 120FPS (Handheld)
Accessibility: Folgende Einstellungen stehen uns in den Optionen zur Verfügung. Schwierigkeitsgrade gibt es keine:
- Steuerung anpassen
- HUD-Größe skalieren
- Vibration ausschalten
- Kamerawackeln ausschalten
Das kann für einige Spieler*innen potentiell frustrierend sein. Kommen wir etwa mit dem diagonalen und anfangs gewöhnungsbedürftigen Pogo – der für Platforming-Passagen sehr wichtig ist – nicht klar, fallen einige ansonsten spannende Wappen schon weg. Hier hätte es geholfen, solch elementare Entscheidungen vom restlichen Build zu trennen.
Außerdem hätte das Spiel die ein oder andere zusätzliche Erklärung vertragen können. Versteht mich da nicht falsch, ich liebe es, dass Silksong micht nicht an die Hand nimmt und ich mir viele Dinge selbst erschließen muss. Allerdings sollten wesentliche Elemente, wie die Fähigkeit zu parieren, per Abwärtsangriff Pogo tanzen zu können und die Möglichkeit, einzelne Gegner gezielt herauszufordern, für neue Spieler*innen zumindest erwähnt werden.
Trotzdem gehört Silksong auch spielerisch zur absoluten Königsklasse. Hornets akrobatische Einlagen und die Kämpfe spielen sich flüssig, präzise und machen auch dank der vielen Möglichkeiten enorm viel Spaß.
Die Sache mit dem Schwierigkeitsgrad
Hollow Knight: Silksong ist ein bockschweres Spiel und alle, die nicht unter einem Stein leben, haben das in den zahlreichen Debatten seit Release sehr wahrscheinlich mitbekommen. Einige behaupten sogar, das Spiel sei zu schwer, streckenweise sogar unnötig frustrierend.
Dem würde ich jedoch widersprechen. Ja, die Spielwelt ist bedrohlich und an jeder Ecke lauert der Tod, einige Bosskämpfe verlangen uns wirklich enorm viel ab und so manche Platforming-Passage treiben uns den Schweiß auf die Stirn. Trotz fehlender Schwierigkeitsgrade gibt uns das Spiel aber schon von Anfang an unzählige Möglichkeiten, Hornet die Reise zur Zitadelle zu erleichtern – wir müssen allerdings aufmerksam danach suchen.
So können wir für eine ganze Reihe von schweren Boss- und Arenakämpfen Unterstützung von NPCs bekommen, die Gefechte teilweise sogar ohne Kampf für uns entscheiden. Sorgen wir anfangs etwa dafür, dass eine Gruppe von Flöhen ihren Lagerplatz wechselt, lagern sie fortan dort, wo später ein schwerer Kampf auf uns gewartet hätte – der Boss brutzelt dann besiegt über einem Lagerfeuer.
Kombinieren wir bestimmte Werkzeuge mit den richtigen Talismanen, können wir so mächtig werden, dass Bosskämpfe enden, bevor sie richtig angefangen haben. Einen der für viele frustrierendsten Obermoppel schlagen wir zum Beispiel mit vergifteten Fliegen-Begleitern und Bumerang, ohne uns zu bewegen und ohne zuvor selbst attackiert zu werden.
All diese Möglichkeiten machen das Spiel zwar wahrlich nicht zu einem Spaziergang, sie machen das Abenteuer aber wesentlich leichter für alle, die zu oft den Löffel abgeben.
Womit wir hingegen leben müssen, sind Standard-Mobs, die teilweise doppelten Schaden anrichten und viel aushalten. Ersteres mag in einem System, das mit Lebenspunkten statt Healthbar auskommt, ungewohnt sein, macht in der Regel aber auch Sinn, da nur große Mobs und Bosse mehr austeilen.
Dazu kommen einige lange Laufwege, die uns selbst bei Bosskämpfen nicht erspart bleiben. Die können wir häufig ebenfalls durch aufmerksames Erkunden entschärfen, indem wir Abkürzungen freischalten oder versteckte Bänke (Speicherpunkte) entdecken. Runbacks, die gerne mal 20-40 Sekunden in Anspruch nehmen, sind jedoch trotzdem keine Seltenheit.
Grundsätzlich können wir sagen: Habt ihr keine Lust auf schwere Spiele und zudem eine niedrige Frusttoleranz, insbesondere wenn es um Wiederholungen von Bosskämpfen und den dazugehörigen Laufwegen geht, ist Silksong schlicht und ergreifend kein Spiel für euch. Trotzdem ist das Spiel niemals unfair und wenn wir sterben, liegt das stets an uns selbst.
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