Mario Tennis Aces im Test - Großes Tennis mit Energieüberschuss

Nintendo liefert endlich wieder tolles Tennis, obendrein mit einem guten Story-Modus – einige Elemente wie das Energie-Feature schießen aber manchmal über die Aus-Linie hinaus.

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Hinweis
In der ursprünglichen Version unseres Tests haben wir nicht darauf hingewiesen, dass es bei Mario Tennis Aces folgende Einschränkungen gibt: Die Matches bestehen, beispielsweise im lokalen Multiplayer oder online, nur aus einem Gewinnsatz. Außerdem sind die Sätze verkürzt und bereits beim Stand von 2:0, 3:1 oder 3:2 (nach einem Tiebreak) beendet. Das haben wir während unseres Tests zwar nicht als negativ empfunden, weil sich die Matches auf diese Weise schneller zuspitzen, es ist jedoch fragwürdig, dass die Entwickler nicht optional die klassischen Tennis-Regeln anbieten. Einen Punktabzug gibt es dafür jedoch nicht.

Das virtuelle Tennis ist in der Krise: Seit Jahren vermissen wir Kracher wie Top Spin oder Segas Virtua-Reihe, die uns um die Jahrtausendwende so blendend unterhalten haben. Selbst Nintendo patzte im Jahr 2015 mit Ultra Smash, das sich zwar ordentlich spielte, aber nur eine spärliche Auswahl an Modi hatte. Bei Mario Tennis Aces begehen die Japaner diesen Fehler nicht - und zeigen das von Beginn an. Denn als wir den Switch-Titel starten, sehen wir gleich eine Story-Sequenz, in der Wario und Waluigi ein Turnier aufmischen. Genauer gesagt entfesselt das Duo die Macht des diabolischen Schlägers Luzius, der Luigi mit seinem magischen Griffband umwickelt und in ein Tennis-Monster verwandelt.

Eine herrlich abgedrehte Geschichte also, die sogar ohne Prinzessinnen-Entführung auskommt. Mario muss nun seinen Bruder aus Luzius' Umklammerung befreien und Wario und Waluigi das Handwerk legen. Dabei reist der sportliche Klempner durch fünf Spielwelten, trainiert seine Fähigkeiten in Minispielen, bestreitet haarsträubende Matches und nimmt es sogar mit waschechten Bossgegnern auf. Ganz nebenbei lernen wir dabei auf spielerische Art alle Tennis-Mechaniken des Switch-Titels kennen - und das ist sehr hilfreich, weil das Geschehen auf dem Court für ein Nintendo-Sportspiel überraschend komplex ausfällt.

Bei Ziel- und Superschlägen wechselt das Spiel die Perspektive, wir zielen per Fadenkreuz. Dafür hat man jedoch nur kurz Zeit, weil währenddessen die Energie schwindet. Bei Ziel- und Superschlägen wechselt das Spiel die Perspektive, wir zielen per Fadenkreuz. Dafür hat man jedoch nur kurz Zeit, weil währenddessen die Energie schwindet.

Wunderwaffe Zielschlag

Das Spielgeschehen basiert natürlich auf Standard-Konsolen-Tennis, wie man es seit Jahrzehnten kennt: Wir bringen den Spieler mit dem linken Stick in Position und entscheiden uns für einen Standardschlag, Top Spin oder Slice. Haben wir den Gegner mit druckvollem Spiel hinter die Grundlinie getrieben überraschen wir ihn per Stop, wartet er am Netz setzen wir zum listigen Lob an. Steuerung und Ballphysik sind dabei sehr gut gelungen, auch ohne Power-Spezial-Schläge kommen spannende und abwechslungsreiche Ballwechsel zustande.

Realmodus
In Anlehnung an WiiSports hat auch Mario Tennis Aces einen Modus, in dem wir den Joy-Con wie einen Schläger schwingen. Die Steuerung funktioniert dabei durchaus intuitiv und präzise. Da aber das Energie-Feature gestrichen wird und das Spiel uns auch noch die Laufarbeit abnimmt, weil sich die Figuren automatisch bewegen, wirkt das Ganze wie ein lauer Aufguss aus Wii-Zeiten – als hätte man unbedingt noch eine Bewegungssteuerung einbauen müssen. Wir ziehen die Steuerung per Controller auf jeden Fall vor.

Trifft man beim Aufschlag den Ball am höchsten Punkt gibt es dafür Extrapower. Das Zeitfenster dafür ist jedoch sehr kurz, gutes Timing ist wichtig. Trifft man beim Aufschlag den Ball am höchsten Punkt gibt es dafür Extrapower. Das Zeitfenster dafür ist jedoch sehr kurz, gutes Timing ist wichtig.

Zumal sich die 16 Charaktere spürbar unterschiedlich spielen. Es gibt Allrounder wie Mario, kräftige aber langsame Kolosse Marke Bowser oder Flitzer wie Toad, die dank schneller Beine viele Bälle erreichen. Doch ein Mario Tennis ohne Over-the-Top-Aktionen ist undenkbar - und diesmal ist das Repertoire besonders groß. Da wäre zunächst der Trickschlag, mit dem die Spieler weit entfernte Bälle wie von Zauberhand erreichen. Noch wichtiger ist aber der Faktor "Energie" und was sich damit anstellen lässt. Zunächst muss durch gut getimte Schläge die nötige Power aufgebaut werden, am linken oberen Bildrand füllt sich eine runde Anzeige.

Die Energie nutzen wir dann zum Beispiel für Zielschläge: Spielt ein Gegner einen schwachen Ball, leuchtet auf dem Boden ein Stern auf. Dort ist ein Zielschlag möglich, bei dem das Geschehen stoppt und wir per Fadenkreuz den Schlag platzieren. Klingt übermächtig, kann aber ebenfalls mit Energie gekontert werden. Haut uns nämlich der Gegner so einen Ball um die Ohren, schalten wir mit der R-Taste in einen Zeitlupen-Modus und erreichen die Filzkugel doch noch. Dieses Feature pendelt irgendwo zwischen "clever" und "Design-Krücke", letztlich ist es aber ein befriedigendes Gefühl, erfolgreiche Blocks zu setzen.

Bei schwach gespielten Bällen zeigt ein Stern am Boden an, dass man mit einem Zielschlag antworten kann – aber nur, wenn vorher genug Energie gesammelt wurde. Bei schwach gespielten Bällen zeigt ein Stern am Boden an, dass man mit einem Zielschlag antworten kann – aber nur, wenn vorher genug Energie gesammelt wurde.

Bis der Schläger bricht

Schwieriger sind Rettungsaktionen gegen die XL-Super-Schläge, die man bei voller Energie-Anzeige entfesseln kann. Verpatzt man den Block solcher Power-Attacken, kann sogar ein Schläger zu Bruch gehen, von denen pro Match nur eine bestimmte Anzahl zur Verfügung stehen. Ist die Racket-Tasche leer, ist das Spiel verloren, egal wie der Spielstand gerade lautet. Ein gewöhnungsbedürftiges Feature, das zwar eine zusätzliche taktische Komponente sein kann, das die Entwickler aber auch gerne hätten streichen dürfen. Das Spielgeschehen wird durch all die Power-Aktionen relativ komplex - und das nicht immer im positiven Sinne.

Wir haben beim Test beobachtet, wie sich unsere Spielweise mit jeder Stunde mehr in Richtung Energie verlagert hat. Irgendwann dachten wir fast nur noch darüber nach, wann wir dem Gegner den nächsten Zielschlag um die Ohren hauen können, statt variantenreiches Tennis zu spielen. Mit Übung und Geschick bekommt man das durchaus kombiniert, wirklich intuitiv ist jedoch anders. Und der Energie-Bereich lässt sich zwar in bestimmten Modi deaktivieren (zum Beispiel bei Multiplayer-Duellen), aber regelmäßig eine Light-Variante des Spiels zu zocken ist auch nicht das Wahre.

Die Bosskämpfe des Story-Modus sind großartig, eine tolle Mischung aus Tennis- und Jump&Run-Elementen. Sowas darf Nintendo in Zukunft gerne häufiger einbauen. Die Bosskämpfe des Story-Modus sind großartig, eine tolle Mischung aus Tennis- und Jump&Run-Elementen. Sowas darf Nintendo in Zukunft gerne häufiger einbauen.

Tolle Bosskämpfe

Solo-Spieler zocken in Mario Tennis Aces erstmal den Story-Modus. Der unterhält für rund sechs Stunden mit abwechslungsreichen Aufgaben. So schlagen wir zum Beispiel bei Zielübungen Schneebälle zurück, die uns Shy Guys um die Ohren werfen, oder treten zu besonderen Matches an. Den Kraftprotz Bumm Bumm müssen wir beispielsweise bezwingen, während wandelnde Bomben auf unserer Hälfte des Courts umher trippeln - knifflig! Haarsträubend allerdings ist das Duell mit Kamek auf einem Schiff. Dort ist der Platz mitten um einen Mast gebaut - und das Schlitzohr spielt den Ball immer wieder ans Holz und damit gegen unsere Laufrichtung. Kopieren können wir die Taktik kaum, da es unsere Aufgabe ist, lange Ballwechsel zu spielen. Bis schließlich die richtige Methode ausgetüftelt ist kann es so manchen Wutanfall geben.

Durchweg fair und schlichtweg Spitze sind jedoch die Bosskämpfe. Um Bösewichte wie einen Kraken oder Bowsers Riesenstatue zu bezwingen durchschauen wir Angriffsmuster, setzen das gesamte Schlagrepertoire ein und meistern sogar Jump&Run-Einlagen - Marios Trickschlag ist nämlich zufällig ein Salto, mit dem man in den Bosskämpfen über Tentakel oder Flammen hinweg springen kann. Allerdings hält der zweite Solo-Modus da keineswegs mit, dort spielen wir dröge Turniere gegen Computer-Gegner, einen (nahe liegenden) World-Tour-Modus wie in Virtua Tennis gibt es nicht. Dafür punktet natürlich der Mehrspieler-Part. Bei zwei Spielern an einer Konsole entstehen schon hitzige Gefechte, die Krönung ist dann ein Doppel. Unverständlich ist allerdings, dass Nintendo generell keine Matches über drei Gewinnsätze anbietet und auch die einzelnen Sätze auf maximal drei gewonnene Spiele verkürzt sind. Bei den Online-Modi sieht es derzeit noch karg aus, bisher sind nur einzelne Matches möglich, Nintendo hat für die Zukunft jedoch Turniere und Events angekündigt.

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