One Piece: World Seeker - Ich will mehr Anime-RPGs & keine Fighting Games mehr

Wenn es Anime-Vorlagen plötzlich Videospiele werden, dann wird fast immer ein Fighting Game draus. Das mag zwar oft auch Sinn ergeben, viele Fans werden dadurch aber vergrault.

One Piece: World Seeker lädt zum Erkunden und Plaudern ein - perfekt für Fans, die es etwas ruhiger mögen. One Piece: World Seeker lädt zum Erkunden und Plaudern ein - perfekt für Fans, die es etwas ruhiger mögen.

Ob One Piece: World Seeker, die aktuellste Bandai Namco-Produktion zur langlebigen Manga- und Anime-Reihe rund um den Strohhut-Piraten Monkey D. Ruffy, nun gut wird oder nicht, vermag noch niemand zu sagen. Doch die Neugier auf das Spiel ist definitiv größer als bei den bisherigen Umsetzungen der Serie. Und das hat auch einen guten Grund - One Piece: World Seeker ist kein Fighting Game.

Das Beat 'em up-Rezept

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, dass erfolgreiche Anime zu Beat 'em ups und Fighting Games verarbeitet werden müssen. Egal ob Dragon Ball, One Piece oder Naruto: Die überwältigende Mehrheit der Videospielumsetzungen setzt auf direkte Zweikämpfe in abgeschlossenen Arenen. Und das ist per se auch keine schlechte Idee, was würden wir schließlich ohne Dragon Ball FighterZ tun?

One Piece: World Seeker - Erster Gameplay-Trailer zeigt offene Spielwelt des Piraten-Abenteuers Video starten 1:43 One Piece: World Seeker - Erster Gameplay-Trailer zeigt offene Spielwelt des Piraten-Abenteuers

Oftmals wirkt diese Genre-Monotonie aber eher alternativlos und nicht wie eine bewusste Entscheidung für ein Konzept, das in diesem speziellen Fall eben am sinnvollsten ist. Ich finde das schade, denn abgesehen davon, dass Fighting Games nicht gerade zu den zugänglichsten Videospielgenres zählen, lassen sie auch einen wichtigen Teil der Vorlage meisten außer Acht: Die Geschichte und die Dynamik der Figuren.

Fans wollen auch die Story

Klar, es gibt auch gelungene Story-Modi und Dialogfetzen vor jedem Match, wie Dragon Ball FighterZ zeigt. Doch als Gelegenheitskonsument von Anime bin ich bei den dazugehörigen Videospielen oft aufgeschmissen. Von den Kämpfern kenne ich, wenn ich Glück habe, gerade einmal die Hälfte und von den individuellen Stärken und Schwächen der Charaktere fehlt bei mir das nötige Vorwissen.

Der Look von Dragon Ball FighterZ fängt den Charme der Vorlage ein, aber in Dragon Ball wird eben nicht ausschließlich gekämpft. Der Look von Dragon Ball FighterZ fängt den Charme der Vorlage ein, aber in Dragon Ball wird eben nicht ausschließlich gekämpft.

Das mag für den Fan-Kern kein Problem sein, doch ein Großteil des interessierten Publikums bleibt auf der Strecke. Deswegen freue ich mich auch auf One Piece: World Seeker, obwohl ich die letzen 15 Jahre der Strohhut-Abenteuer verpasst habe. Eine Open World kann ich nämlich trotzdem erkunden und den Zugang zu den Story-Inhalten in meinem eigenen Tempo erschließen.

Hannes Rossow
@Treibhausaffekt

Ich mag Anime, aber bin auch bei vielen Serien, die ich in mein Herz geschlossen habe, schon längst nicht mehr auf dem Laufenden. Trotzdem möchte ich hin und wieder in diese Welten eintauchen, gern auch in Form von Videospielen.

Hier eignen sich Action-Adventures und Rollenspiele am besten, da sie darauf bedacht sind, ihre Geschichten verständlich aufzubereiten. Fighting Games hingegen schrecken mit dem Vorwissen, das ich dafür benötige, meist ab und bieten darüber hinaus nur wenig von den Dingen, die ich am Original am meisten zu schätzen weiß.

Es liegt eben nahe..

Ich kann es ja verstehen, dass sich für viele Animes actionreiche und kampflastige Umsetzungen anbieten. Immerhin geht es bei Dragon Ball nach all den Jahren noch immer um die ganz banale Frage, wer hier eigentlich der Stärkste ist. Oft ist der Figuren-Cast aus Manga- und Anime-Vorlagen gespickt mit Einzelkämpfern, die über besondere Fähigkeiten verfügen und miteinander im Wettstreit stehen.

Doch nicht nur die Vorlage selbst macht Fighting Games für Entwickler attraktiv, denn da bei vielen Lizenz-Deals gefordert wird, pro Jahr auch ein Spiel auf den Markt zu bringen, wendet man sich eben dem Genre zu, das vermeintlich am wenigsten Aufwand erfordert. Das Design von Figuren, Attacken und Umgebungen ist vorgegeben und dann braucht es eben nur ein Dutzend Kämpfer sowie eine handvoll Stages um einen Vollpreistitel in der Hand zu haben.

One Piece: World Seeker setzt eher auf die Welt der Vorlage und nicht nur die Action. One Piece: World Seeker setzt eher auf die Welt der Vorlage und nicht nur die Action.

Ein Risiko, das sich lohnen kann

Spiele wie One Piece: World Seeker sind durch die weitläufigen Areale und verschiedenen Mechaniken aus dem Gameplay-Loop deutlich aufwändiger. Und damit auch ein großes Risiko für Studios, bei denen das Budget nicht so locker sitzt. Aber für viele Spieler, die One Piece noch immer verbunden sind, aber den Anschluss verloren haben, senken zugängliche, nicht-kompetitive Genres wie RPGs oder Action-Adventures die Einstiegshürden.

In meiner Preview zu Ruffys neuem Abenteuer hatte ich geschrieben, dass die größte Leistung von World Seeker darin besteht, mir wieder Lust auf den One Piece-Anime gemacht zu haben. Das wäre mir mit einem Fighting Games nicht passiert. Und deshalb wünsche ich mir auch, dass Bandai Namco hier einen Achtungserfolg erzielen kann. Denn dann stehen Tür und Tor offen für ähnliche Konzepten bei anderen Anime-Umsetzungen.

So viele Möglichkeiten

Wie wäre es denn mal mit einem Open World-RPG im Dragon Ball-Universum? Von mir aus auch gern die Origin-Story von Goku, der sich als kleiner Junge widerwillig auf die Suche nach den Dragon Balls begibt, Freundschaften schließt und nur langsam stärker wird und neue Fähigkeiten erlangt. Die letzten Dragon Ball-RPGs habe ich auf dem Game Boy Advance gesehen.

Naruto to Boruto: Shinobi Striker mag ein unterhaltsames Spiel sein, schreckt viele Interessen aber auch ab. Naruto to Boruto: Shinobi Striker mag ein unterhaltsames Spiel sein, schreckt viele Interessen aber auch ab.

Dasselbe gilt für Naruto, wo ich mir eher einen angenehmen Einstieg in die komplexen Dynamiken und Strukturen der Ninja-Communities wünschen würde, als Konkurrenzkampf à la Naruto to Boruto: Shinobi Striker. Offenbar steht uns auch ein neues JoJo's Bizarre Adventure-Spiel ins Hause und aktuell gehe ich hier auch blind davon aus, dass ein klassisches Fighting Game in Arbeit ist.

Vielen Videospielumsetzung von Animes wäre es zu wünschen, dass sie den Sprung heraus aus der Nische schaffen. Und das geht vielleicht am besten, wenn auch Abwechslung ein Zugänglichkeit mit auf der Agenda stehen, wenn es um die neue Lizenzproduktion geht.

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