Cheater sind ein großes Problem und sie werden uns noch lange begleiten

Hundertprozentig sichere Anti-Cheat-Maßnahmen sind zwar heiß ersehnt, aber leider nur Wunschdenken. Eine Bestandsaufnahme zeigt, dass der Kampf nicht zu gewinnen ist.

Es wird so viel geschummelt wie selten zuvor - und das trotz immer ausgefeilterer Gegenmaßnahmen. Es wird so viel geschummelt wie selten zuvor - und das trotz immer ausgefeilterer Gegenmaßnahmen.

Ob nun Call of Duty: Warzone, Apex Legends oder Fortnite - schauen wir in die Communities der populärsten Online-Shooter, ist kaum ein Vorwurf an die Entwickler*innen so präsent wie mangelnde Ambition gegen Cheater vorzugehen. So einfach, wie sich die ein oder andere Person die Situation vorstellt, ist die Realität allerdings nicht.

Crossplay lässt uns auch an der Konsole auf Cheater treffen

Cheater treiben sich vornehmlich auf dem PC herum. Die Sicherheitsbarrieren aktueller Konsolen lassen sich nur unter großem technischem Aufwand knacken, weitgehend ist dies gänzlich unmöglich. Und selbst wenn es gelänge: Setzt die abgespielte Software eine aktuelle Firmware voraus, ist die Ausführung von fremdem Code ausgeschlossen. Dennoch stoßen wir auf viele Cheater, da die allermeisten Multiplayer-Spiele kostenlos zur Verfügung stehen und Crossplay zum Standard heranwächst.

Neben Aim-Bots sind vor allem sogenannte Trigger-Bots regulär anzutreffen. Diese sorgen dafür, dass automatisch der Abzug betätigt wird, sobald euer Fadenkreuz das Charaktermodell eines Gegners streift. Um diesen Effekt zu steigern, wird auf sogenannte Extrasensory Perception (ESP) zurückgegriffen.

ESP-Cheats treten in verschiedenen Formen auf. Zumeist handelt es sich um auffällige Boxen oder Vierecke, mal wird aber auch nur der Name angezeigt oder die Charaktermodelle im Spiel "glühen" hell. Ausgefeilte ESP-Cheats signalisieren sogar anhand der Farbe, ob sich der Feind im Sichtfeld befindet, damit der Cheater nicht auffällig durch Wände auf seine Opfer zielt. ESP-Cheats treten in verschiedenen Formen auf. Zumeist handelt es sich um auffällige Boxen oder Vierecke, mal wird aber auch nur der Name angezeigt oder die Charaktermodelle im Spiel "glühen" hell. Ausgefeilte ESP-Cheats signalisieren sogar anhand der Farbe, ob sich der Feind im Sichtfeld befindet, damit der Cheater nicht auffällig durch Wände auf seine Opfer zielt.

Crossplay lässt sich nur noch in den seltensten Fällen deaktivieren oder eingrenzen. In allen Call of Duty-Ablegern seit dem Reboot von Modern Warfare lässt sich Crossplay bspw. nur auf den PlayStation-Konsolen abschalten.

Battle Royale-Spiele legen die Mindestspieleranzahl für eine Lobby sehr hoch, weshalb Crossplay zu einem wichtigen Faktor wird, um Wartezeiten kurz zu halten. Anderen Multiplayer-Titeln hilft die Funktion dabei, deutlich länger spielbar zu bleiben. Ignorieren können sowohl Entwickler*innen als auch Spieler*innen Crossplay daher längst nicht mehr, ein Aufeinandertreffen mit PC-Communities lässt sich kaum mehr vermeiden.

Cheat-Methoden auf Konsolen

Controller-Emulatoren wie die XIM- oder Cronus-Zen-Produkte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Der Grundgedanke der Geräte liegt eigentlich darin, nicht unterstützte Peripherie zu vielen Plattformen kompatibel zu machen. Ein Xbox-Controller lässt sich somit etwa an einer PS4 nutzen.

Die Hersteller ermöglichen darüber hinaus aber das Abspielen von Skripten, die eine Vielzahl von Cheats ermöglichen, von der kompletten Negierung des Waffenrückstoßes bis hin zu Aimbots. Da dafür elektrische Frequenzveränderungen und Signale eines herkömmlichen Gamepads emuliert werden, sind solche Cheats nur schwer zu entdecken.

Makros auf jeder Plattform ein Thema: Viele dieser Skripte lassen sich grob unter dem Begriff "Makro" zusammenfassen. Diese beschreiben eine Eingabefolge, die abläuft, sobald ein bestimmter Auslöser dafür aktiviert wurde. Dabei kann es sich um die Betätigung einer einzelnen Taste oder die Erkennung der spielinternen Aim-Assist-Funktion handeln. Viele Gaming-Mäuse und Tastaturen bringen eine Umgebung für solche Skripte bereits mit, Cheater machen sich diese dementsprechend zu Nutze.

Links mit, rechts ohne Skript. Der Rückstoß ist nur noch minimal, viel Aufwand muss nicht betrieben werden. Links mit, rechts ohne Skript. Der Rückstoß ist nur noch minimal, viel Aufwand muss nicht betrieben werden.

Zudem greifen bzw. griffen einige Cheater auf gezielte Netzwerkmanipulationen zurück:

  • Ein Lag-Switch täuscht eine kurzzeitige Verbindungsverzögerung beim Cheater vor. Dieser kann sich innerhalb dieses Zeitraums frei bewegen und ist weitgehend "unsterblich". Die Technik ist aber aus der Mode gekommen, da sie auf dedizierten Servern, wie sie in den allermeisten aktuellen Spielen verwendet werden, nahezu ausschließlich Nachteile bringt. Zudem erkennen moderne Konsolen Spannungsveränderungen am Internetanschluss, was den technischen Aufwand stark erhöht.
  • Ebenfalls ist es dank dedizierter Server bedeutend schwieriger geworden, eure IP-Adresse herauszufiltern. Über diese seid ihr in der Theorie für eine Denial-of-Service-Attacke, also eine gezielte Überlastung eurer Internetverbindung, anfällig. Der Cheater macht sich dabei aber im Sinne der "Computersabotage" strafbar, außerdem wird nur noch in sehr wenigen Ausnahmen eine direkte Verbindung zum virtuellen Gegenüber aufgebaut. Darunter zählen etwa GTA Online oder die Party-Chat-Funktionen von Xbox Live und PSN. Letztere nutzen Angreifer auch, um euch eindeutig einer IP-Adresse zuordnen zu können. Haltet ihr euch von plötzlichen Party-Einladungen aus dem Gegnerteam fern, ist es nahezu unmöglich, dass eure Internetverbindung gekappt wird.

Beide Formen machen jedoch einen verschwindend geringen Anteil aus und werden gänzlich verschwinden, da allumfassend auf Cloud-Dienste umgestellt wird.

Ein endloses Tauziehen

Die allermeisten Spiele verwenden spezialisierte Anti-Cheat-Software, die auf die gängigsten Hacks angepasst wird. Lösungen wie "Easy Anti-Cheat" oder "BattlEye" scannen die auf einem PC ausgeführten Programme und identifizieren Cheat-Software anhand eindeutiger Merkmale. Cheat-Entwickler*innen versuchen diese Erkennungsroutinen zu umgehen, woraufhin die Anti-Cheat-Hersteller wiederum reagieren müssen. Ein ewiger Kreislauf, der sich bisher nicht durchbrechen lässt.

Furcht vor Eindringen in die Privatsphäre: Für Aufsehen sorgte die in Valorant implementierte Anti-Cheat-Lösung "Vanguard". Diese wird schon beim Start des Systems aktiv und wertet sämtliche ausgeführten Prozesse aus. Wird Vanguard während der laufenden PC-Sitzung abgeschaltet, muss das System erst neugestartet werden, um eine Runde Valorant spielen zu können. Riot Games beteuert, dass keine persönlichen Daten abgeschöpft werden, eine Garantie, dass die Aussage stimmt, gibt es aber nicht.

Wird während der laufenden Partie ein Cheater identifiziert, schließt Valorant rigoros die Begegnung. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, in den meisten anderen Spielen wird nach dem Kick des Cheaters weitergezockt. Wird während der laufenden Partie ein Cheater identifiziert, schließt Valorant rigoros die Begegnung. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, in den meisten anderen Spielen wird nach dem Kick des Cheaters weitergezockt.

Maschinelles Lernen ist die Zukunft an beiden Fronten

Vor wenigen Monaten machte die Software "User Vision Pro" Schlagzeilen. Darin werkelt eine KI, die anhand visueller Indizien Gegner erkennt und über einen Controller-Emulator darauf reagiert - also ein Aimbot auf Umwegen.

Controller-Emulation die Zweite - Damit die Ausgabe der KI auch von Konsolen angenommen werden kann, benötigt es eine umfangreiche Skript-Funktionalität, die nur wenige Geräte bieten. Controller-Emulation die Zweite - Damit die Ausgabe der KI auch von Konsolen angenommen werden kann, benötigt es eine umfangreiche Skript-Funktionalität, die nur wenige Geräte bieten.

Da die eingespeiste Bildinformation von einem Aufnahmegerät wie einer Elgato- oder Avermedia-Capture-Card stammt, sind so auch Cheats an Konsolen möglich. Nachdem Activision den Ersteller mit rechtlichen Schritten drohte, wurde das Projekt jedoch eingestampft. Nachahmer könnten sich aber an der Funktionsweise orientieren.

Künstliche Neuronale Netzwerke (also selbstlernfähige Algorithmen) lassen sich in vielen Szenarien anwenden und würden auch das genaue Gegenteil bewirken - eine zuverlässige Erkennung von verdächtigen Eingaben. Diesen Ansatz verfolgte Valve mit der Implementierung von "VACnet" in Counter-Strike: Global Offensive.

Wie groß der Erfolg gegenüber üblicher Anti-Cheat-Software ist, lässt sich aber nur schwer messen. Valve veröffentlichte keine Details zur genauen Methodik, um Cheat-Entwickler*innen keine offensichtliche Steilvorlage zu liefern, eine exakte Statistik fehlt. Die Erfahrungen der Community sprechen für eine geringe Wirksamkeit, Fans beschweren sich noch immer massiv über Cheater.

Es muss sich in diesem Feld also noch einiges tun, aber der nächste Vorstoß steht vielleicht schon in den Startlöchern. Microsoft sicherte sich bereits vor Jahren ein Patent, das die Analyse des Spielerfortschritts beschreibt. Gewinnt eine KI den Eindruck, dass jemand zu schnell in Multiplayer-Spielen vorankommt, meldet es diesen zur näheren Überprüfung.

Sind "klassische" Methoden doch am effektivsten?

Die ursprüngliche Form des sogenannten "Prime Matchmaking" wird von vielen CS:GO-Fans hingegen hervorgehoben. Um den Prime-Status, der eine exklusive Spielersuche freischaltete, zu erlangen, musste eine Telefonnummer über eine Smartphone-App im Steam-Account hinterlegt werden. Vor allem die zusätzliche Hürde durch die App erschwerte die Erstellung neuer Accounts, denn Mobilfunknummern für eine simple SMS-Verifikation, wie sie in Warzone genutzt wird, lassen sich auch für ein paar Dollar kaufen. Große Teile der Community monierten jedoch die daraus entstandene "Zwei-Klassen-Gesellschaft".

Auf Wunsch der Spieler verschwand die Notwendigkeit einer verlinkten Mobilfunknummer, stattdessen lässt sich der Prime-Status nun auch kaufen. Auf Wunsch der Spieler verschwand die Notwendigkeit einer verlinkten Mobilfunknummer, stattdessen lässt sich der Prime-Status nun auch kaufen.

Juristische Schritte als Alternative: Activision-Blizzard konnte durch die Wahrnehmung juristischer Schritte bereits einige auf Overwatch und Call of Duty fixierte Cheat-Entwickler*innen von der Verbreitung ihrer Angebote abhalten. Die allermeisten Anbieter zeigen sich davon aber unbeeindruckt, Aktivitäten werden gekonnt verschleiert, gezahlt wird zumeist über anonyme Krypto-Konten.

Das Geschäft wird jedenfalls nicht so schnell abreißen - Cheats mit hohem Funktionsumfang und geringer Erkennungsrate werden zumeist im Abo angeboten. Bei einem Preis von ungefähr 30 Euro im Monat sind diese nicht gerade günstig, kompetitiver Druck sorgt jedoch für einen nicht abreißenden Kundenstrom.

Günstig ist cheaten nicht gerade - zumindest, wenn man bei größeren Anbietern einkauft. Diese werben mit dem Versprechen, dass ihr nicht erwischt werdet. Günstig ist cheaten nicht gerade - zumindest, wenn man bei größeren Anbietern einkauft. Diese werben mit dem Versprechen, dass ihr nicht erwischt werdet.

Sich zu schützen ist nahezu unmöglich

Uns Konsolenspieler*innen sind mehr oder weniger die Hände gebunden, wollen wir Cheatern vollständig aus dem Weg gehen. In Spielen wie Splitgate oder Fortnite, die euch erlauben Crossplay auszuschalten, solltet ihr dies auch definitiv tun. Ebenso kann es sich lohnen, einen höheren Anschaffungspreis in ein Spiel zu investieren. Je niedriger der finanzielle Aufwand, desto mehr Cheater werden auch von dem entsprechenden Titel angezogen.

Ansonsten können wir nur darauf hoffen, dass sich irgendwann eine effektive Anti-Cheat-Methode etablieren kann, die einfach in der Handhabung ist, keine Spaltung der Community vorantreibt und auch Controller-Emulatoren erkennt. Ihr merkt schon, eine gewaltige Aufgabe, aufgrund derer sich in nächster Zeit wenig am Status quo ändern wird.

Sind Cheater in Multiplayer-Spielen für euch ein großes Problem? Gefällt euch einer der Lösungsansatz am besten?

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