Return to Monkey Island im Test - Die schönste Rückkehr des Jahres

"Point&Click-Fortsetzungen kommen nie zu spät, ebensowenig zu früh. Sie erscheinen genau dann, wenn sie es beabsichtigen." – LeChuck, der Graue.

Return to Monkey Island im GamePro-Test. Return to Monkey Island im GamePro-Test.

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Update vom 15. November: Im Zuge der Veröffentlichung für PS5 und Xbox Series X/S, wurde Return to Monkey Island um eine deutsche Sprachausgabe ergänzt. Zu unserer großen Freude und für die Extraportion Nostalgie, sind auch viele Originalsprecher*innen wortwörtlich mit an Bord. Darunter Norman Matt als Guybrush und Elaine-Sprecherin Frauke Poolman, die der bereits hervorragenden englischen Vertonung in nichts nachstehen.

Aufgrund zahlreicher Dialoge und einem hohen Textanteil, haben wir uns zudem für eine Aufwertung um einen Punkt entschieden.

Videospielen gehört meist ein besonderer Platz im Herzen, nachdem wir sie mit einem Lächeln im Gesicht durchgespielt haben oder uns Jahre später mit wohligen Gefühlen an sie zurückerinnern. Doch Return to Monkey Island war für uns als jahrzehntelange Fans der Point&Click-Reihe bereits vor dem ersten Anspielen ein besonderes Spiel, da es eine 31 Jahre alte Lücke schließt. Eine, bei der wir nach dem Ausscheiden von Ron Gilbert und Co. aus dem Projekt niemals gedacht hätten, dass sie jemals geschlossen wird. Nach dem wirren Ende von Monkey Island 2: LeChucks’s Revenge wollten wir immer wissen, was all das bedeutet und wie eine “waschechte” Fortsetzung ausgesehen hätte.   

Nachdem wir gut zehn Stunden mit Guybrush, Elaine und Zombiepirat LeChuck auf der Nintendo Switch durch die Karibik gesegelt sind, kennen wir die Antwort und können euch mit einem dicken Kloß im Hals sagen, dass wir hellauf begeistert sind. Schöner hätten wir uns eine Rückkehr nämlich nicht vorstellen können. 

Sollte ich die beiden Vorgänger gespielt haben? Das würden wir euch dringend empfehlen, da Return to Monkey Island nicht nur erzählerische Lücken schließt. Das Spiel ist als Liebesbrief an Guybrush-Fans zu verstehen, die durch Nostalgie und Anspielungen an die Vorgänger einen deutlichen Mehrwert erhalten. Was grob in den Abenteuern zuvor geschehen ist, erfahrt ihr übrigens über ein Sammelalbum, das von Guybrush kommentiert wird.

Dank zweier Special Editions (2009), in denen ihr die Wahl aus zwei Grafik-Modi (Pixel, modern) habt, könnt ihr die legendären Point&Clicks auch heute noch wunderbar spielen – allerdings leider nicht auf der Switch.    

Eine wundervolle Rückkehr  

Lasst uns zunächst ein paar spoilerfreie Worte über die Geschichte verlieren und wie geschickt sich Return to Monkey Island vor Teil 3 einordnet, ohne das fantastische Spiel zu ignorieren.

Entwickler Terrible Toybox (Thimbleweed Park) rund um Ron Gilbert und Dave Grossman machen genau dort weiter, wo sie aufgehört haben und schicken uns in der Rolle von Klein-Guybrush und Klein-LeChuck in den berühmten Freizeitpark Big Whoop, der uns am Ende von Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge so viele Fragezeichen auf die Stirn gesetzt hat. Wie sich das Mysterium auflöst, wollen wir euch nicht verraten, nur so viel: Wir hatten ein breites Grinsen im Gesicht und die Worte “ihr Schlingel” lagen uns auf den Lippen. 

Ähm ..., das haben wir uns am Ende von Monkey Island 2 auch gedacht.. "Ähm ...", das haben wir uns am Ende von Monkey Island 2 auch gedacht..

So gelingt nicht nur die Fortführung der Geschichte hervorragend, auch die erneut im Mittelpunkt stehende Suche Guybrushs nach dem sagenumwobenen Geheimnis von Monkey Island wird clever aufgelöst. Das Ende ist dabei so gestaltet, dass es uns nicht nur zum Nachdenken angeregt hat, es hat uns regelrecht eine Freudenträne über die Wange laufen lassen.

Gilbert und Co. haben aus unserer Sicht eine perfekte Brücke zu den Vorgängern geschlagen, sie respektiert und die gesamte Reihe mit einem wunderbaren Gerüst untermauert – das sogar mit weiteren Abenteuern fortgesetzt werden könnte, schenken wir einem Hinweis im Spiel glauben.  

Technik und Präsentation: Das Spiel ist auf der Switch der Inbegriff eines rundum fertigen Spiels, das wir frei von Bugs spielen konnten und das sich wahlweise mit Touch-Unterstützung im Handheld-Modus hervorragend steuert.

Optisch mussten wir uns zwar erst an den neuen Look gewöhnen, hatten dann aber viel Spaß mit dem mehr abstrakten Stil. Was den Soundtrack anbelangt, können wir ebenfalls dank der Rückkehr der Original-Komponisten McConnell, Land und Bajakian nur schwärmen. Monkey Island hat auch im Jahr 2022 mit seinen karibischen Klängen einen der besten Scores im Gaming. 

Herrliche Nostalgie mit frischem Anstrich     

Return to Monkey Island ist dabei klar als Liebesbrief an die treuen Fans der Reihe zu verstehen, die speziell zu Spielbeginn von nostalgischen Gefühlen und Erinnerungen nur so überschwemmt werden.

Warnung: der folgende Absatz enthält leichte Spoiler zu Orten und Personen der ersten Spielstunde

Nicht nur geht es zurück auf Melee- und Monkey Island samt einem Abstecher in die SCUMM Bar, die Gouverneurs-Villa oder zum überdimensionalen Affenkopf, auch treffen wir auf viele bekannte Gesichter der Reihe wie die mysteriöse Voodoo-Lady (deren Namen wir endlich erfahren), Kartenzeichner Wally, den wild mit den Armen gestikulierenden Hochstapler Stan und viele mehr. 

Auch die hervorragend geschriebenen, urkomischen und perfekt in englischer und deutscher Sprache synchronisierten Dialoge – mit dabei sind viele Originalsprecher wie Norman Matt als Guybrush und Frauke Poolman als Elaine – sind mit zahlreichen Anspielungen an die früheren Abenteuer gespickt.

Kein reines Nostalgie-Fest: Doch Return to Monkey Island feiert bei weitem nicht nur seine Historie, sondern liefert eine spaßige Geschichte mit vielen neuen Charakteren wie LeChucks “unheimlicher” Piratencrew, die wir sofort ins Herz geschlossen haben. Da wird nicht nur einmal die vierte Wand gebrochen, auch werden aktuelle Themen wie der Umgang mit der Wissenschaft während der Pandemie mit einem humorvollen Seitenhieb versehen. Gilbert hat es sich sogar nicht nehmen lassen, die teils unsachliche Kritik der Fans am neuen Grafikstil mit einer regelrechten Erziehungsschelle zu kommentieren.

Erneut erkunden wir mit Guybrush die karibischen Inseln rund um Monkey Island. Erneut erkunden wir mit Guybrush die karibischen Inseln rund um Monkey Island.

Auch die neuen karibischen Schauplätze sorgen für Abwechslung, wenngleich die Orte für unseren Geschmack noch ein klein wenig größer hätten ausfallen können. Generell ist RtMI mit zehn Spielstunden für aktuell 25 Euro ein kompaktes Abenteuer, das allerdings in seiner Länge absolut stimmig und nicht künstlich aufgebläht wirkt. 

Ein toller Rätsel-Flow   

Rein von den Rätseln bleibt sich Monkey Island treu und liefert klassische Point&Click-Kost: Items aufheben und ins Inventar befördern, die grauen Zellen anstrengen und sie bestimmten Person geben, untereinander kombinieren oder an bestimmten Orten platzieren.

Auch müssen wir ab und an die Umgebung genau inspizieren oder Personen aufmerksam zuhören, um Hinweise für die spaßigen Knobeleien zu finden. Die Rätsel sind dabei allesamt logisch aufgebaut, insofern man das einem so humorvollen und quatschigen Spiel attestieren kann, wodurch ein motivierender und schöner Rätsel-Flow entsteht. Einzig den Umgang mit nutzlosen Items hätte man besser lösen können, da so ab der Mitte des Spiels das Inventar doch ein wenig unübersichtlich wird. Das aber nur als kleiner Kritikpunkt am Rande. 

Inventar Im späteren Verlauf des Spiels kann das Inventar ein wenig unübersichtlich werden, da viele nutzlose Items weiter zur Auswahl stehen.

Karte Mit Druck auf die Minus-Taste gelangen wir sofort zurück auf die Map-Ansicht. was unnötige Laufwege erspart.

Quizbuch Im Spiel verstreut findet ihr Quizkarten, deren Fragen ihr in einem Quizbuch beantworten könnt.

Optionale Hilfen: Und steht ihr doch mal auf dem Schlauch, hilft der Blick ins jederzeit aufrufbare Hinweisbuch, das eine schöne Neuerung ist. Wie wir es bereits  aus den Special Editions der Vorgänger kennen, könnt ihr zu Spielbeginn zudem einen “Easy Mode” samt weniger kniffligen Rätseln wählen. Gut gefallen haben uns auch die Hotspot-Anzeige, die Aktionspunkte in der nahen Umgebung aufdeckt, und eine Teleport-Funktion, mit der wir jederzeit eine Location verlassen können, um auf die Kartenansicht zu gelangen. Das erspart viele Laufwege und wirkt zeitgemäß.  

Spaßiger Nebenkram: Wer neben der gut zehnstündigen Geschichte noch ein wenig weiterknobeln will, der schnappt sich die im Spiel verstreuten Quizkarten mit Fragen zur Monkey Island-Reihe und zum Spiel. Auch gibt es ein separates Achievement-System, das euch beispielsweise dafür auszeichnet, wenn ihr allen NPCs auf Melee Island sagt, dass ihr auf der Suche nach dem Schatz von Monkey Island seid. Eine nette Dreingabe, wie wir finden. 

Eine lange Reise geht zu Ende

Wenn wir ehrlich sind, hatten wir keine Zweifel, dass der alten Entwicklergarde ein gutes Point&Click-Adventure gelingt. Dass wir am Ende jedoch überglücklich auf den Bildschirm der Switch schauen, ist schlichtweg fantastisch. Gilbert und Co. machen einfach an der Stelle weiter, wo sie vor 31 Jahren aufgehört haben und liefern ein fast perfektes Puzzleteil, das dem humorvollen und so spaßigen Gesamtbild noch gefehlt hat. 

Seid ihr Monkey Island-Fans, ist dieses Spiel für euch. In einer so Point&Click-armen Zeit habt ihr ein Return to Monkey Island aber auch verdient. Achja, eine Sache noch: HINTER EUCH, EIN DREIKÖPFIGER AFFE!!!!

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