Tomented Souls rettet den klassischen Resi 2-Horror, den ich so sehr vermisst habe

Tormented Souls bietet klassischen, kompromisslosen Survivalhorror mit guten Ideen und trifft damit Gameplay-technisch bei unserer freien Autorin Samara voll ins Schwarze.

Caroline entdeckt in den Räumen einer alten Villa Hinweise auf schreckliche Experimente. Caroline entdeckt in den Räumen einer alten Villa Hinweise auf schreckliche Experimente.

Das Erste, was ich zufällig in einem Twitch-Chat über Tormented Souls aufgeschnappt habe, war: "Irgendein Indie-Entwickler bringt demnächst einen Old School Resi-Klon raus." Das weckte bei mir zunächst nur vorsichtiges Interesse. Einerseits bin ich ein Fan des guten alten Survivalhorrors, andererseits versuchen sich viele kleine Teams an der ursprünglichen Resident Evil- und Silent Hill-Formel, aber selten erfolgreich. Tormented Souls hat mich jedoch äußerst positiv überrascht.

Gameplay vor Geschichte

Nahezu alle Horrorspiele dieser Welt haben gemeinsam, dass sie uns eine prickelnde Gruselatmosphäre liefern möchten, immer irgendwo zwischen düster, mysteriös und morbide. Davon abgesehen ist das Genre sehr breitgefächert. Einige Titel wie beispielsweise Layers of Fear sind eher narrative Erlebnisse als spaßige Gameplayerfahrungen. Die Mechaniken bestehen hauptsächlich aus simpler Erkundung und wirken, als wären sie im Nachhinein auf die Story aufgesetzt worden.

Wie eine typische Horror-Heldin begibt sich Caroline alleine, bei Nacht und unbewaffnet in eine unheimliche Villa. Wie eine typische Horror-Heldin begibt sich Caroline alleine, bei Nacht und unbewaffnet in eine unheimliche Villa.

Bei Tormented Souls würde ich tippen, dass es genau andersherum war: Am Anfang stand bestimmt der Wunsch, zu den Mechaniken der glorreichen Survivalhorror-Ära zurückzukehren. Die Story wirkt, als wäre sie erst danach hinzugekommen. Die ist für mich austauschbar und dürfte auch für Horrorfans keine großen Überraschungen bergen. Die Basis: Eine junge Frau geht alleine und völlig unvorbereitet bei Nacht in eine gruselige Villa, um mehr über eine mysteriöse Postkarte herauszufinden.

Die simple Geschichte funktioniert jedoch als Rahmen für das, womit Tormented Souls glänzt: das Gameplay.

Samara Summer

Samara Summer
@Auch_im_Winter
Samaras Faszination für Horror-Games keimte bereits in den 90ern auf, als Monster aus faustgroßen Pixeln noch gruselig waren. Als sie einem Kumpel bei den frühen Resi- und Silent Hill-Teilen beistehen musste, war es endgültig um sie geschehen. Seither verfolgt die Zockerin die Entwicklung des Genres und begeistert sich für AAA-Titel, hat aber auch ein Herz für innovative und ungewöhnliche Indie-Spiele.

Viel Abwechslung

Das Spiel setzt konsequent auf bewährte Zutaten wie Erkundung, Rätsel und Kämpfe mit begrenzter Munition, bringt aber auch gute eigene Ideen mit. Die Rätsel punkten bei mir, weil sie zum Großteil Logik anstatt der bloßen Suche nach Schlüsseln erfordern. Zudem sind sie so abwechslungsreich aufgebaut, dass das Knobeln Spaß macht. Interessante Ergänzungen sind zudem eine mit der Realität korrespondierende Spiegelwelt und kleine Zeitreisen. Silent Hill-Fans dürften sich freuen.

Falls ihr euch gerne handwerklich betätigt, erinnert euch dieses Produkt, das zum Lösen eines Rätsels benötigt wird, bestimmt an etwas, oder? Falls ihr euch gerne handwerklich betätigt, erinnert euch dieses Produkt, das zum Lösen eines Rätsels benötigt wird, bestimmt an etwas, oder?

Die spannendste Komponente ist für mich jedoch die Verbindung einer Amnesia-mäßigen Dunkelheitsmechanik mit den Kämpfen: Unsere Heldin Caroline hält es nur wenige Momente in der Finsternis aus, bevor sie vor Angst stirbt. Ein Feuerzeug mit Endlos-Flamme schafft Abhilfe - Aber nur so lange, bis wir in einem dunklen Raum auf einen Gegner treffen.

Um diesen mit einer Waffe zu erledigen, braucht Caroline nämlich beide Hände. Bedeutet: Waffe und Licht gleichzeitig geht nicht. Wir müssen zunächst mit dem Feuerzeug durch den Raum rennen, dem Gegner ausweichen und Kerzen entzünden, bevor wir zur Waffe greifen können. Das sorgt für schönen Nervenkitzel.

Bevor Caroline sich dem Gegner im Kampf stellen kann, muss sie die Kerzen des Leuchters entzünden. Bevor Caroline sich dem Gegner im Kampf stellen kann, muss sie die Kerzen des Leuchters entzünden.

Generell können die von Menschenhand geschaffenen Mutanten mit Klauenhänden und Krankenhaus-Equipment einiges einstecken. Die festen Kameraperspektiven stellen eine zusätzliche Herausforderung dar. Aber gerade das macht es sehr befriedigend, Gegner zu erledigen und Strategien für verschiedene Typen zu entwickeln. Randnotiz: Die provisorische Eigenbau-Shotgun sieht ziemlich cool aus - und hat natürlich auch ordentlich Wumms.

Wenn ihr jetzt selbst nochmal einen Einblick ins Spiel bekommen wollt, findet ihr den Trailer hier:

Tormented Souls - Launch-Trailer der Resident Evil- und Silent Hill-Alternative Video starten 1:41 Tormented Souls - Launch-Trailer der Resident Evil- und Silent Hill-Alternative

Gerne mehr davon

Ich konnte den Controller jedenfalls kaum aus der Hand legen, bis nach guten acht Stunden die End-Credits liefen. Falls ihr Lust auf klassischen Survivalhorror habt, kann ich euch diesen Titel klar empfehlen. Allerdings nur dann, wenn ihr die typischen Mechaniken kompromisslos mögt - Autosaves, verschiedene Schwierigkeitsgrade oder euch beim Zielen bewegen? Denkt nicht mal dran! Auch in Sachen Barrierefreiheit ist hier nicht viel los.

Für mich steht aber dank Tormented Souls fest: Der gute alte Survivalhorror macht auch im Jahr 2021 noch richtig Spaß, wenn er mit guten Ideen daherkommt und nicht versucht, einfach nur ein Spiel zu kopieren. Bei einem neuen Spiel des Teams oder einem DLC wäre ich gleich dabei.

Habt ihr Tormented Souls schon gespielt oder steht es noch auf eurer Wunschliste? Oder bietet dieses Spiel nicht die Art von Horror, die euch anspricht?

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