Seite 7: Xbox One im Test - Microsofts NextGen-Konsole im Test

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Kinect 2.0

Wer eine Xbox One kauft, bekommt sie zwangsweise mit dazu: die Neuauflage der schon für die Xbox 360 erhältlichen Kinect-Kamera.

Ob diese Hardware-Komponente allein für die 100 Euro Mehrpreis der Xbox One gegenüber der PS4 verantwortlich ist, lässt sich nur schwer sagen - dazu müsste man die Kalkulation von Microsoft kennen. In den Augen vieler Spieler aber ist die Rechnung klar: Kinect =100 Euro.Geld, das man gerade zum Start einer neuen Konsole auch an anderer Stelle gut brauchen könnte (siehe Kasten unten).

Xbox One - Kinect 2.0 im Check: Sprach- und Gesten-Steuerung im Test Video starten 9:30 Xbox One - Kinect 2.0 im Check: Sprach- und Gesten-Steuerung im Test

Aber was bekommt man denn nun für seine Kohle? Kinect ist auf jeden Fall schon mal deutlich mehr als eine Kamera. Denn neben dem normalen »Bild« aus dem Wohnzimmer verschafft sich das Gerät auch einen 3D-Überblick und erkennt zum Beispiel, ob man ganz hinten oder weiter vorne im Zimmer steht.

Obendrein verfügt Kinect über empfindliche Mikrofone - wichtig für die Sprachsteuerung der Xbox One. Außerdem kann sie - ähnlich wie Nintendos Wii - per Infrarot die Position der Controller verfolgen und so zum Beispiel erkennen, ob ein Pad ruhig auf dem Tisch liegt oder ob es jemand in der Hand hält. Momentan benutzen aber noch keine Apps oder Spiele diese Funktion.

Für 100 Euro bekäme man auch...
- ein Vollpreis-Spiel wie Forza 5 + das Charge-Kit für den Xbox One-Controller
- einen zweiten Controller + Crimson Dragon + Powerstar Golf
- Xbox Live Gold für ein Jahr + das Charge-Kit für den Xbox One-Controller

Komfort mit Kinect

Microsofts Versprechen: Kinect macht den Alltag mit der Xbox One bequemer. Und tatsächlich, an den automatischen Login per Gesichtserkennung gewöhnt man sich genauso schnell wie an das Einschalten der Xbox per Sprachkommando (vorausgesetzt, das Gerät ist im Standby-Modus).

Auch die Navigation in der recht unübersichtlichen Menüstruktur der Konsole fällt durch Worte leichter als mit dem Gamepad. »Xbox, gehe zu Skype« flutscht deutlich schneller, als sich mühsam durch die unhandliche App-Übersicht zu kämpfen. Überhaupt Skype: In Zusammenarbeit mit Kinect sind Videochats per Skype auf der Xbox One eine wahre Freude.

Kinect-Sicht: Normal... So sieht Kinect das etwas unaufgeräumte GamePro-Spielezimmer als normales Bild,...

Nachtsicht ...mit »Nachtsicht«...

Wärmebild? ...und als »Wärmebild«, in dem allerdings nur die Entfernung einzelner Objekte in Farben umgerechnet wird – einen Wärmesensor hat Kinect dann doch nicht.

Die Kamera erkennt Personen, verändert selbständig den Bildausschnitt und zoomt sogar näher heran, wenn etwa im Hintergrund jemand winkt. Auch der Wechsel aus einem Spiel zu einem Skype-Gespräch klappt mit »Xbox, Anruf annehmen« tadellos.

Das Spiele-Angebot für Kinect ist noch relativ klein. Außer Fighter Within und dem kostenlosen Appetithappen zum 2014 erscheinenden Kinect Sports Rivals gibt es noch keine reinrassigen Kinect-Titel.

Von den Jetski-Rennen in Kinect Sports Rivals waren wir jedoch angenehm überrascht: Nach ein paar Runden Übung zirkelt man gekonnt um Hindernisse, peilt Sprungschanzen an und vollführt problemlos Stunts. In seinen besten Momenten erinnert das Spiel angenehm an das ehrwürdige Wave Race 64 für Nintendos N64.

Kalibrierung ist Pflicht

Damit das alles so glatt funktioniert muss Kinect vorher sorgfältig kalibriert werden. Auch wenn man beim Auspacken der Konsole scharf auf die Spiele ist und sofort einschalten und loslegen möchte - die Zeit für die vernünftige Einrichtung (keine Hintergrundgeräusche und sonstige Störungen) der Kamera sollte man sich nehmen.

Nur dann klappt die Unterscheidung zwischen Sprachkommandos und Konsolensound und die Xbox One springt nicht ständig in Bereitschaft, wenn etwa in einem Youtube-Video jemand »Xbox« sagt. Berichte und Beschwerden über Schwierigkeiten mit Kinect dürften größtenteils auf mangelnde Kalibrierung zurückzuführen sein.

Kalibrieren Die saubere Kalibrierung von Kinect ist extrem wichtig, damit nachher die Sprachkommandos gut funktionieren. Diese fünf Minuten Zeit sollte man sich nehmen.

Abschalten Die automatische Anmeldung via Kinect lässt sich auch abschalten, weitere Einstellungen zu Datenschutz- und Weitergabe gibt es bislang noch nicht.

Im Wohnzimmer-Praxistext funktionieren die Sprachkommandos mit normaler Stimme in 95 Prozent aller Fälle auf Anhieb, spätestens aber beim zweiten Versuch. Allerdings braucht es einige Zeit, bis man selbst die verstandenen Befehle »gelernt« hat. Will man etwa bei der - Anfangs wichtigen - Übersicht mit den Kinect-Befehlen von Seite zwei auf Seite 1 wechseln, ist das richtige Kommando »Xbox, vorherige Seite«.

»Vorige Seite«, »Seite 1« oder »erste Seite« funktionieren nicht. Ähnlich ist es beim Wechsel zu Spielen und Apps. »Xbox, gehe zu Kinect Sports« klappt nicht, es muss schon das vollständige »Xbox, gehe zu Kinect Sports Rivals« sein. Immerhin ist die Konsole bei der englischen Aussprache der Spielenamen einigermaßen tolerant und hat offenbar keine Probleme mit deutschem Akzent.

Und die NSA spielt mit?

Schon bei der ersten Ankündigung der Xbox One tauchten Fragen auf: Was genau sieht Kinect? Was passiert mit den Daten? Ist das Ding wirklich immer an? Zumindest letzteres kann man sicher beantworten: Nein, denn man darf die Kamera - anders als ursprünglich geplant - einfach abstöpseln

Allerdings nervt dann im Dashboard eine entsprechende Meldung in der rechten oberen Ecke - für die Xbox One ist Kinect eben der Normalzustand. Skype und Spiele, die Kinect benötigen funktionieren natürlich genau so wenig wie Sprachkommandos.

Auch wer Spielszenen aufnehmen will, muss den GameDVR von Hand starten. Und Vorsicht: Das Durchschleifen von Infrarot-Fernbedienungsbefehlen an Satelliten-Box oder AV-Receiver klappt auch nicht mehr, wenn man Kinect und damit den IR-Blaster lahmlegt.

Xbox One - Kinect Tech Video - So genau ist das neue Kinect Video starten 0:47 Xbox One - Kinect Tech Video - So genau ist das neue Kinect

Kurz: Die Xbox One ist taub und blind. Abgesehen von dieser Radikalkur sind die Einstellungsmöglichkeiten momentan aber dürftig. Zwar kann man die automatische Anmeldung per Gesichtserkennung deaktivieren, das war's dann aber auch. Hier wünschen wir uns für zukünftige Betriebssystem-Versionen weiter Einstellungsmöglichkeiten, vor allem für die Speicherung und Verwendung der via Kinect gesammelten Daten.

In Sachen Bewegungs- und Stimmerkennung ist der Sprung vom alten Kinect für die Xbox 360 auf die neue Version enorm. Allerdings fehlen - wie schon beim Vorgänger - noch richtige Spiele dafür. Immerhin dürfte diesmal schneller Nachschub kommen, schließlich können sich die Entwickler drauf verlassen, dass jede Xbox One auch über Kinect verfügt.

Keine Frage: Man muss sich erst mal dran gewöhnen, alleine im Wohnzimmer sitzend mit seiner Konsole zu quatschen. Wenn diese Hemmschwelle aber erst mal überwunden ist, klappt die Benutzung erstaunlich gut und man wünscht sich fast, die Microsoft-Entwickler wären noch ein paar Schritte weiter in Richtung von Apples Siri gegangen.

Rentiert sich also der (gefühlte) Aufpreis von 100 Euro für Kinect? Momentan gerade mal so, und das auch nur, wenn man häufig Skype benutzen möchte. Wenn jedoch die Spracherkennung weiter entwickelt wird und vor allem die Spieleunterstützung Fahrt aufnimmt, ist die Kamera auf jeden Fall eine gute Ergänzung. Dann sind wir in zwei, drei Jahren vielleicht froh, dass uns Microsoft damals im November 2013 dazu gezwungen hat, 100 Euro für eine aufgemotzte Webcam auszugeben.

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