Cronos The New Dawn im Test - So begeistert waren wir von einem neuen Survival-Horrorspiel schon lange nicht mehr

Dennis ist durch die unheilvolle polnische Postapokalypse von Cronos: The New Dawn gestapft und hat fantastische Nachrichten für alle, die Survival-Horror im Stile von Dead Space lieben.

Cronos: The New Dawn im GamePro-Test. Cronos: The New Dawn im GamePro-Test.

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Entwickler Bloober war lange Zeit mit Spielen wie The Medium, Observer und Layers of Fear für richtig solide Horrorkost verantwortlich. Nach dem für meinen Geschmack fantastischen Remake von Silent Hill 2 stand allerdings die Frage im Raum, ob der polnische Entwickler auch ohne Meisterwerk als Vorlage qualitativ noch einen Gang hochschalten kann.

Nach gut 20 Spielstunden kann ich euch nun folgendes verraten: Ich habe gebibbert und geschaudert. Aber nicht aufgrund gruseligem Spieldesign – wie bei so manch Survial-Horrorspiel aus jüngster Vergangenheit. Sondern vielmehr, weil mich das retrofuturistische Actionspiel aus der Third-Person-Perspektive so sehr gepackt hat wie zuletzt kein anderer Horrortitel. 

Cronos ist ein Atmosphäre-Monster

Cronos: The New Dawn wirft zu Spielbeginn viele Fragen auf, darunter, was zum heiligen Klabautermann hier überhaupt los ist.

Recht offensichtlich ist, dass das Polen der 1980er-Jahre in einer Postapokalypse versunken ist. Größtenteils zerstörte Gebäude, einsam in dunklen Gassen liegendes Spielzeug und beschädigte Panzer zeigen ein enormes Ausmaß der Verwüstung.

Der Auslöser der Katastrophe bleibt jedoch lange unklar. Genauso wie die Frage, warum ich mir in einem schweren Stahlanzug den Weg vorbei an schwebenden Trümmern bahne, durch pulsierende gelbe Risse in der Zeit zurückreisen kann und verstümmelte, menschenähnliche Monster Jagd auf mich machen.

Video starten 15:56 Cronos: The New Dawn - Test-Video zum neuen Horror-Shooter im Stil von Dead Space

Scheinbar gehört meine stark gepanzerte weibliche Spielfigur, die in Cutscenes mit blecherner Stimme spricht, einer Sondereinheit an, welche die Ursache der Katastrophe erforschen soll. Viel mehr Infos gibt es zu Spielbeginn jedoch nicht.  

Ihr merkt es bereits, die Geschichte von Cronos wird keinesfalls auf dem Silbertablett präsentiert. Vieles ist mystisch und regt zum Nachdenken an, zumindest ist mir das passiert. Es stellen sich Fragen wie “Wer bin ich?” oder “Bin ich möglicherweise selbst für all das Leid verantwortlich?”. Eine schnelle, recht offensichtliche Antwort auf diese Fragen gibt es erfreulicherweise nicht, weswegen die Suche danach auch hervorragend als Spielmotivation funktioniert.

Ab und an treffen wir auf gefallene Einheiten, die zuvor auf unserer Mission gescheitert sind. Ab und an treffen wir auf gefallene Einheiten, die zuvor auf unserer Mission gescheitert sind.

Bis zum Ende hat mich die vor schauriger Atmosphäre nur so triefende Spielwelt jedenfalls so sehr gepackt, dass es auch okay war, dass mir Bloober hier wahrlich keine AAA-Qualität während der Cutscenes liefert und allerhand Storytelling auf in der Spielwelt verteilte Notizen auslagert. Und wenn beispielsweise eine Nebenfigur während einer Zwischensequenz recht hakelig mit den Armen rudert, wird klar, dass Cronos in manchen Bereichen nicht im obersten Qualitätsregal liegt.

In entscheidenden Bereichen macht der Titel aber nahezu alles richtig. Denn wo seitens des polnischen Entwicklers unter anderem nicht gespart wurde, ist beim motivierenden, durchaus fordernden und teils überaus kreativen Gameplay. 

Optionen für mehr Barrierefreiheit

Wie zuletzt das Silent Hill 2 Remake, bietet auch Cronos erfreulicherweise zahlreiche Accessibility-Optionen. Darunter:

  • Farbfehlsichtigkeits-Modi
  • optionale Zielhilfe
  • Quick-Time-Events (tippen/halten)
  • Legasthenie-Hilfe für Untertitel
  • anpassbare Steuerung
  • Nachtmodus
  • Motion Blur (ein, aus, nur Cutscenes)

Gibt es Schwierigkeitsgrade? Nein. Nach Abschluss des Spiels wird neben einem New Game Plus- lediglich ein neuer Hard-Mode freigeschaltet.  

Gibt es eine deutsche Sprachausgabe? Cronos hat eine gut verständliche englische Synchro mit deutschen Texten.  

In der Ruhe liegt die Kraft

Habt ihr bereits Titel wie Dead Space oder Resident Evil 4 gespielt, wisst ihr grob, was euch in Cronos erwartet. Was den Kern des Gameplays anbelangt, erfindet Bloober das Genre der Survival-Horrorspiele nicht neu. 

Bedingt durch den schweren Kampfanzug bin ich meist gemächlich mit gezückter Pistole oder Schrotflinte durch düstere, leicht verwinkelte U-Bahn-Stationen, verlassene Eisengießereien oder von der Katastrophe nahezu komplett zerstörte Wohnblöcke gestapft und habe wirklich jeden (!) Winkel genauestens nach Ressourcen wie Munition, Heilung oder Upgrade-Materialien für meine Waffen oder den Stahlanzug abgesucht. 

Die Ressourcen in Cronos sind stark begrenzt und so muss jede Ecke genaustens erkundet werden. Die Ressourcen in Cronos sind stark begrenzt und so muss jede Ecke genaustens erkundet werden.

Und das nicht nur, weil ich in Horrorspielen gerne jeden Winkel nach Monstern absuche, sondern weil mir sorgfältige Erkundung das Leben in der polnischen Postapokalypse enorm erleichtert. Cronos ist trotz fehlender Schwierigkeitsgrade per se kein schweres Spiel. Vorausgesetzt, ihr nehmt euch Zeit bei der Erkundung und stellt euch gut auf Gegner und lauernde Gefahren ein. Macht ihr das jedoch nicht und verballert zu viel Munition, wird die Sache schon deutlich kniffliger. 

Enorm motivierender Survial-Horror

Das Haushalten mit den knappen Ressourcen, geschicktes Inventar-Management und die Wahl des optimalen nächsten Upgrades sind essentiell. Und lange ist es her, dass mich ein Spiel mit seinem Survival-Aspekt so sehr motiviert hat. In Cronos freut ihr euch über jede gefundene Heilung, jede Schrotkugel und vor allem über Kerne. Mit diesen erkauft ihr euch an digitalen Shop-Stationen weitere Inventarplätze, verbessert die Rüstung des Stahlanzugs oder erhöht die Anzahl an explosiven Tretminen, die ihr tragen könnt.    

Inventarplätze sind stark begrenzt. Um Munition und Heilung herzustellen, gibt es ein simples Crafting-System. Inventarplätze sind stark begrenzt. Um Munition und Heilung herzustellen, gibt es ein simples Crafting-System.

Es gibt immer einen Ausweg: Ganz hervorragend ist auch, dass euch Cronos spielerisch nie im Stich lässt und euren Kampfgeist belohnt. Habt ihr beispielsweise in einem Areal oder bei einem Boss zu viel Munition verballert, naht nicht automatisch der Game Over-Bildschirm. Monster geben euch immer wieder eine Verschnaufpause, in denen ihr ihnen mit der Faust eins über die Fleischmütze ziehen könnt. Registriert das Spiel starke Knappheit, fallen dann meist ein paar Patronen aus den leblosen Körpern. Ab und an lohnt es sich zudem, an Gegnern vorbeizusprinten und sich neu zu sortieren – oder doch nochmal eine hintere Ecke nach Ressourcen abzusuchen. 

Cronos ist diesbezüglich so gut ausbalanciert, dass ich zu keiner Sekunde frustriert den Controller in die Ecke gelegt habe, sondern mich stets der Herausforderung stellen wollte. Chapeau!

"Ok, das ist richtig cool gemacht!"

Cronos hat mich mit Blick aufs Gameplay allerdings nicht nur aufgrund seiner Survival-Mechaniken gepackt, sondern auch, weil sich das Team von Bloober gefühlt jede Spielstunde eine neue coole Kleinigkeit hat einfallen lassen. Damit der Punkt für euch verständlich wird, ein paar Beispiele. 

So finde ich beispielsweise im Verlauf des Spiels einen Sensor für meine Pistole, der mir beim Zielen anzeigt, ob Monster bereits tot oder noch am Leben sind und im nächsten Moment möglicherweise wieder vom Boden aufstehen.

In einigen Arealen hängen verklumpte Fleischkörper regungslos an Wänden und warten bei der Annäherung darauf, giftige Säure auf mich zu spucken. Was in anderen Spielen super frustrierend und nervig sein kann, ist in Cronos clever gelöst. Denn dank des Sensors kann ich bereits aus der Ferne die Körper scannen – leuchtet er grün, erkenne ich direkt die Gefahr. 

Zeit Durch Zeitrisse lassen sich Objekte wie kaputte explosive Fässer binnen weniger Sekunden wiederherstellen.

Sensor Leuchtet der Sensor an der Pistole grün, sind die Monster putzmunter.

Und auch beim Leveldesign bin ich über richtig coole Ideen gestolpert. So kann ich beispielsweise mit einem Zeitmanipulationsstrahl zerstörte Objekte an dafür vorgesehenen Stellen wieder instand setzen und mir so beispielsweise ein explosives Fass bauen oder loses Geröll zu einer Brücke formen. 

In einem der frühen Areale habe ich zudem Gravitationsstiefel gefunden, mit denen ich schwerelos weite Distanzen überwinden kann und die es mir ermöglichen, kopfüber an der Decke zu stehen. Das Ganze erinnert ein wenig an die Schwerelosigkeits-Passagen aus Dead Space.

In Cronos öffnet das Gadget jedoch neue Möglichkeiten, um nervenaufreibende Passagen zu schaffen. Eigentlich harmlose Deckengrabbler, werden so weit furchterregender, da sie plötzlich vom scheinbaren Boden an die Wände springen – das Ganze ist natürlich nur eine Illusion, da ich mit meinen Stiefeln selbst an der Wand klebe.

Solche Ideen führen dazu, dass sich die Abschnitte interessant und frisch spielen, obwohl beispielsweise die Gegnervielfalt nicht außergewöhnlich groß ist oder ich mich durch Level bewege, wie ich sie im Genre noch nicht gesehen habe.

Technik und Präsentation auf PS5 Pro

Mangels Keys konnten wir Cronos bislang nur auf der PS5 Pro spielen, auf der zwei Grafik-Modi (Qualität/Leistung) zur Auswahl stehen. 

Für die meist konstante Framerate von 60 fps im gespielten Leistungsmodus gibt es in jedem Fall ein Lob von mir. Leider tappt auch Bloober in die bekannte Unreal Engine 5-Falle. Das führt dazu, dass die Bildrate bei längerem Spielen in einigen Abschnitten spürbar in die Knie geht. Cronos bleibt während der Einbrüche aufgrund seines eher gemächlichen Spieltempos zwar weiter spielbar, bis ein nötiger Patch das Problem behebt, gibt es jedoch eine kleine Abwertung. 

Davon ab bin ich erfreulicherweise über keine störenden Bugs oder Abstürze gestolpert. Lediglich wenige niedrig aufgelöste Texturen, unter anderem während Cutscenes, trüben das technische Gesamtbild. 

Zwar sehen NPCs wie hier im Standbild gut aus, bei ihren Animationen wurde jedoch deutlich sichtbar eingespart. Zwar sehen NPCs wie hier im Standbild gut aus, bei ihren Animationen wurde jedoch deutlich sichtbar eingespart.

Und optisch? Zwar hätten Bloober bei den recht steif animierten NPCs gerne etwas mehr Budget für Motion-Capture-Aufnahmen in die Hand nehmen können, davon abgesehen ist Cronos jedoch ein grafisch überaus stimmiges Spiel. Speziell die herrlich detaillierten Schauplätze und die fantastische Lichtstimmung haben mir sehr gut gefallen.

Akustisch dürft ihr euch auf eine stark reduzierte Sound-Kulisse freuen, die häufig nur aus Umgebungsgeräuschen besteht, was wiederum der Atmosphäre sehr zugutekommt.  

Das größte Gameplay-Gimmick hat seine Schwächen

Doch nicht alle Ideen von Bloober funktionieren astrein. In Previews und auch in Trailern stand das Verschmelzen von Gegnern häufig als Alleinstellungsmerkmal im Fokus. 

Tötet ihr Gegner und verbrennt sie nicht mit eurem Handfeuerwerfer, können andere Monster mit ihnen verschmelzen. Dadurch werden die bereits Getöteten zwar nicht wieder “lebendig”, doch ihre Eigenschaften werden weitergegeben. Ein flinker Infizierter kann so beispielsweise zusätzlich Gift spucken, das er sich von einem am Boden liegenden Ekelviech gemopst hat.  

Kommen Monster in die Nähe von Leichen, beginnen sie zu verschmelzen und werden stärker. Kommen Monster in die Nähe von Leichen, beginnen sie zu verschmelzen und werden stärker.

Das System ist grundsätzlich cool, da es dem Gameplay eine weitere taktische Komponente und Bedrohung hinzufügt und ich das “Schlachtfeld” stets ausloten muss. Das Problem ist jedoch, dass über weite Strecken die Munition für den Flammenwerfer so stark begrenzt ist, dass ich für einen sinnvollen Einsatz stets längere Strecken zurück an Munitionsstationen rennen muss.

Das resultiert dann in nervigem Backtracking, wenn ich denn optimal spielen will. Zwar kann ich die Kapazität des Flammenwerfers im Verlauf des Spiels erhöhen, optimal gelöst ist das System jedoch nicht. 

Meine Spielfigur kann wie Isaac Clarke aus Dead Space zudem Objekte mit dem Fuß zerstampfen und auch am Boden liegenden Feinden so Schaden zufügen. Dass auf diese Art Feinde nicht komplett unschädlich gemacht werden können und sich nicht mehr fürs Verschmelzen eignen, wirkt allerdings ein wenig seltsam.  

Und um die Kritikpunkte abzuschließen: Auch was das Trefferfeedback anbelangt, bin ich im Genre mittlerweile Besseres gewohnt. Monster reagieren auf Treffer, abgeschossene Köpfe oder fliegende Gliedmaßen solltet ihr jedoch keine erwarten.  

"Dennis, ich habe im Trailer süße Katzen gesehen, kann ich die etwa streicheln?"

Nicht nur das! Folgt ihr Katzen, führen sie euch an versteckte Orte. Streichelt ihr sie dann, verwandeln sie sich in Loot.

Es fehlte nicht viel zum Meisterwerk

Ich bin mir recht sicher: Hätte Bloober für die Entwicklung noch etwas mehr Zeit und Budget gehabt, die 90er-Marke wäre ziemlich sicher im Test gefallen. Doch trotz verhältnismäßig kleiner Kritikpunkte ist das polnische Studio mit diesem Titel für mich endgültig im Horror-Olymp angekommen.

Mögt ihr Resident Evil, Silent Hill oder eben Dead Space, kann ich euch Cronos: The New Dawn nahezu uneingeschränkt empfehlen.

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