Fazit: Dishonored 2 im Test - So gut war Stealth seit Jahren nicht

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Fazit der Redaktion

Dimitry Halley
(@dimi_halley)

Dishonored 2 habe ich auf allen wichtigen Stationen seines Marketing-Lebens begleitet. Bei der ersten Enthüllung im Dolby Theatre zur E3 2015, bei der ersten Gameplay-Präsentation für unsere Titelstory in Lyon, beim ersten Anspiel-Termin in Frankfurt. Und die Gamescom-Präsentation 2016 habe ich auch mitgenommen. Kostet ja nichts (außer dem GC-Ticket). Während dieser ganzen Reise hin zum finalen Release war das Spiel für mich eine der größten Story-Hoffnungen der letzten Jahre. Ich meine, schauen Sie sich Karnaca mal an! Diese Spielwelt hat so viel Potenzial, weil sie bis ins Detail mit Leben gefüllt, innovativ gestaltet und so einzigartig kurios ist.

Das galt schon für den Vorgänger, für den Nachfolger umso mehr. Und ja, die Atmosphäre ist eine der größten Stärken von Dishonored 2 - die Story allerdings nicht. Persönlich ärgere ich mich sehr darüber, dass Arkane aus den an sich spannenden Charakteren nicht mehr rausholt und der Plot erneut vorhersehbar vor sich hinblubbert. Auf der anderen Seite erzähle ich aber ohnehin meine eigene Story - und zwar spielerisch.

Dishonored 2 ist ein Paradebeispiel für spielerische Freiheit, cleveres Leveldesign und eine funktionierende Schleichmechanik. Die Fertigkeiten laden zum Experimentieren ein, selbst beim dritten Durchlauf findet man neue Details und noch bessere Routen, ohne dass es einen klaren Königsweg gibt. Ich spiele dieses Spiel rauf und runter, schleiche einmal ohne Alarm, dann wieder als gnadenloser Assassine. Ich probiere aus, wie lange ich im offenen Gefecht überlebe. Hinter Dishonored 2 steckt einfach eine durch und durch gelungene Spielmechanik. Oder kurz gesagt: Ich hatte seit Jahren nicht mehr so viel Spaß beim Schleichen.


Michael Graf
(@Greu_Lich)

Dishonored 2 ist eines dieser Spiele, die mit jedem Schritt besser werden. Am Anfang, in den ersten fünf Stunden, hat es mich kaum mitgerissen. Ja, das Schleichen macht Spaß, doch die Story beginnt belanglos und plätschert dann dahin, die Charaktere entfalten weniger Profil als ein ausgelatschter Sneaker. Aber! Je mehr Zeit ich in Karnaca verbringe, je mehr Zeit ich damit verbringt, durch die Schatten zu huschen, Wachen zu belauschen, Briefe zu lesen oder auch mal innezuhalten, um schick ausgeleuchtete Ecken zu bewundern - je mehr Zeit ich mit alldem verbringt, desto mehr packt mich dieses Spiel, das im Stilton-Anwesen in seinem Höhepunkt gipfelt. Eine so geniale Levelidee habe ich schon lange nicht mehr gesehen (okay, außer in Titanfall 2, das sie aber schlechter in die Kampagne einbettet).

Nein, die Story wird nicht besser. Aber Dishonored 2 lebt davon, dass ich meine eigene schreibe, mit meinen Erlebnissen beim Versuch, unentdeckt und ohne Mord, aber dennoch mit vollem Beutesack durch die hervorragend gebauten Levels zu geistern. Dishonored 2 lebt davon, dass ich Geschichten darüber erzählen kann, ohne seine eigentliche Geschichte zu erzählen. Ja, das Setting verschenkt Potenzial. Ein Erlebnis und eine Empfehlung ist dieses Spiel dennoch.


Tim-Philipp Hödl
(@DieserHoedl)

Save. Load. Repeat. Was an das Motto eines Sci-Fi-Actionfilms mit Tom Cruise erinnert, bringt meine Beziehung zu Dishonored 2 auf den Punkt. In den vergangenen Tagen habe ich kaum etwas anderes gespielt. Trotzdem liegt das letzte Drittel der Kampagne erst noch vor mir. Dishonored weckt in mir nämlich den Anspruch, als pazifistischer Geist durch Karnaca zu huschen. Nur ist das dank der aufmerksamen Gegner gar nicht so einfach. Also heißt es: ausprobieren. Save. Load. Repeat eben.

Zum Glück trumpft Dishonored 2 mit seinen unterschiedlichen Fähigkeiten und den kreativ gestalteten Leveln in genau dieser Disziplin auf. Ob ich nun an Wachen vorbeischleiche oder sie zumindest zeitweise ausschalte - stets stehen mir gleich mehrere Möglichkeiten offen, die auch noch allesamt verdammt viel Spaß machen. Dass Dishonored 2 seinen Plot nicht allzu spannend erzählt, Gegenspielerin Delilah eher blass bleibt und auch Emily bislang keine nennenswerte Entwicklung als Figur durchläuft, nehme ich dem Spiel dabei kaum übel. Abseits der Geschichte bietet es mir nämlich umso mehr.

Rae Grimm


Rae Grimm
(@freakingmuse)

Normalerweise bin ich jemand, der auf die Handlung und die Charaktere eines Spiels mehr Wert legt als auf viele andere Aspekte. Ich bin gewillt, Gameplay-Schwächen zu verzeihen, wenn mich dafür Story und Figuren mitreißen können. Umso mehr überrascht es mich, dass es sich im Fall von Dishonored 2 genau anders herum verhält.

Emily als Hauptcharakter ist enttäuschend blass, Corvo leider nicht besser, die Story eine klassische Rachegeschichte ohne Überraschungen. Und spannende Nebencharaktere oder Feinde gibt es ebensowenig. Und trotzdem bin ich ein kleines bisschen verliebt in das Stealth-Spiel von Arkane, schlicht weil Gameplay, Setting und Leveldesign im Zusammenspiel so unfassbar gut funktionieren.

Obwohl ich normalerweise den direkten Weg bevorzuge, schleiche ich mich dank der spannenden Fähigkeiten und vielfältigen Ansatzmöglichkeiten dieses Mal überlegt durch die Level von Dishonored 2. Manchmal lade ich eine Mission absichtlich neu, nur um noch einmal zu testen, wie ich das Problem anders lösen könnte, obwohl bereits beim ersten Anlauf eigentlich alles so geklappt hat, wie ich es mir wünsche. Es ist ein für mich neues Spielverhalten, das Dishonored 2 frisch und neu wirken lässt auf eine Art, die mir selbst der großartige erste Teil nicht geben konnte. Für mich ist Dishonored 2 in jeder Hinsicht ein kleines Stück besser, auch wenn er leider lange nicht so mutig oder innovativ ist, wie ich es mir gewünscht oder es erwartet hätte. Vielleicht bei Dishonored 3 dann. Traut euch, Arkane, ich habe vollstes Vertrauen in euch!

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