E3-Interview mit Electronic Arts - GamePro im Gespräch mit EA-Vize Patrick Söderlund

EA-Games-Chef Söderlund erklärt GameStar-Redakteur Michael Graf Electronic Arts' Pläne zu Gebrauchtspielen, PC, Mobile, Wii U, Cloud und Free2Play.

Auf der E3 2013 hatte Michael Graf, Mitglied der GameStar/GamePro-Chefredaktion, Gelegenheit mit Patrick Söderlund zu sprechen. Söderlund ist EA-Games-Chef und Vice President des Publishers Electronic Arts. Im Interview spricht Söderlund über Gebrauchtspielsperren, zukünftige Unterstützung des PCs und der Wii U, den Transformationsprozess hin zu Free2Play und Messetrends wie die Einbindung von Tablet-PCs als »Second Screen« und Cloud Computing. Das komplette Interview seht ihr im Video, darunter findet ihr eine komplette Transkription des Gesprächs.

E3-Interview mit Electronic Arts - GameStar im Gespräch mit EAs Patrick Söderlund Video starten 7:25 E3-Interview mit Electronic Arts - GameStar im Gespräch mit EAs Patrick Söderlund

GameStar: Microsoft sagt, sie wollen Publishern die Möglichkeit geben, den Weiterverkauf von Spielen zu unterbinden. Wird Electronic Arts dies tun?

Patrick Söderlund: Die Gebrauchtspiel-Frage wird immer mehr zum Thema bei dieser Messe. Wir haben dazu nur eine ganz simple Sache zu sagen: Wir werden darauf hören, was die Spieler wollen und wir werden tun, was wir für richtig für den Kunden halten.

GameStar: Die Spieler wollen, dass EA den Gebrauchtspielhandel nicht beschränkt. Das dürfte ziemlich klar sein. Könnt ihr uns versprechen, dass Electronic Arts keine derartigen Pläne hat?

Patrick Söderlund: Ich werde nichts versprechen, bevor wir in Kürze in unser Hauptquartier zurückkehren und einzeln analysieren, was all das für das Unternehmen bedeutet. Aber unser Weg ist, den Leuten zuzuhören - und wenn sie etwas wollen, dann sollten wir diese Richtung einschlagen.

Messetrend »Second Screen«

GameStar: Ein Trend der E3 in diesem Jahr sind die so genannten »Second Screens«. Spiele lagern einzelne Elemente auf Tablets aus. Electronic Arts macht das ja zum Beispiel bei Battlefield 4, in dem der Commander-Modus auch auf dem Tablet spielbar ist. Woher kommt dieser Trend, welche Vision steckt dahinter?

Patrick Söderlund: Die Idee hinter dem Second Screen halte ich für ziemlich cool. Wir haben angefangen, mit Ideen herumzuspielen. Ich gebe zu, unsere ersten Einfälle waren ziemlich schlecht. Aber wir haben uns Mühe gegeben, sinnvolle Gameplay-Erweiterungen zu erarbeiten und nach und nach interessante Möglichkeiten entwickelt.

So kamen wir auf den Commander-Modus für Battlefield 4. In dem könnt ihr das Spiel im Zug oder Bus weiterspielen. Ihr könnt an einem Multiplayer-Spiel via Tablet teilnehmen, sogar mit den Leuten im Spiel sprechen. Ich halte das für eine wirklich sinnvolle Erweiterung. Und darum geht es für mich beim Second Screen: Herauszufinden, wie man ein Spielerlebnis besser, tiefer und vor allem etwas anders gestaltet - und nicht nur den zweiten Screen um des zweiten Screens willen einzubauen.

GameStar: Werden wir in den kommenden Monaten mehr EA-Spiele sehen, die den Second Screen nutzen?

Patrick Söderlund: Viele unserer Spiele werden Second-Screen-Integration bieten. Zum Beispiel Need for Speed: Rivals, das eine Option namens »Overwatch« haben wird, eine andere Art, das Spiel unterwegs auf einem Tablet zu spielen.

Battlefield 4 - Der Commander-Modus auf Tablets Video starten 1:38 Battlefield 4 - Der Commander-Modus auf Tablets

Unterstützt EA weiterhin den PC?

GameStar: Laut einer aktuellen Studie wächst der Marktanteil von Tablet-Spielen. Das gibt eurer Strategie natürlich Recht. Wir sehen aber auch, dass PC-Spiele etwa sieben Prozent an Marktanteil verlieren. Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis Publisher wie EA den PC komplett aufgeben werden?

Patrick Söderlund: Hört mal. Wir haben den PC von Anbeginn unterstützt. Der Plattformfrage standen wir immer agnostisch gegenüber. Wir werden da sein, wo die Spieler sind. Wenn die Spieler den PC wollen, wollen wir ihn auch. Wir haben sehr starke PC-Marken: Die Sims und Battlefield sind richtig große PC-Marken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Titel auf dem PC verschwinden. Warum sollten sie.

Warum keine Wii U-Spiele?

GameStar: Das ist schön zu hören. Eine andere Plattform, um die es eine kleine Kontroverse gibt, ist die Wii U. Ihr habt kein Wii U-Spiel auf der Pressekonferenz gezeigt und zeigt auch keines auf dem Showfloor der E3. Vor zwei Jahren aber, bei der Vorstellung der Wii U, wurde EA als »spezieller Partner von Nintendo« genannt. Was ist da los? Wird es neue Wii U-Spiele von Electronic Arts geben? Warum zeigt ihr nichts?

Patrick Söderlund: Wir haben erst vor kurzem Need for Speed: Most Wanted für die Wii U veröffentlicht, das viele für die beste Version des Spiels halten. Wir haben also schon Spiele für die Wii U gemacht. Momentan fokussieren wir uns auf die NextGen-Plattformen Xbox One, PlayStation 4 und den PC. Das ist nur eine Frage des Schwerpunkts und bedeutet nicht, dass wir nichts mehr für die Wii U machen werden oder die Plattform aufgegeben haben. Auf keinen Fall.

GameStar: Wir werden also in den kommenden Monaten Wii U-Spiele von EA sehen?

Patrick Söderlund: Das werdet ihr, wenn es Sinn für uns macht, ein [Wii U-] Spiel zu machen.

Messetrend Cloud Computing

GameStar: Alles klar. Ein weiterer Trend dieser E3, ist Cloud Computing, das Auslagern von Rechenoperationen in die Cloud. Electronic Arts hat eine ähnliche Technik für SimCity benutzt, was nicht besonders gut geklappt hat. Was habt ihr daraus gelernt?

Patrick Söderlund: Man muss sich bei jedem Launch ansehen, was gut und was schlecht lief. Wir hatten einige Wochen lang gewisse Probleme mit SimCity, aber das war eine sehr isolierte Zeitspanne. Seitdem funktioniert der Service problemlos und richtig gut. Nochmal: Wir haben das Thema ziemlich schnell in den Griff bekommen und ich sehe momentan keinerlei Problem mehr.

Wird EA ein Free2Play-Unternehmen?

GameStar: Letztes Jahr sagte Frank Gibeau, Präsident von EA Labels, an dieser Stelle, dass Electronic Arts sich zu einem Free2Play-Publisher verwandeln müsse. Soweit ich weiß ist das einzige F2P-Spiel, das ihr in diesem Jahr zeigt, Command & Conquer. Ist diese komplette Transformation also vom Tisch oder dauert sie nur länger?

Patrick Söderlund: Ich sehe Free2Play als Geschäftsmodell. Es ist das mehr oder wenige einzig dominante Geschäftsmodell für Mobile-Spiele. Wir veröffentlichen jährlich 10-15 Mobile-Spiele und alle sind Free2Play- bzw. Freemium-Spiele, also sind wir schon in der Free2Play-Kategorie. Für den PC haben wir Command & Conquer, das man hier auf dem Showfloor spielen kann und das echt toll aussieht. Wir entwickeln derzeit auch andere Free2Play-Spiele für den PC.

GameStar: Wird Electronic Arts in absehbarer Zukunft also ein komplett auf Free2Play ausgelegtes Unternehmen sein? Oder werdet ihr auch noch Retail-Spiele in, sagen wir zehn Jahren, anbieten.

Patrick Söderlund: Hört mal. Ich finde die Diskussion Free2Play/Nicht-Free2Play/Premium für etwas übertrieben. F2P ist für mich nur ein weiteres Geschäftsmodell. Und um das noch einmal zu sagen. Wir sind agnostisch gegenüber Plattformen und wir sind zu einem gewissen Grad agnostisch gegenüber Geschäftsmodellen.

Ich weiß nur: Wir sind ein Unterhaltungsunternehmen. Wir machen Spiele und wir werden da sein, wo die Kunden und Spieler sagen, dass wir sein sollen. Da werden wir sein. Wenn alles, das die Kunden wollen, Play4Free-Spiele sind und wir das irgendwie monetarisieren können [werden wir das tun]. Denn wenn wir nur Gratisspiele machen würden und niemand mehr dafür Geld ausgeben würde, könnten wir davon einige machen und uns dann nicht mehr leisten, mehr zu machen.

Wir brauchen also ein gesundes Geschäftsfeld, damit wir mehr Spiele für die Spieler machen können. Wenn Free2Play dieses - und nur dieses - Geschäftsfeld ist, dann werden wir das tun. Ich persönlich glaube: Das Konsolengeschäft wird weitergehen, Free2Play wird weitergehen, Mobile wird weitergehen. Wir müssen entscheiden, wo und wann wir innerhalb dieses Systems teilhaben.

GameStar: Vielen Dank für das Gespräch.

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