Elden Ring sprengt alle Erwartungen und ich gönne FromSoft den Erfolg von Herzen

Mit Elden Ring ist FromSoftware der Sprung in den Mainstream gelungen und kein Entwickler aus dem vergangenen Jahrzehnt hat diesen Erfolg mehr verdient, findet Dennis.

FromSoftware ist das beste Entwicklerstudio des vergangenen Jahrzehnts, das unser liebstes Hobby zuletzt maßgeblich geprägt hat wie kein zweites Studio”. Diesen Satz hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken schon im Jahr 2021 gesagt – und zugegeben, diese Behauptung wäre neudeutsch weder besonders “edgy” noch der oft zitierte “hot take” gewesen.

Dennoch hatte auch ich vor Release von Elden Ring noch große Zweifel. Zweifel, ob die Magie nicht irgendwann auch mal erlischt und die Qualitätskurve zumindest bei einem Spiel im 90°- Winkel nach unten zeigt. Beispiele aus der Branche sind an dieser Stelle nahezu überflüssig, ist das Release-Debakel von Cyberpunk 2077 oder GTA: The Trilogy noch gut in unseren Köpfen.

Doch dazu sollte es nicht kommen, vielmehr wurde jetzt durch die Muttergesellschaft Kadokawa offengelegt, dass Entwickler FromSoftware alle Erwartungen regelrecht pulverisiert hat – und das freut mich als langjährigen Fan aufrichtig und von ganzem Herzen. 

Dennis Michel
@DemiG0rgon

Über den Autor: Dennis ist 2009 auf YouTube zufällig über ein Video von Demon's Souls gestolpert und seitdem im Souls-Kosmos gefangen . Dabei hat er sich zu Beginn durch unzählige Wikis gewühlt um Mechaniken wie die Weltendenz zu verstehen, ist durch Blighttown mit 5 fps gestapft und ist am Fume Knight regelrecht verzweifelt. Elden Ring ist für ihn nicht nur ein Meisterwerk, sondern eines der magischsten Spiele aller Zeiten.

Elden Ring ein “Erfolg fernab aller Erwartungen”

Einige unter euch werden sich vielleicht noch an Aussagen wie “Elden Ring könnte mit seinen Spielmechaniken zu gamey werden” und uns aus der gewohnten Souls-Immersion reißen, erinnern. Das waren unter anderem meine Worte oder vielmehr Befürchtungen vor dem ersten Anspielen. 

Und natürlich schwang auch bei mir die Sorge mit, ob man nicht dem Trend einer weitläufigen Open World hinterherläuft, der die eigenen Stärken wie das intelligente Leveldesign oder die grundlegende Authentizität der Spiele zu stark verwischt. Für mich hat sich letzten Endes keine dieser Sorgen bewahrheitet und über die Stärken von Elden Ring muss ich an dieser Stelle glaube ich keine Worte mehr verlieren.

Doch Sorgen hin oder her, am Ende zählen auch für einen erfolgreichen Entwickler wie FromSoftware die blanken Zahlen und die sind jenseits aller Erwartungen (via Kadokawa):

  • bis zum 31. März, ca einen Monat nach Release, wurden 13,4 Millionen Spiele ausgeliefert. Ein aktueller Vergleich: Von Resident Evil Village wurden seit Mai 2021 6,1 Millionen Einheiten verkauft, was für ein Horrorspiel jedoch ein toller Wert ist, das nur zur Einordnung. Cyberpunk 2077 verkaufte laut neuesten Informationen Stand April 2022 18 Millionen Kopien, davon 14 Millionen in den ersten drei Wochen.  
  • die ursprüngliche Verkaufserwartung der Kadokawa-Gruppe als Muttergesellschaft lag für diesen Zeitraum für Elden Ring bei 4 Millionen. Die Erwartungen wurden somit um 335% übertroffen.
  • Dark Souls 3 benötigte vier Jahre um 10 Millionen Einheiten zu verkaufen.
  • Elden Ring ist die erfolgreichste neue IP seit The Division aus dem Jahr 2016.  

Zudem ist Elden Ring das am schnellsten verkaufte japanische Spiel aller Zeiten, das nicht von Nintendo produziert wurde. 

Höhere Zugänglichkeit der Schlüssel zum Spielspaß

An dieser Stelle soll der Erfolg von Elden Ring nicht auf die erhöhte Zugänglichkeit allein reduziert werden. Auch ist klar, dass die Werbetrommel für den Urlaub in den Zwischenlanden im Vergleich zu früheren Spielen von FromSoftware besonders stark gerührt wurde und dass auch die Mitarbeit von G.R.R. Martin ein cleverer Marketing-Schachzug war. Ganz ohne Frage. 

Doch aus eigener Erfahrung, und hier beziehe ich mich weder auf externe Quellen noch auf  Aussagen von euch als Community, hat FromSoftware es geschafft, das “ist hart”-Image beiseite zu schieben und sich so einem größeren Publikum zu öffnen. 

Die Beschwörung von Geistern ist einer von vielen Wegen um sich Elden Ring leichter zu machen. Die Beschwörung von Geistern ist einer von vielen Wegen um sich Elden Ring leichter zu machen.

Gelegenheitsspieler aus meinem Freundeskreis erzählen mir plötzlich, wie sie mit Elden Ring unfassbar viel Spaß haben und auch nach einem langen Arbeitstag gerne in die von Geheimnissen strotzende Welt flüchten. Und das, obwohl sie Souls-Spielen bislang nie etwas abringen konnten.

Dabei ist es überhaupt nicht das vorrangige Ziel das Spiel durchzuspielen, sondern gleich einem Skyrim einfach in einer magischen Welt Dinge zu entdecken, dem Alltag zu entfliehen, Neues auszuprobieren und schlicht Spaß zu haben. Für eben diese Einblicke von Neulingen kann ich euch übrigens das Noob-Tagebuch von Kollegin und Schaf-Schreck Annika empfehlen:

 

FromSoftware hat, auch ohne Schwierigkeitsgrade, dank vielfältiger Gameplay-Hilfen wie den Geisteraschen, dem Koop und diversen Kampfstilen eine Form von Zugänglichkeit geschaffen, die ihre Spiele aus der erfolgreichsten Nische der Spielebranche gezogen haben. Drumherum wurde eine Welt kreiert, in der man über weiten Strecken abseits der vergangenen Linearität stets Neues entdeckt, egal ob man den dicken Boss jetzt besiegt hat oder nicht. In Elden Ring ist bei Weitem nicht das Maximum an Zugänglichkeit und erst recht nicht an Barrierefreiheit erreicht und über weitere Möglichkeiten wurde an anderer Stelle bereits diskutiert.  

Doch letzten Endes ist die Souls-Formel und der Appeal eines FromSoft-Spiels stark genug, dass die Änderungen im Vergleich zu Dark Souls, Sekiro und Bloodborne gereicht haben, um den Weg in den Mainstream zu ebnen. FromSoftware sind sich treu geblieben und treten dennoch nicht auf der Stelle.

Zudem wurde der unglaublich schwierige Spagat geschafft, dem Anspruch langjähriger Fans nach einer echten spielerischen Herausforderung gerecht zu werden und zudem mit interessanten und wenig frustrierenden Einstiegsoptionen neue Fans zu gewinnen. Eine Leistung, die aus meiner Sicht Erfolg verdient hat. 

FromSoftware sind eine der letzten Konstanten der Branche    

Seit Demon’s Souls 2009 für die PS3 erschienen ist, bin ich im Souls-Kosmos gefangen und wurde über 12 Jahre trotz zahlreicher neuer Spiele nicht enttäuscht. Über den PC Port von Dark Souls und generell Dark Souls 2 könnte man in der Retrospektive nochmal sprechen, aber selbst mit dem für mich schwächsten Souls-Spiel hatte ich zig Durchläufe lang meinen Spaß.      

Majula ist bis heute mein liebster Ort in allen Souls-Spielen (Bildquelle: StaydTwitter) Majula ist bis heute mein liebster Ort in allen Souls-Spielen (Bildquelle: Stayd/Twitter)

Es geht an dieser Stelle auch nicht um Fehler, die sicher alle Spiele der vergangenen Jahre haben. Es geht darum, dass FromSoftware seit 2009 eine Quallitäts-Konstanz liefert , wie sie in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Und es geht darum, diese Konstanz ohne Stillstand zu erreichen. Natürlich geht man den Weg der Souls-Formel weiter und besinnt sich auf seine Stärken, das ist für mich auch verständlich und wird mancherorts als Stillstand gewertet. Wer jedoch als Fan den Weg über Demon’s Souls, über Dark Souls, Bloodborne und Sekiro bis hin zu Elden Ring gegangen ist, der wird hier vom Setting über das Kampf-Gameplay viel Neues erlebt haben und einen Entwickler, der sich in seinem Kosmos immer wieder neu erfindet und auch Neues wagt.

Daher freut es mich umso mehr, dass Kadokawa jetzt noch mehr Ressourcen in einen neuen “major title” investieren wird, um die Souls-Marke weiter zu stärken. Ich bin schon sehr gespannt, mit welchem Twist ein Elden Ring 2, ein Bloodborne 2 oder ein möglicher Reboot von Dark Souls daherkommen und ich bin gespannt, ob diese Konstanz und der Erfolg noch weitere zehn Jahre andauert. Wünschen würde ich es FromSoftware von ganzem Herzen.      

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