Fallout 76 - Das Killer-Faultier aus dem Trailer gab es wirklich! (zumindest fast)

Fallout 76 hat einen neuen Gegnertyp: Killer-Faultiere. Die wirken auf den ersten Blick wie ein Witz, sind aber gar nicht so unrealistisch, wie ihr denkt.

Das Faultier wirkt auf den ersten Blick freundlich, auf den zweiten jedoch tödlich. Das Faultier wirkt auf den ersten Blick freundlich, auf den zweiten jedoch tödlich.

Ich liebe Faultiere. Deswegen freue ich mich immer wie ein Schnitzel, wenn sie in Videospielen auftauchen, zuletzt im Multiplayer-Trailer zu Fallout 76. Allerdings nicht als freundlicher Baumbewohner, sondern als mutiertes Killerbiest, das der Todeskralle Konkurrenz macht.

Für mich war das absurd. Wie kam Bethesda ausgerechnet darauf, eines der harmlosesten, langsamsten und freundlichsten Säugetiere zu einem tödlichen Feind zu machen?

Weil mich die Frage nicht mehr losließ (und weil es mir den perfekten Grund liefert, um bei der Arbeit Faultiervideos zu schauen) habe ich mich tiefer mit dem Thema auseinandergesetzt.

Fallout 76 - Trailer: Multiplayer bietet mehr als brutales Ballern Video starten 2:14 Fallout 76 - Trailer: Multiplayer bietet mehr als brutales Ballern

Mordlust in den Genen

So habe ich zum Beispiel erfahren, dass Faultiere vor 5,3 Millionen Jahren so groß wie Elefanten waren. Dass sie eine ernsthafte Gefahr für alle waren, die sich mit ihnen angelegt haben.

Und dass der einzige Grund, warum nicht auch heute riesige Killerfaultiere durch die Welt streifen, der Ernährungsplan der flauschigen Faulenzer ist. Anscheinend ist die Idee von einem Monster wie in Fallout 76 gar nicht so unrealistisch, wie ich zunächst dachte.

Um zu erörtern, warum Faultiere eigentlich nur ein saftiges Steak von ihren mörderischen Fallout 76-Cousins entfernt sind, muss ich jedoch erstmal erklären, wie aus den Kolossen von damals die kleinen, wuscheligen und vor allen Dingen unheimlich harmlosen Tiere von heute geworden sind.

Warum sind Faultiere so faul?

Die Frage nach der Größe ist leicht zu beantworten. Die Vorbilder - oder Faulbilder - aus der realen Welt sind nämlich nur aus einem einzigen Grund so behäbig und klein geworden: um zu überleben. Faultiere mussten sowohl in Größe als auch im Tempo einen Schritt zurück machen, um mit ihrer Nahrung klar zu kommen.

Damit ihnen niemand ihr Essen wegfressen kann, ernähren sich Faultiere nämlich von sehr spezifischen Blättern, die je nach Region und Faultierart variieren. Für Tiere sind die eigentlich nicht verdaubar und liefern kaum Nährstoffe.

Es sei denn, man hat einen sehr, sehr geduldigen Magen und braucht nicht besonders viel Energie, weil man eh den ganzen Tag herum hängt. Wie Faultiere.

Alles, was die Säugetiere ausmacht, basiert auf diesem einfachen Prinzip: Möglichst wenig Energie verbrauchen, um mit möglichst wenig Ressourcen durch den Tag zu kommen.

Faultiere geben dem Wort "rumhängen" eine ganz neue Bedeutung. Faultiere geben dem Wort "rumhängen" eine ganz neue Bedeutung.

Das hat jedoch auch einen großen Nachteil: Wenn die Nahrung langsamer in Energie umgewandelt wird, senkt sich das Tempo des Stoffwechsels und damit auch des ganzen Faultiers.

Sie bewegen sich mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von zwei Metern pro Minute vorwärts, in den Bäumen sind es drei. Damit gewinnen sie im Säugetiervergleich keinen Blumentopf. Nur als Vergleich: Ein Mops schafft die zwei Meter in einer Sekunde und ist damit 60-mal so schnell wie ein Faultier auf der Wiese.

Langsamer als die Sonne

Auch ihre Körpertemperatur hinkt manchmal hinter der Umwelt her, sodass die Tiere in den Schatten der Baumkronen bleiben müssen, weil es ihr Körper nicht schafft, eigenständig herunterzukühlen. Sie bewegen sich so gemächlich, dass sie sogar ihr Leben riskieren, wenn sie in Richtung Waldboden wandern, um dort ihr Geschäft zu verrichten.

Gottseidank läuft auch die Verdauung langsamer ab, sodass sie die gefährliche Reise nur einmal die Woche unternehmen müssen.

Das Braunkehl-Faultier (das dem Faultier im Trailer am ähnlichsten sieht) hat sogar den langsamsten Stoffwechsel aller Säugetiere auf dem Planeten. Die einzigen, die weniger Nährstoffe verbrauchen, sind Tiere im Winterschlaf.

Das Braunkehl-Faultier ist eigentlich freundlich. Aber Moment. Ist das da Blut an seinen Krallen? Das Braunkehl-Faultier ist eigentlich freundlich. Aber Moment. Ist das da Blut an seinen Krallen?

Und falls ihr euch immer noch nicht vorstellen könnt, wie langsam Faultiere sind: In ihrem Fell lassen sich Algen nieder, die normalerweise nur auf unbeweglichen Flächen wie Steinen oder Baumstämmen wachsen.

In zwei Schritten zum Killer

Wie ist also das Faultier aus Fallout 76 so schnell und tödlich geworden? Mir fallen da zwei Gründe ein. Zum einen kann die nukleare Verseuchung dazu geführt haben, dass alte Erbinformationen auf den Chromosomen der Faultiere reaktiviert wurden.

Vor 40 Millionen Jahren hatten die Megatheria, die Vorfahren der heutigen Faultiere, die Größe von Elefanten (und später Bären) und lebten auf dem Boden, weswegen der Bauplan für ein Riesenbiest bereits in jedem heute lebenden Faultier steckt. (Eine animierte Version davon könnt ihr euch zum Beispiel in ARK: Survival Evolved ansehen.) Eine einzige Mutation könnte die Größe also möglich machen.

Das Megatherium, das dem Riesenfaultier aus ARK als Vorbild dient, ist ein Megatherium Formipavor. Das Megatherium, das dem Riesenfaultier aus ARK als Vorbild dient, ist ein Megatherium Formipavor.

Natürlich stünde eine größere Version der Wuschelbiester vor einem offensichtlichen Problem: Mehr Körpermasse braucht mehr Energie. Die Tiere von heute sind nur kleiner geworden, um Energie zu sparen. Der zweite Grund für die Riesenfaultiere ist deswegen gleichzeitig auch die Lösung für dieses Problem.

Was, wenn die Neu-Megatheria näher am Boden bessere Nahrung finden? Je weiter sie sich von den Bäumen wagen, desto besser wird das Essen. Sorgen um ihre Sicherheit müssen sie sich ja nicht mehr machen, immerhin kann ihnen bei der Größe so schnell keiner was, und ihre langen Klauen, mit denen sie sich vorher nur an Bäumen festhielten, werden bei dreifacher Größe zu tödlichen Waffen. Vergesst Todeskrallen, jetzt beginnt die Ära der Faulkrallen!

Blut geleckt

Es müsste nur eines der Megatheria auf die Idee kommen, auf Fleisch umzusteigen und so dank tierischer Proteine stärker werden. Vielleicht verteidigt sich eines der Tiere eines Tages und leckt dabei Blut. Vielleicht findet es aber auch einfach nur durch radioaktiven Regen veränderte Pflanzen, die mehr Nährstoffe enthalten, und ist so in der Lage, mit anderen Tieren mitzuhalten (und sie zu essen).

Das Wissen um gutes Essen wird bei den Faultieren schnell verbreitet. Junge essen nur das, was ihre Mütter ihnen vorkauen. Wenn die Neu-Megatheria ihren Babies also Fleisch geben, wird in nur ein paar Jahren eine komplette Generation Fleischfresser herangezogen.

Einmal auf den Geschmack gekommen, bleiben Faultiere ein Laben lang bei ihrem Lieblingsessen. Einmal auf den Geschmack gekommen, bleiben Faultiere ein Laben lang bei ihrem Lieblingsessen.

Und je größer die werden, desto größer wird die Beute, mit der sie es aufnehmen können. Bis irgendwann die Siedler aus den Vaults kriechen und mit ihren blauen, leicht zu zerfetzenden Anzügen den perfekten Snack abgeben.

Langsame Rache

Da habt ihr also meine Antwort. Die Faultiere aus Fallout 76 haben sich einfach auf ihre Wurzeln zurück besonnen.

Natürlich sind Evolution und Mutation sehr komplizierte Prozesse, die nicht einfach auf zwei Schritte heruntergebrochen werden können. Aber mir ging es in erster Linie darum zu beweisen, dass ein Killerfaultier im Bereich des Möglichen liegt.

Und weil ich keine komplette Dissertation über die theoretischen Auswirkungen karnivorer Ernährung von Faultieren schreiben wollte, habe ich mich in diesem Artikel etwas kürzer gefasst.

Und natürlich interessiert mich dabei auch eure Meinung. Egal, ob ihr Doktor in Biologie habt oder einfach nur Faultierfans wie ich seid: Wie glaubt ihr, sind die Tiere des Wastelands entstanden?

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